Open Password – Mittwoch, den 18. November 2020
#853
Steilvorlagen 2020 – Echtzeit-Umfragen – Willi Bredemeier – GBI-Genios – Arbeitskreis Informationsvermittlung – Corona – Präsenzveranstaltung – Frankfurter Buchmesse – External Data – Informationsmanagement – Decision Making – Externe Expertennetzwerke – Expertendatenbanken – Kosten-/Budgetfragen – Compliance/rechtliche Fragen – Unternehmenswissen – App für Insights – Yannick Rieder – Gamification –
IZ Chemie | Biologie | Pharmazie ETH Zürich – Cofee Lectures – Oliver Renn – WIKILibrary Manifest – Wikibase – FAIR – Abraham Taherivand – Wikimedia – Frank Scholze – Deutsche Nationalbibliothek
Steilvorlagen 2020
Mehr Drama und Drive und Erkenntnisse
durch Echtzeit-Umfragen
Von Willi Bredemeier
Unter „Echtzeit-Umfragen“ werden hier elektronische Umfragen unter den Teilnehmern einer Veranstaltung verstanden; die Ergebnisse der Umfrage werden umgehend nach den Entscheidungen der Teilnehmer ausgewertet und bekanntgegeben, so dass im weiteren Verlauf der Veranstaltung im Prinzip auf diesen Ergebnissen aufgebaut werden kann. Echtzeit-Umfragen bringen einer Veranstaltung mehr Drama und Drive und potenziell inhaltlich weiter. Auf den „Steilvorlagen 2020“ setzten GBI-Genios und der Arbeitskreis Informationsvermittlung dieses vielversprechende Instrument gleich neunmal ein. Dieses Tool wurde bislang nicht in Branchenveranstaltungen eingesetzt und wahrscheinlich weit darüber hinaus gleichfalls nicht. Ein weiterer Einsatz von „Echtzeit-Umfragen“, verbunden mit einer Weiterentwicklung der Fragenauswahl und -formulierung sowie der Sicherstellung, dass die Antworten mit ihren Anreicherungen zum weiteren Verlauf der Veranstaltung beitragen, wäre wünschenswert. Im Folgenden die Fragen, die vorgegebenen Antwortkategorien und die Verteilung der Antworten:
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Wie finden Sie es, dass die Veranstaltung (vor dem Hintergrund der Corona-Situation) als Online-Konferenz stattfindet?
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77% Sehr gut, ich hätte andernfalls nicht teilgenommen.
7% Es ist mir eigentlich egal.
16% Nicht gut, ich wäre gerne vor Ort gewesen.
Die Umwandlung der bisherigen Präsenzveranstaltung in eine virtuelle Tagung begrüßten drei von vier Teilnehmern und wurde wohl als notwendig angesehen. Sie wären einer Präsenzveranstaltung ferngeblieben, weil sie solches in der Corona-Pandemie für zu gefährlich gehalten hätten. Dieses Ergebnis wirft auch ein Licht auf die Frage, was der Frankfurter Buchmesse widerfahren wäre, wenn diese, wie ursprünglich geplant, an dem Ausstellerkonzept früherer Jahre festgehalten hätte.
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How much does your company leverage external data today?
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5% Not at all
20% Very little
38% A lot, but in a siloed way
36% A lot and we are organized
Von einem guten Stand des Informationsmanagements in deutschen Einrichtungen kann kaum gesprochen werden, wenn man bedenkt, dass die „Steilvorlagen 2020“ wohl eher von Repräsentanten informationsfreundlicher Unternehmen besucht und der Stand der Nutzung externer Daten, wie er sein sollte („Leveraging external data a lot and we are organized“), nur von 36% der Befragten angegeben wurde. Noch höher war der Anteil der Befragten, deren Einrichtung zwar externe Daten nutzten, diese aber kaum zu einem Informationsaustausch nutzten. Jeder vierte Befragte kreuzte hier die Kategorien „very little“ oder sogar „not at all“ an.
Dabei waren sich 79% der Befragten sicher, dass externe Daten die Entscheidungsfindung im eigenen Unternehmen verbessern können. Siehe unten.
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Can external data improve decision making at your company?
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2% No
79% Yes
19% Unsure
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Sabine Graumann brachte die Echtzeit-Umfragen in die „Steilvorlagen“ 2020 ein.
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Nutzen Sie Externe Expertennetzwerke zur Entscheidungsfindung?
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58% Ja
38% Nein
4% Beabsichtigt
Geht man von der Bedeutung „externer Expertennetzwerke“ in der öffentlichen Fachdiskussion aus, so erscheint der Anteil der Befragten, die externe Expertennetzwerke zur Informationsbeschaffung nutzen, mit 58% als ziemlich hoch. Möglicherweise wäre dieser Anteil gesunken, wenn in der ersten Frage zu EEN zwischen kommerziell arbeitenden Expertennetzwerken und den persönlichen außerbetrieblichen Netzwerken der Befragten unterschieden worden wäre. Die kommerziell arbeitenden externen Expertennetzwerke stellen eine Weiterentwicklung und weitgehende Verbesserung der Expertendatenbanken dar, die seinerzeit wenig reüssierten, weil sie nicht unmittelbar auf die aktuellen persönlichen Herausforderungen der Nutzer und Kunden bezogen waren.
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Welche Aspekte erachten Sie bei der Nutzung von Externen Expertennetzwerken/EEN (potenziell) als schwierig/kritisch?
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39% Kosten/Budgetfragen
42 % Compliance/rechtliche Fragen
10 % Organisatorische Fragen
8% Andere (Fragen)
Externe Expertennetzwerke versprechen dem Kunden zwar einen größeren Mehrwert als die seinerzeitigen Expertendatenbanken, sie kommen ihm aber wesentlich teurer oder sind sogar absolut teuer, beispielsweise, wenn Experten in Spitzenpositionen und/oder einer hohen Reputation im Rahmen einer Interviewserie befragt werden. Es verwundert damit nicht, dass „Kosten/Budgetfragen“ seitens vier von zehn Befragten als besonders „kritisch“ oder „schwierig“ angesehen wurden. Noch etwas höher war der Anteil der Befragten, die „Compliance/rechtliche Fragen“ ankreuzten (42%). Auch dieser hohe Wert war vielleicht bei den strittigsten Themen der Informationsbranche, insbesondere „Urheberrecht“ und „Datenschutzrecht“, zu erwarten. Persönlich hätte ich die obigen Kategorien nicht nur um „Organisatorische Fragen“ (Anteil: 10 %), sondern noch um „Konzeptionelle Fragen“ ergänzt, da vermutlich viele Kundenunternehmen ein Mitspracherecht auch bei den konzeptionsbezogenen Details haben möchten und der Erfolg eines Rückgriffs auf Externe Expertennetzwerke nicht zuletzt von einem durchdachten Briefing für den Auftragnehmer abhängt.
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Schätzfrage: Auf wie viel Prozent Ihres Unternehmenswissens können Mitarbeiter zugreifen?
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56% 10 – 30 % des Unternehmenswissens
36% 31 – 60 % des Unternehmenswissens
8% Über 60 % des Unternehmenswissens
Wiederum kommen mir diese Anteile ziemlich hoch vor. Womöglich liegen hier teilweise sehr optimistische Einschätzungen vor, zumal es in der Öffentlichkeit einen guten Eindruck macht, wenn möglichst das gesamte Unternehmenswissen mit den Mitarbeitern geteilt wird. Auch fragt es sich, welches Unternehmenswissen für die Mitarbeiter relevant ist und welche Unternehmenswissen sie wirklich interessiert.
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Könnte ein solches Tool (eine App) zur Erfassung von Insights, Red.) auch in Ihrem Unternehmen einen Mehrwert bringen?
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89% Ja
11 % Nein
Offensichtlich hat Yannick Rieder die überwältigende Mehrheit der Teilnehmer von seiner App zur Erfassung von Insights etwa für den Außendienst überzeugt.
Nader Fadl spricht auf den „Steilvorlagen 2020“ über Gamification.
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Wie gut kennen Sie das Thema Gamification bereits?
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18% Ich kenne den Begriff nicht.
64% Ich kenne den Begriff, habe aber bisher noch keine klare Vorstellung, wie ich es in
Zukunft einsetzen kann.
15% Ich kenne den Begriff und habe bereits eine konkrete Vorstellung, wie ich es in
Zukunft einsetzen werde.
3% Ich setze Gamification schon aktiv in unserem Unternehmen ein.
In der deutschsprachigen Informationsbranche scheint sich „Gamification“ bestenfalls auf einem Weg zu einem Zukunftsthema zu befinden, da erst 3% der Befragten „Gamification“ in ihrem Unternehmen einsetzen und 82 % den Begriff nicht kennen (18%) beziehungsweise keine klare Vorstellung haben, wie sie „Gamification“ einsetzen können (64%).
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Denken Sie, dass Gamification in Ihrem Unternehmen in Zukunft stärker eingesetzt werden sollte?
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3% Nein, ich sehe da keine Vorteile für uns.
13% Ich bin mir unsicher und müsste noch mehr über das Thema erfahren.
68% Ich bin mir sicher, allerdings muss ich mir noch überlegen, an welcher Stelle wir es
einsetzen können.
16% Ja, ich sehe da viele Vorteile in der Zukunft für uns und habe konkrete Einsatzbereiche im Kopf.
Mehr als zwei von drei Befragten zeigten sich gegenüber „Gamification“ prinzipiell aufgeschlossen, wussten aber nicht, was sie mit dem Konzept anfangen sollten. Hingegen hielten sich die Gruppen der Befragten, die „konkrete Einsatzbereiche im Kopf“ hatten und jene, die keine Vorteile sahen oder erst mehr über das Thema wissen mussten, mit jeweils 16% die Waage.
IZ Chemie | Biologie | Pharmazie ETH Zürich
- Serie der Coffee Lectures mit Oliver Renn
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
seit gestern läuft die 21. Serie der Coffee Lectures des Informationszentrums Chemie | Biologie | Pharmazie an der ETH Zürich. Die neun Coffee Lectures sollen Studierenden, Lehrenden und Forschenden den Umgang mit wissenschaftlicher Information sowie dem Wissensmanagement in Wissenschaft und Alltag erleichtern. Wegen der erneuten Umstellung auf Fernunterricht wird auch die 21. Serie wieder online stattfinden, und steht damit allen Interessierten offen. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Die Coffee Lectures finden drei Wochen lang jeweils um 13:00 Uhr am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag statt und stellen in 10 Minuten eine Vielzahl nützlicher Konzepte, Datenbanken und Werkzeuge vor. Das Programm und den Zoom-Link finden Sie unter https://infozentrum.ethz.ch/news/detail/artikel/coffee-lectures-die-21-serie. Mit freundlichen GrüssenInformationszentrum Chemie | Biologie | Pharmazie, ETH Zürich www.informationszentrum.ethz.ch
Dr. Oliver Renn– Leiter Informationszentrum Chemie | Biologie | Pharmazie– Leiter Science Communication Dept. Chemie & Angewandte Biowissenschaften– Leiter Öffentlichkeitsarbeit Dept. Chemie & Angewandte Biowissenschaften– DozentETH ZürichHCI J 57.5, Vladimir-Prelog-Weg 10, CH-8093 Zürich, Schweizrenn@chem.ethz.chhttp://www.infozentrum.ethz.ch und https://www.chab.ethz.ch/
WIKILibrary Manifest
Für ein Linked Open Data Netzwerk
für Kunst, Kultur und Wissenschaft
Das WikiLibrary-Manifest verbindet Bibliotheken und Wikimedia-Projekte wie Wikibase in einem internationalen Wissensnetzwerk. Unser Ziel: die Entstehung und Nutzung eines Linked Open Data Netzwerkes für Kunst, Kultur und Wissenschaft. Jetzt mitzeichnen!
Das Manifest
Unsere Vision: Ein zuverlässiges, maschinenlesbares und gemeinschaftlich unterhaltenes Linked Open Data Netzwerk für Kunst, Kultur und Wissenschaft als tragfähige Grundlage für FAIRes Wissen zu schaffen. Um die FAIR Data Prinzipien (Findability, Accessibility, Interoperability und Reusability) sinnvoll auf Wissen anwenden zu können, ist ein gemeinsamer Rahmen notwendig. Wir, die Unterzeichnenden des WikiLibrary-Manifests, werden gemeinsam die Vision eines Wissensnetzwerkes für alle umsetzen, indem wir einen gemeinsamen Rahmen bieten. Die nachstehenden Leitlinien und Maßnahmen dienen uns zur Orientierung und Motivation, damit unsere Vision Wirklichkeit wird:
Leitlinien
- Die Förderung freier Lizenzen für Daten und deren Softwareumgebung.
- Die Schaffung von Freiräumen, in denen vielfältige Communitys wachsen und gedeihen können (Community Gardening).
- Das Angebot strukturierter Daten auf der Grundlage der FAIR Data Prinzipien, um Daten auf transparente Weise in Information umzuwandeln und so Wissen zu schaffen, das FAIR ist.
- Die Förderung gemeinsamer Mindeststandards, die einvernehmlich und gemeinschaftlich entwickelt werden.
- Die Schaffung offener Organisationsstrukturen und deren Einbettung in bestehende Systeme.
- Die Bereitstellung von Ressourcen, um für alle, die beitragen wollen und sich aktiv um Daten und Wissen bemühen, zugängliche und anwenderfreundliche Benutzeroberflächen zu schaffen.
- Die Förderung der Datenkompetenz im digitalen Wandel auf den drei Ebenen: Daten, Information und Wissen.
Maßnahmen
Wir, die Unterzeichnenden des Manifests, erkennen in Wikibase das Potential einer vielversprechenden technischen Infrastruktur zur Speicherung, Bearbeitung und zum Austausch von Daten auf der Grundlage der FAIR Data Prinzipien. Wir werden uns dafür einsetzen, Wikibase zu einer anwenderfreundlichen Referenzdatenbanksoftware für Datahubs zu formen, um so das angestrebte Datenökosystem zu fördern. Dazu ergreifen wir gemeinsam folgende Maßnahmen:
- Wir verbessern die Interoperabilität von Wikibase mit bereits bestehenden Systemen und Standards (z. B. durch Vereinfachung des Importierens bereits existierender strukturierter Daten).
- Wir vereinfachen den Austausch von Daten und Datenmodellen zwischen Wikibase-Instanzen durch automatisierte Mechanismen.
- Wir schaffen gemeinsam Support- und Wartungsstrukturen für Wikibase als Open-Source-Software.
- Wir stellen mehr Formate für den Datenaustausch einschließlich der bereits im Bereich GLAM (Akronym für Galleries, Libraries, Archives, Museums) etablierten bereit.
- Wir laden weitere Institutionen aus der Bibliothekswelt und darüber hinaus in allen Bereichen von GLAM und den Geisteswissenschaften ein, mittels Wikibase ein Ökosystem strukturierter Daten zu schaffen, das einem wirklichen Semantic Web für FAIRes Wissen näherkommt.
Berlin • Frankfurt, im November 2020
Abraham Taherivand, Geschäftsführender Vorstand Wikimedia Deutschland e. V.
Frank Scholze, Generaldirektor, Deutsche Nationalbibliothek
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