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Open Password – Montag, den 13. Februar 2017
#162
Information Professionals – Dieter Schumacher – FAS – Lektoren – Anna Knoll – Michael Klems – Autoren – Verlage – Self-Publishing – Smart Cities – Drohnen – Kaspersky
Zum Instinkt von Information Professionals
Wenn InfoPros der Arbeitsplatz
wegrationalisiert wird,
werden sie halt Lektor
Von Dieter Schumacher
Neulich hat die F.A.S. in ihrem Feuilleton eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht: Sie fand den Instinkt von Lektoren. Hintergrund war die Frage, wie diese Kollegen Autoren und Manuskripte finden und ob sich die „Entdeckertechniken“ gegenüber früher grundlegend geändert haben. Im Beitrag beschreiben einige Junglektoren, wie sie zu ihren „Hits“ kommen. Lina Muzur vom Aufbau-Verlag brachte das auf die geniale Formel: „Ich finde, ich suche nicht.“
Das lässt uns natürlich nicht unberührt, denn auch Informationsvermittlung hat ja etwas mit Zufall und Bauchgefühlen zu tun. Womöglich muss Anna Knoll also das von ihr eruierte Kompetenzprofil von Information Professionals (Michael Klems in Open Password, 14. September2016) um die Rubrik „Instinkt“ erweitern.
Instinkte sind schließlich nicht nur bei Lektoren oder Rechercheuren anzutreffen, sondern überall auf der Publikationsstrecke vom Autor bis zum Markt. Alle Prozessbeteiligten sind ja irgendwie Information Professionals, wobei deren jeweils spezifischen Instinkte allerdings heftig miteinander konkurrieren.
In der Praxis ist am ehesten der Autoreninstinkt gefährdet: Der Autor trifft nämlich bei seinem Publikationsdrang als erstes auf die Instinkte freier oder angestellter Lektoren bzw. Agenten. Deren Anregungen sind gewiss hilfreich, wenn es um Manuskriptverbesserungen und Layout geht. Der Autoreninstinkt wird jedoch massiv malträtiert, wenn schon in dieser Phase dem Autor nahelegt wird, den ganzen Text um ein Drittel zu kürzen oder zentrale Thesen zu streichen. Dann wird der Lektor zum Se-Lektor oder gar zum Ghostwriter. Im Worst Case verliert der Autor schon hier die Lust an seinem Werk.
Aber auch der Lektoreninstinkt kann sich nicht so frei ausleben, wie das bei den portraitierten Junglektoren den Anschein hat, denn letztlich ist der Verlagsinstinkt entscheidend für eine Veröffentlichung, und dort haben kommerzielle Aspekte Vorrang vor den Inhalten.
Ernüchternd ist für Autoren der Umstand, dass alle Verlage zwar zur Einsendung von Manuskripten auffordern, dann aber nicht einmal eine Eingangsbestätigung verschicken, was eine studentische Hilfskraft besorgen könnte. Auch wird in der Regel um Verständnis für eine dreimonatige Bearbeitungszeit gebeten. Wer danach nichts gehört hat, möge das als Absage ansehen. Nur wenige Verlage unterziehen sich noch der Mühe, eine Absage in Schriftform zu versenden. So bleiben viele an sich lesenswerte Werke und die ihnen innewohnenden Instinkte auf der Strecke.
Wer als Autor seine Werke und Instinkte vor Kannibalisierung schützen möchte und nicht vom Publizieren leben muss, wird im Self-Publishing Zuflucht nehmen. Das schmälert zwar möglichweise den Absatz, bewahrt aber seine Authentizität.
Wir lernen aus dieser Betrachtung, dass Instinkte ein pflegebedürftiges Asset unserer Branche sind. Schlimm genug, dass auch bei unserer Obrigkeit zunehmend die Instinkte für Informationskultur verkümmern. Wenn auch hochrangige politische Führungskräfte nur noch bei jeder Gelegenheit twittern und meinen, damit Informationen verbreitet zu haben, dann fördern sie damit die Entstehung eines Content-Prekariats.
Die gute Nachricht: Wenn einem Information Professional der Arbeitsplatz wegrationalisiert wird, so kann er immer noch ein guter Lektor werden. Das ist doch eine schöne Steilvorlage.
Smart Cities
Unglücksfälle mit Drohnen
ohne Sicherheitskonzept vorprogrammiert
Neu erschienen: „Establishing a Safe and Secure Municipal Drohne Program“ – von Kaspersky. https://cloudsecurityalliance.org/download/establishing-a-safe-and-secure-municipal-drone-program/
Drohnen sind für die CeBIT eine der Top-Trends und mögen wie von Bitkom behauptet die Paketboten der Zukunft werden. Der massenhafte Einsatz von Drohnen in den Städten bedeutet aber auch, dass Tausende programmierbare und mit dem Internet verbundene mobile Geräte nicht nur auf den Straßen, sondern auch darüber und darunter agieren. Aus Perspektive der Cybersicherheit sind potenzielle Unglücksfälle vorprogrammiert, sollte eines von mehreren Drohnensystemen oder die Software, die sie steuert, kompromittiert oder manipuliert werden.
Die Studie empfiehlt Städten, die ein Drohnenprogramm einführen und nutzen möchten, die folgenden Herausforderungen anzugehen:
- Implementierung methodischer Sicherheitsverfahren bereits im Entwicklungs- und Herstellungsprozess;
• Identifikation von Integrationspunkten, die als Angriffsvektoren verwendet werden können, innerhalb eines stadtweiten Drohnensystems, einschließlich Cloud-basierter Software-Dienste;
• Einführung standardisierter Richtlinien zur Angriffserkennung, Beweissicherung oder Einrichtung von Flugverbotszonen;
• Verwendung von Algorithmen, um automatisierte Vorgänge und die Zusammenarbeit zwischen den Drohnen zu unterstützen;
• darüber hinaus sollten Betriebs- und Sicherheitsingenieure aufgrund einer möglichen Autorisierung von Drohnen im Rahmen des weit verbreiteten ‚Beyond Line of Sight‘ (BLOS) bereits jetzt planen, wie sie Städte vor künftigen Bedrohungen durch die Integration eines Drohnenprogramms im nationalen Luftraum schützen können.
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