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Open Password – Montag, den 11. November 2020

#850

Lars Jaeger – Risikoethik – Kernenergie – Klimawandel – Biotechnologie – Stakeholder – Sinnfrage – Liebe zur Wissenschaft – Spiritualität – Willi Bredemeier – Katastrophentheorien – Technischer Fortschritt – Katastrophenfall – Nukleare Auslöschung – Tschernobyl – Fukushima – Intuitives Denken – Populismus – Journalisten – Bürgerengagement – Greta Thunberg – Bayerische Bürgerinitiative zur Rettung der Bienen – Rationaler Diskurs – Erbe der Aufklärung – Stephen Hawking – CRISPR-Babys – Gen-Editing – Religionen – Kategorischer Imperativ – Fernstenliebe – Buddhistische Ethik – Transzendenz – Meditation – Thomas Metzinger – Buddha – Albert Einstein – SUMA – USA – EU-Kommission – Google – Chrome – Repräsentantenhaus – Yandex – MetaGer – Startseitendesign – Dunkler Modus – Cookies – Blacklist

SUMA – Verein für Wissenszugang

Wird Google durch Abspaltung von Chrome
kleiner gemacht?

Fine Tuning MetaGer

 

SUMA – Verein für Wissenszuganghat ein letztes Newsletter im Jahr 2020 veröffentlicht. Wir zitieren gekürzt und leicht redigiert:

US-Regierung verklagt Google. Als vor Jahren die EU Google zu Strafzahlungen gezwungen hat, war die Empörung in den USA groß. Nun soll Google aber auch in den USA reglementiert werden. Grund ist, dass die Marktmacht auch für dortige Verhältnisse zu groß geworden ist. Die Ermittler werfen Google zum einen vor, dass der Konzern eigene Dienste im Ranking bevorzugt. Zum anderen lautet der Vorwurf, dass durch die Suchmaschinen-Voreinstellung andere Suchmaschinen benachteiligt werden. Zudem ist Google durch seine pure Marktmacht in der Lage, alles vom Markt zu kaufen, was innovativ ist und Erfolg verspricht, was das System Google stärkt und die Marktstellung zementiert.

Die Anhäufung dieser Macht wird vom Justizministerium inzwischen als derart problematisch gesehen, dass die Überlegung im Raum steht, Chrome abzuspalten. Auch ein Unterausschuss des US-Repräsentantenhauses eine Zerschlagung großer IT-Konzerne. Ob dies allerdings angesichts der russischen Konkurrenz Yandex tatsächlich realisiert wird, ist fraglich.

Was hat das mit uns zu tun? Die EU-Kommission hat bereits mehrere Milliardenstrafen wegen Absprachen bei der Suchmaschinenwerbung gegen Google verhängt und versucht, dessen Macht zu begrenzen. Wenn Google auch in den USA Restriktionen erfährt, kommt das den Alternativen zugute. Noch sinnvoller wäre es allerdings, wenn nicht nur Monopole reglementiert oder gar zerschlagen, sondern Alternativen aktiv gefördert würden.

https://www.golem.de/news/browser-us-regierung-erwaegt-abspaltung-chromes-von-google-2010-151493.html?fbclid=IwAR2qwwnx8AipMZk405X4lkhf3nmoHtn8T_kvUn-rPetKn0xTzAHMoZuLXwI

  1. Neues Startseitendesign. Unsere Startseite hat sich noch einmal stark verändert und ist freundlicher und vor allem übersichtlicher geworden. Alle relevanten Informationen über MetaGer und den SUMA-EV sind mit einem Klick erreichbar. Dennoch halten sich die Informationen optisch im Hintergrund.

Mitgeliefert haben wir einen unterseiten- und fokusübergreifenden „Dunklen Modus“, der sich in modernen Browsern an den Systemeinstellungen des Nutzers orientiert. Alternativ bieten wir die Möglichkeit, diesen in den Einstellungen zu de-/aktivieren. Dies geschieht über einen Cookie.

  1. Technische News: Neues Standardverhalten beim Klicken auf Ergebnislinks. Solange wir zurückdenken können, wurde beim Klick auf eine Ergebnisüberschrift ein neues Tab geöffnet. Dieses heute unübliche Verhalten ist bei MetaGer eine Tradition, die wir lange beibehalten haben, auch wenn sie uns genauso störte wie zahlreiche unserer Nutzer. Mittlerweile haben wir Knöpfe unter den Ergebnissen eingeführt, mit denen man das Verhalten nach Bedarf steuern kann. Mit dem neusten Update wird auch das Standardverhalten so angepasst, dass sich Ergebnislinks im Tab der Ergebnisseite öffnen.

Für alle, die das alte Verhalten bevorzugen, haben wir in den Einstellungen eine Möglichkeit eingebunden, das alte Verhalten wiederherzustellen. Wie auch bei anderen Einstellungen funktioniert dies über einen Cookie.

MetaGer ist jetzt schneller denn je. Wir haben einige Optimierungen am Abfragecode eingebaut, durch die MetaGer in vielen Fällen etwa doppelt so schnell Ergebnisse liefert. Die durchschnittliche Suchzeit liegt seitdem deutlich unter einer Sekunde.

MetaGer als Startseite und Standardsuchmaschine einstellen! Bei der Installation von MetaGer werden passende Anleitungen zum Einstellen der Startseite sowie der Standardsuchmaschine angezeigt. Diese sind nun zusätzlich an den Gerätetyp angepasst. Außerdem wurden diverse Browseranleitungen hinzugefügt.

Blacklist in den MetaGer-Sucheinstellungen. Die Sucheinstellungen bieten eine neue, Cookie-basierte Blacklist. Damit lassen sich manuell eingegebene Seiten aus den Suchergebnissen ausschließen. Diese Einträge werden dann im Klartext als Cookie angelegt. Über das Mülltonnensymbol an den einzelnen Einträgen lässt sich der dazugehörige Cookie löschen. Alternativ findet sich unter der Tabelle die Option, die Blacklist zu leeren.

Dem Einstellungsbereich „Hinweis“ wird ein Feld hinzugefügt, dass die Möglichkeit bietet, bei Aufruf des gezeigten Links zuvor getätigte Einstellungen mitzunehmen. Somit lassen sich die Einstellungen und dazugehörigen Cookies beim (automatisierten) Löschen oder einem Browserwechsel direkt wieder setzen.

Anzeige mehrerer Anbieter eines Suchergebnisses. Die einzelnen Suchergebnisse teilen nun mit, von wie vielen Anbietern sie gefunden wurden. Im Desktopbrowser erfährt man, von wem dieses Ergebnis geliefert wurde, indem man über „von X Anbietern“ mit der Maus fährt.

Lars Jaeger

Scheitert eine erweiterte Risikoethik
für Kernenergie und Klimawandel
an ihren Stakeholdern?

Die biotechnologische Herausforderung
verlangt eine Antwort auf die Frage:
„Was soll der Mensch sein?“

Liebe zur Wissenschaft als neue Form der Spiritualität

 

Lars Jaeger, Mehr Zukunft wagen! – Wie wir alle vom Fortschritt profitieren, München 2019.

Von Willi Bredemeier

Zweiter Teil

Jahrhunderte technologischen Fortschritts haben die Katastrophentheorien widerlegt, die von der Endlichkeit der Ressourcen ausgingen und die Möglichkeiten menschlicher Kreativität und neuer Technologien unberücksichtigt ließen. Heute befinden wir uns in einer Situation, die von unseren Vorfahren wahrscheinlich als „Paradies“ angesehen worden wäre (zwischenzeitliche Krisen, die aus einer säkularen Sicht kurzfristige sind, ausgenommen). Aktuell scheinen die technologischen Chancen, dem „Paradies“ auch nach unseren eigenen Einschätzungen ein gutes Stück näherzukommen, größer denn je. Allerdings können sich die damit verbundenen Risiken als unbeherrschbar erweisen. Zudem lassen sich die neuen Möglichkeiten der Biotechnologie nur dann aus ethischer Sicht vertretbar (und mit begrenztem Risiko) nutzen, wenn wir Wege aus unserer spirituellen Krise finden.

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Kernenergie und Klimawandel als Beispiele, dass wir eine erweiterte Risikoethik benötigen.
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Die Einführung neuer Technologien war immer mit Risiken verbunden und führte teilweise zu gewaltigen „Kollateralschäden“. Man denke nur an den Einsatz fortgeschrittener Rüstungstechniken in den beiden Weltkriegen. Insgesamt überwog jedoch in einer globalen Nachhinein-Betrachtung der Nutzen neuer Technologien die von ihnen verursachten Schäden. Die Opfer der diversen technologischen Schübe und ihrer militärischen, politischen und wirtschaftlichen Konsequenzen, auf die Lars Jaeger weniger eingeht, sähen dies anders.

Die positive Nutzen-Kosten-Bilanz der Technologienoptimisten war in einigen Fällen schon immer zweifelhaft. Dieses Konzept lässt sich aktuell kaum mehr anwenden, nachdem die Verfügung der Menschen über die Natur nahezu grenzenlos erscheint und die damit verbundenen Risiken nicht mehr tragfähig sind, weil im Katastrophenfall die Menschheit oder der Planet gefährdet wäre und es am Ende nur Verlierer geben würde. Das gilt auch dann, wenn die Wahrscheinlichkeit, dass der Katastrophenfall eintritt, als sehr gering einzuschätzen ist.

Diskussionen, die in diese Richtung gingen, wurden ein erstes Mal geführt, als es der Menschheit mit dem Aufbau eines Atomwaffenarsenals möglich wurde, sich selbst auszulöschen, und beim Betrieb von Kernkraftanlagen für die Stromerzeugung ein Super-GAU mit womöglich Zigtausenden an Toten nicht völlig auszuschließen war. Wie sich im Nachhinein herausstellte, wurden die bestehenden Risiken zudem systematisch unterschätzt. Zu einem atomaren Krieg aus Versehen kam es nur deshalb nicht, weil sich ein russischer Armeeangehöriger nicht an seine schriftlichen Anweisungen hielt. Wer die Sicherheit von Kernkraftanlagen erörtern will, kommt nicht umhin, an Tschernobyl, Fukushima und Hunderte von Störfällen weltweit zu denken.

Eine ähnlich große Herausforderung stellt der Klimawandel mit seinen voraussichtlich sehr negativen Folgen für das Leben sehr vieler Menschen und anderer Spezies dar, wenn es uns nicht gelingt, den weltweiten Temperaturanstieg durch eine Verringerung unserer CO2-Emissionen auf zwei Grad zu begrenzen. Damit solches gelingt, müsste die Menschheit als globale Einheit agieren. Davon sind wir derzeit weit entfernt, auch wenn ein weltweites Problembewusstsein entstanden ist: „(Wir handeln) auf individueller und kollektiver Ebene hartnäckig wider besseres Wissen, obwohl wir durchaus zu der intellektuellen Einsicht in die Folgen unserer Handlungen fähig sind“ (212).

Hier verlangt Jaeger eine „erweiterte Risikoethik, (die) das Augenmerk auf die Möglichkeit katastrophaler oder gar apokalyptischer Entwicklung (setzt), auch wenn deren Eintreffwahrscheinlichkeiten heute noch als gering eingeschätzt werden“ (247).

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Die begrenzte Handlungsfähigkeit der Stakeholder, mit den neuen Herausforderungen im Sinne des Gemeinwohls zurechtzukommen.
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Allerdings sind Jaeger nicht ohne Weiteres überzeugende Instrumente eingefallen, wie die Menschheit es schaffen sollte, eine solche Risikoethik verbindlich einzuführen und sicherzustellen, dass nach ihr gehandelt wird. Vielmehr wird auch Jaeger zum Skeptiker, wenn er den Wiederaufstieg kurzfristig orientierten, emotionalen und intuitiven Denkens selbst bei Fragen von grundsätzlicher Bedeutung beschreibt sowie die erfolgreiche Instrumentalisierung dieser Neigungen durch populistische Bewegungen. Die Skepsis des Autoren vertieft sich, sobald Jaeger die Eignung diverser infrage kommender Stakeholdergruppen behandelt, einen Beitrag zur Rettung der Menschheit oder des Planeten zu leisten, also zum Beispiel einzelne Wissenschaftler, die Wissenschaftsgemeinschaft, die Politik, die Wirtschaft, die Kirchen und die Medien, und in allen diesen Fällen zu negativen Einschätzungen kommt.

So haben die Journalisten wissenschaftliche Revolutionen, also Ereignisse, die die Welt nachhaltig verändern, regelmäßig überhaupt nicht bzw. erst nach großen zeitlichen Verzögerungen zur Kenntnis genommen (womöglich erst dann, wenn ein Wissenschaftler, der dazu geforscht hat, einen Nobelpreis erhielt). „Es ist erstaunlich, wie wenig von Physik, Chemie oder Biologie die Rede ist, wenn uns Journalisten die Weltzusammenhänge erklären wollen… Die meinungsbildenden Berufe erweisen sich den Herausforderungen des technologischen Fortschritts gegenüber als erstaunlich hilflos“ (150). Auch stellen Journalisten wie die anderen erörterten Gruppen kaum eine Plattform zur Verfügung, auf der die Chancen und Risiken neuer Technologiebereiche zusammenhängend und kontinuierlich erörtert werden und der Diskurs als gemeinsamer Lernprozess aufgefasst wird.

Jaeger folgert: „Es führt kein Weg an einer Allianz aller gesellschaftlichen Kräfte vorbei. … Wir brauchen eine Besinnung auf eine gemeinsame demokratische Kultur“ (160). Allerdings erörtert der Autor nicht, wie die verschiedenen Stakeholder es schaffen, ihre Defizite wechselseitig auszugleichen. Vielmehr liegt die Möglichkeit nahe, dass ein solcher Dialog scheitert oder erst gar nicht zustande kommt. Immerhin hat der Autor noch einen weiteren vielversprechenden Faktor im Köcher, nämlich das Engagement der Bürger, wie er sich beispielsweise in Demonstrationen äußert. Hier nennt er als konkrete Beispiele den weltweiten Hype um das Kind Greta Thunberg und die erfolgreiche Bürgerinitiative in Bayern zur Rettung der Bienen. Das hört sich wie ein Pfeifen im Walde an.

Fragen wir über das Buch von Lars Jaeger hinaus: Wie lassen sich die Effizienz des gesellschaftlichen Dialoges und die Einrichtungen der parlamentarischen Institutionen nachhaltig verbessern, ohne dass man mit dieser Frage in die Ecke eines Anti-Demokraten gestellt wird? Warum hat sich der von Jaeger so sehr präferierte rationale Diskurs nicht allgemein bei der Behandlung grundsätzlicher Fragen durchgesetzt, sondern lediglich partikular bei (natur-)wissenschaftlichen Projekten, nicht aber im Wissenschaftssystem insgesamt? Warum dient der Diskurs in Politik, Wirtschaft und Kultur vielfach lediglich als Argumentationsform, die herangezogen wird, um zu vorher festgelegten Ergebnissen zu kommen? Kurz mit Jaeger gefragt: Wie werden wir unserem Erbe aus der Aufklärung besser gerecht? Oder: Wann lernen wir, auf Argumente um der Argumente willen zu hören?

Wahrscheinlich wird es im Umgang mit den anstehenden technologischen Herausforderungen auch zu unternehmerischen Entscheidungen kommen, die irreversibel sind und hohe Kollateralschäden nach sich ziehen. Die Politik wird weiterhin zu spät reagieren, es kann zu einem Zickzackkurs kommen, und die Ergebnisse der Politik werden, versucht man sie zu beurteilen, sehr weit streuen, so dass die sich letztlich ergebenden Entwicklungen insgesamt gesehen teilweise Zufallsprodukte sind. Es kann zu vielen kleineren Katastrophen kommen, bis am Ende im bestmöglichen Fall eine angemessene oder lediglich eine bessere Lösung herbeigeführt wird, nachdem die große Katastrophe ausgeblieben ist. Stephen Hawking hat der Menschheit vorsichtshalber die Auswanderung zu anderen Planeten empfohlen, um das existenzielle Risiko für unsere Spezies zu streuen.
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Kann die biotechnische Verwandlung des Menschen vom Menschen gesteuert werden?
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Soweit die Erörterung immer größer gewordener Risiken. Vor einer völlig neuen Herausforderung wird die Menschheit hingegen mit den neuen Möglichkeiten der Biotechnologie gestellt. Mit ihnen wird der Mensch „zum ersten Mal in der Geschichte selbst zum Gegenstand technologischer Entwicklungen“ (69).

Damit verbunden stellt sich eine Vielzahl von Fragen, die dringend zu beantworten sind, zum Beispiel: „Ist ein Mensch noch ein Individuum, wenn er nicht mehr zwischen echten und heruntergeladenen Erinnerungen unterscheiden kann? … Wollen wir durch Manipulationen unserer Neurotransmitter dauerhafte Glückseligkeit erreichen oder vielleicht sogar vollständig und dauerhaft in eine virtuelle Realität eintauchen, in der es zu „leben“ viel angenehmer erscheint?“ (71).

Hier scheinen die Gesellschaften der Notwendigkeit, einen umfassenden und differenzierten Diskurs zu führen, noch weniger als bei anderen technologischen Herausforderungen nachgekommen zu sein: „Während der Klimawandel das Bewusstsein der Menschen erreicht hat, ist sich beim Thema „Veränderung des Menschen durch Technologie“ kaum jemand der Gefahr bewusst. Dies ändert sich gerade erst … (mit der weltweiten Diskussion) nach den ersten CRISPR-Babys chinesischer Herkunft“ (213). „Die Diskussion (zum Gen-Editing) ist noch lange nicht abgeschlossen, hat aber die schlimmsten Auswüchse bislang verhindern können… Wir müssen uns aber auch fragen, ob es ethisch vertretbar ist, die gentechnologischen Möglichkeiten zur Verhinderung schwerer Erbkrankheiten nicht anzuwenden“ (244).

Darüber hinaus ist die „Sinnfrage“ zu beantworten: „Was ist der Mensch?“ Und wichtiger noch: „Was soll er zukünftig sein?“ (75). Wie die Geschichte der Religionen zeigt, gibt es ein existenzielles Bedürfnis, Sinnfragen wie diese beantwortet zu bekommen, sonst entsteht eine „existenzielle Unsicherheit“ (76). Die Spiritualität steckt aber selbst in einer Krise, da die Religionen zumindest in ihren dogmatischen Formen und als Widerpart der Aufklärung aus Jaegers Sicht abgewirtschaftet haben: „Unsere Spiritualität ist uns abhandengekommen. Wir müssen eine neue Form der Spiritualität entwickeln“ (77)dies auch, um im Falle der Biotechnologie umgehend zu einer Entscheidung zu finden, was im Rahmen des technologisch Möglichen ethisch erlaubt werden darf und „einen Konsens darüber (herstellen), welche ungewünschten Entwicklungen gestoppt werden sollen“ (74). Sonst werden wir irreversibel durch zufällige Entwicklungen und die Fait Accomplis einzelner Unternehmen auf eine Weise verwandelt, die wir nie gewollt haben.

Wie könnte eine neue Spiritualität inhaltlich beschaffen sein? Hier greift Jaeger auf das Erbe der Aufklärung zurück und sieht als Vorbilder Kants kategorischen Imperativ, Jonas „Fernstenliebe“ und seine Aufforderung, Verantwortung für die kommenden Generationen zu übernehmen, sowie die „buddhistische Ethik, Leiden zu minimieren“ (222). Dabei sieht Jaeger den von ihm empfohlenen Buddhismus vor allem als ethischen Kodex: „Vertreter des säkularen Buddhismus übersetzen und interpretieren alte buddhistische Originaltexte neu und extrahieren aus diesen zeitgemäße humanistische und ethische Werte wie Empathie, Achtsamkeit, Verbundenheit mit und Achtung vor allen Lebewesen sowie soziale und ökologische Verantwortung. Zugleich predigen sie eine skeptische und oft auch naturalistische Weltsicht“ (218). Auch gibt Jaeger den Begriff der „Transzendenz“ nicht auf, sondern deutet ihn säkular um als etwas „jenseits unserer unmittelbaren Erfahrung Liegendes, … (das) aber immer noch ursprünglich auf den Menschen und seine Erfahrungen bezogen ist“ (208).

Wie gelangt man zu einer solchen Spiritualität, sollte Einsicht nicht ausreichen? Hier empfiehlt Jaeger die Meditation „in ihrer heute bekanntesten Form, … der Achtsamkeits- und Einsichtsmeditation der buddhistischen Vipassana-Tradition“ (214). Ohne sie sind wir „kaum Herr über unsere eigenen Gedanken und Gefühle, von einer geistigen Autonomie sind wir weit entfernt. Meditation hilft uns, ihr näherzukommen, indem sie unser Wahrnehmen und Denken diszipliniert“ (215). Der Verfasser bezieht sich auf den Philosophen Thomas Metzinger, nach dem Meditation „die Bedingungen der Möglichkeit von Rationalität“ begünstigt (216). „Meditierende haben eine höhere Lebenserwartung, sind innerlich ausgeglichener, haben weniger psychische Krankheiten und Stoffwechselprobleme, vor allem aber entwickelten sie ein gesünderes Verhältnis zu den eigenen Gedanken und Überzeugungen“ (216). Nach Buddha zeigten sich die Fortschritte in der Meditation „immer auch in Form einer höheren ethischen Integration, d.h. einer in sich stimmigen, kohärenten Lebensweise“, die zudem zu mehr Mitgefühl für andere Lebewesen führt (217).

Und was könnte die emotionale Basis einer säkularen Spiritualität sein? Für Jäger ist es, salopp ausgedrückt, die Liebe zur Wissenschaft oder die Existenz offener Fragestellungen, derer sich die Wissenschaft annimmt. Jaeger zitiert an dieser Stelle Albert Einstein: „Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle.“ Jaeger fügt hinzu: „Das Sich-Wundern ist nichts anderes als das Staunen über das Geheimnisvolle. Es führt uns zu einer Anmutung von Größe und Erhabenheit, die in so mancher spirituellen Tradition als das „Heilige“ bezeichnet wird“ (203).

Wie auch immer man das gegenwärtige Wissenschaftssystem beurteilen mag, die offenen Fragestellungen werden ihm in absehbarer Zeit nicht ausgehen. Es zu lieben, würde allerdings bedeuten, über die Konventionen und vielleicht auch die Kraft westlicher und islamischer Gemeinschaften hinauszugehen.

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