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Open Password – Mittwoch, den 7. April 2021

# 908

COVID-19 – Zentralstaat – Antonia Diaz – Öffentliche Güter – Europäische Union – Negative externe Effekte – Öffentliches Gesundheitssystem – Koordination – Moral Hazard – Ministerrat – Europäische Kommission – Subsidiarität – Herausforderungen – Europäische Arbeitslosenversicherung – Industriepolitik – Nationalstaaten – Umverteilung von Kompetenzen und Finanzen – Israel – Großbritannien – USAHans-Christoph Hobohm – Bibliotheken – Frank Seeliger – Sebastian Nix – David Lankes – Expect more – Heiner Müller – Gesammelte Irrtümer – Azteken – Rite de Passage – Huehuetlatolli Sputnik-Schock – Dritter Ort – TU Nürnberg – Automatisierung – Digitalisierung – Open Access – Open Science – Informatisierung von Services – Disintermediation – Wertschöpfungsketten – Neue Zürcher Zeitung – ETH-Bibliothek – Rafael Ball – Andras Degkwitz – Klaus Ceynowa – Wolfgang Schäuble – Kommerzielle Informationsmonopole – Forschungsdatenmanagement – BuB – Staatsbibliothek – Google – Paradies nach Borges – Fünfte Gewalt – Grundlagenforschung – ZBW – TIB – ZBMED – Corona-Pandemie – Peter Strohschneider – Lebenswissenschaften – ZB MED – Bielefelder Institut für Bioinformatik-Infrastruktur – Forschungskreislauf – Open Science – Open Access – Big Data – Forschen und Vernetzen – Data Science – Zugang zu Informationen – OPEN + Fair – Wissens- und Kompetenzvermittlung – DGI – Informationsvermittlung in Zeiten der Distanz – Fort- und Weiterbildungsangebote

Über den Tellerrand (33)

Brauchen wir zur Bekämpfung von COVID-19
einen europäischen Zentralstaat
und einen ineffizienten dazu?

Antonia Diaz, The EU Budget and the Role of Public Goods, in: cesinfo FORUM, March 2021. Der beste Weg, die Wirtschaft gegen Covid-19 und ähnliche Katastrophen zu verteidigen, besteht darin, in öffentliche Güter und Institutionen zu investieren. Es ist nämlich extrem unwahrscheinlich, dass private Unternehmen derartige Ereignisse voraussehen können, zumal sie auf Märkten mit großen Informationsproblemen agieren. Dies gilt für die Europäische Union besonders, „where the right mix of public transfers and public goods is critical in minimizing incentive problems related to consolidating the single market and European integration.“

Ähnlich wie beispielsweise bei der Luftverschmutzung handelt es sich bei der Corona-Pandemie um negative externe Effekte, nur um vieles stärker. Marktwirtschaftliche Lösungen scheiden von vornherein aus, weil die sozialen Grenzkosten von Infizierungen nicht zu bestimmen sind. „Setting a price for the externality is almost impossible in an country with a public health system, because the allocation of health care is not carried out by a price system but by queues and patient characteristics. … This ist he reason why governments do not even attempt to create a market for the coronavirus externality and resort to regulating and coordinating actions of private agents. This is why we have lockdowns and the short-run negative trade-off between health and the economy. It follows that a combination of health system capacity (particularly ICU beds) and ein wide system of testing and tracing is the only feasable way of cutting the transmissions … Thus, the fist lesson from Covid-19 is that public goods are the best way to restore efficiency when we cannot set markets for those externalities. …

The second lesson of Covid-19 is that fiscal capacity is key to implementing the needed transfers when private risk-sharing mechanisms fails. The third lesson of Covid-19 is that the uncoordinated national responses to fight the pandemic disrupt the single market. Coordination is key to fighting externalities. …

The issuance of Eurobonds … as well a the implementation of public transfer programs cerate a moral hazard problem: some governments may feel tempted to relax their fiscal discipline, as was pointed during the European Council meeting on 27 July. This is a very reasonable fear in a confederation of countries. … To avoid moral hazard problems, policies that, until now, are in the hands of country governments should be transferred to the supranational body. The first candidate ist to create a true European unemployment insurance program“. Ausgaben für das Gesundheitswesen sollten gleichfalls auf die supranationale Ebene gehoben werden. „The European Commission is designed to be the social planner of the European Union and should be given the power to act as such. … The corollary of this is that we need to revise, and, very possibly, to reduce the scope of the principle of subsidiarity.“

Die Europäische Union steht kurz- und mittelfristig vor enormen Herausforderungen: Sie hat die Wirkungen von COVID-19 zu bekämpfen, den Gemeinsamen Markt aufrechterhalten, eine neue Finanz- und Schuldenkrise zu vermeiden, den Klimawandel zu bekämpfen sowie die Digitale Transformationen zu fördern. Alle diese Herausforderungen sind „negative externalities that call for collective action“.

Die Autorin schließt mit politischen Empfehlungen, die es in sich haben: „The timing outlined in this article dictates that the first step should be building fiscal capacity so that the common institution has enough muscle to invest in common public goods. The second step is transforming to the common institution (the European Commission) those policies that neeed to be coordinated at the European level. In my view, this points to a European unemployment subsidy and all industrial policies. The Commission is heading perhaps too cautiously in this direction.“

Kommentar: Der Autorin ist zuzustimmen, dass sich privatwirtschaftliche Lösungen für die Lösung der COVID-19-Krise verbieten. Wäre sie allerdings gelegentlich von ihrem hohen Abstraktionsniveau heruntergegangen, so hätte sie auf die Idee kommen können, dass zusätzliche privatwirtschaftliche Initiativen erwünscht sind, wie dies die pharmazeutische Industrie zurzeit vorexerziert. Auch hätte man für die Corona-Pandemie gut aufgestellt sein können, bevor sie gekommen wäre. Man hätte nur auf Bill Gates und seine Pandemie-Warnungen hören müsse, der mit seiner Stiftung Krankheiten in den Entwicklungsländern wahrscheinlich besser als die staatlichen Entwicklungshilfen bekämpft. Zumal man sich in Politik und Verwaltung nicht darauf verlassen kann, dass wie in Israel geschehen, gleich der Ministerpräsident persönlich zum Telefon greift, um Impfstoff einzukaufen.

Kritisch ist hingegen Diaz Beitrag zu sehen, sobald sie sich dem Verhältnis zwischen der Europäischen Kommission und den Regierungen der Nationalstaaten zuwendet. Tatsächlich geht es ihr gar nicht um eine Bekämpfung der COVID-19-Krise, vielmehr ist COVID-19 nur ein Beispiel oder ein „Trojanisches Pferd“ für alle großen Herausforderungen, vor denen die EU-Mitgliedsländer stehen. Kommen für die diversen Herausforderungen vielleicht ein unterschiedlicher optimaler Mix aus politischen Ebenen (einschließlich privater Initiativen) infrage? Auf diese Idee wäre Frau Diaz vielleicht gekommen, wenn sie zusätzlich zu ihren Modellbetrachtungen empirische Hinweise herangezogen hätte. Tatsächlich lautet ihre Argumentation nicht einmal verkürzt so: Alle diese Herausforderungen sind externe Effekte, folglich müssen sie von der zentralen Ebene aus koordiniert und bekämpft werden. Folglich schlägt sie eine gigantische Umverteilung von Kompetenzen und Finanzen zugunsten der Kommission und zu Lasten der Nationalstaaten vor. Damit verbunden sagt sie ausdrücklich, dass das Konzept der „Subsidiarität“, bislang eine tragende Säule der EU-Verträge, weitgehend zu relativieren ist.

Allerdings hat Diaz das Kriterium der Realisierbarkeit nicht herangezogen. Würde sie sich mit ihren Forderungen durchsetzen, so bewegten wir uns in gehörigem Tempo in Richtung nicht eines Bundesstaates, sondern eines Zentralstaates (vielleicht nach dem Vorbild Frankreich), und eines ineffizienten dazu. Was sich an dem Beispiel der Beschaffung von Impfstoffen durch die EU-Kommission im Vergleich zu Israel, Großbritannien und den USA nachweisen ließe. Wäre eine Pandemie-Politik in den Händen der EU-Kommission eine bessere gewesen als die der Mitgliedsländer? Das erscheint nicht plausibel.

Zu Ehren von
Hans-Christoph Hobohm

Nach welchen Sternen sollen Bibliotheken greifen, was ist ihre Vision, was ihre Mission?

Von Frank Seeliger und Sebastian Nix

Richard David Lankes Werk „Erwarten Sie mehr!“ (original: Expect more, 2012) lässt sich die Aussage entnehmen, dass Bibliotheken noch besser sein könnten, als sie ohnehin natürlich sind, wenn sie sich große Ziele setzten.

OK, dann fragen wir schlichtweg aus Anlass von Hans-Christoph Hobohms Abschied aus dem formal aktiven Arbeitsleben, zu welcher Mission auf welchen Planeten wir vor dem Hintergrund seines nahezu unerschöpflichen Erfahrungshintergrundes aufbrechen sollten. Frei nach Heiner Müller steht die Forderung gerade bei Hobohm im Raum, dass man den Dialog mit den Wissenden solange nicht abreißen lassen darf, bis sie herausgeben, was an Zukunft mit ihnen verloren ginge (Gesammelte Irrtümer, Band 2, 1990, Seite 64).

In einem fernen Land mit langer Tradition – wir nennen sie die Azteken, sie nannten sich Mexi‘ca – gab es die Tradition der „Huehuetlatolli“, ein Nahuatl-Wort für einen „Rite de Passage“. Bei der Staffelübergabe der ehrwürdigen Würdenträger (tlato‘ani) an ihre Nachfolge enthielt die Ermahnungs- und Erziehungsrede nicht nur ein moralisches Antlitz, sondern auch Perspektiven. Was würde uns tlato‘ani Hobohm in einer solchen Form mitteilen wollen?

Wir können zunächst nur vermuten: Vielleicht ginge es in die Richtung, wo wir dem vermeintlichen zweiten Sputnikschock (der weiland die TIB Hannover begründete) zuvorkommen könnten. Würde die „Huehuetlatolli“ Antworten geben, auf welchem Terrain wir Akzente und Impulse nach Gutenberg und Internet setzen könnten? Den dramaturgischen Spannungsbogen anders gesetzt: Taugen die Erhaltung und Entwicklung des „Dritten Ortes“, die emotional besetzten Herausforderungen von Automatisierung und Digitalisierung und der transformatorische Spannungsbogen von Open Access bis Open Science als Vision für unsere Zunft? Wir wollen uns an einer von mehreren möglichen Antworten versuchen!

Allerorten eingesetzte Buzzwords wie Automatisierung und Informatisierung von Services tangieren nicht nur die emotionale Verfasstheit der KollegInnen, sondern drängen auch die Frage nach dem künftigen Platz „der“ Bibliothek in der bildungspolitischen und akademischen Wertschöpfungskette auf. Wir kennen alle das im politischen Raum häufig vorgetragene „Totschlagargument“, es gebe ja alles im Internet. Und die Frage liegt nahe, ob die sich in der Gründungsphase befindende neue Volluniversität in Franken, die Technische Universität Nürnberg, gemäß der bayerischen Hightech-Agenda überhaupt noch eine Bibliothek aufzuweisen haben wird. Grummelt man als Beispiel über wegfallende Münzfernsprecher in der Öffentlichkeit, dann nennt die Wirtschaftsbranche diesen Effekt leidenschaftslos „Disintermediation“. Existenzialistisch (oder gar fatalistisch?) ist die Frage nach dem Verbleib der Informationseinrichtung zu stellen, visionär danach, wohin es mit Blick auf Funktion und Ausstattung von Informationseinrichtungen gehen soll.

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Die existenzielle Gefährdung der Bibliotheken nach Rafael Ball und Wolfgang Schäuble.
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Kommen wir zur existenziellen Gefährdung der Bibliotheken. Wir erinnern uns: In der Sonntagsausgabe der Neuen Zürcher Zeitung vom 7. Februar 2016 wurde ein Interview mit dem damals neuen Direktor der Bibliothek der ETH Zürich, Rafael Ball, mit der provokanten Äußerung eingeleitet: „Bibliotheken: Weg damit!“ Auf die Frage „Herr Ball, brauchen wir heute noch Bibliotheken?“ antworte Rafael Ball: „Nein, in ihrer heutigen Form nicht.“ Ein solches Echo auf eine öffentliche Äußerung eines Vertreters der eigenen „Zunft“ inner- und außerhalb des Bibliothekskosmos hat es bislang sehr selten – wenn überhaupt – gegeben. Die spontanen Entgegnungen waren sehr ungehalten, siehe zum Beispiel in der Woche darauf (NZZ am Sonntag vom 14. Februar 2016, Seite 24) die Replik von Andreas Degkwitz und Klaus Ceynowa unter dem Titel: „Das Buch hat Zukunft“. Das Heil der Bibliotheken ausschließlich im Digitalen zu suchen und damit in der Aufgabe des Analogen, war damit in der von Ball formulierten Reinform sicherlich vom Tisch.

Wolrgang Schäuble: Wozu Bibliothekare nach wie vor gut sind.

Die in der Regel ausbaufähige Debattenkultur in der Bibliothekslandschaft ebbte allerdings rasch ab. Bald wurde der Diskurs wieder durch die klassischen Aufgaben der Bibliotheken und transformatorischen Neuausrichtungen z.B. zu Forschungsdatenmanagement und Open Access bestimmt. Aber dann nahm der Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble gleich zweimal auf die Thesen von Rafael Ball Bezug. Anlässlich des 30jährigen Jubiläums einer ungeteilten Deutschen Nationalbibliothek schrieb Schäuble in der BuB (12/2020, Seiten 700-702) unter dem Leitmotiv: „Eine Deutsche Einheit im Kleinen – Nationalbibliothek“:

„Mehr noch als die Friedliche Revolution und die Deutsche Einheit gibt die digitale Revolution Anlass dazu, das bibliothekarische Selbstverständnis zu überprüfen. Am radikalsten tut das Rafael Ball, der Leiter der Bibliothek der ETH Zürich, der vor vier Jahren forderte: Weg mit den Büchern! Seine Thesen stießen auf heftigsten Widerspruch, obwohl er nur zuspitzte, was viele Bibliotheken ohnehin planen. Während der Corona-Einschränkungen hat der Online-Zugang den Bibliotheksbetrieb am Laufen gehalten. Nebenbei hat sich gezeigt: Die bücherlose Bibliothek ist prinzipiell möglich. Aber ist sie auch wünschenswert?“

In seiner Festansprache zur Wiedereröffnung des Hauses Unter den Linden der Staatsbibliothek zu Berlin am 25. Januar 2021 führte er aus:

„Auch im digitalen Zeitalter hat die Bibliothek eine Zukunft. Wie die Zukunft aussieht, darüber ist eine leidenschaftliche Debatte entbrannt. Rafael Ball, der Leiter der Universitätsbibliothek Zürich, fordert z. B.: ‚Weg mit den Büchern!‘ Bibliophile wittern darin einen Angriff auf die Grundfesten unserer Kultur. Wenn die Bibliothek zum Internetcafé wird, sei der Untergang des Abendlandes nicht weit. Wir sollten Debatten immer mit Maß führen. Das geht im Übrigen nicht nur Bibliothekare an.“

Schäuble brachte klar zum Ausdruck, wo er die Aufgabe der Bibliotheken insgesamt sieht:

„Googles Suchmaschine ist nur so lange frei, wie das kommerziell sinnvoll ist. … Hinzu kommt: Im angeblich freien Internet ist das Wissen auf bedenkliche Weise konzentriert, teils monopolisiert. Wer sagt, dass nicht eines Tages Konzerne eine politische Agenda verfolgen könnten?“

Die erste und greifbare Aufgabe der Bibliotheken bleibt für Schäuble das, was bereits in das genuine Stammbuch der Bibliotheken geschrieben ist:

„Artikel 5 unseres Grundgesetzes verbrieft das Grundrecht, ‚sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.‘ Der Auftrag, der sich daraus für Bibliotheken ergibt, wandelt sich mit den Anforderungen der Zeit. Früher galten Bibliotheken als Informationsmonopolisten. Heute ist es ihre Aufgabe, kommerzielle Informationsmonopole zu verhindern. Gerade in einer digitalisierten Öffentlichkeit brauchen wir neutrale und verlässliche Institutionen, die Wissen dokumentieren, zugänglich machen – und ja, auch filtern! Und die Leser in die Lage versetzen, Informationen kritisch zu bewerten.“

Mag diese Basis bibliothekarischen Handelns in der hiesigen Fachwelt altbacken wirken, so ist ihr Wert für die Gesellschaft in ihrer ganzen sozialen, bildungspolitischen und akademischen Breite ein bleibender Grundpfeiler in jeglicher Agenda. Damit fragt Schäuble nicht nur nach der existenziellen Gefährdung der Bibliothek als Informationseinrichtung. Vielmehr weist er zugleich den Weg für deren zukünftige Funktion und Ausstattung: Raum und Service um verbriefte Informationen und Datenwelten herum sind die Startrampe für jegliche weitere Mission, um nach den Sternen zu greifen. Das Gemeinnützige, also „Außerunternehmerische“ im Handeln, das Denken in öffentlichen statt privaten Gütern und das über den Lebenszyklus von „Business“ hinausgreifende Agieren sind Grundpfeiler des Lastenheftes

Hans-Christoph Hobohm auf dem Weg in den Unruhestand? Wir sehen uns,
das hoffen nicht nur Frank Seeliger und Sebastian Nix, wieder.

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Das also wäre unsere Marsmission: Schaffen wir nach den Medien mit den Bibliotheken eine fünfte Gewalt!

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Zu welchen Sternen oder Planeten sollte nun aufgebrochen werden, und an welchen Stellen sind Bibliotheken noch weit von Borges‘ Paradies entfernt, wohin sich vielleicht aber gerade jetzt, die Gunst neuer Möglichkeiten nutzend, ein machbarer Weg finden lässt?

Für eine solche Jahrhundertfrage scheint Hans-Christoph Hobohms Ausscheiden aus dem formal aktiven Forschungsleben gut geeignet. Ihn zeichnet aus, nicht nur Daten, Informationen und Menschen um Informationseinrichtungen herum im Miteinander zu sozialisieren. Sein besonderer interdisziplinärer Blick auf das Wissen und die Kenntnisse wirtschaftlicher wie unternehmerischer Zusammenhänge, auf historische Bedingtheiten und Erfahrungen, auf Bildung im Allgemeinen wie Besonderen, auf die Bürger- und Stadtgesellschaft und überhaupt prädestiniert ihn zum Betrachter des Ganzen.

Dass die Wucht der Transformation, des Abwägens zwischen Bewahren und Progressivem mit nur einem, wenngleich sehr engagierten, universitär verankerten Institut in Berlin allein nicht zu stemmen ist, muss nicht weiter erörtert werden.

Will man zukunftsfähig und visionär Informationen in und um die sich freiheitlich entwickelnde Gesellschaft in mittiger Relevanz platziert sehen, die in breiter Bildung eine ihrer wichtigsten Ressourcen sieht, dann könnte es als weitere Gewalt in einem demokratischen Staat nach Legislative, Exekutive und Judikative gleich nach den öffentlichen Medien als vermeintlich vierter eine fünfte geben. Was wäre die Marsmission dieser fünften Gewalt?

Dafür bedarf es einer intensiven und nachhaltig strukturell verankerten Beschäftigung mit den vielfältigsten Umgebungsfaktoren wie Technologie- und Daten-, Bildungs- und gesellschaftliche Entwicklungen. Diese Leistung kann nicht nebenbei erbracht werden. Sie bedarf neben der hochschulseitigen und teilweise an Forschungsbibliotheken erbrachten Forschungsleistungen der interdisziplinären Grundlagenforschung – die freilich auch den Anwendungsbezug nichts aus dem Blick verlieren darf! -, wie sie an außeruniversitären Einrichtungen erbracht wird. Diese Art Forschung wird auch partiell geleistet und gereicht ihrem Namensgeber, der auch ein gefragter Bibliothekar war, Gottfried Wilhelm Leibniz, zur Ehre: Zweieinhalb Leibniz-Einrichtungen pflegen den informationswissenschaftlichen Forschungsansatz mit stark fachwissenschaftlicher Fokussierung in Kiel und Hamburg auf die Wirtschaft, in Hannover auf die angewandten Natur- und Technikwissenschaften sowie in Köln auf die Medizin.

Dazu brauchen wir leistungsstarke Forschungseinrichtungen mit klaren Schwerpunktsetzungen in den Informationswissenschaften, die allen Aspekten Rechnung tragen. Den Ressourcen „Daten“ und „Informationen“ mit ihrem Katalysator, der Bibliothek, gebührt mehr Aufmerksamkeit in grundlegenden Fragestellungen z.B. des medienbezogenen individuellen und autodidaktischen Lernens im privaten wie öffentlichen Raum, wie es sich gerade in der schwierigen Phase der Corona-Pandemie zeigt. Das Fehlen einer auf solche Fragestellungen fokussierten, außeruniversitären Forschungseinrichtung ist eine strukturelle Lücke genau der Wissenschaftsdisziplin, um deren Fortentwicklung sich Hans-Christoph Hobohm so erfolgreich bemüht hat.

Wie soll es einer solche Forschungseinrichtung ermöglicht werden, ihre Ergebnisse in eine durchaus typologisch und strukturell heterogene Infrastrukturlandschaft zu transferieren, damit sie dort gewinnbringend angewendet werden? Machen die Informationseinrichtungen und das sie umgebende „Ökosystem“, beispielsweise die Verbände, mit? Hier stehen wir in der Tat vor überaus schwierigen Aufgaben. Das Prinzip „Theoria cum praxi“ wird jedenfalls nur dann funktionieren, wenn es auch bei den Einrichtungen auf fruchtbaren Boden fällt.

Doch die Menschen sind nur wenige Jahre nach der visionären Rede John F. Kennedys vom 25. Mai 1961, in der er die Vision eine bemannten Mondmission bereits für das Ende der 1960er Jahre in Aussicht stellte, auf dem Mond gelandet. Seien wir also zuversichtlich, dass auch unserer Zunft der Aufbruch zu fernen Planeten gelingt! Oder um es mit dem ehemaligen DFG-Präsidenten, Peter Strohschneider zu sagen: Manchmal muss man Indien suchen, um Amerika zu entdecken!

Lebenswissenschaften

ZB MED und BIBI verschmelzen miteinander
und legen Strategie 2020 – 2025 vor

 

ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften in Köln und Bonn und das Bielefelder Institut für Bioinformatik-Infrastruktur (BIBI) arbeiten in einer strategischen Allianz eng zusammen und planen die Verschmelzung zu einer Einrichtung über die drei Standorte hinweg. Mit der nun verabschiedeten Gesamtstrategie geben die Partner den gemeinsamen Weg bis zum Jahr 2025 vor. Der Anspruch: Die Forschenden in den Lebenswissenschaften im gesamten Forschungskreislauf im Sinne von Open Science zu unterstützen und dadurch Mensch und Umwelt mit Forschung und Infrastruktur zu stärken.

Die Lebenswissenschaften befinden sich durch Globalisierung und Digitalisierung in einem tiefgreifenden Umbruch. Sie müssen sich großen Herausforderungen stellen: die Sicherung der Ernährung, die Bekämpfung großer Volkskrankheiten, Pandemien und seltener Krankheiten, das Ermöglichen eines gesunden selbstbestimmten Alterns sowie Schutz von Umwelt und Klima unter Gewährleistung der Energieversorgung. Die Bewältigung dieser Herausforderungen ist nur möglich, wenn Wissenschaft und Forschung ihre unverzichtbaren Beiträge leisten.

ZB MED und BIBI erfüllen beide Institute gemeinsam die gesamtstaatliche Aufgabe der nachhaltigen Versorgung mit Information, Forschungsliteratur und -daten in den Lebenswissenschaften. Das Angebot von ZB MED/BIBI deckt das gesamte Spektrum der Informationsversorgung und Datenanalyse in den Lebenswissenschaften ab. Dies reicht vom schnellen und umfassenden Zugriff auf Fachliteratur über moderne Forschungsinfrastrukturen – beispielsweise für Open-Access-Publikationen oder Big-Data-Analysen – bis zur Kompetenz- und Wissensvermittlung in einem starken Netzwerk. Komplettiert wird das Angebot durch eigene Forschung sowie Expertise in Bioinformatik und den Datenwissenschaften. Die Arbeit von ZB MED/BIBI orientiert sich an fünf strategischen Leitlinien:

  • Forschen + vernetzen: Wir forschen gemeinsam mit der regional, national, europäisch und weltweit vernetzten Forschungsgemeinschaft.
  • Data Science: Wir ermöglichen Datenanalysen und generieren neue Erkenntnisse durch Forschung.
  • Zugang zu Informationen: Wir stellen den Zugang zu Information, Literatur und Daten als zentrale Informationsinfrastruktur nachhaltig bereit.
  • Open + FAIR: Wir fördern die offene und reproduzierbare Wissenschaft im Sinne von Open Science und FAIR-Prinzipien.
  • Wissens- und Kompetenzvermittlung: Wir vermitteln aktiv Wissen, Kompetenzen und Fähigkeiten.

Weiterführende Links: ZB MED/BIBI Strategie 2020-2025: Mensch und Umwelt mit Forschung und Infrastruktur stärken – https://www.zbmed.de/fileadmin/user_upload/Profil/PDFs/Strategie-2020-2025-ZB_MED_BIBI_final.pdf – Videoclip zur Strategie: https://youtu.be/rSXyDpu4Bjo – Blogbeitrag „Das Ziel ist das Ziel: Entwicklung und Kernergebnisse der Gesamtstrategie 2020-2025 für ZB MED und BIBI“- http://zbmedblog.de/das-ziel-ist-das-ziel-zb-med-und-bibi

DGI

Informationsvermittlung
in Zeiten der Distanz

Das Fort- und Weiterbildungsangebot 2021

  1. Oktober, online – Das DGI-Forum widmet sich im Pandemiejahr 2021 den coronabedingten Veränderungen der Arbeitsweisen und Strukturen sowie des Informationsaustausches im Bildungs- und Informationsmanagement. Unter dem Motto “ Informationsvermittlung in Zeiten der Distanz“ stehen drei Leitfragen im Fokus: Information und Wissen über Politik, Forschung und Wissenschaft – Information und Wissen in Organisationen und @home – Information und Wissen als Ressourcen und Produktionsmittel von Information Professionals

Willkommen sind Poster und Redebeiträge aus allen unterschiedlichen Forschungsbereichen, die im weitesten Sinn mit Informations- und Wissensmanagement zu tun haben. Bitte richten Sie die Einreichungen (max. 250 Wörter) bis zum 13. Juni 2021 an dgi-forum2021@dgi-info.de. – Weitere Informationen unter: https://dgi-info.de/dgi-forum-2021/- Das Fort und Weiterbildungsangebot 2021:

Digitalfotografie für Social Media und Webseiten

Modul I: 12. April, 9:30 – 13:00, online, Michael Borchardt

Modul II: 26. April, 9:30 – 13:00, online, Michael Borchardt

Social Media und Recherche – Einführung

  1. April, 9:30 – 13:00, online, Christa Rahner-Göhring
  1. Juli, 9:30 – 13:00, online, Christa Rahner-Göhring

DSVGO – Datenschutz in der Praxis

  1. April, 9:30 – 14:30, online, Diana Dimitrova, Fabian Rack

Projektplanung, -durchführung und -evaluierung

Modul I: 20. bis 21. April, 9:30 – 13:00, online, Gudrun Schmidt

Modul II: 22. April, 9:30 – 13:00, online, Gudrun Schmidt

NEU: Virtuelle Besprechungen und Workshops erfolgreich gestalten

  1. April, 9:30 – 13:00, online, Gudrun Schmidt

Kommunikation für Information Professionals

Modul I: 4. und 5. Mai, 9:30 – 13:00, online, Gudrun Schmidt

Modul II: 6. Mai, 9:30 – 13:00, online, Gudrun Schmidt

Schreibwerkstatt – Websites, Blogs, Facebook

Websites: 12. Mai 9:30 – 13:00, online, Michael Borchardt

Blogs: 19. Mai 9:30 – 13:00, online, Michael Borchardt

Facebook: 26.Mai 9:30 – 13:00, online, Michael Borchardt

Methoden und Instrumente der formalen und inhaltlichen Informationserschließung

Modul I: 15. bis 16. Juni, 9:30 – 13:00, online, Gudrun Schmidt

Modul II: 17. Juni, 9:30 – 13:00, online, Gudrun Schmidt

Online-Seminar: Wissensmanagement

Modul I: 22. Juni, 9:30 – 13:00, online, Gudrun Schmidt

Modul II: 23. Juni, 9:30 – 13:00, online, Gudrun Schmidt

Social Media und Öffentlichkeitsarbeit

Modul I: 7. Juli, 9:30 – 13:30, online, Paula Landes

Modul II: 8. Juli, 9:30 – 13:30, online, Paula Landes

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