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Open Password – Donnerstag, den 2. April 2020

# 732

 

Bibliothekartag – Konstanze Söllner – Ute Engelkenmeier – VDB – BIB – Stadtbibliothek Köln – Hannelore Vogt – Digitalisierung – Bibliothek – MINT-Fachkräfte – MINT-Festival – MINT-Schwerpunktbibliothek – Bibliothek der Dinge – Urban Screen – MINT-Vorlesepaten-Netzwerk – MINTspace – NAO – Sponsoren – Digitaler Humanismus – Ranga Yogeshwar

Bibliothekartag (1)

 

Abgesagt

 

Aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Epidemie wird 2020 der 109. Deutsche Bibliothekartag in Hannover abgesagt. Europas größter Fachkongress für Bibliothekare war für Ende Mai geplant, kann aber wegen des unbeschränkten Veranstaltungsverbots in Niedersachsen und eventuell anhaltender Auflagen nicht wie geplant organisiert und durchgeführt werden. Eine Verschiebung ist nach umfangreicher Prüfung nicht möglich.

Mit großem Bedauern haben der Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VDB) und der Berufsverband Information Bibliothek e.V. (BIB) als gemeinsame Veranstalter den Entschluss für die Absage des diesjährigen Bibliothekartags getroffen. Konstanze Söllner, Vorsitzende des VDB, betont die außergewöhnliche Situation, in der die Entscheidung gefällt wurde: „Die Absage unseres großen Kongresses, der europaweit immer um die 4.000 internationale Teilnehmende und viele Aussteller aus der Informationsbranche anzieht, ist für unseren Verband eine tiefgehende Entscheidung. Zuletzt war dies während der beiden großen Weltkriege notwendig. Das zeigt die Ausnahmesituation, in der sich die Gesellschaft im Allgemeinen und Bibliotheken im speziellen derzeit befinden.“

Dr. Ute Engelkenmeier, Vorsitzende des BIB, sieht in der gegenwärtigen Lage große Herausforderungen: „Es wird momentan nicht nur von Veranstalter*innen viel Flexibilität verlangt, wir erleben auch im beruflichen und persönlichen Umfeld, dass aktuelle Vorhaben unsicher geworden sind und man auf kurze Distanz plant. Wir stellen uns der gesellschaftlichen Verantwortung und erleben viel Solidarität und Zuspruch.“

Der Deutsche Bibliothekartag im kommenden Jahr ist vom 15.-18. Juni 2021 in Bremen geplant.

Bibliothekartag (2)

 

Gemeinsames Statement der Veranstalterinnen

Ausnahmesituation in Bibliotheken
Schnelle Regelungen für digitalen Content notwendig

 

„Bibliotheken sind auch in der Corona-Krise unverzichtbar. Viele Nutzende schreiben uns, dass ihnen die Bibliothek als physischer Lernort fehlt. Darüber hinaus liefern Bibliotheken den digitalen Content für Online-Lehre sowie Forschung an Universitäten und Hochschulen.

Bibliotheken erleben gegenwärtig einen zusätzlichen Digitalisierungsschub von großem Ausmaß. Für die daraus resultierenden Anstrengungen danken wir allen Angehörigen der Bibliothekscommunity! Neben dem zu forcierenden Ausbau von Open-Access-Publikationen und freien Bildungsmaterialien verdeutlicht die aktuelle Lage aber auch die dringlichen Aufgaben, die der Gesetzgeber zu erledigen hat: er muss schnell fehlende Regelungen für die elektronische Fernleihlieferung und die digitale Lehre nachholen und an die gegenwärtige Situation anpassen. 10% eines Werks als digitale Kopie für die Online-Lehre sind zu wenig. Und die gegenwärtigen Beschränkungen bei der Fernleihe verhindern die dringend notwendige Bereitstellung von digitalen Kopien für Lehre und Forschung. Auch der Ausbau von Regional- und Nationallizenzen für Datenbanken und E-Ressourcen, bis hin zur rechtlichen Klärung der E-Book-Lizensierung für kommunale Bibliotheken, zählt zu den wichtigen Aufgaben.“

MINT und mehr

Die Stadtbibliothek Köln als proaktiver Player
in der Stadtgesellschaft

 

Von Dr. Hannelore Vogt, Direktorin der Stadtbibliothek Köln

Hannelore Vogt

Die Digitalisierung ist unumkehrbar auf dem Vormarsch, häufig ist von der vierten industriellen Revolution die Rede. Die Gesellschaft befindet sich gleichermaßen im Umbruch – und dies gilt besonders für die Rolle der Bibliotheken. Bibliotheken sind dabei nicht allein: Weltweit müssen sich Institutionen, Organisationen und andere Branchen neu ausrichten. Die klassische Grundressource der Bibliotheken ist die Vermittlung von Bildung und Wissen, und im Grunde hat sich daran nichts geändert. Bibliotheken müssen aber hinterfragen, wie sie diesem Auftrag unter den veränderten Rahmenbedingungen gerecht werden. Es geht dabei nicht nur um eine Anpassung des bisherigen Angebotes, sondern auch um ein visionäres Neudenken der Bibliotheksarbeit. Ein gleichberechtigter Zugang zu Wissen ist heute weit über das geschriebene Wort hinaus notwendig. Und es stellt sich die zentrale Frage, wie die Digitalisierung in Bibliotheken gestaltet und vermittelt werden kann. Dabei gilt es, primär den Menschen und seine Bedürfnisse in den Blick zu nehmen.

Für die nächsten Jahre wird ein eklatanter Mangel an MINT-Fachkräften prognostiziert. Mathematik, Information, Naturwissenschaften, Technik (MINT) sind zentrale Kulturtechniken und werden in Zukunft zu einem Standortfaktor von gesteigertem Wert. Hier scheint es aber offensichtlich Vermittlungsdefizite zu geben und die Stadtbibliothek Köln möchte mit ihrem Ansatz „Tüfteln statt Büffeln“ und „Selbermachen statt Nachmachen“ zum spielerischen Lernen und Experimentieren anregen. Bibliotheken können zusätzlich zur Lese- und Medienerziehung Akzente setzen und junge Menschen mit entsprechenden Angeboten früh für diesen Bereich interessieren. Sie tragen damit dazu bei, dass Kinder digitale Angebote nicht nur aus der Konsumenten-Perspektive wahrnehmen. Die MINTköln ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Sie ist eines der ersten MINT-Festivals in Deutschland und wurde im Herbst 2018 von der Stadtbibliothek Köln ins Leben gerufen. Die Kölner Stadtbibliothek hat allerdings schon lange einen besonderen Fokus auf dieses Thema gelegt.

Virtual-Reality-Station

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Investitionen in digitale Infrastruktur.
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Investiert wurde beispielsweise in infrastrukturelle Maßnahmen wie die MINT-Schwerpunktbibliothek in Köln-Kalk, einen Pop-up-Makerspace – das MakerMobil-E-Bike und die Bibliothek der Dinge (hier kann man Experimentierboxen, Coding-Sets und Miniroboter ausleihen). Ein Highlight ist der von der Künstlergruppe „Urban Screen“ für Köln entwickelte interaktive Großbildschirm. Diese elektronische Projektionswand bietet einzigartige Möglichkeiten des Experimentierens – man kann mit Tablets gleichzeitig und gemeinsam an großflächigen Grafiken, Graffitis und Animationen arbeiten und diese abspeichern. In Anlehnung an das Konzept der Stiftung Lesen und der Telekom-Stiftung wurde ein stadtweites MINT-Vorlesepaten-Netzwerk etabliert, in Kooperation mit dem Fraunhofer Institut wurde die Zentralbibliothek ein „Open Roberta Coding Hub“ und mit der Google Zukunftswerkstatt und der Stiftung Lesen wurden im Rahmen von „Google Expeditions“ Virtual-Reality-Lernprogramme für Kinder erprobt.

Im Erdgeschoss der Zentralbibliothek – und gut von Passanten einsehbar – fand der MINTspace seinen Platz. Ziel war auch hier, die bestehenden Angebote sichtbarer zu machen und die Bibliothek als partizipativen Interaktionsort zu präsentieren. Eine Aktionsfläche mit 3D-Drucker, Plotter, Minirobotern, Experimentierkästen, der Occulus-Go-VR-Brille, Codingtools, wechselnden interaktiven Experimentierstationen und einem Ameisenhotel stehen für aktives Tun zur Verfügung. Im MINTspace befindet sich der humanoide Roboter NAO, dessen Funktionen erheblich ausgeweitet wurden. NAO kann von den Besuchern über ein Tablet selbst bedient werden. Auf Wunsch führt er vorprogrammierte Bewegungen aus, spricht Grußbotschaften, stellt Quizfragen und wertet die Antworten der Besucher aus. Über NAOs Tablet ist es außerdem möglich, die anstehenden Workshops und Veranstaltungen einzusehen, bei denen NAO eingesetzt wird oder selbst programmiert werden kann. Außerdem gibt ein digitales Fotoalbum Einblicke in vergangene Events und Meilensteine des Roboters. Herzstück der Installation ist jedoch das freie Sprechen mit NAO.

MINT-Aktionstag mit Ranga Yogeshwar

Zum Konzept des MINT-Jahres gehörte neben den speziellen Beständen und der adäquaten digitalen Ausstattung vor allem ein kompetentes Vermittlungsangebot. Die Stadtbibliothek hat ein großes MINT-Festival daraus gemacht, die MINTköln. Schnell fanden sich Medien- und Werbepartner wie der Kölner Stadtanzeiger oder Ströer Deutsche Städte Medien, die sechzig Großplakate im gesamten Stadtgebiet ermöglichte. Mit im Boot waren etwa dreißig Veranstaltungspartner aus Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft. Flankiert und maßgeblich unterstützt wurde das Festival von einer renommierten Kölner Kommunikationsagentur, die fetzige Slogans entwickelte und auch für die Logoentwicklung zuständig war. „Wer Coding für ein Problem von Hundebesitzern hält, ist richtig bei uns“, lautete beispielsweise einer der Claims.

Der Bibliothek geht es darum, MINT im außerschulischen Kontext zu fördern – und sie setzte hier ganz auf Spaß, Spannung, Mitmachen und Ausprobieren! Mit über 100 Veranstaltungen – Workshops und Mitmachangeboten in der Zentralbibliothek und flächendeckend in allen Stadtteilbibliotheken wurden Kinder, Jugendliche und Erwachsene während der zweiwöchigen Herbstferien angesprochen. Hinzu kamen besondere Events wie ein Science-Slam und ein „ZockerAbend“ für Jugendliche mit dem Gaming-Youtuber Sarazar.

Zusätzlich zu den Workshops möchte die Stadtbibliothek die gesellschaftlichen Aspekte der Digitalisierung diskutieren und das Programmangebot um eine weitere Dimension ergänzen. So gab es ein von Gert Scobel moderiertes Gespräch mit dem früheren Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin und Nathalie Weidenfeld zum Thema „Digitaler Humanismus“. Die Digitalisierung hat gewaltige ökonomische, aber auch kulturelle Wirkungen. Zwischen Philosophie und Science-Fiction zeigte das Podiumsgespräch die philosophischen Grundlagen eines digitalen Humanismus auf, für den die Unterscheidung zwischen menschlichem Denken, Empfinden und Handeln einerseits und softwaregesteuerten, algorithmischen Prozessen andererseits zentral ist.

Aktionstag mit Roboter NAO

Für die MINTköln wurde Ranga Yogeshwar als Botschafter und Mitwirkender bei der Auftaktveranstaltung gewonnen. Dort machte er deutlich: „MINT ist total wichtig für die Zukunft dieser Gesellschaft und wo sonst – außer mitten in einer Bibliothek – erfährt man, wie das Ganze funktioniert. Die Bibliothek ist, wenn man so will, genau das Zentrum, wo man sich ausprobieren kann, wo man lernen kann, wo es Workshops gibt, wo man zum Beispiel erfährt, wie 3D-Druck wirklich funktioniert. Das ist etwas, was uns alle angeht und Bibliotheken sind genau die Orte, die für uns alle zusammen diese Rolle spielen.“

Lesen Sie in der nächsten Folge: Die MINT-Schwerpunktbibliothek in Köln-Kalk

Bilder: Stadtbibliothek Köln

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