Open Password – Dienstag,
den 13. März 2018
#334
SCOSS – Jasmin Schmitz – Open Access – Open Science – Directory of Open Access Journals – SHERPA/RoMEO – Crowdfunding – Smart City – Edy Portmann – Human-IST-Institut – Universität Freiburg – Zürich – Bern – Amsterdam – Helsinki – Bogota – Smart People
Die Initiative SCOSS
Nachhaltigkeit für Open Access
und Open Science sicherstellen
Von Jasmin Schmitz, schmitz-jasmin@web.de
Bei Infrastrukturprojekten stellt sich grundsätzlich die Frage, wie diese nach einer Aufbauphase weiterhin und zwar möglichst nachhaltig betrieben werden können, da mit der Aufrechterhaltung des Betriebs Kosten verbunden sind, die vom ursprünglichen Projektnehmer nicht immer ohne weiteres in Eigenleistung in Gänze übernommen werden können. Die „Global Sustainability Coalition for Open Science Services (SCOSS)“ [1] [2] adressiert dieses Thema für Open Access und Open Science. Als erste Maßnahme soll der Betrieb der Plattformen Directory of Open Access Journals und SHERPA/RoMEO sichergestellt werden – zwei Dienste, die in der Open-Access-Community als unverzichtbar gelten.
Das Directory of Open Access Journals – DOAJ [3] ist DAS Verzeichnis für originäre Open-Access-Zeitschriften. Zusätzlich zu den Detailinformationen über die Höhe der Publikationsgebühren und die Verwendung der Open-Content-Lizenzierung liegen für viele Zeitschriften auch Volltextdaten für die Artikel vor, so dass mit dem DOAJ auch Literaturrecherchen möglich sind. Für Best-Practice-Beispiele wird ein DOAJ-Siegel vergeben. Zeitschriften werden durch ihre Betreiber angemeldet, die Einreichung wird durch freiwillige Experten bewertet. Für die Open-Access-Community ist das DOAJ eine der ersten Anlaufstellen beim Einholen von Basisinformationen über eine Zeitschrift, unter anderem für die Einschätzung der Seriosität. Zudem kann das DOAJ durch seine Filterfunktion für Fächer bei der Suche nach einer geeigneten Open-Access-Zeitschrift behilflich sein.
Der Dienst SHERPA/RoMEO [4] sammelt die Zweitveröffentlichungsbedingungen von Verlagen für deren Zeitschriften. Viele Verlage gestatten eine Zweitveröffentlichung im Rahmen des Grünen Weg des Open Access, setzen dabei aber teilweise eine Embargo-Frist oder erlauben eine Zweitveröffentlichung nur unter der Maßgabe, dass eine bestimmte Artikelversion (also nicht das Verlags-PDF) verwendet wird. Mit SHERPA/RoMEO lässt sich schnell ein Überblick verschaffen, welche Haltung ein Verlag oder eine Zeitschrift zur Zweitveröffentlichung einnimmt, wenngleich die Informationen immer noch mit dem Autorenvertrag oder den Angaben auf der Zeitschriftenwebseite abgeglichen werden sollten, da die Einträge in SHERPA/RoMEO veraltet sein können. Der Service ist darauf angewiesen, dass unter anderem Freiwillige die Informationen zusammentragen.
SCOSS will nun die Finanzierung für die beiden genannten Infrastrukturen für drei weitere Jahre sichern und hat dazu Stakeholder wie Forschungseinrichtungen, Forschungsförderer und Bibliotheken mit der Bitte angeschrieben, sich an einer Finanzierung via Crowdfunding zu beteiligen. SCOSS macht hierzu Vorschläge: Die Höhe des finanziellen Beitrags richtet sich nach der Größe der jeweiligen Einrichtung. Institutionen, die nicht angeschrieben wurden, sich aber finanziell beteiligen möchten, sollen SCOSS kontaktieren. Der Finanzierungsbedarf für die kommenden drei Jahre beläuft sich beim DOAJ auf 970.000 Euro, für SHERPA/RoMEO auf 1.529.935 Euro. Dazu können konkrete Arbeitspläne abgerufen werden [5] [6].
Geplant sind ferner regelmäßig stattfindende Ausschreibungen, in denen sich nicht-kommerzielle Infrastrukturprojekte aus dem Open-Access-/Open-Science-Bereich bewerben können, um eine durch SCOSS koordinierte Förderung zu erhalten. SCOSS prüft die Bewerbungen und präsentiert sie bei Eignung der Community. Ziel ist es, dass die Nutzung der Dienste weiterhin kostenfrei bleibt und die jeweilige Infrastruktur unabhängig betrieben werden kann. Der Förderzeitraum soll auch als Überbrückung genutzt werden, um die Finanzierung auf solide Beine zu stelle.
Die Koalition besteht derzeit aus dem Council of the Australian University Librarians (CAUL), der Association of European Research (LIBER), der Initiative Electronic Information for Libraries (EIFL) und SPARC (Scholarly Publishing and Academic Resources Coalition) Europe. Eine Erweiterung wird angestrebt. Die Initiative geht zurück auf Vorarbeiten der Australasian Open Access Strategy Group (AOASG), der Confederation of Open Access Repositories (COAR), des European Research Council (ERC), der European University Association (EUA), der International Federation of Library Associations and Institutions (IFLA) sowie Science Europe und SPARC US. Die europäische Arbeitsgruppe Knowledge Exchange hat zu der Thematik in 2016 ein Papier [7] verfasst, das die Sicherstellung von Infrastrukturmaßnahmen anmahnte.
Links:
[2] Vanessa Proudman: SCOSS: strengthening the network of services that underpine open science and enduring ist sustainability. Impact of Social Sciences-Blog am 21.11.2017: http://blogs.lse.ac.uk/impactofsocialsciences/2017/11/21/scoss-strengthening-the-network-of-services-that-underpin-open-science-and-ensuring-its-sustainability/
[4] http://www.sherpa.ac.uk/romeo/index.php
[5] International coalition to help sustain DOAJ and its further development in the coming years. DOAJ Blog vom 09.11.2017: https://blog.doaj.org/2017/11/09/international-coalition-to-help-sustain-doaj-and-its-further-development-in-the-coming-years/
[6] SHERPA/RoMEO work plan: https://sparceurope.org/sherpa-romeo-work-plan/
[7] Rob Johnson, Mattia Fosci (2016): Putting down roots: Securing the future of open access policies: http://repository.jisc.ac.uk/6269/10/final-KE-Report-V5.1-20JAN2016.pdf
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