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Open Password – Freitag,
den 3. November 2017

#276


Frankfurter Buchmesse – Verlagswirtschaft – Jasmin Schmitz – Innovationsfähigkeit – Publons – Digitalisierung – Qualitätssicherung – Wissenschaftsgemeinschaft – ResearchGate – Beemgee – PaperHive – Kontextlab – Markus Dirr – Wissenschaftspublikationen – GBI Genios – Holsteinischer Zeitungsverlag – eGovernment – eGovernment MONITOR – Bundesministerium des Innern – Kantar TNS – Hannes Schwaderer

Frankfurter Buchmesse: Verlagswirtschaft

Können Verleger noch innovieren,

ist Qualität eine gefährdete Spezies?

 

Innovationszyklen werden länger,
die Gewinnmargen bleiben gering

Von Jasmin Schmitz, schmitz-jasmin@web.de

Im „Hot Spot Publishing Services“ auf der Frankfurter Buchmesse fanden einige Diskussionsrunden und Vorträge statt, die die Qualitätssicherung in der Verlagswirtschaft und die Innovationsfähigkeit der Verleger thematisierten.

Verlage und Innovationen. Auf der Podiumsdiskussion zum Thema „Can publishers innovate?“ diskutierten die Verlagsvertreter über die Innovationsfähigkeit der Verlagsbranche. Aus Sicht der Diskutierenden lassen sich Innovationen in drei Kategorien einteilen:

–          kleinere Veränderungen, die zu mehr Effizienz im Tagesgeschäft führen;

–          grundlegende Veränderungen wie Änderung des Geschäftsmodells;

–          „Blue Ocean“-Innovationen, die eine grundlegende Veränderung darstellen, beispielsweise durch eine Kombination verschiedener Technologien. Die Peer-Reviewer-Plattform Publons [1] ist dafür ein Beispiel.

Einig war man sich, dass ausreichend Ideen vorhanden seien, man sich aber immer die Frage stellen müsse, wie die Kunden leben, arbeiten und was sie tatsächlich wollen. Innovation kann gerade auch im Verlagswesen bedeuten, dass man sich stärker auf weniger Dienstleistungen fokussiert, hier aber besonders gut ist, gerade weil man diese ständig bereitstellt. Eine Alternative wäre die Konzentration auf bestimmte Kundengruppen. Gerade in einer vernetzten und digitalen Welt stellt sich die Frage, wie viele Dienstleister tatsächlich vonnöten sind, die den gleichen Service erbringen. Die Verlage sehen nach wie vor ihre Aufgabe darin, Mehrwert zu schaffen, wobei gut Funktionierendes beibehalten werden sollte. Auf die Frage, warum Innovationen im Verlagsbereich so lange bräuchten, antwortete das Panel, dass die Stakeholder (Forschende, Lehrende, Studierende, Fachgesellschaft, Mittelgeber usw.) durchaus zahlreich wären und unterschiedliche Bedarfe hätten. Zudem ändere sich die Publikationskultur nur langsam. Die digitale Transformation sei aber nach wie vor DER zentrale Aspekt, zumal sie sämtliche Geschäftsbereiche ändere.

 

Qualitätssicherung. Das Panel zu „Quality – an endangered species?“ befasste sich mit der „Qualitätssicherung“. Für die Qualitätssicherung im wissenschaftlichen Publikationswesen gilt, dass Verlage hier mittlerweile den „Flaschenhals“ darstellen und mit der Durchführung des Peer Review in Verzug geraten. Durch die Notwendigkeit zum Publizieren auf Seiten der Wissenschaft wird das Problem zusätzlich angeheizt. Um handlungsfähig zu bleiben, müssten sich Verlage die Frage stellen, für welche Qualität sie einstehen möchten. Für die Sicherstellung der sprachlichen Qualität könnte man andere Services heranziehen; Kerngeschäft bliebe dann die Sicherstellung der inhaltlichen Qualität. Nach dem Selbstverständnis der Verlage ist hier einerseits die eigene Marke zu schützen. Anderseits sollen die Kunden, beispielsweise die Bibliotheken, vor schlechtem Content bewahrt werden. Die Qualitätskriterien hierfür legen aber die wissenschaftlichen Communities fest.

Weitergehende Dienstleistungen. In der Diskussionsrunde „Is this still publishing?“ wurde eine Reihe von Plattformen vorgestellt, an denen deutlich wurde, dass die Grenzen zwischen Verlags- und Digitalwirtschaft zunehmend verschwimmen. Services wie ResearchGate zeigen allerdings auch, wie die Digitalwirtschaft auch Treiber von Innovationen für den Verlagsbereich sein kann.

–          Beemgee [2]: Es handelt sich hierbei um eine browserbasierte Storytelling-Software, mit der die Autoren ihre Figuren und Handlungsstränge entwickeln können. Derartige Tools werden in der Filmindustrie seit längerem eingesetzt.

–          PaperHive [3]: Auf der Plattform lässt sich wissenschaftliche Literatur kollaborativ annotieren. Der Erkenntnisprozess wird damit beschleunigt; fachübergreifende Kommentare führen zu zusätzlichem Erkenntnisgewinn.

–          Kontextlab [4]: Hierbei handelt es sich um eine Visualisierungssoftware, die z.B. im Wissensmanagement oder bei der Vermittlung komplexer Informationen eingesetzt werden kann.

An den Beispielen zeigt sich deutlich, dass Tätigkeiten, die früher offline durchgeführt wurden, nun ganz klar online gemacht werden und so eine Anpassung an die Potenziale der Digitalwirtschaft stattgefunden hat. Trotz innovativer Ideen zeigt sich, dass die Innovationszyklen länger werden und die Gewinnmargen eher gering sind.

Online erfolgreich sein. Den Abschluss des Tages bildete ein Vortrag zum Thema  „Digital erfolgreich durch SocialForce“ von Markus Dirr, in dem ein Modell für die Entwicklung einer Digitalstrategie vorgestellt wurde [5], die insbesondere darauf abzielt, die Begeisterung bei Kunden zu wecken und diese zu Interaktionen zu ermuntern. Vier Tools helfen dabei, die eigene Strategie zu reflektieren und anschließend zu verbessern. Grundlage bildet unter anderem die Analyse, was Basisarbeiten darstellen, welche Leistungen angeboten werden, die noch über kein Alleinstellungsmerkmal verfügen, und Leistungen, die sich von Wettbewerbern unterscheiden. Letztere wiederum bilden den Ausgangspunkt, um das eigene Profil weiter zu schärfen. Die Tools und Fragestellungen sind auch auf Dienstleistungen für das wissenschaftliche Publikationswesen anwendbar. Erfolgsfaktoren können unter anderem sein:

–          Schaffung vom Mehrwert durch Partizipation und Veredelung;

–          Einsetzen von Personalisierungsmöglichkeiten;

–          Analyse der Kundeninteraktion und Ausbau der meistgenutzten Funktionalitäten;

–          Entwicklung von Überraschungsmomenten.

Links:

[1] https://publons.com/home/ – [2] https://www.beemgee.com/ – [3] https://paperhive.org/  – [4] https://www.kontextlab.com/

[5] Markus Dirr/Luis Hanemann: Irgendwas mit Internet: Mit der 45min-Toolbox auf die digitale Erfolgsspur – Wo stehen wir? – Wo wollen wir hin? – Was müssen wir tun? – http://45min-toolbox.com/.

GBI-Genios

Mit 15 Tageszeitungen des Holsteinischen Zeitungsverlages online

GBI-Genios ist mit 15 Tageszeitungen des Holsteinischen Zeitungsverlages online gegangen.

Ebenfalls neu: Berliner Debatte Initial für die Förderung der außenpolitischen Diskurses – multipolar zu Fragen der Sicherheitspolitik aus kritischer Perspektive – DeviceMed und DeviceMed Online für die Hersteller von Medizintechnik und ihre Zulieferer – Edison zu E-Mobilität, Nachhaltigkeit und vernetztes Leben. „ddp direct Pressemitteilungen“ wurde in „My newsdesk Pressemitteilungen“ umbenannt. Die Zeitschrift „onrail“ wurde eingestellt.

eGovernment MONITOR

Unzufriedenheit und Nutzung
digitaler Behördendienstleistungen steigen

Aus dem eGovernment MONITOR 2017 (Auftraggeber: Bundesministerium des Innern – Durchführung: Kantar TNS – seit 2012):
 
E-Government-Nutzung kommt nicht voran, Zufriedenheit nimmt deutlich ab. Die Nutzung von digitalen Behördendienstleistungen sinkt 2017 um vier Prozentpunkte auf 41 Prozent. In Deutschland zeigt sich somit im Langzeittrend seit 2012 eine Stagnation der E-Government-Nutzung. Die Nutzung in Österreich und der Schweiz liegt mit 74 Prozent und 61 Prozent deutlich höher. 54 Prozent der Nutzenden sind in Deutschland mit den vorhandenen digitalen Angeboten zufrieden (2016: 62 Prozent). Die Gründe bleiben: Online-Angebote sind nicht bekannt (48 Prozent), die Anschaffung zusätzlicher Hardware ist notwendig (48 Prozent), eine vollständige Abwicklung im Internet ist nicht möglich (47 Prozent). Gleichzeitig sind die Bedenken zur Datensicherheit gestiegen.

Erwartungen der Bürger an eine moderne Behörde. In allen drei Ländern wird eine schnelle Reaktion auf Anfragen, also eine Antwort innerhalb von ein bis drei Tagen, als modern betrachtet (DE: 67 Prozent, AT: 77 Prozent, CH: 74 Prozent). Ebenso spart eine moderne Behörde den Bürgern zum Beispiel durch Online-Terminvergabe und Eliminierung von Wartezeiten Zeit. Eine zentrale Anlaufstelle im Internet (z. B. ein zentrales Portal) gelten ebenfalls als zeitgemäß. Digitale Verwaltung muss in Lebenssituationen unterstützen und Prozesse automatisieren

In bestimmten Lebenssituationen nimmt der Kontakt zur Verwaltung deutlich zu, beispielsweise nach der Geburt eines Kindes oder nach einem Umzug. Gerade in diesen Situationen wünschen sich die Menschen Entlastung durch automatisierte Prozesse. Sie bewerten die Aussagen: „Sie erhalten Kindergeld, ohne dafür einen extra Antrag stellen zu müssen“ sowie „Daten werden automatisch bei allen Ämtern geändert“ als besonders gut.

Nur sinnvolle Prozesse und Mehrwerte sind Anreiz, den digitalen Pfad zu wählen.  
Hauptgründe für die künftige vermehrte Nutzung von digitalen Verwaltungsdiensten bleiben Zeit- und Kostenersparnis: schnellere Bearbeitung (56 Prozent), geringere Gebühren im Vergleich zum Vor-Ort-Service (51 Prozent), den aktuellen Status online abfragen können (47 Prozent). „In einer digitalisierten Welt, in der sich alles unkompliziert online erledigen lässt, hält die deutsche Verwaltung nicht Schritt, daher sinkt die Zufriedenheit der Befragten auch so auffallend“, schlussfolgert Hannes Schwaderer, Präsident der Initiative D21. „Es fehlt an Anreizsystemen, z. B. über Gebühren- oder Zeitersparnis, um der Bevölkerung den digitalen Weg schmackhaft zu machen.“

Online-Funktionen des Personalausweises bleiben unbekannt und ungenutzt. Die Verbreitung und Nutzung des neuen Personalausweises geht nur schleppend voran. Noch immer können nur fünf Prozent der Bevölkerung den Ausweis vollumfänglich nutzen (2016: vier Prozent). 58 Prozent der Befragten geben an, die eID-Funktion selbst nach Freischaltung noch nie genutzt zu haben. Die Gründe hierfür lauten: Bedenken bei Datenschutz und -sicherheit (59 Prozent), Vermeidung von Folgekosten, z. B. durch Anschaffung eines zusätzlich notwendigen Kartenlesegeräts (59 Prozent), unzureichender Nutzen (53 Prozent) sowie mangelnde Durchgängigkeit, das heißt, keine vollständige Abwicklung der Angebote im Internet (47 Prozent).

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