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Open Password – Mittwoch, den 17. März 2021

# 900

ZB MED – TH Köln – Weiterbildungsangebote für Bibliotheken – ISI 2021 – Wolf Rauch – Keynote – Informationswissenschaft – Elia Johannes Panskus – Goldenes Zeitalter der Informationswissenschaft – Information als Öffentliches Gut – Informationsinfrastruktur – Sputnik-Schock – Silbernes Zeitalter der Informationswissenschaft – Informationsmarkt – Alphabet – Facebook – Amazon – Apple – Verflechtung Wirtschaft und Wissenschaft – Paradigmenwechsel – Big Data – Social Media – Fake News – Bildung ist Pflicht – Valeriepieris-Kreis – Gig Work – Entfremdung – App – Jörg Pleuger – Florin Keunecke – Gig Economy – Springer Link – Plattform-Ökonomie – Smartphone – Ebay – Airbnb – Uber – Cloud Work – Essensauslieferungen – Effizienz der Fahrer – Nudging – Management – Vorgesetzte – Betriebsrat – WhatsApp-Gruppe

ZB MED – TH Köln

Umfrage zur Weiterentwicklung
des Weiterbildungsangebots
in Bibliotheken

 

Digital. Persönlich. Weiter. – Befragung zur Weiterentwicklung
des Weiterbildungsangebotes für Bibliotheken

Sehr geehrte Kolleg:innen,

die Weiterbildung im bibliothekarischen Kontext hat sich, besonders im vergangenem Jahr, durch die Etablierung von Online-Formaten stark verändert. Aber auch die immer häufigere Berücksichtigung von Coaching im Arbeitskontext beeinflusst das Weiterbildungsangebot.

Mit Ihrer Unterstützung möchten wir die Probleme und Chancen dieser Veränderung systematisch in folgendem Online-Fragebogen erfassen: https://www.unipark.de/uc/Weiterbildung/2021/.

Die Befragung dauert ca. 15 Minuten, erfasst keine personenbezogenen Daten und ist bis zum 30.03.2021 freigeschaltet!

Diese bundesweite Befragung führt das Institut für Informationswissenschaft der Technischen Hochschule (TH) Köln im Auftrag des ZBIW – Zentrum für Bibliotheks- und Informationswissenschaftliche Weiterbildung nach einer ersten Befragung im Jahr 2016 erneut durch. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse der ersten Befragung aus dem Jahr 2016 finden Sie u. a. hier: http://b-i-t-online.de/heft/2016-06-nachrichtenbeitrag-albers.pdf . Auch die Ergebnisse dieser Befragung werden frei in Teilen zugänglich publiziert.

Vielen Dank für Ihre Teilnahme!

Prof. Dr. Simone Fühles-Ubach, TH Köln
Dr. Miriam Albers, ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften

ISI 2021:
Keynote Wolf Rauch

Was aus der Infowissenschaft geworden ist
Sie ist in der Realität angekommen

 

Von Elia Johannes Panskus

Elia Johannes Panskus

Vor 30 Jahren, 1990, wurde das Symposium für Informationswissenschaft – ISI zum ersten Mal abgehalten. Vor 40 Jahren wurde der erste Lehrstuhl für Informationswissenschaft im deutschen Sprachraum eingerichtet. Diese Jubiläen nutzte Wolf Rauch (Universität Graz) auf der ISI 2021, um der Frage nachzugehen, was aus der Informationswissenschaft bis heute geworden ist.

Rauch unterteilt seinen Rückblick auf die Informationswissenschaft in zwei Phasen, das Goldene und das Silberne Zeitalter der Informationswissenschaft. Heute ist die Informationswissenschaft etwas unsanft in der Realität angekommen.

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Das Goldene und Silberne Zeitalter der Informationswissenschaft.
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1950 beginnt nach Rauch das Goldene Zeitalter der Informationswissenschaft und es dauert bis 1980. Das goldene Zeitalter schließt an die „schwarze Präinformationszeit“ an. Im Goldenen Zeitalter wird Information als öffentliches Gut verstanden. Der Zugang zu Information wird vorwiegend als staatliche Aufgabe wahrgenommen, ebenso der Aufbau und der Betrieb einer Informationsinfrastruktur. Die Ideen dahinter: Mündige Bürger zu fördern, Information als Instrument der Emanzipation und der Mitsprache zu sehen und eben nicht als Ware, wie es sich heute weitgehend durchgesetzt hat. Der Sputnikschock macht die Wichtigkeit von Information deutlich. Wegen diesem Schock kann sich die Informationswissenschaft in den Jahren 1950 bis 1980 entfalten.

Nach dem Ende des Goldenen Zeitalters beginnt das Silberne Zeitalter der Informationswissenschaft. Dieses dauert bis heute an. Die Frage „Haben wir den richtigen Weg eingeschlagen?“ beantwortet Rauch mit „Ja“ und mit „Nein“. Ab 1980 wird immer stärker deutlich, welch materiellen Wert Daten und Information haben. Der Informationsmarkt beginnt mit dem Bürgerrecht auf Information zu konkurrieren. Das öffentliche Gut Information wird stärker privatisiert.

Dies wird nach Rauchs Beschreibung auch im universitären Bereich sichtbar. Im deutschen Sprachraum betragen die Mittel der Informationswissenschaft an Universitäten etwa zehn Millionen Euro pro Jahr. Kein Vergleich zu den Forschungsmitteln der Privatunternehmen, die mit der öffentlichen Informationswissenschaft „konkurrieren“ wie Alphabet, Facebook, Amazon und Apple. Deren Mittel gehen weit in die Milliarden pro Jahr (was nicht zusammengenommen, sondern für jedes der genannten Unternehmen gilt).

Rauchs Fazit lautet: Die Informationswissenschaft ist heute die größte Wissenschaftsdisziplin. Allerdings findet sie sehr weitgehend außerhalb der Universitäten statt. Information Retrieval oder Gesichtserkennung oder andere informationswissenschaftliche Forschungsbereiche, alles scheint heute möglich zu sein. Aber der universitäre Beitrag dazu fällt bescheiden aus (und ist gleichwohl nicht zu vernachlässigen). Die Rolle der Universitäten war nicht immer so gering: Vor 1980 bestand zwischen Wirtschaft und öffentlicher Wissenschaft eine enge Verflechtung, Hochschulen und Industrie kooperierten auf Augenhöhe. Was folgte, war ein Paradigmenwechsel, hin zur Gewinnerzielung und zur Verwandlung von Daten zu Geld.

Rauch zeigt die Paradigmenentwicklung am Beispiel eines Gebrauchtwagenkaufes auf: Früher musste sich ein Autokäufer in spe viele Fragen stellen, zum Beispiel: Soll ich lieber ein Firmenauto kaufen, weil der Chauffeur es gut gepflegt hat? Sind viele Kilometer wichtig, weil es zeigt, dass der Wagen offenbar lange fährt? Oder eher wenige? Fragen wie diese stellt ein Autokäufer heute nicht mehr an. Kausalität ist nicht mehr nötig, nur noch Daten und die Korrelationen zwischen ihnen sind wichtig. Wenn wir Daten aller Gebrauchtwagen haben, haben wir auch ein Ergebnis: Der beste Gebrauchtwagen ist einer, der orange ist. Warum ist das so? Ist nicht wichtig, die Daten geben es vor.

Diese Daten werden in der Privatwirtschaft erhoben und verwendet. Mit Big Data und der Loslösung vom Medium Papier hat die Informationswissenschaft die Universitäten verlassen, so Rauch.

Wolf Rauch

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Warum wir nach wie vor eine öffentliche Informationswissenschaft dringend benötigen.

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Findet die Informationswissenschaft also heute noch ihren Platz? Aber ja. Diese ist zwar unsanft in der Realität angekommen, aber diese Realität bietet der Informationswissenschaft auch Platz. Kinder können heute selbstverständlich mit dem Laptop umgehen und bewegen sich in Social-Media-Kanälen. Politik wird immer stärker von Fake News beeinflusst, das Internet ist überall. Aber um sich darin richtig bewegen zu können, stellt Wolf Rauch eine Forderung auf, die nicht ganz neu ist: „Bildung ist Pflicht“. Zu einem wichtigen Teil von Bildung ist Informationskompetenz geworden. Informationskompetenz sollte jeder erlangen, damit er Demokratie ermöglichen kann, auch wenn das für den einzelnen Bürger manchmal unkomfortabel ist. Bei der Vermittlung von Informationskompetenz haben die Universitäten eine wichtige Aufgabe.

Wolf Rauch endet seine Keynote mit dem Valeriepieris-Kreis. Dieser Kreis umfasst die Länder China, Indien, Indonesien, Bangladesch, Japan, Vietnam, die Philippinen, Birma, Thailand, Südkorea, Nepal, Malaysia, Nordkorea, Taiwan, Sri Lanka, Kambodscha, Laos, die Mongolei und Bhutan. Obwohl das geographisch nur ein kleiner Teil der Welt ist, lebt dort mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung. In diesen Ländern sind die Menschen von der Informationswissenschaft entwickelten Tools und Techniken weit mehr fasziniert als wir. Aber viele dieser Länder setzen andere Maßstäbe als wir bei Menschenrechten, Pressefreiheit und Datenschutz. Wir sollten die Zukunft der Informationswissenschaft nicht allein diesen Ländern überlassen.

Über den Tellerrand (27)

Gig Work: Eine neue Form der Entfremdung

Mit Vorgesetzten und Management
nur über die App verbunden

 

Jörg Pleuger und Florin Keunecke, Arbeit per App – neue Abhängigkeiten in der Gig Economy, in: link.springer.com/article/10.1007/500548-021-00695. Unter Plattform-Ökonomie werden Geschäftsmodelle verstanden, die durch den nahezu überall verbreiteten Einsatz technologischer Hilfsmittel wie Smartphones sowie einem fast lückenlosen Zugang zum Internet ermöglicht werden und die „ein optimales Matching zwischen Angebot und Nachfrage“ versprechen. Beispiele sind Ebay (Waren), Airbnb (zeitlich begrenzter Wohnraum) und Uber (Taxifahrten). Gemeinsam „ist den Plattformen, dass sie in der Regel lediglich an den Gebühren für erfolgreiche Vermittlungen verdienen und nicht selbst als produzierendes oder dienstleistendes Unternehmen in Erscheinung treten.“ Die Voraussetzung dafür sind „Apps, die mittels Algorithmen die effizienteste Vermittlung zwischen Angebot und Nachfrage berechnen und dies in benutzerfreundlichen Oberflächen darstellen“. Ein Teilbereich der Plattform-Ökonomie ist die „Gig Economy“, die sich ihrerseits in „Cloud Work“ (kann ortsunabhängig erfolgen) und „Gig Work“ unterteilt (durch Einsatzgebiete und physische Ausführung der Dienstleistung ortsgebunden). Zum „Gig Work“ gehören haushaltsnahe Dienstleistungen wie pflegen und putzen sowie Liefer- und Fahrdienste wie Taxifahrten und Essensauslieferungen. Der Markt für Essensauslieferung wurde für 2017 auf ein Umsatzvolumen von 1,2 Milliarden Euro geschätzt und soll sich bis 2024 verdreifachen.

Die Autoren haben sieben Fahrer bei Lieferando in Münster interviewt. Mit dem Einloggen auf der App melden sich die Fahrer zum Dienst und nehmen Aufträge zur Auslieferung von Essensbestellungen an. Auf der Basis von GPS-Daten von Fahrer, Restaurants und Kunden empfiehlt die App eine Route und berechnet nach Auftragserfüllung die Gesamteffizienz des Fahrers (alle bisherigen Fahrten, Zuverlässigkeit, Zufriedenheit der Kunden). Wie genau die App zu ihren Bewertungen kommt, bleibt intransparent. Die Fahrer werden nach dem gesetzlichen Mindestlohn bezahlt. Hinzukommen eventuell Trinkgelder und Boni. Beispielsweise können bei 25 bis hundert Lieferungen im Monat 25 Cent pro Lieferung zusätzlich bezahlt werden. Eine hohe Arbeitsleistung soll auch durch „Nudging“ gewährleistet werden, beispielsweise durch die Push-Nachricht: „Hey, habt ihr alle super gemacht.“

Die Befragten hatten mehrheitlich einen sachgrundlos befristeten Arbeitsvertrag. Sie sind nur durch die App mit dem Management verbunden, haben also keine direkten Ansprechpartner und kennen ihre Vorgesetzten nicht. „Paul“ berichtete, dass man nach einer E-Mail an den Arbeitgeber „immer nur weitergeleitet wird und nur sehr verzögerte Antworten bekommt, die wenig behilflich sind.“ Zwar stellt Lieferando die Arbeitskleidung, allerdings bemängeln die Fahrer deren niedrige Qualität. Der Verschleiß selbst eingebrachter Arbeitsmittel werde nicht zufriedenstellend erstattet. Die schnelle Erledigung von Lieferungen und die Jagd nach Boni verlasst einige Fahrer dazu, Verkehrsregeln zu missachten und riskant zu fahren.

Lieferando hat versucht, die Bildung eines Betriebsrates zu verhindern. Viele Fahrer haben sich in einer WhatsApp-Gruppe zusammengetan, über die sie Informationen austauschen, einander helfen und sich kritisch mit ihren Arbeitsbedingungen auseinandersetzen.

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