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Open Password – Montag,
den 5. Oktober 2020

# 834

 

Citizen Science – Wissenschaftliche Bibliotheken – Martin Munke – Jens Bemme – SLUB – Bibliotheksmanagement – TU Dresden – Forschungsdatenmanagement – Open Science – Digital Humanities – Bibliothekarische Infrastrukturen – Community Management – Wertschätzung – Crowdsourcing – Förderprogramme – BMBF – Bürger schaffen Wissen – Kooperationsnetzwerke – Landesbibliotheken – Public History – Lena krull – Saxorum – Hypotheses – Sächsische Bibliographie – Wikidata – Linked Open Storytelling – Open Educatinal Resources – Universität Leipzig – Zoe Sona – SLUB 2025 – Heimat- und Geschichtsvereine – ikimedia

Citizen Science

Chancen und Herausforderungen für wissenschaftliche Bibliotheken

Ressourcen, Strategien und Perspektiven

Soziale Medien und „Linked Open Storytelling“

Von Martin Munke und Jens Bemme

Zweiter Teil

Martin Munke

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Herausforderungen: Ressourcen und Strategien
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Damit kommen wir zur zentralen Frage des Bibliotheksmanagements: Was wollen wir bzw. was will eine Bibliothek mit Citizen Science erreichen, mit welchen Mitteln geschieht dies und für welche NutzerInnengruppen arbeitet sie hier? Welche anderen Angebote müssen dafür eventuell verändert oder ersetzt werden?[i]

Als Landesbibliothek sammelt und archiviert die SLUB umfassend Veröffentlichungen über Sachsen sowie die in Sachsen erscheinenden ablieferungspflichtigen Publikationen. Als Universitätsbibliothek unterstützt sie die Informationsversorgung für Forschung und Lehre an der TU Dresden. Ihre Rolle als Staatsbibliothek erfüllt sie koordinierend als Dienstleistungs- und Infrastrukturanbieterin für Bibliotheken und Forschungseinrichtungen im Freistaat Sachsen.[ii] Die SLUB steht allen BürgerInnen Sachsens offen, ohne Nutzungsgebühren zu verlangen.

Für die Bürgerwissenschaften überschneiden sich diese Aufgabenfelder – nicht zuletzt, weil forschende BürgerInnen wie schon immer die Bestände der SLUB für ihre Fragen und Anliegen nutzen. Andere potentielle Handlungsfelder der Sächsischen Landeskunde – wie z. B. Datenpflege und Projektbegleitung in Wikimediaportalen – sind zwar relativ neu, haben aber deutliche Bezüge zu Themen wie Forschungsdatenmanagement, Open Science und Digital Humanities, die auf dem Campus der TU Dresden und in anderen sächsischen Wissenschaftseinrichtungen als relevante Aufgabenfelder etabliert worden sind.

Ausgehend von Citizen-Science-Anfragen, -projekten und -teams, die in hohem Maß partizipativ geprägt sind (das heißt kooperativ, kollaborativ, intrinsisch motiviert, selbstorganisiert und autonom) entscheiden Bibliotheken von Fall zu Fall oder grundsätzlich, dass sie eigene Citizen-Science-Initiativen anstoßen und/oder Projekte ihrer NutzerInnen begleiten. In der aktiven Rolle ist der Aufwand für die Koordination, die Projektkommunikation und die Verantwortung für Governance und Projekterfolg größer. Ein eher reaktives bzw. vorausschauendes Verständnis der eigenen Aufgaben haben Bibliotheken als Anbieterinnen bibliothekarischer Infrastrukturen, von Beratungsdiensten und kuratorischen Sammlungsentscheidungen. Zwischen diesen beiden idealtypischen Strategien kommt es realiter häufig zu Mischformen.

Das bedeutet für die Strategieentwicklung „Citizen Science in der Bibliothek“: Bibliotheken werden zunehmend Beteiligte an der Ko-Produktion von Wissen in Citizen-Science-Forschungsprozessen. Dies erfordert Kommunikationsleistungen und -fähigkeiten über die klassischen Aufgaben der Nutzerberatung, Recherchen und Bestandsentwicklung hinaus und bezieht Ansätze des Community Managements, also der NutzerInnen-Betreuung und -Bindung in Online-Gemeinschaften, ein.[iii] Individuelle Beratungsangebote wie zum Beispiel die Wissensbar der SLUB[iv], Projektmanagement in vielfältigen Projektkonstellationen und zielgruppengerechte Wissenschaftskommunikation benötigen Ressourcen. Das sind spezifisches Wissen, Räume, Personal, Technik, Zeit, Geld sowie Kontakte für persönliche Netzwerkarbeit.

Bibliotheken, die sich mit dem Handlungsfeld „Citizen Science“ befassen, mögen mit Blick auf die bisherigen Ausführungen vor den folgenden Fragen stehen:

  • Werden BürgerwissenschaftlerInnen als Zielgruppen in der Bibliotheksstrategie benannt und werden ihnen spezifische Angebote unterbreitet?
  • Welche Bedarfe und Bedürfnisse haben diese NutzerInnen?
  • Welche KollegInnen in der Bibliothek sind oder waren selbst als Citizen Scientists aktiv? In welchen Themenfeldern und zu welchen Forschungsfragen?
  • Wieviel Augenhöhe in der Zusammenarbeit mit forschenden BürgerInnen ist für einzelne MitarbeiterInnen möglich: in Bezug auf Handlungsfreiheit, Methodenwahl, Ressourcenplanung und Verbindlichkeit in der Projektarbeit?
  • Geht die Wertschätzung der Leitungsgremien der Bibliothek bzw. an ihrer Hochschule oder wissenschaftlichen Einrichtung für die Forschung von Laien über freundliche Grußworte hinaus? Welche Formen der Wertschätzung werden bereits gepflegt?
  • Besteht das Interesse an Crowdsourcing[v] vorrangig im Zugriff auf die Ressourcen Freiwilliger? Oder versteht sich eine Bibliothek bzw. ein Projekt vielmehr als Teilnehmerin und Ko-Produzentin im Kontext von Forschungs- und Bildungsprozessen?
  • Können bürgerforschende Einzelkämpfer mit der gleichen Unterstützung rechnen wie Projektteams von BürgerwissenschaftlerInnen oder Profis? Welche Kriterien gelten für welche Anliegen und Gruppe, wenn es um die Zuteilung von Ressourcen geht?
  • Wie transparent und nachvollziehbar sollen diese Entscheidungen sein?

Für die Integration des Aufgabenfeldes „Citizen Science“ in den Regelbetrieb einer Bibliothek gibt es kein Patentrezept. Beratungsangebote für wissenschaftliches Arbeiten in Verbindung mit Methoden der Bürgerwissenschaften sollten am ehesten in Teams organisiert werden, in denen Kompetenzen der Fachreferate und Fähigkeiten, „Hands on“-Projektarbeit zu begleiten, zusammenkommen. Auch aus der Sicht der Bibliotheknutzung stellen BürgerwissenschaftlerInnen vielfältige Anforderungen: vom unkomplizierten Vielnutzer bis zu Laienexperten mit beratungsintensiven Rechercheanfragen in Verbindung mit ambitionierten Vorschlägen für notwendige Bibliotheksleistungen und IT-Services. Auf der Leitungsebene stehen die Anwerbung und Verteilung von Ressourcen (Fördermittel, Personal, Räume, Technik) sowie strategische Partnerschaften im Zentrum der Überlegungen.

Im politischen Raum werden Forderungen nach breiter gesellschaftlicher Partizipation an Erkenntnissen der Forschung, nach gesellschaftlicher Beteiligung an Forschungsprozessen, nach deren Reflexion durch die verschiedenen Beteiligten des Wissenschaftsbetriebs und nach Austausch über institutionelle Grenzen hinweg stärker.[vi] Neue Förderprogramme für Citizen-Science-Projekte seitens der öffentlichen Hand und potenziell seitens privater Fördereinrichtungen wie Stiftungen machen dies deutlich. So wurde zuletzt die Richtlinie zur Förderung bürgerwissenschaftlicher Vorhaben des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)[vii] mit mehr finanziellen Mitteln ausgestattet: Waren ab 2016 über einen Zeitraum von drei Jahren knapp fünf Millionen Euro für 13 Projekte ausgeschüttet worden, stehen ab 2020 8,7 Millionen Euro zur Verfügung.[viii] An dem noch laufenden Antragsprozess beteiligten sich 460 Projekte, von denen 87 die zweite Auswahlrunde erreichten[ix]. Das zeigt das wachsende institutionelle Interesse an „Citizen Science“ – wie auch die wachsende Anzahl von Projekten, die im Netzwerk der vom BMBF geförderten nationalen Plattform „Bürger schaffen Wissen“ vorgestellt werden. Bibliotheken waren dort bisher kaum vertreten. Hier müssen künftig wie in der professionellen Forschung zusätzliche Mittel verstärkt kompetitiv eingeworben werden.

Allerdings sind die Chancen wissenschaftlicher Bibliotheken für Akquisitionen in diesem Bereich prinzipiell gut. Mit der Massendigitalisierung von Kulturgütern wurden im vergangenen Jahrzehnt große digitale Medienbestände geschaffen, die durch die zunehmend offene Lizenzpolitik öffentlich-rechtlicher Bibliotheken nicht allein von SpezialistInnen genutzt werden können. Während die technischen Möglichkeiten und die individuellen Kenntnisse der BibliotheksnutzerInnen wachsen und vielfältiger werden, um mit digitalen Wissensbeständen und Kulturdaten umzugehen, sie zu benutzen und zu verknüpfen, bleiben die Ressourcen (Personal, Geld, Raum) von Bibliotheken begrenzt. Citizen Science kann als Hebel helfen, durch das Wissen und andere Ressourcen der BibliotheksnutzerInnen (Zeit, Ideen, Netzwerk, Engagement, Finanzen) digitalisierte Wissensbestände mit noch größeren Wirkungen zu nutzen. Ein Hebel für die Wirksamkeit der öffentlichen Investitionen in die Digitalisierung ist das Anwenderwissen der BürgerInnen bzw. die von ihnen eingesetzten Methoden für die Nutzung – zum Beispiel Lektüre, Abfrage, Auswertung, Verknüpfung, Vervielfachung, Remix und fachdidaktische Verwendung, dies möglicherweise mit Hilfe automatisierter Verfahren. Crowdsourcing und Citizen Science können diese Wirkungen retrodigitalisierter Wissensbestände vervielfachen und zugleich demokratisieren. Dies gilt insbesondere dann, wenn die digitale Medienerschließung und die kollaborative Entwicklung neue Anwendungen von GLAM-Netzwerken begleitet werden, die diese Rolle traditionell ausüben. Kuratorische und andere klassische Bibliotheksaufgaben können verteilt erledigt werden – heute zum Beispiel in offenen Kooperationen von Profis und Laien. Wenn Bibliotheken diese Entwicklungen fördern und dadurch zusätzliche Ressourcen gewinnen, mögen lokal, regional und überregional neue Optionen für Kooperationsnetzwerke entstehen – eine digitale Bildungsexpansion mit Hochschulen, Schulen, Volkshochschulen und anderen Trägern öffentlicher Kultur- und Bildungsangebote. Werden auch Stadtverwaltungen in Zukunft kommunale Citizen-Science-Strategien entwickeln? Gut möglich – auf Grundlage einrichtungsübergreifender Kooperationen.[x]

[i] Das folgende Kapitel ist eine Weiterentwicklung entsprechender Überlegungen in Munke/Bemme: Bürgerwissenschaften in wissenschaftlichen Bibliotheken, Seiten 183-185.

[ii] URL: https://www.slub-dresden.de/ueber-uns/.

[iii] Vgl. einführend Christoph Rosenkranz/Christoph Feddersen: Managing Viable Virtual Communities. An Exploratory Case Study and Explanatory Model. In: International Journal of Web Based Communities 6 (2010), Heft 1, Seiten 5-14, DOI: 10.1504/IJWBC.2010.030014.

[iv] URL: https://www.slub-dresden.de/service/wissensbar/. Unter dem Label Wissensbar betreibt die SLUB ihre Expertenberatung, angelehnt an das Genius-Bar-Konzept von Apple. Vgl. Jens Mittelbach/Antonie Muschalek: Wissensbar: Experten beraten passgenau. SLUB Dresden bietet mit der Wissensbar ein personalisiertes Beratungsangebot, in: BuB. Forum Bibliothek und Information 67 (2015), Heft 6, Seiten 374-376; Jens Mittelbach: Eine Wissensbar für die SLUB Dresden. Informationsvermittlung als echte Dienstleistung, In: BIS 6 (2013), Heft 3, Seiten 180-183, URN: urn:nbn:de:bsz:14-qucosa-130389.

[v] Zum Konzept vgl. Ursula Georgy: Möglichkeiten des Crowdsourcings in Bibliotheken durch Digitalisierung. In: Stephan Büttner (Hrsg.): Die digitale Transformation in Institutionen des kulturellen Gedächtnisses. Antworten aus der Informationswissenschaft. Berlin 2019, Seiten 95-110, URN: urn:nbn:de:kobv:525-24024. Die SLUB hat dieses Konzept beispielsweise im Rahmen des Auf- und Ausbaus des Virtuellen Kartenforums 2.0 verfolgt, URL: https://kartenforum.slub-dresden.de/; vgl. Munke: Citizen Science/Bürgerwissenschaften, Seiten 116f.; Bemme/Munke: Offene Daten, Seiten 34f.

[vi] Für die Rolle, die Citizen Science dabei besonders aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive spielen kann, vgl. unter anderem Peter Finke: Citizen Science und die Rolle der Geisteswissenschaften für die Zukunft der Wissenschaftsdebatte. In: Kristin Oswald/René Smolarski (Hrsg.): Bürger Künste Wissenschaft. Citizen Science in Kultur und Geisteswissenschaften, Gutenberg 2016, Seiten 31-56, URL: https://www.computus-druck.com/press/wp-content/uploads/2017/07/01_Finke.pdf, hier: Seiten 53-55.

[vii] BMBF, 14. Oktober 2019, URL: https://www.bmbf.de/foerderungen/bekanntmachung-2668.html.

[viii] BMBF, ohne Datum, URL: https://www.bmbf.de/de/citizen-science-wissenschaft-erreicht-die-mitte-der-gesellschaft-225.html.

[ix] Mitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) als Projektträger an die SLUB, 9. März 2020.

[x] Ein Beispiel für solche Kooperationen und Effekte ist die Hackathon-Reihe „Coding da Vinci“; vgl. Stephan Bartholmei: Der erste deutsche Kultur-Hackathon „Coding da Vinci“. In: Dialog mit Bibliotheken 26 (2014), Heft 2, Seiten 9-15, URN: urn:nbn:de:101-2015030914; ders.: Fünf Jahre zurück, vier Jahre im Blick – „Coding da Vinci“ entwickelt sich. In: Dialog mit Bibliotheken 31 (2019), Heft 1, Seiten 10-13, URN: urn:nbn:de:101-2019021827. Für eine ähnliche Aktion außerhalb des Feldes der Kulturdaten siehe den von der Bundesregierung kurzfristig angesichts der Corona-Krise ausgerichteten Hackathon #WirvsVirus, URL: https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/coronavirus/wir-vs-virus-1731968, An diesem nahmen in 48 Stunden mehr als 40.000 Menschen mit 1.500 Statements teil; vgl. Lina Brüßler: Digitale Lösungen gegen Covid-19. In: Das Parlament 70 (2020), Nr. 14-15, Seite 8.

Jens Bemme

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Kommunikation: Soziale Medien und „Linked Open Storytelling“
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Gerade im landeskundlichen Bereich, der besonders stark von den Digitalisierungsprogrammen vor allem der Landesbibliotheken profitiert, können unsere Einrichtungen Anschluss an aktuelle Debatten finden, wie sie im Rahmen des Konzepts einer „Public History“ geführt werden.[i] Dabei geht es um die Vermittlung geschichtswissenschaftlicher Forschungsergebnisse und um die Erinnerung historischer Prozesse. Diese Debatten werden vielfach von bürgerwissenschaftlichen Akteuren aufgenommen und von ihnen mitgeprägt. Aus der Perspektive der Landesgeschichte und Landeskunde hat zuletzt Lena Krull drei mögliche Ansätze für eine fruchtbare Wechselbeziehung im Rahmen von „Public History“ abgeleitet[ii] – erstens eine wissenschaftshistorische Perspektive, die die Rolle des Faches bei der öffentlichen Darstellung von Geschichte thematisiert, zweitens eine studienorganisatorisch-praktische Perspektive, die anhand regionsbezogener Projekte berufliche Orientierungen ermöglicht, und drittens und für uns besonders relevant eine gesellschaftlich-partizipative Perspektive, die Kommunikation mit Menschen, die an Geschichte interessiert sind, auf allen Ebenen ermöglichen will und dabei die Möglichkeiten der Digitalisierung, sozialer Netzwerke und der aktiven Einbeziehung von BürgerInnen in den Forschungsprozess nutzt.

Jenseits konkreter thematischer Zuschnitte, die für die unterschiedlichen Akteure sehr divers sind, kommt aus institutioneller Sicht und aus Sicht der Wissenschaftsvermittlung der Kommunikation in sozialen Onlinenetzwerken eine große Bedeutung zu.[iii] Für den landeskundlichen Bereich der SLUB werden die entsprechenden Aktivitäten über das Portal „Saxorum“[iv] gebündelt. Flankiert wird das Portal durch das Weblog „Saxorum. Blog für interdisziplinäre Landeskunde in Sachsen“[v] – ein Themenblog im nicht-kommerziellen Blogportal „Hypotheses“ für die Geistes- und Sozialwissenschaften. Das Portal erleichtert den Betrieb von Wissenschaftsblogs unter einem Dach und sorgt so für eine größere Sichtbarkeit und die Archivierung der Inhalte. Ausgewählte Artikel der verschiedenen Themenblogs werden auf der Startseite und in den Social-Media-Kanälen des Dachportals präsentiert, was die eigene Bewerbung zum Beispiel über den Twitterkanal @saxorum[vi] ergänzt. Wir publizieren mit Hypotheses.org Buchrezensionen, Projektberichte und Analysen professioneller HistorikerInnen, ArchivarInnen, Laien und AutorInnen mit landeskundlicher Expertise aus Grenzbereichen der verschiedenen Fach- und Bürgerwissenschaften. Die Ansprache erfolgte zunächst hauptsächlich durch die Redaktion im Referat Saxonica der SLUB. Mittlerweile erreichen uns auch Themenvorschläge von außen. Artikel von BürgerwissenschaftlerInnen (beispielsweise zu Wikisource-Projekten) und zu Citizen-Science-Themen (zum Beispiel Mobilitätsgeschichte) wurden bereits publiziert. Wir erschließen die Blogbeiträge in der Sächsischen Bibliographie und ergänzend in Wikidata in Datenobjekten, die durch jeden bearbeitet werden können.

„Linked Open Storytelling“ verstehen wir – angelehnt an das Konzept „Linked Open Data“ – als Strategie, zum Beispiel landeskundliche Themen öffentlich und fachöffentlich ins Gespräch zu bringen. Aufmerksamkeit und Neugier wecken wir durch erkennbare Bezüge (beispielsweise aktive Hyperlinks zwischen Primär- und Sekundärliteratur) und serielles Erzählen und Berichten von Themen, Projekten und Methoden – in Blogposts, in Tweets und Social Media-Threads[vii] sowie in eigenen Veröffentlichungen wie Aufsätzen und Konferenzpostern. Ein strategisches Ziel ist es, möglichst viele offene Bildungsmaterialien (OER: Open Educational Ressources) für Themen und Quellen der Sächsischen Landeskunde zu entwickeln bzw. deren Entwicklung anstoßen. Die digitalisierten Medienbestände der SLUB bieten dafür letztlich nur Grundlagen. Interesse und didaktisches Know how gilt es kontinuierlich neu zu finden, zu aktivieren und zu binden. Unsere Zusammenarbeit mit der LehrerInnenausbildung an der Universität Leipzig[viii] zeigt, welche Potenziale in diesem Ansatz stecken: Wir hoffen auf junge Lehrkräfte, die von Beginn an in ihrem Unterricht digitale Methoden und offene Kulturdaten nutzen – Landeskunde für SchülerInnen in digitalen Umgebungen, in denen sie sich im Alltag wie selbstverständlich bewegen.

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Perspektiven: Evaluation und Zielorientierung
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Die Erfahrungen der alltäglichen operativen Projekt- und Beratungsarbeit in den aufgeführten Feldern fließen in Prozesse auf strategischer Ebene der SLUB Dresden ein. Im Jahr 2020 sind hier für uns insbesondere zwei Vorhaben wichtig. Zum einen führt SLUB-Volontärin Zoé Sona im Rahmen ihrer Masterarbeit am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin eine Studie des Transkriptions- und Erschließungsprojekts zur sächsischen Industriegeschichte durch.[ix] Dieses vergleicht sie mit dem Projekt „Landauf LandApp“ des Landesarchivs Baden-Württemberg,[x] einem weiteren Vorhaben mit Open-Data-Ansatz. Planung, Umsetzung und Resultate beider Projekte werden auf der Grundlage einer Auswertung von zugehörigen Webseiten, Broschüren, Artikeln und Projektpapieren beschrieben. Zur Analyse der bisherigen Erfahrungen werden Interviews mit MitarbeiterInnen der beteiligten Institutionen und mit BürgerwissenschaftlerInnen geführt, unter anderem zu zeitlichen und finanziellen Ressourcen, zur Datenqualität und -kontrolle sowie zu Kommunikationsprozessen.[xi] Hauptsächlich will die Studie Vor- und Nachteile des Open-Data-Ansatzes herausarbeiten. Sie beleuchtet dazu aber auch Fragen des Projektdesigns, woraus wir Schlussfolgerungen für künftige Vorhaben und zur Nachsteuerung bei laufenden Projekten ziehen können.

Zum anderen sollen die oben genannten offenen Fragen mit Blick auf Ressourcen und strategische Ziele in der Umsetzungsphase der 2019 verabschiedeten Strategie „SLUB 2025“[xii] behandelt werden. Das Arbeitsfeld „Citizen Science“ wurde darin in den Ausführungen zum strategischen Leitsatz „Menschen machen Bibliotheken. Die SLUB als interaktiver Lern- und Erlebnisraum“ verankert: „Auch mit ehrenamtlicher Hilfe engagiert sich die SLUB […] vermehrt für die Interessen von Citizen Scientists (Bürgerforschende).“[xiii] Konkret als Partner benannt werden die sächsischen Heimat- und Geschichtsvereine sowie Wikimedia-Initiativen. Auf Basis der Erfahrungen aus den bestehenden Projekten mit diesen beiden Akteursgruppen entsteht aktuell eine Entscheidungsvorlage zur Verabschiedung durch die Leitungsgremien der Bibliothek. Dieser Beschluss soll die Ziele des Arbeitsfeldes für die SLUB verbindlich festlegen und künftig als Grundlage für das weitere Vorgehen dienen. Vom explorativen Probierfeld soll Citizen Science an der SLUB so nach drei Jahren zu

einem festen Baustein im Servicekonzept werden.

[i] Vgl. einführend Marko Demantowsky: What is Public History?. In: Dematowsky, (Hrsg.): Public History and School. International Perspectives. Berlin 2018, Seiten 3-40, DOI: 10.1515/9783110466133-001.

[ii] Lena Krull, Landesgeschichte und Public History – Fachgeschichte und Perspektiven. In: Jahrbuch für Regionalgeschichte 37 (2019), Seiten 91-112, hier: Seiten 111f.; vgl. auch Irmgard Zündorf: Zeitgeschichte und Public History, Version: 2.0. In: Docupedia-Zeitgeschichte, 6. September 2016, URL: https://docupedia.de/zg/Zuendorf_public_history_v2_de_2016, DOI: 10.14765/zzf.dok.2.699.v2, besonders den Abschnitt „Ausblick“.

[iii] Vgl. aus Sicht der GLAM-Institutionen Archiv und (Landes-)Bibliothek in Kürze Judith Matzke/Martin Munke: Landes(zeit)geschichte und Soziale Medien. Eine Annäherung aus sächsischer Perspektive. In: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 70 (2020) (im Erscheinen).

[iv] URL: https://www.saxorum.de. Vgl. einführend Martin Munke: Saxorum. Neues Landeskundeportal für Sachsen. In: BIS. Das Magazin der Bibliotheken in Sachsen 10 (2017), Heft 3, Seiten 154-157, URN: urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-169724.

[v] URL: https://saxorum.hypotheses.org.

[vi] URL: https://twitter.com/saxorum.

[vii] Etwa in der Diskussion zu Beiträgen im Saxorum-Blog, zum Beispiel https://saxorum.hypotheses.org/2396#comment-12873.

[viii] Vgl. Themen im Wintersemester 2019/2020 an der Uni Leipzig, Professur für Geschichtsdidaktik, https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Wikisource:OER&oldid=3606055.

[ix] Vgl. Zoé Sona: Geisteswissenschaftliche Citizen Science Projekte mit Open Data Ansatz in deutschen Gedächtnisinstitutionen, Exposé zur Masterarbeit, Stand: 28. März 2020.

[x] URL: https://www.leo-bw.de/landauf-landapp.

[xi] Vgl. Sona: Geisteswissenschaftliche Citizen Science Projekte, Seite 8.

[xii] Vgl. Achim Bonte/Antonie Muschalek (Hrsg.): Wissen teilen – Menschen verbinden. SLUB 2025. Strategie der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden. Dresden 2019, URN: urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-357501.

[xiii] Ebd., Seite 16.

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