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Open Password – Mittwoch, den 8. Februar 2017
#160
Swissuniversities – Schweizer Nationalfonds – Open Access – Stephan Holländer – CEPA – John Houghton – Max Planck Digital Library – Matthias Gutknecht – Science Matters – Asiatische Patentinformationen – Europäisches Patentamt – Christine Kämmer
Swissuniversities, Schweizer Nationalfonds
Open Access bringt Einsparungen
Von Stephan Holländer
Eine von Swissuniviersities und Schweizer Nationalfonds (SNF) (das Schweizer Pendant zur DFG) gemeinsam in Auftrag gegebene Studie hat erstmals die aktuellen Kosten von Schweizer Hochschulen im Zusammenhang mit dem wissenschaftlichen Publizieren untersucht und alternative Modelle zur Ausrichtung des wissenschaftlichen Publikationssystems der Schweiz hin zu mehr Open Access aufgezeigt.
Die Studie untersuchte im Rahmen des Programms „Wissenschaftliche Information“ (SUK P-2) von Swissuniversities die Kosten der Schweizerischen Hochschulbibliotheken und arbeitet ein Modell aus, um die öffentlich finanzierte Forschung künftig möglichst ohne zeitliche Verzögerungen frei und kostenlos der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
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Die Erhebung zeigt ein teures Lizenzmodell.
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Die genannte Studie wurde mit Hilfe der Beratungsfirma CEPA und in Koordination mit John Houghton durchgeführt. Die in Fachkreisen unter der Bezeichnung „Houghton-Reports“ besser bekannten Studien wurden bereits für andere Länder, beispielsweise für Australien, Grossbritannien, Dänemark, die Niederlande und auch für Deutschland erstellt. Der Schweiz kommt hier also keine Pionierrolle zu, aber die Resultate der Studie sind für die Schweiz sehr aufschlussreich.
So haben die wissenschaftlichen Bibliotheken der Schweizer Hochschulen 2015 insgesamt 70 Millionen Franken für Lizenzen und Abonnemente bei Verlagen ausgegeben, um mehr als 2,5 Millionen wissenschaftliche Artikel lizenzieren zu können. Weitere sechs Millionen Franken wenden die Forscher für Publikationsgebühren (Article Processing Charges) auf, um ihre Forschungsergebnisse in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlichen zu können.
Die Studie lässt keine Rückschlüsse zu, wieviel einzelne Bibliotheken oder die wissenschaftlichen Bibliotheken insgesamt an die Verlage bezahlt haben.
Die vom SNF zusammen mit SUK P-2 in Auftrag gegebene Finanzflussanalyse liefert nun Daten für den freien, kostenlosen und digitalen Zugang zu öffentlich finanzierten Publikationen bis ins Jahr 2024. Der Zweck ist klar: Die mit öffentlichen Mitteln geförderten Forschungsresultate sollen öffentlich und kostenfrei zugänglich gemacht werden. Dies steht im Einklang mit den auf europäischer Ebene laufenden Initiativen, das heutige Publikationssystem künftig in Richtung „Open Access“ (OA) auszurichten.
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Die Erhebung zeigt das Publikationsverhalten der Wissenschaftler.
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Vor diesem Hintergrund werden mehrere Szenarien für einen entsprechenden Umbau des Schweizer Publikationssystems und dessen finanzielle Auswirkungen skizziert. In der Schweiz werden jährlich mehr als 30.000 wissenschaftliche Artikel veröffentlicht. Während der Anteil der publizierten Artikel, die frei und kostenlos digital zugänglich sind, international derzeit 21% beträgt, liegt er in der Schweiz bei über 30%. Dieser höhere Anteil ist auf die Anstellungsbedingungen an Schweizer Hochschulen und die Vertragsbestimmungen für Nationalfondsprojekte zurückzuführen.
Die Max Planck Digital Library (MPDL) hat im April 2016 eine Auswertung der Datenbank Scopus veröffentlicht: 2015 wurden etwa 31.000 Artikel mit einem Verfasser aus der Schweiz publiziert. Nach einem Hinweis von Matthias Gutknecht waren das 1-2% aller publizierten wissenschaftlichen Artikel weltweit. Bereits heute sollen 16% der Artikel auf dem „Goldenen Weg“ für Open Access freigegeben sein. Von den in Scopus indexierten 31.000 Beiträgen mit Schweizer Beteiligung dürften etwa 54% (also 17.000 Artikel) einen weiteren Verfasser (Corresponding Author) mit einem Bezug zu einer Schweizer Einrichtung aufweisen. So weit Gutknecht.
Die der Schweiz entstehenden Kosten hängen stark davon ab, wie schnell der „Goldene Weg“ von Open Access von Wissenschaftlern anderer Länder mitbeschritten wird. Für die Schweiz als kleines Forschungsland mit zurzeit noch gut gefüllter Brieftasche sinken die Kosten in allen aufgeführten Szenarien schneller, wenn weltweit mehr als 50% der Wissenschaftler den „Goldenen Weg“ einschlagen. Die Autoren der Studie geben jedoch einem Mischmodell den Vorzug, das sowohl den „Blauen Weg“ als auch den „Goldenen Weg“ von Open Access beinhaltet. Dieses Modell für den Umbau des Publikationssystems hin zu mehr Open Access soll nach ihren Berechnungen die neu entstehenden zusätzlichen Kosten in der Schweiz auf 13 Millionen Franken pro Jahr begrenzen.
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Die Schweiz als Vorreiter?
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Der in der Studie immer wieder anklingende Vorschlag, die Schweiz könne sich über Open Access als internationaler Vorreiter positionieren, klingt zwar attraktiv, aber überschätzt die Möglichkeiten des im internationalen Vergleich doch kleinen Forschungsstandortes Schweiz. Den Autoren der Studie ist aber zuzustimmen, dass es höchste Zeit ist, mit Open Access konkrete verbindliche Ziele anzuvisieren und in größerem Masse konkrete eigene Beispiele in die internationale Diskussion einzubringen.
Mittelfristig werden die Kosten für die Ausrichtung auf mehr Open Access in sehr starkem Maße davon abhängen, ob es gelingt, gemeinsame Verhandlungspositionen gegenüber den grossen Verlagshäusern aufzubauen. Das gilt für die nationale und internationale Ebene gleichermaßen. Darüber hinaus sind in der Schweiz die Open-Access-Infrastrukturen auszubauen und die Wissenschaftler über die Verfügbarmachung konkreter Publikationschancen von diesem Weg zu überzeugen. ________________________________________________________________________
«Science Matters»: Trotz Peer Review nur zwei bis drei Wochen bis zur Publikation.
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Die Universität Zürich hat mit Lawrence Rajendran und der Internetplattform „Science Matters“ eine interessante Initiative gestartet. Die Anforderungen für eine Publikation bei „Matters“ sind bewusst tief angesetzt. Allerdings werden die eingereichten Artikel auch hier – wie bei wissenschaftlichen Publikationen üblich – durch Experten begutachtet. Sie durchlaufen also einen „Peer Review“-Prozess. Gut die Hälfte der eingereichten Manuskripte erfüllt laut Rajendran die Kriterien. Dieses Kontrollsystem ist das vor allem Revolutionäre an „Matters“. Beim herkömmlichen Journal dauert es normalerweise Monate bis Jahre, ehe ein Paper publiziert wird, bei „Matters“ sind es zwei bis drei Wochen.
Hochschulen und wissenschaftliche Bibliotheken sollten Konsequenzen aus dieser Studie ziehen. Es gilt ein Modell zu entwickeln, hinter dem die wissenschaftlichen Bibliotheken und die Hochschulen einhellig stehen. Gute Einzelinitiativen gibt es genug, eine kohärente gemeinsame Politik fehlt. Nationallizenzen können nicht die Lösung sein.
Briefe
Europäisches Patentamt
zu asiatischen Patentinformationen
Sehr geehrter Herr Dr. Bredemeier,
wir sind derzeit wieder mit den Vorbereitungen unserer alljährlichen Konferenz zur asiatischen Patentinformation beschäftigt. Ich würde mich daher sehr freuen, wenn Sie eventuell auch in diesem Jahr die Veranstaltung wieder in Ihrem Newsletter ankündigen könnten.
- – 7. April, „East meets West“, im Austria Trend Hotel Savoyen, Wien
Bereits seit mehr als 10 Jahren veranstaltet das EPA in Wien alljährlich eine Konferenz zur asiatischen Patentinformation, „East meets West“. Hierbei bieten wir Patentinformationsnutzern, Rechercheuren, Patentanwälten sowie Vertretern von Unternehmen und Universitäten die Möglichkeit, sich im informellen Austausch mit Experten aus aller Welt über aktuelle Entwicklungen asiatischer Patentinformation zu informieren.
„East meets West“ bietet einen Einblick in Änderungen in asiatischen Patentgesetzen und Tipps zur Auffindung asiatischer Schutzrechtsinformationen in verschiedenen Datenbanken. Auch aktuelle Themen wie Maschinenübersetzung und neue Technologien werden im Hinblick auf ihre Relevanz für Patentinformation beleuchtet. Neben den Schwerpunktländern Japan, China, Korea und Indien stehen dabei zunehmend auch die ASEAN-Staaten sowie arabische und lateinamerikanische Länder im Fokus.
In interaktiven Sessions haben Teilnehmer die Gelegenheit, eigene Erfahrungen mit Vertretern von europäischen Unternehmen, Patentanwälten und Rechercheuren zu diskutieren sowie Kontakte zu Experten verschiedener Patentämter aufzubauen. Kommerzielle Anbieter geben in einer Posterausstellung einen Überblick über neue Produkte, Informationsquellen und Dienstleistungen im Bereich asiatischer Patentdaten.
Nähere Informationen zum Programm sowie das Registrierungsformular finden Sie unter: www.epo.org/emw2017 (Anmeldeschluss ist der 24. März 2017). Weitere Fragen beantworten die Organisatoren gern unter asiainfo@epo.org.
Mit freundlichen Grüßen Christine Kämmer, Asian Patent Information Services, Wien
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