Open Password – Dienstag,
den 16. Januar 2018
#306
Subito – Bruno Bauer – Ulrich Hohoff – UB Augsburg – Verlage – VG Wort – Document Delivery – Nationallizenzen – Allianzlizenzen – Marketing – Rationalisierung – Infrastruktur – Informationspolitik – Website – Recherche – Informationspolitik
20 Jahre Subito (III)
Die Perspektiven (1)
Bruno Bauer im Gespräch
mit Ulrich Hohoff
Marke in der Literaturversorgung,
funktionierende Infrastruktur
für Bibliotheken, fairer und zuverlässiger Partner
Marketing für unerschlossene Zielgruppen,
Kosten verringern und
Infrastruktur ausbauen
Warum haben Sie sich bei subito engagiert bzw. werden Sie sich in Zukunft für subito engagieren?
Die Universitätsbibliothek Augsburg macht auf diesem Weg – wie alle subito-Mitglieder -, viele Zeitschriften und Bücher aus ihren breiten Beständen zugänglich zu machen, die nicht nur im Einzugsgebiet der eigenen Einrichtung nachgefragt sind. Bei subito bilden 35 Lieferbibliotheken aus dem ganzen deutschsprachigen Raum eine starke Gemeinschaft mit einem Hauptziel: Ein attraktives Bestell- und Liefersystem für wissenschaftliche Nutzer in anderen Forschungseinrichtungen oder Bibliotheken, aber auch in Unternehmen, das hervorragend organisiert ist. Zusätzliche elektronische Lieferungen ab März 2018 werden es noch attraktiver machen.
Was ist für Sie das Besondere an subito?
Der Grundgedanke war und ist: Aufsätze und Bücher sollen direkt bei den wissenschaftlichen Lesern eingehen, die sie bestellt haben. Dieses Konzept ergänzt die Fernleihe, die sich ja immer zwischen den Bibliotheken abspielt, um einen wichtigen Baustein. Dabei garantiert subito kurze Lieferzeiten und moderate Preise – und dies im Rahmen eines gemeinnützigen Engagements.
Dieser neue Ansatz und zwanzig Jahre harte Arbeit haben aus subito bis heute eine bekannte Marke in der Literaturversorgung gemacht – und nicht nur das: Subito ist darüber hinaus eine gut funktionierende Infrastruktur im Bibliothekswesen, auf die die Beteiligten wie die Kunden stolz sein können. Auch die Verlage und die VG Wort – als Vertreter der Rechteinhaber – haben subito als fairen und zuverlässigen Partner anerkannt. Alle Lizenz- und Tantiemezahlungen gehen zügig bei ihnen ein.
Welche Perspektive sehen Sie für subito?
Wir haben in den letzten Jahren einen deutlichen Rückgang der Anzahl von Bestellungen erlebt. Ein Hauptgrund dafür sind Auswirkungen der begrüßenswerten Fortschritte bei den National- und Allianzlizenzen; diese Initiativen haben viele relevante Texte erstmals lokal (und in vielen Fällen unentgeltlich) zugänglich gemacht. Die Infrastruktur, die subito für seine Vereinszwecke braucht, finanziert sich aus Gemeinkostenanteilen pro erledigter Bestellung mit. Daher ist es richtig, jetzt zu handeln.
Subito hat drei Optionen identifiziert, die uns im nächsten Quartal beschäftigen werden.
Erstens planen wir Marketingmaßnahmen bei wichtigen Zielgruppen, die unser Angebot kaum kennen.
Die zweite Option heißt Kosten einsparen; hier hat die Prüfung allerdings ergeben, dass große Sprünge nicht möglich sind.
Drittens könnte subito seinen Auftrag als Infrastruktur für die Literaturversorgung in Deutschland und den deutschsprachigen Ländern auch breiter fassen. Dieses Thema werden wir jetzt sondieren, auch mit Projekten der Allianzinitiative und weiteren Partnern.
Dr. Ulrich Hohoff ist Direktor der Universitätsbibliothek Augsburg, einer der Lieferbibliotheken von subito. Er war bisher stellvertretender Vorsitzender von subito und wird ab 2018 als Vorsitzender von subito e.V. fungieren.
Die Fragen für Open Password wurden von Mag. Bruno Bauer (UB der Medizinischen Universität Wien) an Dr. Hohoff gestellt.
20 Jahre Subito
Die Perspektiven (2)
Die Recherche völlig bei Subito durchführen
Dort hingehen, wo die Literaturversorgung schwierig ist
Von Mark Homann, subito-Geschäftsstelle Berlin
Wir sind in der Geschäftsstelle gegenwärtig vier Personen. Ich selbst war im Mai 2017 sozusagen frisch aus dem Wissenschaftsbetrieb zu subito gestoßen. Das bedeutet freilich, dass ich mich gegenwärtig noch mitten in der Einarbeitungsphase befinde. Ich werde hier nur einen kurzen, mikroperspektivischen Einblick geben, welchen Weg explizit wir in der Geschäftsstelle im kommenden Jahr verfolgen werden – unabhängig von den Veränderungen, die durch das neue Urheberrecht eintreten werden.
Die Mitarbeiter der Geschäftsstelle von subito e.V. im Dezember 2017 (von links): Hans Mahr, Administration; Mark Homann, Geschäftsleitung, Claudia Langer, Kundenbetreuung und PR (Foto: Jörg Schwiemann, Softwareentwicklung)
Es steht außer Frage, dass sich subito in den letzten 20 Jahren zu einer exzellent funktionierenden digitalen Infrastruktur entwickelt hat: Wir bieten den Zugriff auf Millionen digitaler und analoger Medien, haben hohe Erfüllungsraten bei den Bestellungen. Die Aufsätze und Bücher werden in der Regel zu den zugesicherten Zeiten geliefert und auch die Zahlung funktioniert komfortabel und unkompliziert. Wenngleich wir damit schon ziemlich gut aufgestellt sind, bin ich fest davon überzeugt, dass subito durchaus ein Weiterentwicklungspotenzial besitzt. Mir ist klar, dass sich durch Weiterentwicklungen nicht der allgemeine Negativtrend bei der Dokumentenlieferung stoppen lassen wird, aber ich denke, dass er sich doch wenigstens etwas entschleunigen lässt und es möglich sein wird, die Bestellzahlen auf einen soliden Wert einzupegeln
Als ersten Punkt erkenne ich dieses Potenzial darin, subito für unsere Nutzer einfacher, selbsterklärender und moderner zu gestalten. Das Verbindungsglied zwischen Geschäftsstelle und Nutzer ist in erster Linie unsere Webseite mit ihrer Recherchefunktion, der damit eine zentrale Rolle zukommt.
Gegenwärtig bieten wir unseren Nutzern als Hauptweg an, über den Zeitschriftentitel an Aufsätze zu gelangen. Das bedeutet konkret, dass der Nutzer den Zeitschriftentitel recherchiert und dann die Aufsatzdaten manuell eingibt. Dies ist zwar ein wirkungsvolles Verfahren, weil er so Zugriff auf unser vollständiges Angebot erhält. Aber dieses Verfahren hat meines Erachtens einen großen Nachteil: Der Nutzer muss nämlich schon wissen, was er bestellen will, wenn er zu uns kommt. Zum einen überfordert dieses Verfahren insbesondere Nutzer, die wenig Erfahrungen mit bibliothekarischen Recherchesystemen haben – denn viele Personen geben einfach die Titeldaten des Aufsatzes ein, den sie suchen, und erhalten logischerweise Negativergebnisse. Bestellungen werden so nicht generiert. Zum anderen werden Nutzer durch dieses Verfahren gezwungen, vorab auf einer anderen Plattform zu recherchieren, bevor sie bei uns bestellen können – und dies sind logischerweise oft Bibliotheksdatenbanken, die mitunter selbst eine Fernleihebestellung ermöglichen. Es ist davon auszugehen, dass uns durch diesen erzwungenen Plattformwechsel nicht nur einzelne Bestellungen, sondern sogar Besteller verlorengehen. Denn auch die bibliothekarische Fernleihe bietet ja einen ausgezeichneten Service.
Als Idealbild schwebt mir vor, den Rechercheprozess möglichst umfänglich bei subito geschehen zu lassen. Wir haben in Gestalt unserer Aufsatzdatenbank und die Pubmed-ID-Suche systemisch bereits die passenden Werkzeuge. Diese müssen in Zukunft stärker in den Mittelpunkt des Rechercheprozesses gerückt werden. Zudem werden mittel- bis langfristig weitere Suchmöglichkeiten entstehen – so etwa eine DOI- oder eine Einfeld-Suche. Dass diese Werkzeuge aber überhaupt effizient eingesetzt werden können, dafür muss parallel dazu noch eines geschehen: Sie müssen erklärt werden, wobei hier in Zukunft auf unterschiedliche Nutzerbedürfnisse eingegangen werden soll. Vor diesem Hintergrund bereiten wir uns gegenwärtig darauf vor, anschauliche Video-Tutorials und kurze, textbasierte Erklärungen zu entwickeln.
Einer der wichtigsten Punkte wird gleichfalls sein, unsere Kommunikationspolitik zu verbessern. Was verstehe ich unter diesem Gemeinplatz? Kommunikation bedeutet für mich, dass wir bei unseren alten Kunden im Gespräch bleiben und bei neue Kunden ins Gespräch kommen: Teils über klassische Formen der PR, über soziale Netzwerke, aber teils auch ganz einfach, indem wir über Veränderungen in unserem Service über Newsletter und Informationen auf unserer Webseite informieren.
Gleichwohl werden wir versuchen, gezielt dort ins Gespräch zu kommen, wo unser Service gebraucht wird: Wir beabsichtigen, neben Wissenschaftstagungen auch etwa Technik-, Pharmazie- und Medizinmessen in den Fokus zu nehmen. Wenn wir auch durch den eigeschränkten Haushalt nicht überall persönlich präsent sein können, so wollen wir doch zumindest versuchen, bei den Großveranstaltungen Flyer unterzubringen. Eine weitere Idee ist, verstärkt Bibliotheken anzusprechen, die nicht zu unseren Mitgliedsbibliotheken zählen – so etwa Bibliotheken im ländlichen Raum. Also gerade dort, wo die Literaturversorgung schwierig ist.
Kommunikation bedeutet für mich aber auch, der Austausch mit unseren Mitgliedsbibliotheken. Wir arbeiten gerade daran, weitere Kommunikationskanäle zu schaffen, die einen besseren Austausch ermöglichen. Denn nur so, können Ideen eingeholt und zu neuen Dienstleistungen entwickelt werden. Nur durch den Austausch untereinander können Defizite bei den althergebrachten Dienstleistungen erkannt und abgeschaltet werden abzuschalten.
Ich hoffe, ich konnte mit diesen wenigen Worten vermitteln, wo ich persönlich gerne hinwürde: Zu einem modernen, komfortablen subito, das sich permanent weiterentwickelt und auch in den nächsten zwei Jahrzehnten eine Dienstleistung bleibt, auf die der Wissenschaftsbetrieb nicht verzichten kann
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