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Open Password –  Freitag,

den 6. Juli 2018

 

#396

 

Europäisches Urheberrecht – EU-Parlament – Lobbyismus – Marvin Schade – media.de – Bibliothekartag – Urheberwissenschaftsgesetz – Copyright Literacy – Jasmin Schmitz – Bibliotheken – Copyright Officer – The Publishing Trap – FH Potsdam – HS Hannover – ORCID – Kundendatensatz Forschung – iD – Kosortium – Dun & Bradstreet – Compliance Professionals – Procurement Professionals – Experian – Marketing Engine – Automotive Industry – Ex Libris – Esploro

Europäisches Urheberrecht

Parlament kippt undurchdachten Gesetzentwurf und stärkt die Demokratie

„Der Gesetzgeber hat schon viele Entscheidungen getroffen, die das Leben erschwert haben, weil sie nicht durchdacht genug waren. (Gestern nachmittag) hat das EU-Parlament in Straßburg diesen Fehler nicht wiederholt und gegen die Reform des Urheberrechts gestimmt – und sie damit zunächst einmal vertagt. Nach hitzigen Debatten und enormen Lobby-Einfluss hat das die Demokratie gestärkt.  …

Die Reform (hätte) den kleinen Anbietern und Plattformen im Web mehr geschadet als den großen, die man doch eigentlich regulieren wollte. Speziell mit dem vergleichsweise erst spät in der breiten Öffentlichkeit diskutierten Upload-Filter hätte die Europäische Union einen Innovationskiller per Gesetz beschlossen. … Vor allem kleinere Plattformen hätten wohl eher dazu geneigt, Uploads zu untersagen. Der Konflikt mit dem Zitaterecht war programmiert.“

Marvin Schade, Störkung der Demokratie: Die EU-Entscheidung gegen die Urhebereform war eine gute, in:   https://meedia.de/2018/07/05/staerkung-der-demokratie-die-eu-entscheidung-gegen-die-urheberreform-war-eine-gute/?utm_campaign=NEWSLETTER_SONDER&utm_source=newsletter&utm_medium=email


  1. Bibliothekartag

Urheberwissenschaftsgesetz: Bibliotheken sind nicht die Wächter des Urheberrechts


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Von Jasmin Schmitz, schmitz-jasmin@web.de

Urheberwissenschaftsgesetz (UrhWissG). Nachdem das Urheberwissenschaftsgesetz im März in Kraft getreten ist, müssen sich die Bibliotheken mit seiner Auslegung befassen. Die Rechtsexperten des VDB empfahlen in einer Fragerunde, die Normen des UrhWissG für die Zwecke der Bibliotheken zu nutzen. Der §60a-h hat die bisherigen Schranken im Urheberechtsgesetz teilweise ersetzt. Eines der größten Defizite des Gesetzes besteht darin, dass es auf fünf Jahre begrenzt ist; nach vier Jahren ist eine Evaluierung vorgesehen. Nutzen die Bibliotheken (und andere im Gesetz benannte Akteure) das UrhWissG in diesem Zeitraum nicht zu ihren Gunsten, dann besteht die Gefahr, dass es außer Kraft gesetzt wird. Ziel muss aber die Entfristung sein.

Paragraph 60e adressiert die Arbeit von Bibliotheken. Ihnen ist jetzt erlaubt, zu Zwecken der Bestandserhaltung Kopien von Werken anzufertigen (Absatz 1). Absatz 2 erlaubt das Verleihen von Vervielfältigungsstücken von Zeitungen aus dem Bestand. In der Diskussion wurde die Möglichkeit der „Leihe ohne Rückgabe“ ins Spiel gebracht. Absatz 4 gestattet Bibliotheken, Nutzenden in den eigenen Räumen Werke aus ihrem Bestand an Terminals zugänglich zu machen. Diese dürfen zudem 10% des Werkes je Sitzung vervielfältigen. Abbildungen und einzelne Beiträge aus derselben Fach- oder wissenschaftlichen Zeitschrift für Forschung und private Studien sind eingeschlossen. Es wurde betont, dass Bibliotheken sich zwar rechtskonform verhalten müssen, sie seien aber nicht die Wächter des Urheberrechts; eine permanente Kontrolle der Nutzenden könne nicht von ihnen verlangt werden.

Bei Absatz 4 ist ferner umstritten, ob technische Barrieren eingebaut werden müssen. Mit Blick auf Absatz 4 und insbesondere Absatz 5 (Übermittlung von Vervielfältigungen zu nicht kommerziellen Zwecken im Rahmen einer Einzelbestellung) wird zudem diskutiert, was unter Fachzeitschriften genau zu verstehen ist. Eventuell kann darunter mehr gefasst werden, als man es zunächst erwarten würde (1).

„Copyright Literacy“. Eine Session beschäftigte sich mit dem in Deutschland noch weitestgehend unbekannten Konzept der „Copyright Literacy“, also der Urheberrechtskompetenz (2). Diese ist definiert als “acquiring and demonstrating the appropriate knowledge, skills and behaviours to enable the ethical creation and use of copyright material.” Im anglo-amerikanischen Raum ist dieses Konzept wesentlich bekannter. Dort sind an Bibliotheken häufig „Copyright Officer“ als Ansprechpersonen zu finden. Ihre Aufgaben umfassen unter anderem die Beratung zum Urheberrecht und zu Lizenzierungsfragen, die Formulierung von Handreichungen und die Organisation von Workshops. In einer Befragung der „Copyright Officer“ wurde deutlich, dass diese Position viele Herausforderungen birgt, weil sie häufig mit Einzelfällen zu tun haben und viele Rechtsnormen interpretationswürdig sind. Urheberrechtskompetenz sollte daher im LIS-Studium gelehrt werden.

In der Sitzung „Copyright Literacy“ wurde auch die deutsche Adaption des Brettspiels „The Publishing Trap“ veröffentlicht, das vor allem dem wissenschaftlichen Nachwuchs die Rechtsnormen des Urheberrechts über „Gamification“ näherbringen soll. Die Anpassung an die deutschen Verhältnisse wurde von Mitarbeitern der FH Potsdam und HS Hannover vollzogen. Es gab Gelegenheit, das Spiel auszuprobieren.

Das Konsortium ORCID DE. In der Session „Publikationsoutput II“ des Bibliothekartages wurde über das Deutschland-Konsortium von ORCID berichtet (3). ORCID (Open Researcher and Contributor ID) ist ein numerischer Identifier für die Identifikation von Autoren, der beispielsweise hilft, namensgleiche Autorinnen und Autoren auseinander zu halten und Publikationen eindeutig zuzuordnen. Viele Verlage unterstützen das System, indem sie teilweise die Angabe der iD verpflichtend machen. Auch andere Initiativen (wie zum Beispiel der Kerndatensatz Forschung) sprechen sich für den flächendeckenden Einsatz dieser Autorenidentifikation aus.

Zu einer iD gehört immer eine Profilseite über den Autor, die über seinen beruflichen Werdegang, seine Publikationen sowie über die von ihm eingeworbenen Drittmittel informiert. Was wann sichtbar ist, kann von den Autoren über granulare Sicherheitseinstellungen frei gewählt werden. Im Profil ist stets verzeichnet, aus welcher Quelle die Information stammt

Die Organisation von ORCID ist nicht-kommerziell und wird von über 850 Mitgliedseinrichtungen getragen und finanziert. Bei der Gründung wurden Vorkehrungen getroffen, dass die Organisation nicht von kommerziellen Anbietern aufgekauft werden kann. Derzeit sind weltweit fünf Millionen ORCID-iDs vergeben (davon mehr als 110.000 an deutsche Autoren). Jahr für Jahr nehmen die iDs um eine Million zu. Eine institutionelle Mitgliedschaft im Konsortium soll den Aufwand für das Publikationsmanagement verringern und den Autoren die Profilpflege durch die eigene Einrichtung abnehmen. Die Kosten einer institutionellen Mitgliedschaft im Konsortium betragen etwa 3.500 US-Dollar im Jahr. Der deutsche Ableger hat keinen Einfluss auf die Preisgestaltung.

Das deutsche Konsortium setzt sich aktuell aus 24 Hochschulen, zwölf außeruniversitären Instituten und sechs sonstigen Einrichtungen zusammen. Die Mitgliedschaft im Konsortium bringt in erster Linie eine Zeit- und Kostenersparnis bei der Erfassung und Veröffentlichung des Publikationsoutputs einer Einrichtung mit sich. Mit der Mitgliedschaft erhält man zudem Zugriff auf weitere Schnittstellen, die über die Leistung der „public API“ hinausgehen. Dazu gehören die Möglichkeit zur Synchronisation der ORCID-Einträge mit den Einträgen im eigenen Repositorien sowie die Anbindung von Informationen an die ORCID-Einträge.

In anderen Sitzungen wurden Beispiele zur Umsetzung vorgestellt (4).

Verweise:

(1)   Oliver Hinte: Das UrhWissG – von der Entstehung bis zur ersten Anwendung: https://opus4.kobv.de/opus4-bib-info/frontdoor/index/index/start/1/rows/20/sortfield/score/sortorder/desc/searchtype/simple/query/hinte/docId/3715

(2)   Fabian Franke, Jane Secker, Chris Morrison: Copyright Literacy / Urheberrechtskompetenz: https://opus4.kobv.de/opus4-bib-info/frontdoor/index/index/start/3/rows/20/sortfield/score/sortorder/desc/searchtype/simple/query/secker/docId/3440

(3)   Heinz Pampel, Paul Vierkant: ORCID DE – Autorenidentifikation mit ORCID in Deutschland: https://opus4.kobv.de/opus4-bib-info/frontdoor/index/index/start/11/rows/20/sortfield/score/sortorder/desc/searchtype/simple/query/orcid/docId/3654

(4) Siehe: Frank Lützenkirchen: ORCID und die sich selbst füllende Universitätsbibliographie: https://opus4.kobv.de/opus4-bib-info/frontdoor/index/index/start/16/rows/20/sortfield/score/sortorder/desc/searchtype/simple/query/orcid/docId/3529; Gernot Deinzer: ORCID-Integration in das institutionelle Repositorium der Universität Regensburg: https://opus4.kobv.de/opus4-bib-info/frontdoor/index/index/start/8/rows/20/sortfield/score/sortorder/desc/searchtype/simple/query/orcid/docId/3652

 

International Corner

Compliance and Procurement with Positive Feelings. The Dun & Bradstreet 2018 Compliance and Procurement Sentiment Report found that increasing regulation continues to be the chief concern for professionals in these industries, while the overall outlook sentiment is positive.

Experian with Marketing Engine for Automotive Industry. Experian has launched Experian Marketing Engine. Designed specifically for the automotive industry, Experian Marketing Engine aims to help marketers identify prospective car buyers more precisely and delivering content that resonates with them.

Quelle: Outsell

Ex Libris gibt Esploro für Entwicklungspartner frei. Ex Libris hat seine Forschungsdienstplattform Esploro für Entwicklungspartner freigegeben, die ein einheitliches Forschungsdatenmanagement und Metadatenhandling ermöglicht. Dies sei„der erste Schritt zu automatisierten Forschungsabläufen, einer höheren Sichtbarkeit von Forschungsergebnissen und der Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten“, sagt Ex Libris.

Archiv & Touchpoint

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