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Open Password – Freitag, den 3. Februar 2017

#158

Donald Trump – Willi Bredemeier – Richard David Lankes – Walther Umstätter – Bibliotheken – Smart Cities – Elisabeth Simon – Marc Sander


Lieber Leser von Open Password:

In Solidarität mit Lankes

Wenn ich mir die Abendnachrichten ansehen will, hat sich als Ritual die Frage eingebürgert: “Was wird heute der Trump des Tages?” Selbstverständlich werden wir nie enttäuscht.

Näher schlug es bei mir ein, als eine nahe Verwandte, die an der University of Michigan studiert, sich Sorgen machte, ob sie in die USA zurückkehren dürfe, falls sie auf Urlaub in ihre deutsche Heimat gefahren sei. Aber ansonsten gilt auch für mich, dass ich von den Entwicklungen in den USA nicht persönlich und in Zukunft allenfalls indirekt betroffen wäre. Indirekte Betroffenheit kann durchaus eine gravierende sein. Gravierend würde es auch für mich, wenn Europa im Zuge einer US-russischen Annäherung der größte geopolitische Verlierer würde oder die deutschen Exporte im Zeichen internationaler Handelskriege radikal einbrächen. In unserer Arbeit wären wir noch immer indirekt, nun aber äußerst gravierend betroffen, wenn Wissenschaft und Publizistik angesichts der Einschränkungen internationaler Kooperationen und der politischen Kriegserklärung an den Wahrheitsbegriff in eine Phase der Stagnation und Korrumpierung einträten. Gleichwohl liegt es nahe, sich ins Kämmerlein zurückzuziehen und auch dramatische Entwicklungen an sich vorbeirauschen zu lassen, da man ohnehin nur sehr wenig tun kann. Selbst die Bundesregierung dürfte die Trump-Administration kaum beeinflussen können.

Nun hat es in diesen Tagen noch näher bei mir eingeschlagen. Mit einer Partnerin habe ich Richard David Lankes, “Erwarten Sie mehr” aus dem Amerikanischen übersetzt und gemeinsam mit diversen Autoren eine Debatte über dieses Buch in Open Password begonnen. Nun hat es in Lankes Universität zu brennen begonnen, weil die wissenschaftliche Arbeit und Kooperation durch drohende Einreise- und Wiedereinreiseverbote nach Kriterien der nationalen und religiösen Zugehörigkeiten eingeschränkt werden. Lankes hat darauf mit einer klaren Botschaft geantwortet und ist seinen von Wiedereinreiseverboten bedrohten Kollegen öffentlich zur Hilfe geeilt.

Wir drucken Lankes Botschaft unten als ein schwaches Zeichen unserer Solidarität ab. Ansonsten bleibe ich ratlos: Was sollen wir tun? Abwarten, bis sich die amerikanischen Trends wie üblich mit einem Time Lag auch bei uns durchsetzen?

Herzlichst Ihr Willi Bredemeier

Debatte um Lankes
„Erwarten Sie mehr“ (5)

Amerika im Zeichen von Trump:

 

We must now demonstrate our values

 

We have long called libraries havens
and must now put truth to these words

A Message for International Members of the SLIS Community. This evening it has become clear that we all have reason to be concerned for those who are at the University, and frankly, in the country legally from abroad. Our classmates, our faculty, our alumni, our staff have seen families divided and immigrants turned away from our borders or held in our airports. Like many of you I have followed growing legal protests across the country, and welcomed a judicial stay of an executive order whose very legality has been called into question.

Below you will see that University officials have provided some guidance and means of expressing concern. Please, however, do not hesitate to contact me directly. The Wellbeing of our community members is my foremost concern and highest priority. I know that concern is shared by the Dean and all the staff and faculty.

I am saddened beyond belief that any university official has to advise those with legal standing to “not leave the country.” The heart of academia is the free flow of ideas. Ideas know no borders. A search for truth, and a quest to improve society through knowledge should never be threatened by executive order, or legislation. The freedom to teach and learn without the fear of deportation or xenophobia is not a partisan issue; it is not about being liberal or conservative; it is about human rights.

Every day in our classes people of all faiths and religions -Muslim, Jew, Christian, Atheist- learn side by side. Americans, Iranians, Brazilians, Chinese, Indians, Germans, Ugandans have shaped the prosperity of this school, university, and nation. Our graduates build communities in libraries and institutions across the world. We teach all of our students the core values of intellectual honesty, equity, and respect for diversity. We must now demonstrate these values. We have long called libraries havens and must now put truth to these words.

So let me end by asking again to those of you effected by these actions to let me, the faculty, and the staff know how we can help you. You are members of our community, and we are all richer for it.

  1. David Lankes, Director of the University
    of South Carolina School of Library and Information Science

Debatte um Lankes
„Erwarten Sie mehr“ (6)

Smart Cities Need Smart Libaries

Von Walther Umstätter

Es war schon immer die Aufgabe von Bibliotheken, das vorhandene Wissen dem Unsinn in dieser Welt gegenüber zu stellen, auch wenn sie es oft nur dadurch taten, verwandte Publikationen in ihren Klassifikationen zusammenzufassen.

Der Problemanalyse von E. Simon kann man nur schwer widersprechen, weil sie auf Erfahrung beruht. Ihre Feststellung: “Was also wäre, wenn die Träger und Förderer der Bibliotheken nicht ein Teil der Lösung, sondern ein Teil des Problems sind?” (Open Password, 31. Januar 2017), ist aus meiner Sicht auch darum richtig, weil die Träger in den letzten Jahrzehnten eher über Einsparungen als über “bessere”, man könnte auch sagen, zeitgemäßere Bibliotheken nachgedacht haben. Dabei waren sie meist überzeugt, wenn wir das Internet haben, brauchen wir keine Bibliotheken mehr, und hielten sich für modern und aufgeklärt, um nicht zu sagen, von einer Erkenntnis erleuchtet. Die Stadtbibliothek zur Leseförderung und als Hort für das gedruckte Buch – dies fand insbesondere seit PISA auch im Börsenverein und in den angeschlossenen Verlagen Unterstützung. Die Öffentliche Bibliothek als Basis für die moderne Citizen Science bzw. die Smart City wird noch ein Umdenken erfordern, auch wenn sich diese Entwicklung aus der Bibliothekswissenschaft zwangsläufig ergibt (www.simon-bw.de/archiv/archiv-was-uns-bewegte/77-die-zukunft-des-bid-bereichs).

Aber soweit ich es sehe, liegen auch die Niederlande mit „Bibliotheek van de Toekomst“ auf der Linie Lankes. Außerdem gehen immer mehr Public Libraries weltweit in die Richtung von Makerspaces, von „robots @ the library“-Initiativen und von programmierbaren friedlichen Drohnen. Das zeigt sich auch an den vielfältigen pädagogischen Angeboten in diesem Bereich. Viele dieser Angebote sind nicht für jeden Privathaushalt erschwinglich, und ein wachsender Mangel an Wissen über die damit verbundenen Probleme schafft in jeder Kommune Ängste und Unsicherheiten.

Ob es Zufall oder Absicht war, dass im selben Open Password vom 31. Januar die Smart-City- Problematik angesprochen wurde, weiß ich nicht. Aber dass die Einsicht gilt: „Smart Cities Need Smart Libraries“, ist nicht ganz neu. Im Rahmen der „Topic Oriented Libraries“ gibt es unzählige Themen, in denen Bibliotheken ihren Kommunen deutlich machen können und sollten, wie unverzichtbar sie für die moderne Wissenschaftsgesellschaft sind, auch wenn wir in etlichen Ländern zurzeit ein ängstliches „Zurück zur Natur“ bzw. „Make America Great Again“ beobachten. Vermutlich ist Präsident Trump aber der letzte, der im Moment ein Amerika rekreieren will, so wie es in der Mitte des letzten Jahrhunderts über eine Luftbrücke nach Westberlin und durch die Stiftung einer Amerikagedenkbibliothek frei und vorbildlich war.

  1. D. Lankes ist nur zuzustimmen, wenn er schreibt: „The 2016 presidential election demonstrates the weaknesses in seeing data and information as substitutes for true knowledge“ (https://davidlankes.org/?p=9050). Mit anderen Worten, die Information Professionals müssen wirklich sauberer zwischen Informations- und Wissensvermittlung unterscheiden. Beim echten Wissen kommt es auf die Begründung einer Information an, und damit auf ihre Verlässlichkeit. Womit wir wieder beim Thema der Informationskompetenz sind, die heute wichtiger denn je ist (Open Password, 2. Februar 2016).

Abgesehen davon, dass Marc Sander in Open Password vom 26. Januar 2017 wohl übersehen hat, dass ich den Anregungen von R. D. Lankes zugestimmt habe, glaube ich auch, dass seine Betonung, die „Bibliothek auch als ORT des Arbeitens“ wahrzunehmen, durchaus im Sinne Lankes ist.

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