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Pushdienst 2016#135
Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen – Elsevier – Lizenzierungen – Avalanche – Cyber-Kriminalität – ODOK 2016 – Anna Knoll – Business Research – aws – Birgit Bauer – Thomas Goiser -Projektkommunikation – Konferenzkathi – Thomas Haubenreich – Recherche und Beratung Henrik Schreiber – Jaron Lanier – Google – IBM – ChemAnalyser – Chemieinformation
Und das war sie, die Woche:
Allianz der deutschen
Wissenschaftsorganisationen
40% Umsatzrendite für Elsevier,
aber keine transparente Geschäftsmodelle
Die „Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen“, die über eine Kartellbildung bessere Lizenzierungsbedingungen bei den Wissenschaftsgroßverlagen erzielen will, ist im ersten Anlauf gegen Elsevier aus eigener Sicht gescheitert. Immerhin hat sie in einem ersten Resümee für die Öffentlichkeit klare Worte gefunden. Im Januar sollen Gespräche mit Springer und Wiley aufgenommen werden. Die Allianz schreibt unter anderem:
„Nach mehrmonatigen intensiven Verhandlungen hat der Verlag Elsevier der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen ein erstes Angebot für eine bundesweite Lizenz für den Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen vorgelegt. Das Angebot entspricht nach Überzeugung der Allianz nicht den Prinzipien von Open Access und einer fairen Preisgestaltung.
Trotz der derzeit bei 40 Prozent liegenden Umsatzrendite setzt der Verlag weiter auf Preissteigerungen jenseits der bislang bezahlten Lizenzsummen. Der Verlag lehnt transparentere Geschäftsmodelle ab, die auf der Publikationsleistung basieren und Publikationen offener zugänglich machen würden….
Die Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen lehnt das Angebot von Elsevier ab. Sie fordert den Verlag auf, ein transparentes und nachhaltiges Angebot vorzulegen und die Verhandlungen wieder aufzunehmen. Es sind die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die mit ihrer meist unentgeltlichen Arbeit maßgeblich zur Reputation des Verlages beitragen. Dieser Tatsache sollte auch in den Geschäftsbeziehungen Rechnung getragen werden.“
Cyber-Kriminelle
258 Server und
800.000, Domains vom Netz genommen
Gegen den Kriminellenring Avalanche, der seit 2009 in 180 Ländern ungehindert tätig war, wurde seit 2014 von den Behörden in dreißig Ländern unter Einbeziehung von privaten Sicherheitsunternehmen und Wissenschaftlern ermittelt. Mit dem Schlag der Behörden gegen Avalanche wurden 258 Server und 800.000 Domains vom Netz genommen, dies der vielleicht bislang größte Erfolg gegen Cyberkriminalität.
Dazu schreibt Lily Hay Newman in Wired: “The Avalanche operation was particularly complicated because it involved dismantling the service’s “fast-flux” hosting method, which hid its botnet’s actions (like malware distribution and phishing) behind proxy IP addresses that were constantly changing, making their origins very difficult to trace. To combat the 20 families of malware the system spread, the takedown operation used a process called “sinkholing,” which cuts off communication channels between the infected computers of victims and the servers sending malicious commands.”
ODOK 2016
Business Research boomt,
aber das Outsourcing auch
Wem gehört die Zukunft
der Chemieinformation?
Zweiter Teil
Von Anna Knoll
Mit der Session „Die digitale Welt der I&D Dienstleister“ wurde es endgültig für die Information Professionals interessant. Birgit Bauer (Bauer Business Research) berichtete über „Business Reseach – Was? Warum? Wohin?“ Die selbständige Informationsspezialistin hat viele Jahre im Infobroker-Service der aws (Förderbank für mittelständische Unternehmen der Republik Österreich) gearbeitet und eine Business-Research-Einheit eines global tätigen Research&Analytics-Anbieters in Indien geleitet, bevor sie sich im Jahr 2000 selbständig machte. In ihrem Vortrag stellt sie Business Research als die systematische Recherche, Analyse, Aufbereitung und Verbreitung relevanter Informationen und Erkenntnisse im Wirtschaftsbereich vor. Beispielhaft erklärt sie, wie eine Marktanalyse funktioniert und wie sie Informationen findet: über Firmeninfos, Experten, Messen, Umfragen, Marktstudien, wissenschaftliche Papers, Statistiken, Gesetze/Normen, Web 2.0 usw. In der Wirtschaft ist wieder gutes Geld mit Business Research zu machen, vor allem mit Content Marketing (Firmen werben mit „nützlichen“ Inhalten). Oetker war quasi Vorreiter im Content Marketing – erst erfand er das Backpulver, dann gab es Kochbücher und Rezeptvorschläge dazu. Selbstverständlich sollte man bei diesen Informationen kritisch hinsehen und mehrere Quellen vergleichen. Im Internet explodiert der Content momentan und kann meistens frei genutzt werden (Blogs, Newsletter, White Papers, Webinars, Reports, Soziale Medien). In den Sozialen Medien wie Facebook lassen sich schnell Meinungsführer identifizieren. Man bekommt leicht Kontaktmöglichkeiten und zum Beispiel Einblick in die Ausstattung eines Unternehmens im Youtube-Firmenporträt.
Dies alles beflügelt Business Research, aber auch das Outsourcing von Rechercheaufträgen an ausländische Anbieter wächst: Indien führt noch, da das Land global gut vernetzt ist, aber China, Malaysia, Indonesien, Philippinen, Brasilien und sogar Polen sind im Kommen.
Sehr interessant waren zwei Fallbeispiele aus Bauers Research-Tätigkeit. Bei einer Anfrage einer Bäckerin, die extravagant verzierte Cupcakes für Hochzeiten herstellen wollte, ging Bauer wie folgt vor: Zuerst prüfen, ob es schon Marktstudien zu diesem Thema gibt; danach statistisches Material besorgen (wie viele Hochzeitsschließungen gab es in der Umgebung, demografische und finanzielle Daten, Umfrage auf Brautmessen durchführen, Konkurrenzanalayse); Bericht an die Kundin (auch wichtig für die Bank!). Letztendlich war die Cupcake-Idee der Kundin ein voller Erfolg.
Das zweite Fallbeispiel handelte von Quantenkryptografie, also der Verschlüsselung der Daten für abhörsichere Kommunikation. Für diese Innovation wurden Marktzahlen benötigt. Bauer fand eine Studie, in der die Wahrscheinlichkeit für den Durchbruch dieser Innovation angegeben war. Zusätzlich führte Bauer Experteninterviews weltweit durch. Die kommerzielle Umsetzung der Innovation steht noch aus, aber es gab dafür bereits Projektgelder.
Aus dem Publikum kam die Frage, welche Kompetenzen ein selbständiger InfoPro haben sollte. Für die Referentin sind Kommunikationsfähigkeit („mit Kunden umgehen, zuhören, anleiten können“) und Fachkenntnisse (= Branchenkenntnisse) die wichtigsten Kompetenzen. Ein Biologe oder Wirtschaftswissenschaftler usw. werde es einfacher haben, so ihre Meinung. Ein Bibliothekar brauche viel Erfahrung. Außerdem sei IT-Kompetenz wichtig, Recherchekompetenz sei natürlich Voraussetzung und sollte selbstverständlich sein.
Eine weitere Stimme aus dem Plenum bat um Beispiele für Analysetools. Es komme sehr stark auf die Aufgabe an, sagte Bauer, aber gängige Methoden seien Tabellen, SWOT, Google Trends und Social Media. Hier nannte sie eine Vielzahl von Tools wie Keyhole, Agorapulse, Crowdbooster, Salesforce, Google Analytics, HootSuite und Social Mentions.
Ein ganz toller Vortrag und eine beeindruckende Persönlichkeit. Von Birgit Bauer können selbst gestandene Information Professionals eine Menge lernen!
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Chemierecherchen vor dramatischen Veränderungen durch Google und IBM.
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Thomas Goiser (Projektkommunikation e.U., Böheimkirchen) präsentierte die Kalender-Plattform www.konferenzkathi.net. Im Kalender werden Events in der DACH-Region von einer studentischen Redaktion zusammengetragen, die einen „offenen Charakter“ aufweisen und in einen der Bereiche Medien, Wirtschaft und Gesellschaft fallen. Es steht außer Frage, dass der Gründer und Dozent Goiser sehr sympathisch ist, aber dieser Beitrag fiel komplett aus dem Rahmen und hatte auf einer informationswissenschaftlichen Konferenz nicht wirklich etwas zu suchen.
In der Session „Mr. SciFinder“ befasste sich Thomas Haubenreich (Recherche und Beratung Henrik Schreiber, Heidelberg) mit der Frage „Wem gehört die Zukunft der chemischen Information?“ Sein Vortrag wurde inspiriert vom Buch „Wem gehört die Zukunft“ von Internetpionier und Cyberguru Jaron Lanier (Hoffmann & Campe, 2014), das mit dem Zitat „Du bist nicht der Kunde der Internetkonzerne. Du bist ihr Produkt“ berühmt wurde. An chemischen Informationen gibt es Texte (wissenschaftliche Artikel, Patente) und Strukturen und Verbindungen. Erst die Kombination von beidem bringt die Suchbarkeit, zum Beispiel über Sekundärliteratur. Chemische Informationen veralten nie und sind von großem kommerziellem Interesse. Sein weiteres Thema betraf Text und Data Mining. Um Volltexte zu analysieren, muss zuerst geklärt werden, wem diese gehören und was man damit tun darf. Außerdem bedarf es aufwändiger Lern- und Trainingsprozesse, um sinnvolle Ergebnisse zu erhalten. Nur, wer finanziert die? Weitere große Probleme sind die Sprachbarriere und die Qualität der Indexierung. Zum Schluss gab der Referent einen Ausblick in die Zukunft der automatischen Indexierung: Google und IBM investieren aktuell in diesen Bereich und werden die chemische Recherche drastisch verändern. Ein neues Tool namens „ChemAnalyser“, eine neuartige Rechercheplattform zur umfassenden chemischen Suche, kann mehr als fünf Milliarden chemische Substanzen aus Texten und Grafiken erkennen.
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