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Open Password – Freitag, den 1. September 2017


#248

Open Access – Grüner Weg – Goldener Weg – Jasmin Schmitz – Zweitveröffentlichungen – Verlage – Forschungsförderung – UB TU Berlin – SHERPA/RoMEO – Open-Access-Button – Identifikatoren – Wissenschaftliche Bibliotheken – DeepGreen – Scholarly Communication Licence – Article Processing Charges – UK Scholarly Communication Licence and Model Policy – BASE – EZB – EZB-Linking-Dienst – Unpaywall – Bibliothekartag


Open Access

Services rund um den „Grünen Weg“

Von Jasmin Schmitz, schmitz-jasmin@web.de a)

Inwieweit eine elektronische Zweitveröffentlichung zur freien Zugänglichmachung von bereits erschienenen Publikationen möglich ist („Grüner Weg“ des Open Access), regeln die Verlage für ihre Zeitschriften. Sie ist nicht selten an Bedingungen geknüpft: Häufig wird die Zweitveröffentlichung erst nach Ablauf einer Embargofrist und nur für bestimmte Artikelversionen gestattet. Zunehmend fordern auch Forschungsförderer im Rahmen von Open-Access-Mandaten eine Zweitveröffentlichung von Ergebnissen, die aus der Förderung entstanden sind, und legen ihrerseits Bedingungen fest. Für publizierende Forschende wird die Lage somit komplex. Für Recherchierende ergibt sich der Vorteil, dass über den „Grünen Weg“ eine Vielzahl wissenschaftlicher Publikationen verfügbar ist. Von Nachteil ist jedoch, dass diese auf verschiedenen Servern verstreut liegen, was die Auffindbarkeit zunächst erschwert. Es gibt mittlerweile eine Reihe von Services und Projekten, die beide Herausforderungen angenommen haben.

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Ausschöpfung der Möglichkeiten des „Grünen Weges“.
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Eine Untersuchung der Hochschulbibliothek der TU Berlin, in der 300.000 Aufsatzbestellungen mit ISSN aus 2016 analysiert und mit den Informationen auf der Plattform SHERPA/RoMEO [1] abgeglichen wurden, kommt zu dem Ergebnis, dass 25% der Artikel auf dem „Grünen Weg“ hätten publiziert werden können, weil die Verlage entsprechende Möglichkeiten der Zweitveröffentlichung gestatten [2]. Über die Gründe, warum dies nicht geschah, lässt sich nur spekulieren. Es liegt allerdings nahe, dass die Unwissenheit der Autoren sowie Zeitmangel wichtige Faktoren für die fehlende Ausschöpfung bestehender Möglichkeiten sind. Die Initiative „Open-Access-Button“ [3] ermöglicht den Zugang zu Open-Access-Versionen von Closed-Access-Artikeln. Zentral für das Abprüfen im Hintergrund sind hierbei (persistente) Identifikatoren für den Artikel wie DOI (Digital Object Identifier). Kann hierüber keine frei verfügbare Version ermittelt werden, werden die Autoren angeschrieben und über Möglichkeiten der Open-Access-Zweitveröffentlichung informiert. Einige wissenschaftliche Bibliotheken gehen einen serviceorientierten Weg und bieten an, die Publikationslisten der Autoren mit Blick auf Möglichkeiten der Zweitveröffentlichung abzuprüfen. Es zeigt sich allerdings, dass dieses Angebot sehr ressourcenaufwendig und flächendeckend kaum zu leisten ist. Eine automatisierte Variante wäre wünschenswert, was allerdings eine Verlagsbeteiligung voraussetzte. Das Projekt DeepGreen [4] versucht eine technische Lösung am Beispiel der Allianzlizenzen zu entwickeln. Es arbeitet dabei mit ausgewählten Verlagen zusammen, die elektronische Artikeldaten und Rechteinformationen liefern.

Einen radikaleren Weg gehen die Briten mit der „Scholarly Communication Licence“. In Großbritannien fordern Forschungsförderer eine 100%ige Compliance mit den Open-Access-Mandaten ein, stellen aber im Gegenzug finanzielle Mittel für anfallende Publikationsgebühren (Article Processing Charges – APCs) im Rahmen des „Goldenen Weges“ des Open Access bereit. Allerdings werden damit auch viele Publikationen in hybriden Zeitschriften finanziert, die wegen ihrer hohen APCs umstritten sind. Hybride Zeitschriften sind eigentlich subskriptionsbasiert, erlauben aber den „Freikauf“ von Artikeln durch die Zahlung von Publikationsgebühren. Damit erhöht sich der Verwaltungsaufwand für Hochschulen einerseits für die Rechnungsbearbeitung, andererseits für die Überprüfung, ob die Artikel tatsächlich vom Verlag frei verfügbar gestellt wurden. Da für Evaluationen lediglich solche Publikationen zählen, die entweder über den „Goldenen“ oder „Grünen Weg“ des Open Access verfügbar gemacht wurden, stehen britische Hochschulen zusätzlich unter Druck. Zudem ist die einrichtungsweite Embargo-Prüfung für eine Zweitveröffentlichung von Beiträgen aus Nicht-Open-Access-Zeitschriften zeitaufwendig. Auch sind die Open-Access-Policies der Forschungsförderer unterschiedlich ausgestaltet sowie komplex, was die Compliance zusätzlich erschwert.

Abhilfe soll nun die „UK Scholarly Communication Licence and Model Policy“ schaffen. Die Grundidee ist hier, dass sich die Institutionen im Rahmen des Arbeitsvertrages das Nutzungsrecht an den Publikationen ihrer Mitarbeiter übertragen lassen und nun die Verlage informieren, dass sie ein nicht-exklusives Recht für eine Open-Access-Veröffentlichung der letzten Manuskriptversion unter einer CC-BY-NC-Lizenz an die Autoren zurückübertragen, auch wenn diese anderslautende Verträge mit dem Verlag abgeschlossen haben. Die Hochschulen machen die Version zeitgleich mit der Publikation der Verlagsfassung oder kurz danach verfügbar. Die Autoren müssen lediglich die Manuskriptversion und Metadaten auf ein Repositorium hochladen und die Ko-Autoren informieren. Insgesamt würden hiervon alle Parteien profitieren: Die Hochschulen stellen die Compliance mit den Mandaten der Forschungsförderer sicher. Autoren können die Publikationen auch in ihrer Lehre verwenden. Zeitschriftenbetreiber und Verlage profitieren vom „Citation Advantage“, also einer höheren Zitationsrate bei Open-Access-Publikationen. Das Ganze versteht sich als Übergangsmodell, bis mehr Zeitschriften auf „Open Access Gold“ umgestellt sind. Eine Implementierung an Piloteinrichtungen ist noch für dieses Jahr vorgesehen, mehr als 70 Einrichtungen in Großbritannien haben sich in der laufenden Diskussion engagiert. Die Initiative erfährt zudem Unterstützung von vielen Forschungsförderern [5].

 

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Verbesserung der Auffindbarkeit von zweitveröffentlichten Publikationen.

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Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Verbesserung der Auffindbarkeit von Publikationen, die über den „Grünen Weg“ veröffentlicht worden sind. Damit die auf vielen institutionellen und fachspezifischen Repositorien verstreuten Publikationen tatsächlich gefunden werden können, sind auch die Betreiber der Repositorien gefordert. Eine Sichtbarkeit der Publikationen in Suchmaschinen wie Google sollte unbedingt gewährleistet sein, um den Gewohnheiten der Nutzer entgegenzukommen, die nicht selten Suchmaschinen bei ihrer Literaturrecherche zusätzlich nutzen. Zudem binden Bibliotheken häufig Open-Access-Quellen in ihre Kataloge ein, um deren Sichtbarkeit zu erhöhen. Ein Ausgangspunkt ist dabei häufig die Bielefeld Academic Search Engine (BASE) [6], die viele Repositorien und andere Plattformen harvestet und die Metadaten über eine Schnittstelle zu Verfügung stellt. Dabei zeigt sich allerdings, dass in einigen Fällen das Repositorium zum Verwalten der Hochschulbibliographie genutzt wird, aber keine Volltexte hinterlegt sind. Über Filter müssen diese Einträge dann beseitigt werden, damit die Erwartungen der Nutzer nach Volltexten nicht enttäuscht werden [7].

Die Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB) hat eine Open-Access-Erweiterung des EZB-Linking-Dienstes entwickelt. Hier geht es insbesondere darum, auf frei verfügbare Artikelversionen aus Repositorien oder sonstigen Open-Access-Quellen zu verlinken und als zusätzliche Option anzuzeigen. Bei rund 10% der Anfragen können so zusätzliche Volltexte in Form einer Alternativversion zur Verfügung gestellt werden. In einem weiteren Projekt werden die Verwertungsrechte bei den Allianz- und Nationallizenzen systematisch aufgearbeitet. Denn die Open-Access-Option, die Autoren der teilnehmenden Einrichtungen Möglichkeiten der Zweitveröffentlichung im Open Access einräumt, wird kaum genutzt, weil sie wenig bekannt ist und die Ermittlung entsprechender Rechte auf einfache Weise nicht möglich ist. Hierzu werden die Rechte in strukturierter Form erfasst und die Informationen über eine Schnittstelle zur Verfügung gestellt. Die hierüber verfügbar gemachten Publikationen werden dann wieder im EZB-Linking-Dienst integriert. Dabei wird mit dem Projekt DeepGreen kooperiert [8].

Mittlerweile wurden auch Services zur Auffindbarkeit frei verfügbarer Artikel entwickelt, die sich auch über den Internetbrowser am heimischen Schreibtisch nutzen lassen. Zu nennen sind neben dem oben bereits erwähnten Open-Access-Button [3] auch Unpaywall [9]. Es handelt sich dabei um ein Browser Plug-In, das den Nutzer immer dann informiert, wenn eine frei verfügbare Artikelversion gefunden wurde. Auch hier werden Artikel-Identifikatoren verwendet, um entsprechende Versionen „aufzuspüren“ – dies ein weiterer Beleg für die Bedeutung und Nützlichkeit von Identifikationssystemen.

  1. a) Der Beitrag erläutert unterschiedliche Services zur Stärkung des Grünen Weg des Open Access, also der elektronischen Zweitveröffentlichung bereits erschienener Publikationen. Dabei fußt er unter anderem auf Vorträge des 106. Deutschen Bibliothekar Tages (30. Mai – 2. Juni 2017 in Frankfurt/Main).

[1] SHERPA/RoMEO: http://www.sherpa.ac.uk/romeo/index.php

[2] Beate Rusch, Jürgen Christof: Open Access als Haltung: https://opus4.kobv.de/opus4-bib-info/frontdoor/index/index/docId/2981

[3] Open Access Button: https://openaccessbutton.org/

[4] DeepGreen: https://deepgreen.kobv.de/de/deepgreen/

[5] Torsten Reimer: Scholarly Communications Licence: Ein (britisches) Modell für Zweitverwertungsrechte für Open Access ohne Embargos: https://opus4.kobv.de/opus4-bib-info/frontdoor/index/index/docId/2957

[6] Bielefeld Academic Search Engine: https://www.base-search.net/

[7] Martin Blänke, Manfred Nölte: Open Access Medien in den Bibliothekskatalog! Chancen & Risiken: https://opus4.kobv.de/opus4-bib-info/frontdoor/index/index/docId/2972

[8] Evelinde Hutzler: Neue Dienste der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek. https://opus4.kobv.de/opus4-bib-info/frontdoor/index/index/docId/2960

[9]: Unpaywall: http://unpaywall.org/

Alle Links zuletzt abgerufen am 8. August 2017.

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