Open Password – Donnerstag,
den 9. Januar 2020
# 685
Dieter Schumacher – Verwaltung & Management – Verwaltungswissenschaft – Zukunft der Informationswissenschaft – Philosophie der Bürokratie – Anwendungsorientierung – Theorie und Praxis – Twitterer – Influencer – Künstliche Intelligenz – Pressetext – Georgia Institute for Technology – University of Cincinatti – Google – MIT – IBM – Universität Kopenhagen – BlackBerry – Lilium – Drohnen – Carnegie Mellon University – RoboCop – Sony – Amazon – Pew Research Center – Trust in Media – Springer Nature – cOAlition S – Transformative Journals – Gale – Udemy – J.D. Power – Autodata Solutions – NPD Group – Reseller Tracking Service – Lexis Nexis Risk Solutions – Qualtric – Experience Management – DGI – TDPL – Digital Libraries
Dieter Schumacher (1)
Als drittes Format eine Austauschplattform
zwischen Theorie und Praxis
Dieter Schumacher, Online-Pionier, Branchensatiriker und einstmals regelmäßiger Autor von (Open) Password, hat sich mit einem Beitrag in „Verwaltung & Management“ (VM) über eine „Anwendungsorientierte Verwaltungswissenschaft aus fachfremder Sicht“ geäußert, dessen Ergebnisse sich leicht auf die 2019 in Open Password geführte Debatte um die „Zukunft der Informationswissenschaft“, insbesondere auf den Vorwurf mangelnder Anwendungsorientierung, übertragen lassen. Schumacher nahm an diese Debatte selbst mit einem Interview teil und veröffentlichte 2017 „Eine Philosophie der Bürokratie“. In seinem Fazit für VM schreibt er:
„Mehr Anwendungsorientierung der Verwaltungswissenschaften sollte nicht mit einer Abschottung der Grundlagenforschung erkauft werden, sondern erfordert deren stärkere Einbindung: Jeder Theorieartikel behandelt von der Sache her auch Praxisprobleme, doch der immanente Praxisbezug wird für die potenziellen Anwender nicht ersichtlich: Theorieautoren sind im gängigen Wissenschaftsbetrieb gehalten, mit ihren Publikationen die eigene „Zunft“ zu beeindrucken und den bibliographischen Background ihrer Thesen lückenlos zu belegen. Das führt dann zu Schriftsätzen, die mit ihren zahlreichen Fußnoten, Querverweisen und Quellenangaben eine ähnliche Lesbarkeit haben wie die Steuergesetzgebung, Versicherungsverträge oder die Beipackzettel der Arzneiwirtschaft. Die Erkenntnisse sind aus Sicht der Anwender weder funktionstüchtig noch kommunikationsgünstig und gehen für die Praxis verloren.
Man müsste also für die Theorie-Community Anreize dafür schaffen, ihre Befunde so zu präsentieren, dass auch Fachfremde und interessierte Verwaltungsleute sie beherzigen können. Wenn die heute üblichen Abstracts und Volltexte für die wissenschaftliche Oberschicht unverzichtbar sind, so könnte man sich auf einer Austauschplattform zwischen Theorie und Praxis ein drittes Format vorstellen, in dem die wesentlichen Inhalte eines Artikels ohne wissenschaftliche Akribie in Form von Leitsätzen mitgeteilt werden. Die Redaktion wäre eine Obliegenheit der Autoren oder eine dankbare Aufgabe für Praktiker.
Umgekehrt stünde es im Interesse der Wissenschaftler, ihr Grundlagenwissen auch auf Praxisprobleme anzuwenden. Kein Forscher sollte Reputationseinbußen befürchten müssen, nur weil er sich mit Diesseitigkeiten befasst.
Mehr Anwendungsorientierung würde also nicht nur die traditionelle Verwaltungsforschung (re)vitalisieren, sondern sie wäre auch ein verdienstvoller Beitrag zur Bewältigung von Herausforderungen unseres Gemeinwesens. Dazu gibt es zahlreiche Einsatzgebiete und Methoden. Ein dafür erforderlicher partieller Verzicht auf hehre wissenschaftliche Standards ist hinzunehmen.“
Dieter Schumacher (2)
Rettung durch Common Sense
vor Twitterern und Influencern
Irgendwann entfielen die von Dieter Schumacher anlässlich von Branchenhöhepunkten vorgetragenen „Reden an die Online-Nation“, weil die Branchenhöhepunkte wegbrachen. Schumacher ersetzte sie durch „Weihnachtsbotschaften“, die uns nach wie vor über Abseitigkeiten der Informationsbranche den Kopf schütteln lassen. Gegen Ende des Jahres 2019 schrieb er:
„Der gesellschaftliche Diskurs über unsere Zukunft verlagerte sich in Talkshows und soziale Netze, wo das Volk von Twitterern und Influencern unterhalten wurde. Meinungsführer wurden die Leute mit den meisten Followern. Ernsthafte Bürger verkrochen sich mit Entsetzen und fragten sich, ob der Mensch denn noch die Krone der Schöpfung sei. Andere flüchteten in die postindustrielle Wellness und Selbstoptimierung, und immer weniger gingen zu den Wahlen.
Da erschien ihnen der gesunde Menschenverstand und empfahl Gelassenheit und Gutes zu tun – ein Jeglicher in seinem Umfeld.“
2019: Künstliche Intelligenz
Gegen Ernteausfälle, Herzinsuffizienz
und Weltraumschrott im Einsatz
Zwei Jahre lang war die „Künstliche Intelligenz“ für Open Password der „Trend des Jahres“. pressetext hat zusammengestellt, was 2019 der KI gebracht hat. Im Folgenden Auszüge:
„Wenn Unternehmen wie Amazon oder Facebook KI nutzen, um in Datenbergen nach verwertbaren Informationen zu schürfen, schürt das zwar Überwachungsängste, denen am besten mit Transparenz zu begegnen – wirklich neu wäre es aber nicht mehr. Selbst die Tatsache, dass eine neue KI schon nach fünf Ladezyklen einschätzen kann, ob ein Lithium-Ionen-Akku denn auch wirklich lange halten wird, dürfte nur wenige wirklich überraschen. Daten zu verarbeiten, ist schließlich das, was wir von Computern erwarten.
Doch mittlerweile lernen Maschinen auch zunehmend, teils ganz wörtlich, Hand anzulegen. So haben Forscher am Georgia Institute of Technology einem „MacGyver“-Roboter beigebracht, aus diversen Einzelteilen genau jene herauszupicken, mit denen er dann Werkzeuge wie einen Hammer bauen kann Ein anderer Roboter wiederum hat gelernt, die beim Bewegen von Teilen wirkenden Kräfte so gut einzuschätzen, dass er Jenga spielen kann – bislang zwar nur als Solitaire-Spiel, das aber ähnlich gut wie Menschen.
Vielseitige Helfer. Überhaupt wird KI zum Helfer in immer mehr Lebensbereichen. So gibt es mittlerweile ein KI-Tool, das Bananenbauern helfen soll, Ernteausfälle zu vermeiden, während britische Forscher auf ein KI-System setzen, um eine Herzinsuffizienz an nur einem Schlag zu erkennen. Die University of Cincinnati wiederum will mit KI-gesteuerten Robotern selbst dem Weltraumschrott-Problem Herr werden und bei Google lernt eine KI mittlerweile sogar das Riechen.
Immer leistungsfähigere KI könnten freilich auch unlauteren Zwecken dienen. Das zeigen neuronale Netze des Massachusetts Institute of Technology und IBMs, die gelernt haben, täuschend echt Bilder zu fälschen. Andererseits kann KI auch helfen, Betrügereien auf die Schliche zu kommen. Ein „Ghostwriter“ genanntes System der Universität Kopenhagen erkennt beispielsweise, ob eben solche bei Schularbeiten die Hand im Spiel hatten. …
Das Jahr diverser Durchstarter. Mit dem Thema Sicherheit wollte der einstige Smartphone-Riese BlackBerry durchstarten. Da immer mehr Devices von Smartphones über Smart Speaker bis hin zu Fitness-Trackern im Internet der Dinge (IoT) hängen, will man Herstellern solcher IoT-Geräte mit eigenen Lösungen helfen, diese sicher zu machen. Viel wörtlicher durchgestartet ist indes der Münchener Flugtaxi-Pionier Lilium im Mai mit dem Jungfernflug und im weiteren Jahresverlauf mit komplexen Manövern seines elektrischen Fünfsitzers, der bis 2025 in Serie gehen soll.
Abgehoben sind dieses Jahr auch wieder Drohnen für diverse Anwendungen, etwa zum Sammeln von Umwelt- und Gewässerdaten, zur Paketlieferung oder jüngst in China als Nudelgericht-Zusteller. Sogar kreativ tätig werden sollen die autonomem Fluggeräte – zumindest, wenn es nach der Carnegie Mellon University geht. Dort machen Forscher Drohnen nämlich zu Filmregisseuren.
Von Stil bis Eskalationsvermeidung. Freilich hat das Jahr 2019 noch diverse andere teils überraschende oder skurrile Entwicklungen gebracht. Der Kosmetikriese Coty beispielsweise stellte auf der CES einen Smart-Spiegel für den Friseur 2.0 vor. Forscher stellen Smart-Kleidung aus dem Laserdrucker in Aussicht und ausgerechnet ein „Robocop“ soll dafür sorgen, dass es bei Fahrzeugkontrollen nicht zu Eskalationen kommt – oder zumindest verhindern, dass Personen zu Schaden kommen.
Da darf man durchaus gespannt sein, mit welchen Entwicklungen uns das Jahr 2020 irritieren oder erheitern wird. Ob sich dann wohl Sonys KI-System für Bass-Drum-Tracks und Amazons musikalisches KI-Keyboard zu einer Jam Session treffen werden?
Internationale Nachrichten
In der Trump-Ära hängt Vertrauen
in den Medien von der Parteinähe ab
A new Pew Research Center exploration of more than 50 different surveys conducted by the Center – combined with an analysis of well over 100 questions measuring possible factors that could drive trust in the news media – confirms that in the Trump era nothing comes close to matching the impact of political party identification. On item after item, Republicans consistently express far greater skepticism of the news media and their motives than Democrats.
Springer Nature verlangt andere Bedingungen für transformative Zeitschriften. As the largest OA publisher, and the publisher that first floated the idea of Transformative Journals, Springer Nature is appealing to cOAlition S in an open letter not to lose the opportunity Transformative Journals offer to speed up the transition to OA. Unless changes are made to the conditions being proposed the publisher believes it would be unable to commit to its journals participating.
On-Demand-Kurse für Bibliothekare. As the need to learn new technologies grows, companies are realizing the urgency to bridge skill gaps in the workforce. While supporting continuous learning is nothing new to libraries, ensuring that the content is relevant and always up to date in an ever-changing market is no small task. That’s one of the many reasons Gale has partnered with Udemy, a destination for online courses. Coming winter 2020, Gale Presents: Udemy will launch.
Datenlösungen für die Automoilindustrie. J.D. Power announced a merger with Autodata Solutions, a provider of data and software solutions for the automotive ecosystem. The merger marks the completion of J.D. Power’s acquisition by Thoma Bravo and owner of Autodata Solutions. The newly combined company will operate under the name J.D. Power and will offer new and pre-owned automobile transactional data, valuation tools, vehicle feature information and consumer analytics to the automotive industry.
Umfassender Blick auf 20 Branchen und 300 Branchengruppen. The NPD Group announced that is has expanded its Reseller Tracking Service to include Vertical Reseller data, which will add visibility into what technology hardware and software products are sold to businesses across 20 vertical sectors and more than 300 vertical industry groups. This addition will provide a comprehensive view of the U.S. B2B technology reseller channel with item-level sales detail across sectors including finance, healthcare, education, and other industries.
Datenbank mit gerichtsmedizinischen Ergebnissen für polizeiliche Ermittlungen. LexisNexis Risk Solutions and Bode Technology announced a partnership to aid police investigations by providing person-of-interest information from more than 600 million public records and the largest law enforcement contributory database for the results of forensic genealogy leads. Multiple police departments across the United States are piloting a project with the two companies.
Nature Index für Output und Kooperation von Autoren. Digital Science is pleased to announce a collaboration with Springer Nature in compiling the Nature Index. The Nature Index is a database of author affiliations and institutional relationships compiled by Nature Research, tracking research articles from natural science journals. It provides absolute and fractional counts of article publication at the institutional and national level and, as such, is an indicator of research output and collaboration at the global and local level.
Handlungsempfehlungen direkt zu den Mitarbeitern. Qualtric announced a collection of capabilities that strengthen every area of Experience Management. New innovations enhance Qualtrics CustomerXM, EmployeeXM, ProductXM, and BrandXM by placing customer alerts and recommended company actions directly into the hands of employees across the entire organization. The capabilities automatically analyze and detect experience gaps through social media, interactive voice response, product reviews or other feedback channels, and then proactively send personalized notifications directly to employees’ mobile devices.
Quelle: Outsell
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