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Open Password: Freitag, den 23. September 2016

Pushdienst 2016#107

TIB – Leibniz Gemeinschaft – ZBW – ZB MED – Uwe Rosemann – Matthias Kleiner – Wolfram Koch – Dieter W. Fellner – Sigrid Riedel

TIB

Uwe Rosemann, Direktor
der Technischen Universitätsbibliothek,
geht in den Ruhestand

Im „permanenten Herausforderungszustand“
Innovator und Trendsetter
für die Forschungsinfrastruktur

Von Willi Bredemeier

Verabschiedung von Uwe Rosemann, des Direktors des Leibniz-Informationszentrums Technik und Naturwissenschaften – Universitätsbibliothek im Lesesaal der TIB (Marstallgebäude) in Hannover, vor mehr als 40 alten Weggefährten, aktuellen Kooperationspartnern der TIB sowie weiteren Stakeholdern.

Zweimal blitzten während der Feierstunde die unangenehmen Seiten der Realität auf und beide Male ging es um die ZB MED, dies ein Zeichen, wie die von der Leibniz Gemeinschaft empfohlene Abwicklung der ZB MED im Verbund mit der anschließenden Mobilisierung der Informationsszene gegen diese Empfehlung die Branche erschüttert hat. So sagte der Präsident der Leibniz Gemeinschaft, Prof. Dr. Matthias Kleiner: Im Gegensatz zu dem, was man in letzter Zeit gehört habe, gelte: „Wir lieben Bibliotheken“. Doch, sogleich folgte die Einschränkung, müssten sie zukunftsfähig aufgestellt sein. Er komme gerade von einem Besuch eines engen Kooperationspartners der TIB, der ZBW in Kiel, und beide seien zukunftsfähig aufgestellt. Das sah nun gar nicht nach einem Gesprächsangebot an die Kritiker der Leibniz Gemeinschaft aus, eher nach Selbstgewissheit.  

Prof. Dr. Wolfram Koch, Geschäftsführer der Gesellschaft Deutscher Chemiker und Vorsitzender des Beirates der TIB erklärte, er könne nur hoffen, dass das, was der ZB MED widerfahren sei, nicht weiteren Einrichtungen zustoße. Das, was er in unmittelbarer Nähe zur ZB MED erlebte habe, sei nicht vergnügungssteuerpflichtig gewesen. Das war zwar nicht ausdrücklich als Kritik an der Leibniz-Gemeinschaft formuliert. Aber warum hätte er dieses Thema in der Feierstunde ansprechen sollen, wäre es ihm nur um das Mitmenschliche gegangen?

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Uwe Rosemann, an der Universität Bielefeld als Mathematiker ausgebildet und in der „hochinnovativen Atmosphäre“ der UB Bielefeld zum Bibliotheksfachmann sozialisiert (die UB Bielefeld war die erste, die den Bibliothekskatalog auf CD-ROM herausbrachte), kam 1993 zur TIB und wurde 1998 ihr Direktor. Rosemann lässt sich zum 30. September vorzeitig in den Ruhestand versetzen. Eben dieses hatte er bereits 2013 vorgesehen, als der Druck der Leibniz Gemeinschaft auf eine Professoralisierung der angeschlossenen Einrichtungen der Forschungsinfrastruktur größer geworden war und er gute Aussichten sah, sein Haus bis 2016 gut zu bestellen.

Für seinen Abschied hatte er sich eine Festschrift, Kammermusik, Lobhudeleien und überhaupt jedes „Brimborium“ verbeten (Dr. Irina Sens, stellvertretende Bibliotheksleitung der TIB). In der Tat kam die Feierstunde, von Nicole Petri und Frau Dettmar geradezu liebevoll gestaltet, allen diesen Forderungen nach, zumal die Laudationes für Rosemann sachlich ja zutrafen. Er habe die weltweit größte Bibliothek in Technik und Naturwissenschaften in ein „modernes Fachinformationszentrum“ verwandelt, das national und international führend sei (Koch).  Damit es dazu kam, musste Rosemann „sich immer neuen Herausforderungen stellen“ (Thomas Hermann, Bürgermeister der Stadt Hannover) und die „Chancen des digitalen Wandels ergreifen“ (Kleiner). Das gelang ihm, weil er kompetent, gelassen, professionell, erfolgreich, kurz, eine „coole Socke“ war (Koch). Kleiner bestätigte, dass Rosemann die ihm von der Leibniz Gemeinschaft aufgegebenen „Schularbeiten gemacht“ habe. „Promise kept“, bilanzierte Koch in Anspielung auf die Beschriftung von Rosemanns Bildschirmschoner: „A problem is a promise.“

Bild: Matthias Kleiner von der Leibniz-Gemeinschaft: „Wir lieben Bibliatheken.“
Mit welchen Folgen?

 

Dazu Rosemann in seinem abschließenden Statement: Er würde den Mann, von dem an diesem Morgen so viel die Rede gewesen sei, gern einmal persönlich kennenlernen. Aber auch Rosemann meinte, man könnte heute an der TIB „mit Zuversicht und Vertrauen in die Zukunft“ blicken.

Ließen sich die Belobigungen für Rosemann konkreter fassen? Aber ja. So wurde die TIB als Innovator und Trendsetter zu Rosemanns Zeiten vor allem in den folgenden Punkten genannt:

  • mit ihren Open-Access-Aktivitäten;
  • mit der Einrichtung eines Kompetenzzentrums für nicht-textuelle Materialien (2012);
  • mit der Einführung von Digital Object Identifiers für Forschungsdaten;
  • mit der Einrichtung einer Forschungsgruppe „Visual Analytics“ und
  • mit der Einrichtung eines „Open Science Lab“ für unkonventionelle Forschungsprojekte nach dem Motto „Einfach mal probieren“.

Mindestens ebenso stark wurden Rosemanns Verdienste um das institutionelle Überleben und institutionelle Entwicklungen betont, die dazu führten, dass sich die TIB in einem „permanenten Herausforderungszustand“ befand:

  • das Überstehen mehrerer Evaluierungen durch die Leibniz Gemeinschaft und die Ausrichtung der gesamten Organisation auf das Ziel, die Anforderungen von Leibniz zu erfüllen und die nächste Evaluierung zu bestehen: „Nach der Evaluierung ist vor der Evaluierung“;
  • mehrere Audits des Fachbeirates, die nicht nur harmonisch verliefen;
  • die zusätzliche Hereinnahme der Geistes- und Sozialwissenschaften in das TIB-Angebot verbunden mit einem starken personellen Ausbau der TIB;
  • die Zusammenlegung der TIB mit der UB Hannover und
  • die Umwandlung der TIB in eine Stiftung des öffentlichen Rechts zum 1. Januar 2016, die der TIB mehr Autonomie und Handlungsfähigkeit bescheren werde (Koch).

Diese institutionellen Veränderungen seien so umgesetzt worden, dass sie letztlich im Konsens mit der Belegschaft und dem Personalrat verliefen. Die von Kleiner in mehreren Dimensionen gelobten Mitarbeiter könnten nur so gut sein, weil der „Kopf“ mit gutem Beispiel vorangegangen sei.

Als Beispiel für die Akzeptanz der TIB im weiteren Umfeld nannte Koch den Tatbestand, dass Rosemann im Jahre 2004 vom „Branchenblatt Password“ zum „Mann des Jahres“ gewählt worden war. (An der Feierstunde nahm auch eine von Password später gewählte „Frau des Jahres“ teil, nämlich Sigrid Riedel, Geschäftsführerin von WTI Frankfurt.) Angesichts dieser vielfältigen Erfolge musste es auch zu Spinn-off-Aktivitäten kommen. Bei der Partnerschaft der Universität Hannover mit der Universität St. Petersburg geht es nicht nur um einen Austausch von Studenten, sondern auch um einen Austausch über die Forschungsinfrastruktur.

Bücher, so Kleiner, würden immer mehr zum Zitat, soll heißen, sie zeigten an, wie Wissenschaft einmal war. Allerdings hätten sich Publikationen seit 1600, eine Zeit weit vor der Dampflok, kaum verändert. Ließ sich der damit aufgebaute allgemeine Veränderungsdruck gleichfalls konkretisieren? Das unternahm Prof. Dr. Dieter W. Fellner, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung, der das Kompetenzzentrum für nicht-textuelle Materialien teilweise mit aufbaute, in seinem Festvortrag „Digitale Bibliotheken – ein persönlicher Blick zurück und nach vorn“. Fellner wies unter anderem auf die dreidimensionale Wiedergabe von Artefakten hin, die Forschungsansprüche genügt, sich beispielsweise also auf dem Bildschirm beliebig drehen und wenden lassen, und zeigte zugleich bestehende Mengenprobleme auf. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz habe derzeit sechs Millionen Artefakte im Bestand, und jährlich kämen 120.000 weitere Artefakte hinzu. Um die 250 Millionen Objekte des „Kulturen Erbes“ in Europa entsprechend wiederzugeben, benötigt man derzeit 100 Milliarden Euro. Fellner hoffte allerdings auf Kostenreduktionen durch neue Tools und Automatisierungen. Der Referent ging auf Möglichkeiten der praktischen Nutzung ein, beispielsweise bei der Rekonstruktion teilweise zerstörter Artefakte. Auch könnten sich Museen, die beim Austausch von Originalen angesichts steigender Versicherungsprämien und drohender Restitutionsforderungen auf „virtuelle Transporte“ als Alternative verständigen.

Wird sich Rosemann nunmehr ausschließlich seiner Familie, dem Wandern und Reisen, dem Kochen und einem guten Wein sowie dem Golfspiel zuwenden? Das wäre schade für die Branche.

Bildnachweise: TIB/Euromediahouse

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