Open Password – Mittwoch,
den 11. Dezember 2019
# 678
Bibliotheksdienst – Zukunft der Informationswissenschaft – Stefan Hauff-Hartig – WTI – International Investment Group – Jan Halstenbach – Data Science – TU Darmstadt – WTI-Expert – Peter Halstenbach – Dow Jones Financial Services – Künstliche Intelligenz – Sigrid Riedel – Jutta Lauber – EBSCO – Innovative – FOLIO
Bibliotheksdienst
Zukunft der Informationswissenschaft
Hat die Informationswissenschaft
eine Zukunft?
Neu erschienen: Zukunft der Informationswissenschaft – Hat die Informationswissenschaft eine Zukunft, von Stefan Hauff-Hartig, in: Bibliotheksdienst, Band 54, Heft 1, Seiten 27–33, ISSN (Online) 2194-9646, ISSN (Print) 0006-1972, DOI: https://doi.org/10.1515/bd-2020-0009 oder https://www.degruyter.com/view/j/bd.2020.54.issue-1/bd-2020-0009/bd-2020-0009.xml
WTI
Unter neuem Eigentümer
und neuer Geschäftsführung
Schritte in Richtung Analyse
und Data Science
Der Fachinformationsanbieter WTI (Frankfurt) ist von der schweizerischen International Investment Group AG mit Sitz in Zug übernommen worden. Die Geschäftsführung der WTI hat Jan Halstenbach (Jahrgang 1986), Verwaltungsrat der IIG, übernommen. Dieser will das Unternehmen in Richtung Data Science weiterentwickeln. Die bisherigen Mitarbeiter sollen nach der Entlassung der bisherigen Geschäftsführung sämtlich bei der WTI beschäftigt bleiben. Halstenbach denkt sogar daran, weitere Mitarbeiter für den IT-Bereich einzustellen. Die größten Veränderungen in der nächsten Zeit könnten darin bestehen, den Prozess der Datenverarbeitung weiter zu automatisieren und so die Fachreferenten in den Stand zu setzen, an der Beschaffung weiterer Daten zu arbeiten, ferner, so Halstenbach, „den Vertrieb anzukurbeln“. Aber bereits die Daten, über die die WTI jetzt verfügt, werden von dem Geschäftsführer als „Schatz“ bezeichnet. Bei der Entwicklung eines Tools mit analytischer oder Predictiver Power arbeitet Halstenbach mit Forschern der TU Darmstadt zusammen. Die TU spricht sich selbst „internationale Exzellenz“ in Sachen Künstlicher Intelligenz zu. Das Tool soll nach Fertigstellung unter dem Produktnamen „WTI-Expert“ vermarktet werden.
Die IIG engagiert sich in den Bereichen Projektmanagement, Fondslösungen, Private Placement sowie Merger & Akquisitions. „Der Immobiliensektor“, so eine Selbstdarstellung, „als langfristige Investments runden vor allem im Bereich der Immobilienentwicklung das Konzept ab.“ Services, die angeboten werden, sind im Einzelnen „Venture Capital“, „Entwicklung kundenspezifischer Anlagestrategien“, „Fondsentwicklung“, „Internationale Steuerberatung“, „Immobilienmärkte“, „Beratung der mittelständischen Dienstleistungsindustrie“. Das Unternehmen wird von Peter Halstenbach (Jahrgang 1954) gesteuert, der als Berufsbezeichnung „Business Angel“ angibt und über einen Abschluss in Fotodesign und Marketing verfügt. „Seine Karriere führte ihn aber schon früh in die Banken und Finanzwelt, zunächst als Trader für Edelmetalle und Devisen für Merrill Lynch, dann als Key Account Manager zu Eurocard/Mastercard, zum Fluglinien-Kreditkartenanbieter AirBus und zu Dow Jones Financial Services“. Er hat mehrere Finanzprodukte für deutsche Großbanken entwickelt.
Jan Halstenbach
Jan Halstenbach, Jahrgang 1986, ist nach einer Selbstdarstellung der IIG „Kaufmann für Speditions- und Logistikdienstleistungen. Für sein junges Alter bringt er außergewöhnlich viel Berufserfahrung mit, denn während er als Kundenbetreuer bei Dachser und in einem Industriebetrieb für baulichen Brandschutz tätig ist sowie anschließend im Vertrieb des europaweit größten Herstellers für Brandschutz-Sicherheitsschränke, erlernt er parallel bei Vater Peter Halstenbach das Handwerk.“
Das Engagement der IIG bei WTI überrascht aus zwei Gründen. Erstens ist die WTI im Vergleich zu den Engagements und Kunden der IIG in Finanzgrößen gerechnet winzig. Auch wenn die Halstenbachs sich zutrauen, ein großes Wachstum sicherzustellen, der WTI-Umsatz oder die bei einem Weiterverkauf zu erzielende Summe dürfte für sie noch nach Jahren uninteressant sein. Zweitens verfügen die Macher der IIG nicht über Fachinformationserfahrungen, sieht man vom Engagement Peter Halstenbachs bei Dow Jones Financial Services ab.
Andererseits ist KI und Data Science ist in aller Munde und haben wir es möglicherweise hier in naher Zukunft mit explodierenden Geschäftsbereichen zu tun. Die WTI als ein erstes Datenzentrum anzusehen, das um weitere Datenbestände anzureichern und um immer weitere KI-Lösungen zu ergänzen wäre, könnte ein Projekt mit Charme werden, das auch für die IIG-Macher oder ihre Kunden interessant würde und unserer Branche einen weiteren Weg in die Artificial Intelligence eröffnete.
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Bis zur Umwandlung in eine GmbH das Unternehmen trotz schwierigster Ausgangsbedingungen zum Erfolg geführt.
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Open Password hat FIZ Technik, die Vorgängerorganisation der WTI, seit 1986 begleitet. FIZ Technik hat die seinerzeitige Branchendiskussion maßgeblich mitgeprägt. 2010 stürzte die Einrichtung in eine Existenzkrise, als das Bundesministerium für Wirtschaft seine Zuschüsse einstellte. Die Mitarbeiter beschlossen daraufhin, ihr Unternehmen in die eigene Hand zu nehmen und eine Genossenschaft zu gründen. Erste Geschäftsführerin wurde Sigrid Riedel.
Sigrid Riedel
Gegen alle Wetten der Skeptiker reüssierte das Unternehmen. Es kam nicht nur ohne Subventionen aus, sondern erwirtschaftete Gewinne und wuchs Jahr für Jahr wenngleich mit niedrigen Wachstumsraten. Um weitere Leute einzustellen und die eigene Suchmaschine weiterzuentwickeln, hätte man investieren und dafür Investoren gewinnen müssen. Dafür erwies sich die Konstruktion einer Genossenschaft jedoch als hinderlich, so dass die Geschäftsführung daran arbeitete, das Unternehmen in eine GmbH umzuwandeln. Geschäftsführerinnen waren nunmehr Sigrid Riedel und Jutta Lauber. Am 11. April wurde die „WTI-Frankfurt-digital GmbH“ mit einem Stammkapital von 25.000 Euro ins Frankfurter Handelsregister eingetragen.
Da die Geschäftsführerinnen aus rechtlichen Gründen nicht Geschäfte mit sich selbst abwickeln dürfen, wurde die Umwandlung von einem persönlichen Freund des Hauses Riedel, dem nordhessischen Reisevermittler M., durchgeführt. Dieser verkaufte daraufhin die WTI entgegen allen internen Absprachen, so Frau Riedel, an die IIG. Dort hatte man vor zwei Jahren ein erstes Mal von der IIG gehört, das Angebot von M. war dann wohl eine Zufallsgelegenheit.
Kurz darauf wurden Frau Riedel und Frau Lauber per Post, so Frau Riedel, vom neuen Gesellschafter fristlos entlassen und dürfen seitdem das Unternehmen nicht mehr betreten. . Frau Riedel, die sich sehr mit der WTI identifiziert hat, hätte auch unter den Halstenbachs für die WTI weitergearbeitet. Dies sei nicht möglich gewesen, sagte Jan Halstenbach, da die Vorstellungen über die weitere Entwicklung der WTI zu verschieden gewesen seien. Besonders bedauert Frau Riedel, dass sie sich nicht von ihren Mitarbeitern und Kunden verabschieden konnte.
Open Password dankt Sigrid Riedel für fast ein Jahrzehnt teilweise sehr enger und immer vertrauensvoller Zusammenarbeit. Wir haben uns immer aufeinander verlassen können. Den Erfolg, die WTI trotz schwierigster Ausgangsbedingungen zum Erfolg geführt und fast ein Jahrzehnt für Jobs gesorgt zu haben, kann ihr keiner nehmen. Wir danken auch Jutta Lauber, die wir leider nicht telefonisch erreichen konnten.
Nach der Übernahme von Innovative
EBSCO-Mitteilung an die Community
Im Bereich der Bibliothekssysteme sind weitere Konsolidierungen nicht überraschend. Ein gemeinsames Handeln der Bibliotheksgemeinschaft wird von nun an die Zukunft der Bibliothekstechnologie gestalten.
EBSCO ist nach wie vor der Meinung, dass Innovation auf freier (Aus-)Wahl und offenen Systemen basiert. Deshalb möchten wir auch weiterhin sicherstellen, dass unsere verschiedenen Services wie z. B. GOBI®, EBSCO Discovery Service™ (EDS), EBSCONET® etc. mit allen offenen Systemen interagieren können, die unsere Bibliothekskunden nutzen. Hinsichtlich der jüngsten Nachrichten in Bezug auf die Akquisition von Innovative bleibt es EBSCOs Ziel, gemeinsame Kunden von EBSCO und Innovative weiterhin zu unterstützen.
EBSCO verfolgt weiterhin die Grundsätze und technischen Ansätze von FOLIO. Dazu zählen ein Open-Source-Code, offene System-Philosophien, eine Microservices-Architektur und vor allem ein gemeinschaftlicher Ansatz für den Austausch von Ideen und die Entwicklung moderner Systeme. Wir freuen uns, dass etliche Community-Mitglieder die FOLIO-Plattform bereits nutzen, um wichtige ergänzende Projekte zu entwickeln, wie z. B. Project ReShare, ein Projekt, das sich auf die Entwicklung eines neuen und offenen Ansatzes für den Austausch von Ressourcen konzentriert.
Um Missverständnisse zu vermeiden, möchten wir betonen, dass FOLIO kein Produkt von EBSCO ist; der Code ist vollständig Open-Source. Wir unterstützen jedoch vollständig das, wofür FOLIO steht und sind stolz auf unsere Rolle in der immer größer werdenden Gemeinschaft. Allen Bibliotheken und Anbietern, die die FOLIO-Community und ihre Ziele aktiv unterstützen, möchten wir danken. Wir sind der Meinung, dass FOLIO die Zukunft für die Bibliotheksverwaltungstechnologie ist – eine Zukunft, die jetzt schon beginnt. Wir freuen uns, dass sich so viele Institutionen der FOLIO-Bewegung anschließen und die Software implementieren. Begrenzte kommerzielle Angebote im Markt können zu Bedenken hinsichtlich steigender Kosten und sinkender Servicequalität führen. Erfreulicherweise helfen Open-Source-Technologielösungen, die zusammen mit Service und Supportleistungen verschiedener Unternehmen angeboten werden, diese Bedenken anzugehen. Letztendlich ist es diese Kombination, die FOLIO zu einer zukunftsfähigen Option für jede Bibliothek macht – unabhängig von ihrer Größe und technischem Personal.
Jetzt ist ein wichtiger Zeitpunkt für die Bibliotheks-Community, um sich gemeinsam für eine offene Zukunft einzusetzen. Es ist an der Zeit, dass Bibliotheken ihre Optionen evaluieren und sich für eine Richtung entscheiden, die ihnen kurz- und langfristig Erfolg für ihre Ziele sichert. EBSCO wird auch zukünftig offene Systeme und die technologischen Entscheidungen, die jede Bibliothek trifft, unterstützen.
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