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Open Password: Nachrichten, Analysen, Kommentare – Dienstag, den 29. März 2016
ZB MED – Ulrike Ostrzinski – Podcast mit Mumenthaler – Informationswissenschaft Düsseldorf – Bibliothekskongress – Stephan Holländer – ALA – Bibliotheken in USA – Zukunft der Bibliotheken
Zum Abwicklungsbeschluss
gegen die ZB MED
Der Support aus unserer Community
tut uns sehr gut und macht Mut
Liebe Kolleginnen und Kollegen, herzlichen Dank für die zahlreiche Unterstützung aus unserer Community, die wir bei ZB MED in den letzten Tagen von Ihnen erfahren haben. Das tut uns sehr gut und macht Mut. Besonders die Petition, die so schnell ins Leben gerufen wurde, ist eine wichtige Sache. … Bitte unterstützen Sie uns weiter und setzen Sie ein Signal gegen den Abbau von wichtigen Einrichtungen der Informationsszene. Hier geht es zur Petition https://www.change.org/p/keep-zb-med-gegen-die-schliessung-von-zb-med-an-die-gemeinsame-wissenschaftskonferenz?recruiter=48671236&utm_source=share_for_starters&utm_medium=copyLink #keepzbmed
Herzliche Grüße, Ulrike Ostrzinski, Stellv. Leiterin Marketing, ZB MED – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften
Podcast Gespräch mit Mumenthaler
Michael Klems hat im infobroker.de Podcast mit Rudolf Mumenthaler, dem Initiator der Online-Petition über die Hintergründe zur ZB-MED Schließung und den möglichen Folge gesprochen.
http://www.infobroker.de/podcast/2016/03/24/zb-med-was-nun-was-tun-herr-mumenthaler/
Tweet aus Düsseldorf
Rektorat vor Beschlusszur Einstellung
Denise: @michaelklems Uni zeigt sich uneinsichtig. Am 31.3. gibt es eine Rektoratssitzung auf der die Einstellung wohl beschlossen wird.
Bibliothekskongress Leipzig
Es lohnte sich wieder –
wegen der Gespräche unter Kollegen
„Community Deficit Fighter“
als wichtigster Arm
kommunaler Überlebenshilfe
Der 6. Bibliothekskongress in Leipzig ist vorbei. Hier eine zweite Nachlese, diesmal von Stephan Holländer.
Alle zwei Jahre Branchentreffen in Leipzig – alle zwei Jahre stellt sich im Vorfeld die Frage, lohnt es sich, den Weg unter die Räder zu nehmen oder nicht?
Vorgängig zur Buchmesse fand in Leipzig wie alle zwei Jahre der Bibliothekskongress statt. Einmal mehr zeigte sich, dass Bibliotheken den Anspruch erheben, weitaus mehr als nur Buchverleihstationen zu sein. Vielmehr bieten sie auch Sprach- und Integrationskurse an.
Dies scheint den Bibliotheken unterschiedlich gut zu gelingen. Die Städtischen Bibliotheken Leipzig haben 2015 ihr erfolgreichstes Jahr erlebt und stellen damit einen der Lichtblicke dar: Mehr als eine Million Menschen kamen in die öffentlichen Bibliotheken der Stadt Leipzig und nahmen fünf Millionen Entleihungen vor. Die Online-Angebote mit E-Books und Datenbanken nutzten mehr als 3,7 Millionen Menschen. Ganz anders sieht die Situation im benachbarten Bundesland Sachsen-Anhalt aus. Vom bundesweiten Rückgang ist Sachsen-Anhalt besonders stark betroffen. Dort musste in den vergangenen zehn Jahren fast ein Drittel der öffentlich finanzierten Bibliotheken schließen.
Amerika macht es anders
Als Gastland traten erstmalig die USA mit ihrem Bibliotheksverband ALA auf. Die American Library Association (ALA), der älteste und mit etwa 60.000 Mitgliedern größte Bibliotheksverband der Welt, schickte zahlreiche Mitglieder nach Leipzig. Sie kommen von der Library of Congress, der größten Bibliothek der Welt, aber auch aus vergleichsweisen kleinen Bibliotheken wie aus Talhassee in Florida. Das E-Book war zwar in Leipzig in aller Munde, aber die amerikanischen Bibliothekarinnen stellen die Frage nach der „Green Library“ in den Mittelpunkt, da sie sich zunehmend Sorgen um die Energiekosten und die Sicherheit der Energieversorgung machen. Die Bibliothek des 21. Jahrhunderts ist zu einer hochspezialisierten Hightech-Apparatur mutiert, soll aber auch kuschelweiche Komfortzone für Erwachsene und eine robuste Institution pro Integration und gegen soziale Benachteiligung sein. Das bedeutet, dass immer mehr Geräte immer mehr Strom brauchen. Da stellt sich auch die Frage, wie sich die Gesellschaft im Fall einer akuten Energiekrise den Zugang zu Informationen sichern und damit ihre Integrationsfunktion weiter wahrnehmen will.
Die ALA hat ihren neuen Strategieplan für die nächsten drei bis fünf Jahre verabschiedet. Dort finden sich als Schwerpunkte ihrer künftigen Arbeit die Themen „Advocacy“, also Rolle des Verbandes als Fürsprecher der Bibliotheken, die Beeinflussung der Politik, die Öffentlichkeitsarbeit sowie die Ausbildung von Führungsqualitäten bei ihren Mitgliedern. Ihr Präsident Sari Feldmann ist zugleich Geschäftsführer der Cuyahoga County Public Library. Diese hat verschiedenste Aufgaben übernommen, die in Deutschland auf mehrere Einrichtungen verteilt sind. Amerikas öffentliche Bibliotheken fungieren als Volkshochschulen, Kindertagesstätten, Sozialämter – und ja, man kann dort auch Bücher und Filme ausleihen.
Bibliotheken werden auch in Zukunft im Zentrum ihrer Communities stehen – sei es an der Universität oder in der Forschung oder als sozialer Mittelpunkt ihrer Kommunen.
Bibliothekarinnen verstehen sich somit als „Community Deficit Fighter“. Sie sind als Kämpferin gegen das Versagen ihrer Kommune und die Unzulänglichkeiten der öffentlichen Versorgung unterwegs. Wo sich eine Lücke auftut, bemühen sich die Bibliothekarinnen, sie zu schließen. Weil beispielsweise Teile von Cleveland, der ehemaligen Industriestadt in einer anhaltenden Strukturkrise, als „Food Deserts“ gelten, in denen Kinder und Erwachsene nicht hinreichend mit frischen Lebensmitteln versorgt werden, geben Clevelands öffentliche Bibliotheken außer Büchern, Filmen und Computerspielen Mahlzeiten aus. In Cleveland wachsen 36 Prozent der Kinder in Armut auf und in manchen Stadtteilen sind mehr als fünfzig Prozent der Erwachsenen arbeitslos. Die Bibliotheken sind somit der wichtigste Arm notwendigster Überlebenshilfe geworden.
Sind Bibliotheken altmodische Einrichtungen, in denen die Zukunft entschieden wird?
Ja klar, in Leipzig wurde viel über die Zukunft der Bibliotheken gesprochen. Auch technologische Neuerungen wurden vorgestellt. So haben Wissenschaftler der TH Wildau ein System entwickelt, das den Besucher einer Bibliothek mittels Beacons zum richtigen Regal mit dem gewünschten Buch navigiert.
Ist dies wirklich ein Fortschritt? Hier werden aus Sicht des Schreibenden zwei Überlegungsfehler deutlich, wie sie typisch für Umbruchsituationen sind, in denen sich die Bibliotheken gerade befinden. Zum einen versucht man mit neuer Technologie bisherige Dienstleistungen in neuer Form weiterzuführen. Fragte man früher in der Auskunft, so lässt man sich heute vom Smartphone App leiten. Ob angesichts der stetigen Zunahme von E-Books eine solche Technologieanwendung notwendig bleibt?
Der zweite gedankliche Fehler besteht darin, dass man IT-Technologie dort einsetzt, wo es gilt, Kosten zu sparen. Diese Wirkung tritt aber wahrscheinlich nur ein, wenn die damit verbundenen Arbeitsprozesse analysiert sind und neue Arbeitsabläufe entworfen werden, die sich die neue Technologie wirklich zunutze machen und in ihr nicht nur eine Hilfestellung sehen.
Innovationsfähigkeit der Bibliothek als wichtiger Garant für die Zukunft
Was wollen die Nutzer von Bibliotheken wirklich? Wie überraschen wir Nutzer mit dem, was sie bewusst oder unbewusst suchen oder benötigen? Diese Fragen stellte Rudolf Mumenthaler von der HTW Chur in seinem Vortrag über das Innovationsmanagement der wissenschaftlichen Bibliotheken am Beispiel der Schweiz.
Wie erreichen wir, dass sich die Mitarbeiter die andauernde Innovation ihrer Bibliotheken auf die Fahnen schreiben? Wie können sie Dienstleistungen für ihre Nutzer noch besser, schneller, mobiler und personalisierter erbringen? Der Nutzer muss im Fokus stehen und nicht die Bibliothek als Einrichtung. Zu oft kommt vor – siehe das Beispiel der Eisenbahngesellschaften -, dass Services zugunsten einer vermeintlich höheren Rentabilität abgebaut werden. Von Marcel Proust stammt die Aussage: Die besten Entdeckungsreisen macht man nicht in fremden Ländern, sondern indem man die eigene Welt mit neuen Augen betrachtet.
Davon hörte man nur wenig in Leipzig und wenn doch, dann in den Gesprächen unter Kollegen beim Kaffee. Bei den Vorträgen wären eine strengere Auswahl und eine striktere Berücksichtigung des Kongressmottos nötig gewesen. Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen, hätte nicht das Leitmotiv sein sollen.
Einzelne persönliche Gespräche waren fruchtbarer als so mancher Vortrag.
Auch in diesem Jahr gelang den Organisatoren des Kongresses nicht, für zukunftsorientierte Themen die richtigen Saalgrößen zu reservieren. So standen die interessierten Teilnehmer bei einzelnen Veranstaltungen bis auf den Korridor, während im größten Saal vor halbleeren Sitzreihen referiert wurde. Die Eröffnungsveranstaltung lief inhaltlich und zeitlich aus dem Ruder – mit ausführlichen Begrüßungen der Honoratioren und einer Aufzählung der Verdienste der eigenen Organisation wie bei der letzten Rednerin in ihrem Festvortrag. Am Ende wurde unter den Teilnehmern mit den Füßen abgestimmt, die Sitzreihen leerten sich und der musikalische Abschluss musste aus Zeitgründen entfallen.
Gelohnt hat sich Leipzig wegen des Kontaktes mit den Kollegen. Nirgendwo trifft man so viele aus der Zunft aus deutschsprachigen Ländern. Sie haben Zeit und man kann viele Dinge besprechen, für die man sonst viele Telefonate und zusätzliche Reisen benötigt hätte. Persönliche Gespräche in trauter Runde unter Gleichgesinnten lassen sich nicht ersetzen –auch nicht durch Teleconferencing, Mail, Twitter und Kongress-App.
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