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Password-Nachrichten, -Analysen, -Kommentare – Montag, den 7. März 2016

Rainer Hammwöhner – Informationswissenschaft – Rainer Kuhlen – Recep Tayyip Erdogan – Medienfreiheit Türkei – Library of Congress – Carla Hayden – Bibliothek der Zukunft – Walther Umstätter – Information Professionals

Informationswissenschaft

Rainer Hammwöhner gestorben

Rainer Hammwöhner, seit 1996 Inhaber des Lehrstuhls für Informationswissenschaft an der Universität Regensburg, ist tot. Er starb überraschend an einer Lungeembolie. Hammwöhner hinterlässt Frau Christiane und zwei Kinder.

Hammwöhner forschte seit mehr als zwei Jahrzehnten in den Bereichen Hypermedia, Texttechnologie und Mensch-Maschine-Kommunikation. In diesem Kontext wandte er sich den elektronischen Enzyklopädien zu und befasste sich aktuell mit der Qualität der Wikimedia. Neuere Arbeiten befassten sich mit dem Verhältnis von Formalismus, Denken und Informationstechnik sowie mit einem pragmatischen Wissensbegriff (im Gegensatz zu dem technizistischen Wissensbegriff in der Informatik). Wenn Hammwöhner schrieb: „An einer Diskussion über die eigene Wissenschaftstheorie hat es der Informationwissenschaft allerdings in den letzten Jahren gefehlt“, so verstehe ich das so, dass er sich für einen eigenen gemeinsamen Bezugsrahmen der Informationswissenschaft einnzusetzen bereit war.

Hammwöhner engagierte sich im Hochschulverband Informationswissenschaft und belebte die Plenumsdiskussionen mit wichtigen Fragen.

Ganz ohne Tunnelblick-Informatiker,
wegweisender Hypertext-Forscher

Zum Tod von Rainer Hammwöhner schrieb uns Rainer Kuhlen:

„Rainer Hammwöhner ist tot. In der Nacht zum 4. März 2016 erreichte ihn, für ihn ohne Vorwarnung und tags zuvor mitten in der Planung für zukünftige Aufgaben, der Tod. Für mich ist er wie gestern noch der gebildete und offene, ganz ohne Tunnelblick-Informatiker, der wegweisende Hypertext-Forscher, der Doktorand und dann der Habilitierte – alles in Konstanz und dann, für ihn und für mich, stolz und verantwortungsvoll, der Professor für Informationswissenschaft in Regensburg. Das kann doch nicht, dass es vorbei ist. Aber im Herzen und Verstand vieler bleibt er der Freund und Kollege. Wie unfair, aber eben doch real, ist der Tod.“

Einer der wenigen deutschen
Informationswissenschaftler:

A warm, intelligent, caring person

Erdogan continuing
in silencing Turkish media

InfoWiss Potsdam ‏@Master_IW_FHP: Traurig: einer der wenigen Informationswissenschaftler Deutschlands gestern gestorben: Rainer Hammwöhner #RIP #saveIWS

David Elsweiler ‏@delsweil: A warm, intelligent, caring person. A pleasure to work with, learn from and just to be in his company. RIP Rainer Hammwöhner. We’ll miss you

Kenneth Roth ‏@KenRoth: Another step in Erodogan silencing independent media as court trustee takes over Zaman group http://bit.ly/1p4qrFY

Library of Congress

Barack Obama nominiert
erste Afroamerikanerin

Für die Versorgung benachteiligter Gruppen,
pro Bürgerrechte und
pro Bibliotheksautonomie

Barack Obama hat Dr. Carla Hayden, eine Afroamerikanerin, für die Leitung des Library of Congress nominiert. Der Senat muss noch zustimmen.

Hayden brachte als Leiterin der Öffentlichen Bibliotheken von Baltimore ihre Einrichtungen in technologischer Hinsicht up to date und richtete beispielsweise einen Roboter-Experimentierraum für Teens ein. Ihr ist demnach zuzutrauen, den weitgehenden Digitalisierungsrückstand der Library of Congress zu überwinden.

Als Präsidentin der American Library Association verbreitete sie ihren Ansatz, dass Bibliotheken nicht Repositorien für Bücher, vielmehr ein gesellschaftspolitisches Tool sind, auf die nationale Ebene („We serve the undeserved“). In der Auseinandersetzung mit Regierungsstellen, die die Autonomie der Bibliotheken und die Bürgerrechte für Zwecke der Terrorjagd und die Entmutigung von Whistleblowern einschränken wollten, erwies sie sich als Aktivistin.

Hayden 2003: “When libraries fight against the PATRIOT Act, or against mandatory Internet filters, we’re fighting for the public. Most of the people who use public libraries don’t have the opportunity to buy books at a bookstore or on Amazon.com. What the library does is protect the rights of all people to fully and freely access information and to pursue knowledge, without fear of repercussion.”

Bibliothek der Zukunft
Walther Umstätter

Ideen haben wir genug,
aber wo bleibt der Konsens?

Was müssen die Information Professionals
erwerben, was die anderen nicht können?

Walther Umstätter ist in einem Beitrag für InetBib auch auf die Diskussion von Open Password zur „Bibliothek der Zukunft“ eingegangen:

Herr Heller vertritt die These „Es mangelt an neuen Ideen“ (www.b-i-t-online.de/heft/2016-01-standpunkte.pdf), während Herr Schnalke dem entgegen setzt: “Es mangelt nicht an neuen Ideen — die sind vorhanden. Es mangelt aber an einer Kultur, die dazu ermutigt, neue Ideen zu äußern, auszuprobieren und sich auf sie einzulassen.” Dem kann ich leider auch nicht ganz folgen. Einerseits haben wir seit fünf Jahrzehnten permanent, und in letzter Zeit immer mehr kreative Ideen für das Überleben des Bibliothekswesens der absehbaren Zukunft, viele werden auch ausprobiert (Bibliotheken zur Leseförderung, für Arbeitslose, für Senioren, für Flüchtlinge, papierlose Bibliothek in Texas, Makerspaces, Library Alchemsits, fluide Gebäude, …), nur niemand kann sich auf die “Kultur des gemeinsamen Machens” einigen. Insofern fehlt uns noch immer die Idee, auf der wir eine für die Bibliotheken der Zukunft brauchbare Basis gründen können. Eigentlich müsste das die Informationstheorie mit allen ihren Konsequenzen sein, aber dagegen wehren sich noch immer zu viele der Betroffenen. Sicher hat W. Bredemeier Recht, wenn er schreibt: „Ein guter Schritt wäre getan, wenn wir unsere persönlichen Eitelkeiten aufgäben“ (www.password-online.de/was-rafael-ball-wirklich-sagen-wollte/), denn die meisten neuen Ideen fördern das Gegeneinander und nicht das  gemeinsame Miteinander. Am deutlichsten sieht man dies beim Kampf zur Erhaltung des gedruckten Buches in den Bibliotheken, und daran, das der weitgehende Konsens um 2000 hin zur Digitalen Bibliothek durch die Juristen zerstört wurde, die E-Books zu Dateien degradierten, um die Digitale Bibliothek sozusagen zu enteignen. Nun glauben immer mehr Bibliothekare ernstlich, dass ihre Zukunft in der Erhaltung des gedruckten Buches liegt. In Wirklichkeit offenbart es nur eine momentane Orientierungslosigkeit, denn die Hoffnung, dass die Digitalisierung des allgemeinen Publikationswesens so aufgehalten werden kann, ist reines Wunschdenken der Nostalgiker. Viele Ideen sind auch so, dass man sich fragt, warum gerade Bibliothekare diese Aufgabe besonders gut leisten können. Als die ersten Informationsvermittler in den Bibliotheken noch das Plus hatten, mit Datenbanken umgehen zu können, und die Journalisten noch weit davon entfernt waren, da war die Online-Recherche noch eine Bibliotheksdomäne. Heute kämpfen auch die meisten investigativen Journalisten um ihre Existenz. Außerdem haben die Information Professionals Jahre lang darum gekämpft, dass auch jeder Laie ein Grundwissen in der Informationskompetenz erhält, wir können uns also nun nicht darüber wundern, dass wir auch in den Citizen Scientists eine wachsende Konkurrenz bekommen. Die Kernfrage ist darum, welche Fähigkeiten müssen heute Information Professionals in allen ihren Spezialisierungen erwerben, um als Berufsgruppe auch in absehbarer Zukunft qualifiziert und gebraucht zu werden. Ihre Informationskompetenz muss eindeutig weiter reichen, als die der Laien. In Großbritannien hat man beispielsweise schon vor vielen Jahren die Forderung, dass Bibliothekare mehrere Fremdsprachen beherrschen müssen, so abgeändert, dass auch die Erfahrung mit Programmiersprachen angerechnet werden. Insofern ist Herrn Schnalkes Erfahrung sicher richtig, dass das Bibliothekswesen Bibliothekare mit Programmiererfahrung dringend braucht. Das zeigen auch etliche Stellenangebote, insbesondere in den USA. Nachdem man 1974 im IuD-Programm den Vorsprung der USA mit dem Weinbergreport (1963) aufholen wollte, haben sich immer wieder unzählige Menschen in Deutschland bemüht, einen eigenen Weg (jedenfalls nicht den in US-Amerika) zu gehen (so erinnert man sich noch an den Streit um RAK und AACR), so dass der Entwicklungsvorsprung der USA immer größer wurde (Internet, Google, Amazon …). Die Zurück-zum-gedruckten-Buch-Strategie erhöht die berufliche Attraktivität von Bibliothekar/innen auch nicht auf längere Sicht, sie deklassiert das deutsche Bibliothekswesen.“ist der Themenblock 3 – Du musst mich nur anklicken, um mich zu editieren

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