Open Password – Freitag,
den 8. Juni 2018
# 378
LexisNexis – Compliance-Informationen – Ethische Unternehmensführung – Young World Summit – Emmanuel Lulin – L´Oreal – Vertrauen als Unternehmenswährung – Legalistisches Handeln – Unternehmenskultur – Integrität & Loyalität – Unternehmenwährung Vertrauen – Transparenz – Menschenrechte – Korruption – Manager-Generationen
LexisNexis (1)
Branchenrelevante Beiträge,
die über den Tellerrand schauen
Nicht nur Compliance-Informationen bereitstellen, sondern sich mit Fragen
ethischer Unternehmensführung befassen
Das Zeitalter rein legalistischen Handelns ist vorbei
LexisNexis ist mit neuen Blogs mit Branchenrelevanz herausgekommen, in denen von der „Sozialen Unternehmensverantwortung“ über den Zusammenhang zwischen den „Whistleblowern“ und „Compliance-Fragen“ bis zum Anti-Sklaverei-Tag konsequent über den Tellerrand geschaut wird:
- One Young World Summit betont Bedarf an sozialer Unternehmensverantwortung
- Compliance: Whistleblower, Prävention und Krisenmanagement in China
- 4 Methoden zur Minimierung von Drittparteirisiken
- Anti-Slavery Day: Über das erhöhte Risiko moderner Sklaverei
- 6 Faktoren der PESTEL-Risikoüberwachung
https://www.lexisnexis.de/blog/compliance
Wir übernehmen im Folgenden ein Interview mit Emmanuel Lulin, Senior Vice President und Chief Ethics Officer von L’Oreal, zu der Frage, warum ethisches Handeln Voraussetzung für den Erfolg von Unternehmen ist. Mit dem Interview wird begründet, warum auch für Informationsanbieter ein ausreichendes Angebot an Compliance-Informationen nicht ausreicht. Vielmehr müssen sie, wenn sie ihre Kunden und deren Strategien verstehen wollen, wie sie über den Tellerrand schauen und sich mit Fragen einer ethischen Unternehmensführung auseinandersetzen. Das Gespräch wurde am Rande des Young World Summit von LexisNexis geführt.
LexisNexis (2)
Vertrauen als neue Unternehmenswährung
Integrität, Respekt, Courage, Transparenz
für die Führungskräfte der Zukunft
Wie schätzen Sie die ethischen Standards von Unternehmen ein? Unternehmen übernehmen Verantwortung für die Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf die Gesellschaft und sind sich darüber bewusst, dass sie der Welt ein hohes Maß an Transparenz schulden. Die Zeit, in der man sich nur an die Gesetze halten musste, um auf der sicheren Seite zu sein, ist ein und für allemal vorbei.
Wie weit sollten Unternehmen in ihren Bemühungen um Compliance gehen? Genügt es, sicherzustellen, den entsprechenden nationalen und internationalen Gesetzen zu Finanzverbrechen Folge zu leisten? Unternehmen haben lange gedacht, es würde ausreichen, legal zu handeln. So wurden sie auch beraten. Aber das ist falsch. Ein Ethikprogramm, das nur auf Compliance beruht, ist ein Denkfehler. Wertvorstellungen kann man nicht befehlen – die Menschen müssen sie verstehen. Man muss Vertrauen aufbauen, damit die eigenen Wertvorstellungen übernommen werden.
Menschen werden immer versuchen, Gesetze zu umgehen – deswegen halte ich es für so wichtig, die richtige Kultur zu haben. Manche Dinge sind völlig legal und dabei absolut schrecklich. Als Vorreiter sollte man seine moralischen Werte transparent darlegen und Worten Taten folgen lassen. Unterlässt man das, wird man unglaubwürdig. Unmoralische Führungskräfte, unmoralische Menschen, unmoralische Unternehmen verschwinden heutzutage schnell von der Bildfläche.
Warum reicht es nicht aus, sich einfach an die Gesetze zu halten? Das Problem ist, dass der technische und wissenschaftliche Fortschritt viel schneller vonstattengeht, als die Entwicklung der rechtlichen Rahmenbedingungen. Dies führt zu einem Vakuum, und dieses Vakuum füllen wir mit unseren Wertvorstellungen. Das Gesetz ist nicht mehr der einzige Rahmen für die Entscheidungsfindung, weil es viel zu langsam ist. Es ist für Unternehmen besser, sich auf die positive Seite der Moral zu konzentrieren, als auf die negative Seite des Gesetzes. Es ist weitaus besser, man stellt statt eines Interessenkonflikts eine Kultur der Integrität und Loyalität in den Mittelpunkt. Und wenn man sich mehr auf kulturelle Vielfalt statt auf Diskriminierung konzentriert, ist das ebenfalls positiver und ansprechender.
Wie können Unternehmen den Erfolg ihrer Compliance-Bemühungen abschätzen? Es gibt eine neue Währung, deren Name lautet Vertrauen. Wenn man den Erfolg eines Unternehmens messen möchte, reicht es nicht länger aus, sich die Finanzergebnisse anzusehen. Das derzeitige Buchhaltungssystem hat einen Fehler: Es verkennt den Wert, den eine Kultur der Integrität und Moral für Unternehmen mit sich bringt. Diese Kultur der Integrität ist vermutlich ein besserer Indikator für die Nachhaltigkeit eines Unternehmens als alles andere.
Wären wir eine Zeitung, würden wir uns den Kopf über das Vertrauen unserer Leser zerbrechen. Wären wir ein Kosmetikunternehmen, würden wir uns Gedanken über das Vertrauen unserer Kunden und Lieferanten, des Marktes und unserer Mitarbeiter machen. Es entsteht ein neues Paradigma und damit ein neuer Blick auf die Welt und einen höchst willkommenen neuen Weg.
Interessieren sich Kunden und Investoren für Moral oder freuen sie sich einfach nur über ein gutes Produkt oder eine gute Rendite? Kunden und Investoren erwarten von Unternehmen nicht nur Moral und Transparenz, sondern fordern sie regelrecht ein – und das ist gut so. Ihnen ist vermutlich aufgefallen, dass die Jahresberichte von Unternehmen immer umfangreicher werden. Das liegt nicht daran, dass sie größere Umsätze machen, sondern dass sie transparenter darlegen, wie sie ihre Geschäftsergebnisse erzielt haben.
Gibt es ethischen Fragen, auf die Unternehmen in den kommenden Jahren besonders achten sollten? Das Thema Menschenrechte wird für Unternehmen immer wichtiger – mehr noch als Korruption. Menschenrechte werden das nächste Instrument des Wandels sein. Der zunehmende Schwerpunkt auf sie zwingt Unternehmen, ihren Horizont zu erweitern und die Lage in den jeweiligen Gebieten ihrer Aktivität ausgiebiger in Betracht zu ziehen.
Die One Young World thematisiert die Macht junger Menschen, um die größten Probleme, die auf die Welt zukommen, zu lösen – wie zum Beispiel Korruption. Glauben Sie, dass die kommende Generation von Führungskräften moralischer sein wird als ihre Vorgänger? Meines Erachtens nach ist die neue Generation nicht moralischer als die vorige. Aber das Maß an Bewusstsein ist konfrontativer, und die neue Generation traut sich, eher den Mund aufzumachen. Vor zehn oder fünfzehn Jahren hätten nur sehr wenige Kandidaten bei Einstellungsgesprächen Fragen zu Moral, Werten und Kultur eines Unternehmens gestellt. Heute ist das üblich, und wir besprechen ethische Probleme mit aussichtsreichen Kandidaten, um sicher sein zu können, dass sie gut zu unseren Werten passen.
Die Führungskräfte der Zukunft werden sich sehr schwierigen Entscheidungen gegenübersehen und wenn es um Fragen der Moral geht, ist Schweigen einfach keine Option. Integrität, Respekt, Courage, Transparenz – all das ist wieder sehr in Mode. Insofern ist die derzeitige Entwicklung mit der neuen Generation und ihrem Interesse an den ethischen Aspekten der Wirtschaft einfach fantastisch.
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