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Open Password – Freitag,
den 2. August 2019

# 603

 

Kryptowährungen – Facebook – Libra – Lars Jaeger – Heilsversprechungen – Bitcoin – Krypto-Crash – QuadriaCX – Intermediäre – Vertrauen – US-Senat – Randal Quarles – Equifax – FTC – Moody – Four Twenty Seven – ESG – Workday – Blockchain – Credentials – Patient Experience Platform – MaritzCX – Refinitiv – World-Check One – Ultimate Beneficial Ownership – XChange – My Business Profile – Dropbox – Outsell


Kryptowährungen

Facebooks Libra: Potenzial für
einen technologischen Umbruch

 

Aber weder offen noch öffentlich. Weder zensurresistent noch unveränderlich. Weder neutral noch grenzenlos

 

Vor der Eliminierung der Intermediäre?

Von Lars Jaeger

Ein Gespenst geht um in der Finanzwelt, und diesmal ist es nicht der Kommunismus, der das Geld-Establishment in Angst und Schrecken versetzt. Das Gespenst heute heisst „Kryptowährungen“, und es droht die etablierten Machtstrukturen in der weltweiten Finanzindustrie umzukrempeln. Ähnlichkeiten mit dem kommunistischen Manifest beschränken sich auf die Heilsversprechen, die wir von den Befürwortern der neuen digitalen Währungen hören: Umsturz des traditionell intransparenten, korruptionsanfälligen und völlig überteuerten Geschäftsmodell der Banken – mehr Demokratie in Unternehmen und im Staat – Fairness im globalen Handel – die Durchsetzung sozialer Gerechtigkeit – bis hin zu einem Wohlstands-Turbo-Booster für die Ärmsten der Welt.

Natürlich ist es nicht politischer Idealismus mit dem Ziel, eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen, der den momentanen Hype um Bitcoin und andere Kryptowährungen antreibt. Vielmehr ist es der gleiche Ausruf, der in genau dem Jahr, in dem Marx und Engels das Kommen des Kommunismus ankündigten, aus San Francisco erscholl: “Gold! Gold! Gold from the American River!“ Es ist der Ruf des schnellen Geldes, der auch 170 Jahre nach dem kalifornischen Goldrausch nichts von seiner Wirkung verloren hat. Wer kann schon ignorieren, dass hier schnell mal Millionen gescheffelt werden können? Nur dass man heute nicht mehr beschwerliche Tausende von Kilometern reisen muss, um das neue Gold zu „schürfen“, sondern nur ins Internet zu gehen braucht. „Schürfen“, so heisst es tatsächlich, wenn man mit der Rechenkraft seines eigenen Computers neue Bitcoins zu erwerben anstrebt (was insgesamt eine Unmenge an Elektrizität verbraucht und die globale CO2-Bilanz belastet – dies ein wenig beachteter und unschöner Nebenaspekt von Bitcoin).

Und schon bahnt sich nach dem fulminanten Krypto-Crash von 2018, der gerade die Ahnungslosen, die an die völlig unregulierten und oft alles andere als transparent agierenden Bitcoin-Börsen getrieben wurden, 80% ihres Einsatzes verlieren lies, ein neuer Hype an. Tatsächlich kann jeder, der will, seine eigene digitale Währung erschaffen. Unterdessen gibt es mehr als 2000 davon, mit Namen wie Ripple, Stellar, Golem, FunFair, HalloweenCoin oder SnakeEyes, die manchen nach Ecstasy-Sorten vor zwanzig Jahren klingen. Hier werden Erinnerungen an das adlige Münzprägerecht im Mittelalter wach, mit dem jeder Adlige, der dieses besaß, seine eigene Münzwährung prägen durfte. Was dazu kommt: Kryptowährungen eignen sich hervorragend für kriminelle Machenschaften: Geldwäscherei, Lösegelderpressung durch Hacker, Veruntreuung, Waffenhandel im Darknet, usw. – für all dies eignen sich Kryptowährungen bestens. Eines von vielen Beispielen ist die Kryptobörse QuadrigaCX, deren Gründer die Einlagen seiner Kunden im Umfang von mehreren hundert Millionen Dollar für seine privaten Zwecke veruntreute.

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Sichere Transaktionen ohne Zentralbank und staatlicher Währung.

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Dabei besitzt „Blockchain“, die Technologie, die hinter Bitcoin steckt, tatsächlich das Potential für einen technologischen Paradigmenwechsel. Sie könnte eine bedeutende Gruppe zentraler Agenten in der globalen Wirtschaft ausrotten, die so genanntenIntermediäre. Heute steuern Einrichtungen wie Banken, Börsen, Notare, Buchprüfungsgesellschaften sowie zahlreiche staatliche Institutionen (z.B. Zentralbanken, Steuerbehörden und Regulatoren) einen grossen Teil unseres Wirtschaftslebens. Sie stehen für eine zentrale Bedingung des reibungslosen Ablaufs jeglichen wirtschaftlichen Handelns: Vertrauen. Banken garantieren Geldvermögen, eine „Banknote“ ist ein Wertspeicher, der (zumeist) zuverlässig ist. Ein Notar garantiert die Rechtssicherheit einer vertraglichen Vereinbarung, Notenbanken, dass die Papierscheine in meiner Hand einen Wert besitzen. Staatliche Behörden sorgen dafür, dass im internationalen Bankgeschäft die Regeln eingehalten werden. Sie alle sind „Agenten des Vertrauens“. Die Blockchain-Technologie ermöglicht ganz neue Möglichkeiten für Vertrauensbildung in Wirtschaft und Handel. Das wohl prominenteste Beispiel ist eben jene neue und dezentrale Art und Weise, die zentrale Einheit des wirtschaftlichen Austauschs zu definieren: das Geld. Mit Blockchain lassen sich Zahlungen abwickeln, ohne dass es einer Vertrauen schaffenden zentralen Bank oder staatlichen Währung bedarf.

Die Funktionsweise von Blockchains ist so einfach wie das Führen eines Geschäftsjournals, nur mit viel mehr Einträgen sowie dezentraler und globaler Verwaltung: Blockchains sind elektronisch gespeicherte Journale („Blöcke“), die – daher der Name – kettenförmig zusammenhängen und für jedermann einsehbar auf vielen Computern zugleich gespeichert sind. Das Eigentum des Geldes entspricht dabei dem Besitz eines geheimen digitalen Schlüssels, der Zugang zum Guthaben in einem eigenen digitalen Portemonnaie gewährleistet. Dieser wird dann eingesetzt, wenn das Geld zwecks Bezahlung jemandem anders übertragen werden soll. Eine solche Transaktion wird dann in der Blockchain eingetragen. Während wir beim gewöhnlichen Zahlungsverkehr einer Bank oder einer anderen vermittelnden Instanz vertrauen müssen, die die Sicherheit der Transaktion garantiert, ist dies in einer Blockchain die Aufgabe der Gemeinschaft aller Beteiligten. Eine Zahlung wird bei Vorlegen des korrekten Schlüssels von der Mehrheit der Teilnehmer abgesegnet. Korrekturen am System sind nur möglich, wenn die Mehrheit der Beteiligten diesen zustimmt. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl ist dies nach einer kurzen Weile kaum mehr möglich. Konkret kann also niemand einen Bitcoin zweimal ausgeben. Die Einträge der Blöcke in die Blockchain übernehmen dezentrale Knotenpunkte, wofür ihre Besitzer entlohnt werden (dies ist bei der Bitcoin-Blockchain der Fall – es gibt auch andere Modelle): Sie erhalten für ihre Tätigkeit neue Währungseinheiten. Das ist das erwähnte „Schürfen“ neuer Bitcoins.

Die Blockchain-Technologie könnte wirtschaftliche Transaktionen und Organisationen auf eine ganz neue Basis stellen. Geld, wie wir es heute kennen, könnte sogar komplett verschwinden. Der Anwalt, der beim Bäcker ein Brot kauft, zahlt mit einer direkten Transaktion, beispielsweise mit seinem Handy, die dann sofort in der Blockchain verbucht wird. Seinerseits erhält er sämtliche seiner eigenen Arbeitsleistungen von seinen Kunden direkt auf sein digitales Konto vergütet. Geld als Vermittler verschiedener Wirtschaftssubjekte und ihrer Käufe und Verkäufe braucht es dann nicht mehr.

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Eine vielversprechende Währung in falschen Händen?
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So ist es kein Wunder, dass diese Technologie nun auch Facebook erreicht hat: Mit „Libra“ will die Firma ihre eigene Kryptowährung erschaffen und in vielen Anwendungsfällen Papiergeld und sogar Kreditkarten komplett ersetzen. Das Ziel Facebooks ist es, ein effizienteres Zahlungssystem zu schaffen, das Inhaber sofort und direkt über Apps auf ihren mobilen Telefonen nutzen können. Dies beinhaltet die Überweisung von Geld an Freunde oder Familienmitglieder, die Bezahlung von Händlern für Dienstleistungen oder Waren und das Ersetzen von Bargeld in den Regionen, die keinen Zugang zu Banken haben.

Der Knackpunkt dabei ist: Libra ist gar keine richtige Blockchain-Währung, besitzt weder Blocks noch Chains: Anstatt wie ein herkömmliches Distributed Ledger, wie oben erläutert, zu arbeiten, verwendet Libra eine einzige Datenstruktur, die alle Transaktionen und Zustände im Zeitverlauf (zentral!) aufzeichnet. Validiert werden diese über ein Netzwerk aus 27 Unternehmen, darunter bekannte Namen wie Visa, MasterCard, PayPal, eBay, Uber und Vodafone. Damit fehlen Libra die fünf zentralen Eigenschaften von Blockchains: Sie ist weder offen noch öffentlich, ist nicht zensurresistent, unveränderlich, neutral oder grenzenlos.

Genau dies ruft Kritiker auf den Plan. Schliesslich hat sich Facebook längst einen Namen für fragwürdige Datenschutzpraktiken gemacht. So hat sich sogar bereits der Bankenausschuss des US-Senats mit den Plänen für Libra beschäftigt und eine Anhörung abgehalten, um dessen mögliche Auswirkungen sowie regulatorische Bedenken zu erörtern. Und Randal Quarles, Chef der obersten Aufseher der internationalen Finanzwelt sagt, dass eine breitere Verwendung neuer Arten von Kryptowährungen wie Libra für den Massenzahlungsverkehr eine genaue Prüfung durch die Behörden erfordere. Man ist also nicht ganz ohne Grund kritisch. Doch obwohl Libra von einem der fragwürdigsten Unternehmen überhaupt geschaffen wird, könnte es ein Meilenstein sein, um Kryptowährungen zu einer breiter akzeptierten Technologie zu machen.

Open-Password-Autor Lars Jaeger hat Physik, Mathematik, Philosophie und Geschichte studiert und mehrere Jahre in der Quantenphysik sowie Chaostheorie geforscht. Er lebt in der Nähe von Zürich, wo er zwei eigene Unternehmen aufgebaut hat, die institutionelle Finanzanleger beraten, und zugleich regelmäßige Blogs zum Thema Wissenschaft und Zeitgeschehen unterhält. Jaeger unterrichtet an der European Business School im Rheingau.  Seine letzten Bücher „Die Naturwissenschaften. Eine Biographie“ (2015) und „Wissenschaft und Spiritualität“ (2016) sind bei Springer Spektrum erschienen. Im August 2017 erschien „Supermacht Wissenschaft“ beim Gütersloher Verlagshaus und sein neuestes Buch „Die zweite Quantenrevolution“, das ausführlich in Open Password besprochen wurde, erschien im August 2018 bei Springer.

$671 million settlement for Equifax

Equifax Inc. announced a comprehensive resolution of significant U.S. consumer-related litigation and regulatory matters facing the company related to its 2017 cybersecurity incident. The $671 million resolution includes settlement agreements that would resolve the multi-district consumer class action litigation, as well as investigations by the Federal Trade Commission, the Consumer Financial Protection Bureau, the Attorneys General of 48 states, Puerto Rico and the District of Columbia, and the New York Department of Financial Services. 

Evaluating environmental, social, and governance risks. Moody’s Corporation announced that it has acquired a majority stake in Four Twenty Seven, Inc., a provider of data, intelligence, and analysis related to physical climate risks. The acquisition solidifies Moody’s commitment to promoting transparent and globally consistent standards for evaluating environmental, social, and governance (ESG) risks and opportunities.

Verified and trusted credentials powered by blockchain technology. A new acquisition by software firm Workday is intended to build an advanced network for verified and trusted credentials powered by blockchain technology. Workday has acquired digital identity solutions provider Trusted Key. The acquisition is part of a larger effort to move work credentials, such as licenses, certifications, and degrees, on to a blockchain-based system.

Patient Experience (PX) Platform. MaritzCX has launched a Patient Experience (PX) Platform developed by experts in customer experience. Identifying the need for an all-inclusive, customizable patient experience survey and reporting framework, MaritzCX developed the MaritzCX Patient Experience Platform where HCAHPS, patient experience, employee experience, safety and quality, point-of-care/rounding, operational, financial and clinical data can be uploaded in real time into a single platform.

Ultimate Beneficial Ownership. Refinitiv has integrated Ultimate Beneficial Ownership data (UBO) and Vessel data into its Risk Intelligence platform World-Check One, creating a formidable resource to help unravel complicated ownership structures and screen entities in line with Know-Your-Customer (KYC) and financial crime regulations across the globe.

SMEs finding appropriate funding solutions. Funding Xchange has partnered with Experian on a new software tool that will help the credit agency’s small business customers find appropriate funding solutions. The small business funding platform will be integrated with Experian’s My Business Profile, a business credit score tool used by small- and medium-sized enterprises. This will give those SMEs access to a range of funding options via Funding Xchange.

Dropbox: Transcribe, Index Video and Audio Content. Dropbox is a popular cloud storage platform, especially with media teams. According to Dropbox, these teams are among the most active users of its platforms. To help those teams, Dropbox announced several new integrations with tools like Adobe Premiere Rush, Otter.ai, Simon Says, Videomenthe, Vidrovr and GrayMeta’s Curio to help users access and work with their Dropbox files without leaving their application.

Source: Outsell, international co-operation partner of Open Password

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