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Open Password: Donnerstag, den 17. November 2016

Pushdienst 2016#128

IT-Gipfel – Bildungsoffensive – Deutsche Mathematiker-Vereinigung – Winfried Gödert – Digitalisierung nach Branchen – Sabine Graumann – TNS Infratest -ZEW – Harald Sack – FIZ Karlsruhe – KIT

IT-Gipfel (1)

Erst das Verständnis
der Grundlagen digitaler Medien
führt zur Meisterung der Digitalisierung

Warum äußern sich
die Informationswissenschaften nicht ähnlich?

Der Vorstand der Deutschen Mathematiker-Vereinigung hat seine Position zur „Bildungsoffensive zur digitalen Wissensgesellschaft“, die heute auf dem Nationalen IT-Gipfel in Saarbrücken vorgestellt worden ist, zusammengefasst. Seine Kernbotschaften lauten. „Nicht das bloße Verwenden digitaler Medien, sondern das Verständnis ihrer Grundlagen schafft die Voraussetzung für einen souveränen digitalen Wandel. Ohne die richtigen Lerninhalte bleiben Soft- und Hardwarelieferungen eine Scheinlösung.“

In einer kurzen Stellungnahme dazu schreibt Prof. Winfried Gödert, der sich mehrere Male kritisch zum Stand der Informationswissenschaft in Open Password geäußert hat: „Ich hätte mehr Zuversicht in die Überlebensfähigkeit der Informationswissenschaft und -praxis, wenn sich derartige Überzeugungen auch hier nicht nur als esoterische Minderheitenmeinungen etablieren würden.“

IT-Gipfel (2)

Inhalte statt Geräte!

 

Die „Bildungsoffensive zur digitalen Wissensgesellschaft“
befindet sich auf einem Irrweg

Vom Vorstand der Deutschen Mathematiker-Vereinigung

Um die technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen der Digitalisierung zu meistern, muss auf allen Ebenen der Bildung gehandelt werden. Wir begrüßen den Willen der deutschen Bildungspolitik, ihren Handlungsspielraum auf diesem Feld zu nutzen. Mit ihrer gegenwärtigen Schwerpunktsetzung schafft die „Bildungsoffensive zur digitalen Wissensgesellschaft“ aus unserer Sicht allerdings eine Scheinlösung und könnte ihr Ziel verfehlen.

Deshalb plädieren wir dafür, den Schwerpunkt der Debatte und der „Offensive“ zu verschieben. Ziel sollte sein, grundlegende Kompetenzen zu vermitteln, die Lernende zu einem mündigen Umgang mit digitalen Neuerungen befähigen. Wir fordern: Inhalte statt Geräte!

Tablets und soziale Netzwerke verwenden zu können, heißt noch lange nicht, den digitalen Wandel zu meistern. Vollständig digital kompetent ist und bleibt auf lange Sicht nur, wer die theoretischen Grundlagen versteht. Diese Grundlagen entstehen nicht als Nebeneffekt beim Lernen mit digitalen Medien, sondern müssen separat und fokussiert im Unterricht vermittelt werden. Digitale Medien können und sollten hierzu nur ergänzend eingesetzt werden. Nach Erfahrung der überwältigenden Mehrheit der Mathematikerinnen und Mathematiker weltweit sind Tafel, Papier und das direkte Unterrichtsgespräch meist viel besser geeignet. Auch dürfen diese Grundlagen nicht allein Hochbegabten oder digital Affinen vorbehalten bleiben, sondern müssen Teil der Allgemeinbildung werden.

Ohne die vorherige Vermittlung dieser Grundlagen ist die Belieferung von Bildungseinrichtungen mit Soft- und Hardware hingegen eine Scheinlösung. Bleiben die richtigen Lerninhalte aus, hemmt sie sogar den Anstieg der Digitalisierungskompetenz in Deutschland. Stattdessen wird die Lernzeit der Lernenden überfrachtet, und oberflächlich sinnvolle Inhalte verdrängen den Erwerb von Grundlagen.

Wir halten es daher für fehlgeleitet, an erster Stelle in digitale Medien zu investieren. Reduziert man Digitalisierungskompetenz auf den Umgang mit digitalen Medien, so glaubt man irrig, Digitalisierungskompetenz entstehe erschöpfend im Lernen mithilfe digitaler Medien. Das Gegenteil ist aber richtig: Erst die auf Grundlagen sorgfältig aufbauende Digitalkompetenz kann das enorme Potenzial moderner Hard- und Software voll nutzen! Digitale Medien sollten nicht um ihrer selbst willen und auf Kosten der Zukunft Lernender gefördert werden.

Wir fordern über die föderalen Hemmnisse hinweg, die allgemeinen Rahmenbedingungen für die Bildung zu verbessern. Wir fordern den Unterricht in den Fächern Mathematik und Informatik zu stärken und nicht weiter auszudünnen, damit hier die grundlegende und langfristige Digitalisierungskompetenz vermittelt werden kann. Wir fordern, die Lehrerbildung in diesen Bereichen substanziell zu verbessern. Wir fordern, analytisches Denken gezielt zu lehren und diesem Anliegen Priorität zu geben.

IT-Gipfel (3)

Stark unterschiedliche Digitalisierungserfolge nach Branchen

Vorreiter IKT vor wissensintensive Dienstleister und Finanzwirtschaft

Größte Rückstände im Fahrzeugbau
und Gesundheitswesen

Von Dr. Sabine Graumann, TNS Infratest

Zwischen den Kernbranchen der gewerblichen Wirtschaft bestehen große Unterschiede im Digitalisierungsgrad. Dies zeigen die „Digitalisierungsprofile“ des „Monitoring-Report Wirtschaft DIGITAL 2016“, die zum IT-Gipfel in Saarbrücken veröffentlicht werden. Dabei gehen die Autoren von TNS Infratest und ZEW von folgenden Definitionen aus: 27 Prozent der Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft sind „hoch“ digitalisiert (>= 70 Indexpunkte), 49 Prozent „durchschnittlich“ (40 bis 69 Punkte im Index) und 24 Prozent sind „niedrig“ (< 40 Punkte) digitalisiert.

„Hoch“ digitalisiert. Digitaler Vorreiter ist die IKT-Branche mit 75 Indexpunkten, auf die 3,7 Prozent des gesamten gewerblichen Umsatzes im Jahr 2015 (223 Milliarden Euro) entfiel. Damit liegt sie deutlich über dem gesamten Wirtschaftsindex DIGITAL 2016 von 55 Punkten. 81 Prozent der IKT-Unternehmen erwirtschaften mehr als 60 Prozent ihrer Umsätze digital.

Ebenfalls als „hoch“ digitalisiert gelten die wissensintensiven Dienstleister mit heute 70 und in fünf Jahren mit 79 Punkten. Nach unserer Prognose werden sich diese im Jahr 2021 sogar vor der IKT-Wirtschaft mit 77 Punkten platzieren. Wissensintensive Dienstleister, das sind Medienunternehmen, Werbeagenturen, Wirtschaftsprüfungen, Unternehmensberatungen, Marktforscher sowie Rechts- und Steuerberater. 95 Prozent dieser Einrichtungen schätzen den Vernetzungsgrad ihrer Wertschöpfungsketten als hoch ein.

„Durchschnittlich“ digitalisiert sind sieben der elf analysierten Kernbranchen der gewerblichen Wirtschaft. Die Finanz- und Versicherungswirtschaft positioniert sich mit 61 Punkten auf Rang drei. Prognostiziert wird ihr eine Verbesserung um drei Punkte bis 2021. 55 Prozent der Unternehmen erzielen mehr als 60 Prozent ihres Umsatzes digital. 85 Prozent haben ihre unternehmensinternen Prozesse und Arbeitsabläufe hoch digitalisiert.

Die Handelsbranche kommt auf einem Umsatzanteil von 24,4 Prozent (1.771 Milliarden Euro). Der Handel liegt im Digitalisierungsgrad 2016 bei 55 Punkten (2021: 58 Punkte) und behauptet seinen vierten Rang mit deutlichem Vorsprung vor der Energie- und Wasserversorgung mit 48 Punkten (2021: 52 Punkte) auf Rang fünf. Während im Handel 38 Prozent der Unternehmen mehr als 60 Prozent ihres Umsatzes mit digitalen Angeboten generieren, sind dies in der Energie- und Wasserversorgungsbranche 13 Prozent.

Rang sechs erreicht der Maschinenbau mit 46 Punkten (2021: 47 Punkte). 2016 werden 18 Prozent der Unternehmen dieser Branche mehr als 60 Prozent des Umsatzes mit digitalen Angeboten erzielen (alle Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes 25 Prozent).

An siebenter Stelle platziert sich die chemisch-pharmazeutische Industrie, die aktuell und künftig 45 Punkte erzielt. Wie im Maschinenbau erzielen nur 18 Prozent der Unternehmen mehr als 60 Prozent des Umsatzes mit digitalen Angeboten. Während sieben Prozent der Maschinenbauunternehmen keine Produkte und Dienste digital anbieten, sind dies in der chemisch-pharmazeutischen Industrie 20 Prozent.

Die Verkehrs- und Logistikbranche kommt mit 43 Indexpunkten auf Rang acht und wird sich bis 2021 auf 47 Indexpunkte verbessern. Dann werden 55 Prozent der Unternehmen ihre internen Prozesse hoch digitalisiert haben.

Der Fahrzeugbau ist und bleibt mit jeweils 40 Punkten 2016 und 2021 auf Rang neun. Nur 15 Prozent seiner Unternehmen verdienen mehr als 60 Prozent ihrer Umsatzes mit digitalen Angeboten.

„Niedrig“ digitalisiert.: Auf Rang zehn stagniert das Gesundheitswesen mit 36 Punkten (2021: 38 Punkte).

Digitalisierungsprofile.Digitalisierungsprofile: Unter Digitalisierung werden die Nutzungsintensität digitaler Technologien und Dienste, die Ausrichtung der Unternehmen auf die Digitalisierung und den Einfluss der Digitalisierung auf den Geschäftserfolg verstanden.

*

Prof. Dr. Harald Sack wird bei FIZ Karlsruhe den neu geschaffenen Bereich „Information Service-Engineering“ übernehmen. Darunter werden Modelle und Methoden zur Entwicklung und Bereitstellung von Informationsdiensten verstanden.  Sack lehrt zudem am Karlsruher Institut für Technologie.

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