Open Password – Mittwoch,
den 8. Januar 2020
# 684
Open Password – Informationsbranche – Trend des Jahres – Persönlichkeit des Jahres – Einrichtung des Jahres – Veröffentlichung des Jahres – Künstliche Intelligenz – Information Professionals – Digitale Transformation – Datenkompetenz – Informationskompetenz – Wissenskompetenz – Willi Bredemeier – Wirtschaftsinformationsanbieter – New Economy – Soziale Medien – World Wide Web – Entschwinden der Branche – Edward Snowden – Julian Assange – Marc Zuckerberg – Google – Peter Müller-Bader – ZB MED – Mobilisierung – Leibniz Gemeinschaft – Digitale Transformation – Digitalisierung der Infrastruktur – Informationsgesellschaft – Yannick Loonus – Mary Ellen Bates – Schulen – Digital Natives – Data Scientist – Informationskompetenz und Demokratie – Data Cite – Digital Object Identifiers – Britta Dreyer – ZB MED – TIB – DSMZ – DiASPora – Bakterien – ZPID – GWK – Leibniz Gemeinschaft – PubPsych – PsychNotebook – PsychLab – Big Data in der Psychologie – Forschungssynthesemethoden – Open Science – Ursula Arning – ZB MED – Open Access – Management Digitaler Ressourcen
Open Password wünscht seinen Lesern ein frohes und erfolgreiches neues Jahr und der Informationsbranche viel vielversprechende und letzten Endes erfolgreiche Initiativen.
Peter Müller-Bader (GBI), Passwords Mann des Jahres 2005
2019 und 2020
Die Wahlen des Jahres:
Trend des Jahres,
Persönlichkeit des Jahres,
Einrichtung des Jahres,
Veröffentlichungen des Jahres
Nach zwei Jahren „Künstliche Intelligenz“
ein neues Themensprektum:
Der InfoPro in der digitalen Transformation
Daten-, Informations- und Wissenskompetenz
Von Willi Bredemeier
Seit 1986 trifft Open Password, früher Password, seine Wahlen zum Trend des Jahres. Einige Jahre später kamen Wahlen zur Person, zur Einrichtung und zur Veröffentlichung des Jahres hinzu. Das geschah einige Jahre mit einer mehr oder minder großen Jury, in den meisten Jahren aber durch den Herausgeber, nachdem er eine Reihe informeller Gespräche mit Freunden und Experten geführt hatte. Der damit gegebenen Subjektivität der Wahlen suchte ich zu begegnen, indem ich nicht möglichst kreativ zu sein suchte, sondern mich fragte, wer oder was im abgelaufenen Jahr in der deutschsprachigen Öffentlichkeit die größte Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte oder mit welcher Wahl wohl der größte Konsens zu erzielen war.
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Wie leicht und wie schwer mir die Wahlen seit 1986 gefallen sind.
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Das führte gelegentlich zu ganz einfachen Trendwahlen, beispielsweise als die deutschen Wirtschaftsinformationsanbieter in das Online-Zeitalter eintraten (1987), die New Economy boomte (1998), die dann allerdings nach wenigen Jahren in eine Krise mit gravierenden Umsatzeinbußen auch für die Informationsanbieter mündete, und die Sozialen Medien eine kritische Schwelle überschritten und in einem „Big Bang“ zu explodieren schienen (2009). Auch in den letzten beiden Jahren kam ich um das eine „Super Nova“-Thema, diesmal die Künstliche Intelligenz, kaum herum (2017, 2018). Diese sollten am Ende auch die Gefilde der Information Professionals erreichen.
Bei anderen Themen hätte die Wahl auch ein Jahr früher oder später erfolgen können, aber zweifellos hatten es auch andere Entwicklungen verdient, gewählt zu werden. Darunter fielen der Siegeszug der Realtime-Finanzinformationen (1986), die Wandlung des Internets zu einem kommerziellen Phänomen (1994) und die Durchsetzung des World Wide Web (1996). Es ließe sich das allmähliche „Entschwinden der Branche“ hinzunehmen (2007), wenngleich dieses Thema den Betroffenen wenig attraktiv erschien und viele so weitermachten, als ob es die allmähliche Entwicklung der Rahmenbedingungen zu ihrem Ungunsten nicht gäbe. In anderen Jahren halfen die gewählten Kriterien allerdings wenig.
Es gab auch ein Jahr, in dem ich besonders viele Experten befragte und praktisch keiner eine Alternative zu Edward Snowden als Persönlichkeit des Jahres sah (2013). Julian Assange (2010) und Marc Zuckerberg (gleichfalls 2010) waren gleichfalls wenngleich aus ganz unterschiedlichen Gründen naheliegende Wahlen, obgleich auch diese in einem anderen Jahr hätten erfolgen können. Das gilt ganz ähnlich für die Google-Gründer, deren Unternehmen sogar zur Einrichtung des Jahrzehnts aufstieg (2001-2010). Wenn eine Persönlichkeit unserer Branche unbedingt Mann des Jahres werden musste und es im Jahr 2005 tatsächlich wurde, so war dies Peter Müller-Bader, der einer „amerikanische Erfolgsstory vom Schuhputzer zum Millionär“ hinlegte, sich mit Zampano-Auftritten, viel Humor und extremer Flexibilität in einer scheinbar hoffnungslos unterlegenen Position gegen die Konkurrenz aus dem Großkapital durchsetze, bis sein Partner und er am Ende doch Kasse machten und ihr Unternehmen ins Geflecht der Konzerne aufging.
„Einrichtungen des Jahres“ waren immer schwierig zu wählen, wenn man von 2016 absieht, als die drohende Abwicklung der ZB MED auf der Basis einer zweifelhaften Evaluierung zu einer einmaligen Solidarisierung und Mobilisierung der Informationsbranche mit dem Ergebnis führte, dass die Abwicklung vorerst abgewendet wurde. Für 2019/2020 kam ich ein erstes Mal auf die Idee, eine Einrichtung zum zweiten Mal zu wählen, nachdem die ZB MED eine beeindruckende Renaissance hingelegt hat und gute Chancen haben dürfte, in den Kreis der Einrichtungen der Leibniz Gemeinschaft wieder aufgenommen zu werden. Ich habe mich dann doch anders entschieden.
Bestseller oder Veröffentlichungen, die die Peers eines Autoren und weitere Experten vor Ehrfurcht erblassen ließen, gab es in all den Jahren nicht, wohl aber jede Menge Veröffentlichungen, die es verdienten, gelesen und respektiert zu werden. Hier blieb die Identifizierung, Selektion und am Ende die Entscheidung eigentlich immer problematisch und war diese manchmal wenig mehr als eine nachdrückliche Empfehlung zum Lesen.
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Der Information Professional in der Digitalen Transformation.
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Nun also die Wahlen für 2019 und 2020. Gibt es ein Mega-Thema auch dann, wenn wir die „Künstliche Intelligenz“ nicht zum dritten Mal in Reihenfolge wählen möchten? Hier habe ich wenig Zweifel, wenn ich als „Catchword der Gegenwart“ die Digitale Transformation vorschlage, wenn ich mir die sich ausbreitende Zahl der Veröffentlichungen zu diesem Thema ansehe. Dies hat den realen Hintergrund, dass die Digitalisierung nunmehr tendenziell alle Unternehmensbereiche erfasst hat, so dass eine digitale Gesamtstrategie für die Unternehmen erforderlich geworden ist – mit noch nicht vollständig absehbaren jedenfalls gravierenden Folgen für die Unternehmenskultur, die Qualifikationsanforderungen und die einzelnen Unternehmens- und Geschäftsbereiche. Dabei bestehen enge Zusammenhänge zwischen Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz als einem ihrer wichtigsten Treiber. Der anstehende Wandel dürfte derart umfassend werden, dass sich in der Tat von einer „Transformation“ sprechen lässt. Hinzukommt, dass die Digitalisierung der wirtschaftlichen Infrastruktur und der Informationsgesellschaft zu einer Priorität der Bundesregierung und der weiteren Politik geworden ist, so dass hier zumindest von einer angestrebten Transformation zu sprechen ist.
Open Password schaut durchaus gern „über den Tellerrand“, um in der „Steilvorlagen“-Terminologie zu sprechen. Aber in unserer Kernberichterstattung sollte es vor allem doch um ein Herunterbrechen einer allgemeinen Entwicklung auf die konkreten Erörterungsbedarfe unserer Branche gehen. Das haben wir für 2019/2020 in zweifacher Weise getan. Erstens fragen wir nach der Positionierung und den Profilierungschancen des Information Professionals in der Digitalen Transformation. Hier haben aus meiner Sicht Yannick Loonus auf den „Steilvorlagen 2017“ und Mary Ellen Bates auf den „Steilvorlagen 2019“ die bislang differenziertesten Ausführungen gemacht, auch wenn sie sich direkt vor allem auf „Künstliche Intelligenz“ bezogen.
Ein weiterer Beitrag von Loonus dazu wird in Kürze veröffentlicht, meine Auseinandersetzung mit den Thesen von Mary Ellen Bates ebenso. Weitere Beiträge von anderen Autoren befinden sich in Vorbereitung.
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Daten-, Informations- und Wissenskompetenz.
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Zweitens fragen wir nach der Daten-, Informations- und Wissenskompetenz derer, unter anderem der Information Professionals, die die „Digitale Transformation“ vorantreiben oder von dieser Entwicklung betroffen sind. Das sind letztlich wir alle. Dabei wird hier vorausgesetzt, dass es nicht ausreicht, Technologien, Tools und Verfahren zur Verfügung zu stellen und die notwendigen Kompetenzen nicht notwendigerweise bereits vorhanden sind, vielmehr in vielen Bereichen einen Engpass darstellen. Wir erinnern hier nur an die Lage an unseren Schulen, wo längst nicht alle Lehrer angemessene Vermittler digitaler Kompetenzen sind und sich die Qualifikation vieler Digital Natives auf wenige sehr einfache Suchfunktionen beschränkt, ohne die Texte, die von ihnen genutzt werden, beurteilen zu können. Mit der Einbeziehung der „Datenkompetenz“ schlagen wir abermals eine direkte Brücke zur Künstlichen Intelligenz und stellen Fragen wie: Über welche Datenkompetenz muss ein Information Professional verfügen, ohne gleich ein „Data Scientist“ werden zu müssen? „Wissenskompetenz“ wird seltener thematisiert als „Daten-“ und „Informationskompetenz“, was vielleicht damit zu tun hat, dass wir unseren Gurus und ihren Veröffentlichungen vieles, vielleicht zu vieles zutrauen.
„Informationskompetenz“ scheint hingegen in aller Munde zu sein. Wir halten dieses Thema gleichfalls für wichtig, zumal uns in der Debatte um „Fake News“ (Trend des Jahres 2014) die Kosten einer mangelnden Informationskompetenz für unsere Institutionen, unsere Staatsform und ein gelingendes Leben deutlich geworden sind. Open Password hat sich deshalb an das Projekt „Informationskompetenz und Demokratie“ angedockt und berichtet seit längerem regelmäßig über dieses Thema. Weitere Autoren werden im Laufe des Jahres hinzukommen.
Lesen Sie in der nächsten Folge: Unsere weiteren Wahlen: Persönlichkeiten des Jahres – Einrichtungen des Jahres – Veröffentlichungen des Jahres
ZPID
Dauerhafte Budgeterhöhung
zum Ausbau der Infrastruktur
Alle Phasen des wissenschaftlichen Prozesses mit eigenen Angeboten unterstützen
Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) von Bund und Ländern hat den Antrag des Landes Rheinland-Pfalz bewilligt, den Kernhaushalt des ZPID im Rahmen eines Sondertatbestandes dauerhaft zu erhöhen. Damit kann das ZPID sein Infrastrukturangebot konsolidieren und ausbauen. Das Institut arbeitet daran, den gesamten wissenschaftlichen Arbeitsprozess für Psychologen und Forschende in angrenzenden Disziplinen zu unterstützen – von der Ideensammlung und Literaturrecherche über die Dokumentation der Forschungsarbeit und Archivierung von Daten bis zur Publikation der Ergebnisse. Für jede Phase soll es künftig geeignete Angebote geben.
Zu den Plänen gehört unter anderem, das bestehende Rechercheportal PubPsych weiterzuentwickeln, ein cloudbasiertes System zur Studienplanung (PsychNotebook) anzubieten und ein kombiniertes Online-/Offline-Labor namens PsychLab bereitzustellen. Darüber hinaus wird die Forschung am ZPID gestärkt, indem zwei neue Forschungsbereiche zu den Themen „Big Data in der Psychologie“ und „Forschungssynthesemethoden“ etabliert werden. Alle Angebote unterstützen offene, transparente und replizierbare psychologische Forschung („Open Science“).
Die GWK ist mit ihrer Entscheidung der Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft gefolgt. Nach einer Begutachtung im Jahr 2018 hatte sich der Senat für die Erweiterung ausgesprochen.
ZB MED
Ursula Arning für „Open Access
und Management Digitaler Ressourcen“
Prof. Dr. Ursula Arning, die Open-Access-Experten bei der ZB MED, hat an der Fakultät für Informations- und Kommunikationswissenschaften der TH Köln eine W2-Professur für „Open Access und Management Digitaler Ressourcen“ übernommen. Bei ZB MED leitet sie seit 2014 den Programmbereich Open Science. In ihre Verantwortung dort fällt PUBLISSO, das Open-Access-Publikationsportal für die Lebenswissenschaften. In Zukunft wird sie die Praxis bei ZB MED mit Forschung und Lehre an der TH verbinden.
Ursula Arning studierte zunächst Bibliothekswissenschaften in Stuttgart. Danach absolvierte sie an der Universität Bielefeld das Studium der Spanien- und Lateinamerikastudien. Sie bezeichnet Argentinien als ihre zweite Heimat, da sie dort geboren und aufgewachsen ist. Nach den Studien ging sie dorthin zurück und leitete in Córdoba das Informationszentrum am Goethe-Institut. Anschließend promovierte Prof. Arning am International Graduate Centre for the Study of Cultures der Justus-Liebig-Universität Gießen. Nach verschiedenen Stationen im Hochschul- und Wissenschaftsumfeld, unter anderem als Referentin am Bayerischen Hochschulzentrum für Lateinamerika und als Dozentin in Erlangen-Nürnberg und Gießen, kam sie 2013 zu ZB MED. Sie baute dort den Programmbereich Open Science auf und sukzessive aus. Open Access und die weltweite kostenlose Vermittlung von wissenschaftlichen Erkenntnissen betrachtet Ursula Arning als fachliches Steckenpferd und persönliche Mission.
10 Jahre Data Cite
Vor Integration mit
anderen Persistent-Identifyer-Typen
und Kenntnissen über die Nachnutzung
von Forschungsdaten
Seit der Gründung von DataCite vor zehn Jahren wurden 17,1 Millionen DOIs (= Digital Object Identifiers) für Forschungsdaten und andere digitale Objekte vergeben. Die 180 DataCite-Mitglieder kommen aus 40 Ländern und arbeiten für die DOI-Registrierung mit 1.837 Datenzentren weltweit zusammen. Die Geschäftsstelle von DataCite wird an der TIB in Hannover geführt. Über die Perspektiven sagte Britta Dreyer, Leiterin des Referats PID- und Metadatenservices an der TIB und DataCite Business Manager, im TIB-Newsletter unter anderem:
DataCites Fokus liegt weiterhin auf den internationalen Aktivitäten, Forschungsdaten FAIR (Findable, Accessible, Interoperable und Reusable) zu machen. Besonders wichtig sind die Metadatenqualität und die Erweiterung der Objekttypen (DOIs für Konferenzen, Software sowie Instrumente) sowie die Integration mit anderen PID-Typen (PID = Persistent Identifier) wie ORCID oder ROR (Research Organization Registry), um so gemeinsam neue Entwicklungen wie den PID-Graphen möglich zu machen. Dieser ermöglicht eine modellartige Beschreibung verschiedener PIDs und ihrer Verbindungen, wie zum Beispiel Datensätze, die von verschiedenen Journalartikeln zitiert werden. Des Weiteren wird zukünftig das Angebot rund um standardisierte Metriken (Zitat- und Nutzungsstatistiken) zu Forschungsdaten ausgebaut, damit wir zeigen können, wie Forschungsdaten nachgenutzt werden.
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