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Open Password: Montag, den 14. November 2016

Pushdienst 2016#127

Donald Trump – Glück – Juan Luis Serrano – USA – Hillary Clinton – Medien – Information Professionals – Populismus – Amanda Schwarm – Willi Bredemeier – Brandon Teeple

Lieber Leser von Open Password,

da wir in unruhigen Zeiten leben und viel Glück, Fortuna ebenso wie Felicidad und innere Stabilität dazu benötigen, beginnen wir heute mit einem passenden Gedicht. Was für ein Glück brauchen wir am dringendsten im Falle von Trump? Dass er wirklich ein so gnadenloser Opportunist ist, wie wir ihn sehen, dass er deswegen entgegen seinen früheren Ankündigungen gar nichts dagegen hat, ab und an eine vernünftige Entscheidung zu treffen, dass er die in atembaraubendem Tempo begonnene Räumung seiner Positionen in seinem Fox-/CBS-Interview fortsetzt und dass sich dieser Prozess sogar als irreversibel erweist. Anschließend könnten wir uns glücklich zurücklehnen und sagen: Doch noch mal Glück gehabt.

Herzlichst Ihr Willi Bredemeier

Felicidad (Vom Glück)

So selten ist Glück nicht,
dass ich niemanden weiß,
dem das Glück nicht begegnet ist.

Wenn ich wählen dürfte,
wie entschiede ich mich,
für den Augenblick der Ekstase
oder für die langen Wellen tiefer Zufriedenheit,
wenn ich einig bin
mit Euch und der Welt?

Juan Luis Serrano, 1864 – 1940
(aus dem Spanischen von Dolores Ibbaburri)

 

Die USA haben gewählt

Nicht nur die Amerikaner
suchen den Superstar

Gegen Donald Trump hilft nur noch der liebe Gott

Von Amanda Schwarm

Demokratie hat schon was Lustiges. Die Hälfte der Bevölkerung wählt nicht. Ein Viertel wählt Hillary Clinton und 200.000 weniger wählen Donald Trump, und der wird mit dieser Minderheit Präsident der USA. Nun soll der die USA wieder zurück beamen in die guten alten Zeiten, als sie demokratisches Vorbild, Weltmacht und eine coole Selfmademen-Nation war. Schon Obama hatte versprochen: „Yes we can“, dachte aber nicht daran, dass die Republikaner alles blockieren würden, was ihn erfolgreich hätte erscheinen lassen. Amerika war ihnen schnuppe. Ihre Wähler waren entscheidend, und die wollten an die Macht. Nun soll Trump, der etablierte Milliardär, das Wunder vollbringen. Wenn man so viel Schulden hat wie viele Amerikaner, inklusive der Studienschulden, dann hofft man zwangsläufig auf den Superman als Erlöser. 

Wählten Clinton und Trump die falschen „Issues“? Bei Trump kann man das kaum behaupten, denn er war nun mal erfolgreich mit seinem „Make America great again“. Bei Frau Clinton eigentlich auch nicht, denn sie hatte am Schluss mehr Stimmen als Trump, und war außerdem gezwungen, auf seine Widersprüche, Unehrlichkeiten und Unberechenbarkeiten hinzuweisen, was ihn dazu verleitete, sie als Lügnerin und Kriminelle zu diffamieren. Und alle, die etwas gegen eine Frau als Präsidentin oder das Establishment hatten, machten sich keine Mühe nach Unterschieden und Ursachen zu suchen. Fazit: Die da oben sind doch alle gleich.

Nicht weil sie wirklich gleich sind, sondern weil sich kaum jemand die Arbeit macht, genauer nach Ursache, Wirkung und Unterschied zu schauen. Die Journalisten und die Information Professionals kämpften zu wenig um die Aufdeckung der Wahrheit. Inzwischen ist Unehrlichkeit ein Kavaliersdelikt, das weitgehend übersehen wird.

Es ist richtig, was Willi Bredemeier im Open Password Pushdienst am 9. November schrieb: “Die Medien haben sich mit ihrer Wahlberichterstattung nicht mit Ruhm bekleckert.” Und es ist auch richtig, was Brandon Teeple feststellt: “Jede Generation empfindet andere Themen als wichtig”. Als weitaus bedrückender empfinde ich aber, dass die völlige Unberechenbarkeit eines US-Präsidentschaftskandidaten so wenig Einfluss auf seine Wähler hatte. Darin lag sicher auch die Fehleinschätzung der meisten Medien.

Für viele Amerikaner wog die Hoffnung, dass der Milliardär Trump sie wieder in die gute alte Zeit mit Macht, internationalem Respekt und den großen amerikanischen Traumautos zurückbringt, mehr als alles andere. Nachdem Obama nicht der Superstar war, den man vor acht Jahren erwartet hatte, lasteten nun seine Gegner Hillary Clinton diese Enttäuschung mit an.

Ein Mann wie Trump darf auch lügen, fremden Frauen in den Schritt greifen, beleidigen und sich widersprechen. Hauptsache ist, er gibt den Wählern das Gefühl, bald wieder den alten American Way of Life leben zu können. Vom Tellerwäscher zum Millionär. Das darf auch ruhig auf Kosten anderer gehen. Schon im Kommunismus hofften die Proletarier, reich zu werden, als sie dem Adel und den Kapitalisten alles wegnahmen. Die Nationalsozialisten entmachteten und entrechteten die Juden, um sich zu bereichern, und die USA verdankten Jahrzehnte lang der Ausbeutung der „Neger“ viel Wohlstand. In etlichen Ländern hoffen Populisten ebenso ihre Anhänger zu finden, in dem sie an die Armen dieser Welt möglichst nichts abgeben, ohne dabei erwischt zu werden. Natürlich hatten vor der Wahl Trumps etliche Egoisten ein schlechtes Gewissen und behielten ihre Meinung für sich. Am Wahltag konnte man dann als Silent Majority in geheimer Wahl ruhig für Trump stimmen. Motto: „Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.“

Dass Veteranen gern an ihre guten Zeiten zurückdenken, zumal sie ja bis heute überlebt haben, ist verständlich. Auch in Russland erwarten die Wähler von Putin, dass er ihnen das Ansehen der Sowjetunion zurückholt und wenn er dazu das Völkerrecht bricht. Diese Wähler waren noch jung, als die Umbrüche kamen, und denken ebenso wie viele frühere Ossis gern an ihre Jugend und ihre damaligen Hoffnungen zurück. Die Jüngeren in den USA dagegen kennen die gute alte Zeit meist aus der Traumfabrik Hollywoods mit Audrey Hepburn, Doris Day, Grace Kelly und all den glamourösen Männern und Frauen in ihrem Luxus. Woran sie sich weniger gern erinnern, ist die Atombombengefahr, den Vietnamkrieg und die Kuba-Krise. Das lässt sich aber leicht verdrängen, bevor man zugeben muss, dass Protektionismus die Kriegsgefahr massiv erhöht. Außerdem kann es ja nicht so schlimm gewesen sein, da seit dem Zweiten Weltkrieg noch kein dritter ausgebrochen ist, und gegen die Terroristen bewaffnet man sich wieder wie die Cowboys. Deren Kampf um Ehre, Gerechtigkeit und Tapferkeit kennt man ja auch aus den glorreichen Zeiten der Traumfabrik.

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Die Informationsbranche muss realistischer und ehrlicher werden.

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Was bedeutet dies für die Informationsbranche? Sie muss realistischer und ehrlicher Kausalitäten aufdecken. Ein Wunschdenken, wie es zu viele deutsche investigative Journalisten verbreiten, ist wenig hilfreich. So verstand man schon bei Berlusconi nicht, dass ihn die Italiener angesichts immer weiterer Aufdeckungen wiederwählten. Der Brexit kam auch überraschend, und nun ist Trump Präsident der USA.

Es ist richtig, bei dieser Wahl waren die Themen und noch mehr die Wahrheit erschreckend unwichtig. Dagegen versprach Donald Trump, dass er Amerika wieder reich und erfolgreich machen wird, und seine Wähler trauen ihm die dazu notwendige Schlitzohrigkeit zu. Die Wahrheit wollen sie gar nicht erst wissen, warum viele Journalisten auch Schwierigkeiten haben, sie zu publizieren.

Der Vatikan fand dazu die passenden Worte: Möge Gott ihn erleuchten.

Fact Checking: Trump und seine Einstellung zu den Republikanern

Stimmt dieses Statment? An diesem Beispiel zeigt sich recht deutlich, wie das Netz mit Gerüchten, Meldungen und Thesen durchsetzt ist. Klares Fact Checking ist gefragt. Eine Online Recherche im Archiv des People Magazine findet kein Statement dieser Art.

Ihnen eine angenehme Arbeitswoche!

Ihr Michael Klems

Bildnachweis und Beitrag zum Statement: http://www.snopes.com/1998-trump-people-quote/

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