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Open Password – Mittwoch den 16. Januar 2019

# 496

Legal Tech – Digitalisierung – Rechtswesen – Anna Knoll – Deutscher Anwaltstag – Google Trends – Digitalisierung des Rechtsmarkts – Rechtshandbuch Legal Tech – Information Professionals – Christian Solmecke – Filesharing – Legalvisio – Künstliche Intelligenz – Document Review – Prozessoptimierung – Machine Learning – Boston Consulting Group – Bucerius Law School – Teams – Kommunikationsfähigkeit – Data Scientists – Juristisches Studium – Prognos 2030 – Data Driven Business – Ross – IBM Watson – Predictive Analysis – LexisNexis – Westlaw – Fast Case – Disruption . Schufa – BIIA . finAPI – FIntechs . Credibility – Identity – Fraud Prevention – Artificial Intelligence – Transction Services – Gründerfonds – C.H.Beck – Lega Tech – Schiedsroboter – Dow Jones – Pro Artificial Intelligence – Pro Artificial Intelligence – Matthias Hoffmann – RADIO ZENTRALE – Factiva – Amazon – Heise


Dow Jones startet
„Pro Artificial Intelligence“

Informationen für Manager
über Künstliche Intelligenz

„How to Benefit from Disruption“

Ist Künstliche Intelligenz etwas für Techies oder für Manager? Offensichtlich für beide. Nachdem Dow Jones auf seinem KI-Workshop in Frankfurt ein Papier verteilte, das sich an eine Zielgruppe mit guten technischen Kenntnissen wandte, hat es nunmehr ein Angebot für jene gestartet, die die kommerziellen Chancen von KI erkunden wollen. Dabei greift sie naheliegenderweise auf die besonderen redaktionellen Kompetenzen des eigenen Hauses zurück.

Nach der Selbstdarstellung von Dow Jones ist WSJ Pro AI „a free account that arms you with understanding the disruption AI poses to your business and how to benefit from it. With this account you will receive a daily newsletter and exclusive access to a variety of information, carefully curated with business leaders in mind.“ Kostenfreie Anmeldung unter: www.wsj.com/pro/artificial-intelligence.

Im Einzelnen soll „Pro Artificial Intelligence“ die folgenden Angebote umfassen:

–          ein kostenfreies Newsletter, das im Januar startet;

–          ein „AI Hub“, „an online resource with exclusively produced content, research and analysis“;

–          „Special Reports“ mit „actionable insight on the wide-ranging challenges and opportunities that AI enables“ sowie

–          „Events“ mit der Aufforderung: „Gain early bird access to purchase tickets to events and conferences, featuring industry leading speakers.“

Wie ein Blick auf die Webseite am Dienstag verriet, ist der Inhalt noch stark amerikalastig, auch wenn in einer Kurzmeldung darauf hingewiesen wird, dass „Siemens AG ist remaking its business processes as it embraces artificial intelligence“. Dabei werden allgemeine Kurzmeldungen durch Hinweise auf interessante Beiträge im Web sowie durch weitere Nachrichten unter den Rubriken „Newsletters“, „Events“, „News from WSJ“, „Operations“, „Talent“. „Emerging Technology“ sowie „Regulation and Governance“ ergänzt. Geschmunzelt darf gelegentlich auch werden:

„Robot Hotel Loses Love for Robots. The robot revolution will have to wait at the Henn na Hote in Japan, which is laying off low-performing droids after they created more work by annoying and confusing guests and piling up in the repair shop.“

Newsticker; 14. Januar, Amazon Dash Button nicht zulässig – https://www.heise.de/newsticker/meldung/Amazon-Dash-Button-Gericht-verbietet-WLAN-Bestellknoepfe-4271107.html

 

Legal Tech

Zur Digitalisierung im Rechtswesen

Von Anna Knoll

Bereits 2017 war das Jahr des „Legal Tech“. Vier wichtige Konferenzen zu Legal Tech, unter anderem der Deutsche Anwaltstag, erhoben den Begriff zu ihrem Hauptthema und machten nun auch den letzten deutschen Juristen darauf aufmerksam. In den „Google Trends“ verzehnfachte (!) sich 2017 die Suchanfrage nach „Legal Tech“. Ebenfalls erschienen viele Publikationen zum Thema, unter anderem die Bücher „Legal Tech: die Digitalisierung des Rechtsmarkts“ von Hartung, Bues und Halbleib [Hrsg.] und das „Rechtshandbuch Legal Tech“ von Breidenbach und Glatz [Hrsg]. Auf diesen beiden Publikationen basiert folgender Artikel. Dabei wird außer der spannenden Frage, was Legal Tech überhaupt ist und welche Auswirkungen es auf die Rechtsbranche hat, auf die Rolle der Information Professionals eingegangen.
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Was ist Legal Tech?

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Der Anwalt Christian Solmecke schreibt 2007 einen Blogbeitrag über Filesharing und mausert sich daraufhin zum Tauschbörsen-Experten. Nach einem Auftritt in der Fernsehsendung „sternTV“ wird er mit Mandatsanträgen überflutet. Nachdem er dieser Flut auch mit Überstunden en masse nicht Herr wird, stellt er sich die Frage, wie man dies technisch lösen kann. Zuerst behilft er sich mit Excel-Listen und externen Callcentern für Neukunden (die Annahme von Telefonanten steigt dadurch von 60 % auf 97 %). 2009 vertritt die Kanzlei bereits 8.000 Personen im Filesharing und es beginnt die (erfolglose) Suche nach einer passenden Kanzleisoftware. Letztendlich baut die Kanzlei die Software selbst („WINNI“), aber es ist eher eine Datenbank mit Vermerkmöglichkeit. „Wir hatten einfach zu spät erkannt, dass nicht nur die Akquise, sondern auch die Abarbeitung digital erfolgen muss“, so Solmecke (in Hartung u.a., S. 160). 2017 kann der Sekretariatsprozess dank WINNI von ehemals 30 Minuten auf drei Minuten gesenkt werden. Alle Schritte von der Weiterleitung von Schriftstücken bis zu Unterschriften auf Gerichtsdokumenten werden volldigitalisiert. Insgesamt sind über hundert Abläufe betroffen, die entweder digitalisiert oder standardisiert werden. 2017 hat Solmecke bereits 72.000 Tauschbörsen-Mandate und seine Software WINNI ist ein so großer Erfolg, dass er sie als Legal Tech auch an andere Kanzleien verkauft (unter der Firma Legalvisio GmbH).

Aber was ist Legal Tech nun eigentlich? Legal Tech bezeichnet grob zusammengefasst Software und Onlinedienste, die juristische Arbeitsprozesse unterstützen oder komplett automatisiert durchführen. Dabei unterscheidet man vor allem zwischen Software für Büroorganisation (sogenannte Kanzleisoftware, aber auch Fachdatenbanken usw.), automatisierte Software für beispielsweise Dokumenten- oder Schriftsatzerkennung und Künstlicher Intelligenz. Die einzelnen Kategorien werden im Folgenden intensiver beleuchtet.

Was den Begriff „Legal Tech“ so heterogen und unklar macht, ist die Tatsache, dass er alles abdeckt – von bereits etablierten technischen Hilfsmitteln bis zu Technologien, die noch in den Kinderschuhen stecken wie Künstliche Intelligenz und Blockchain. Unternehmen, die Legal Tech anbieten, kann man folgendermaßen einteilen: allgemeine Unterstützung eines Anwalts (z.B. MS Office, Trello, Sharepoint); Marktplätze, die Anwälte und Mandanten zusammenbringen (z.B. Clio, RA Micro, STP); automatisierte Erstellung von Rechtsdienstleistungen durch Software (z.B. Kira, IBM Watson).

Bestimmte Rechtsgebiete „erlauben“ eine vollautomatisierte Bearbeitung von Fällen, da sie immer nach dem gleichen Schema ablaufen und massenhaft anfallen. Dies ist beispielsweise der Fall bei Flug- oder Zugausfällen und -verspätungen (siehe flightright.de, zug-erstattung.de), Verkehrssünden (geblitzt.de) und Abos (aboalarm.de) der Fall. Portale wie anwalt.de, 123recht.de, advocado.de und weitere bieten eine einfache Suche nach Anwälten und Spezialisten im Internet. Dort werden Leistungen zum Festpreis angeboten und haben meist einen Schwerpunkt (z.B. Vorsorgevollmacht, Vermieterprobleme), durch den sie schneller und effektiver agieren als eine breit aufgestellte Kanzlei am Wohnort. Solche Angebote im Consumer-Bereich nehmen Bürgern die Schwellenangst vor Anwälten und sind günstig und bequem: „Die Juristensprache und die Justizgebäude würden nicht mehr wie im bisherigen Ausmaß eine abschreckende Hürde für rechtssuchende Nichtjuristen sein. Stattdessen würden angenehme und geduldige Online-Benutzeroberflächen und digitale Assistenten die Verfahrensleitung übernehmen“ (Braegelmann in Breidenbach u.a., S. 264). Wie bei Amazon wollen Mandanten heutzutage alles im Internet haben, von der Bezahlung bis hin zu Zwischenupdates durch den Anwalt. Die Kundenakquise und Mandantenbeziehungen werden zunehmend digital (Bues in Hartung u.a., S. 26).

Im Business-Bereich gibt es ebenfalls Legal Tech, hier vor allem in der Strukturierung, Begleitung von Unternehmenstransaktionen und teilweise in prozessualen Auseinandersetzungen. Oft ist in Unternehmen ein Großteil der Rechtsarbeit Document Review (z.B. in M&A, Due Diligence-Prüfungen) und dies kann eine Maschine wesentlich schneller und bis zu 30 % kostengünstiger erledigen als ein Rechtsanwalt. Außerdem ist diese Arbeit oft unbeliebt und wird daher gern an Software ausgelagert (Hartung in Hartung u.a., S. 16).

Warum entwickelt sich die Digitalisierung im Rechtswesen trotz all dieser Vorteile so träge? Juristen werden in ihrer Ausbildung vor allem darauf geeicht, das Endergebnis zu bewerten – der Weg dahin ist zweitrangig. Daher gibt es traditionell wenig Experten für Prozessoptimierung. Die Digitalisierung, also das Betrachten und Reorganisieren von Prozessen, wird folglich als unangenehm empfunden (Bues in Hartung u.a., S. 24.). Außerdem dominiert im Rechtswesen immer noch die natürliche Sprache, die maschinell semantisch schwer zu verarbeiten ist. Der Schwerpunkt im Legal Tech liegt momentan in der Erschließung und Kontextualisierung des Bedeutungsgehalts eines Texts, also dem Machine Learning (siehe Breidenbach/Glatz in Breidenbach u.a., S. 3). Die Fortschritte sind (noch) übersichtlich und viele Juristen sträuben sich, KI anzuwenden, eben weil sie noch nicht ausgereift ist. „Für das Recht und alle mit Recht arbeitenden Berufsgruppen geht es darum, sich einer digitalen Zukunft nicht auszuliefern, sondern sie zu gestalten“ (Breidenbach/Glatz in Breidenbach u.a., S.7).
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Legal Tech im Anwaltsberuf und die Rolle des Information Professionals

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Schlussendlich werden deutsche Kanzleien aber nicht um die Digitalisierung herumkommen und dies wird auch das ganze Personalgefüge deutlich verändern. Die Hierarchie-Pyramiden, wie man sie jetzt in Großkanzleien kennt, werden verschwinden. Laut einer Studie der Boston Consulting Group und Bucerius Law School wird sich die Kanzleistruktur von der Pyramide zur Rakete wandeln (Wenzler in Hartung u.a., S. 80). Während Kanzleien früher überwiegend aus Anwälten bestanden, werden im Digitalisierungsprozess mehr Nicht-Juristen größere Bedeutung erlangen. Allen voran natürlich die IT-Abteilung, aber auch Projektmanager, Spezialisten für Legal Tech und digitale Marketingexperten.

Innovation gelingt immer am besten, wenn Teams gemischt sind, das gilt für jedes Unternehmen. „Je größer und je grenzüberschreitender Mandate werden, desto wahrscheinlicher werden sich die Teams aus Juristen unterschiedlicher Seniorität und Fachkenntnis mit beispielweise Datenanalytikern, Visualisierern und Projektmanagern zusammensetzen, die allesamt von Maschinen, Software und Algorithmen unterstützt werden, die die eher repetitiven Aufgaben übernehmen“ (Wenzler in Hartung u.a., S. 82). Kompetenzen wie Programmierkenntnisse, Datenvisualisierung, Datenanalyse und Co. werden immer wichtiger – sollten sie gar Teil der Aufgaben eines Anwalts werden? Laut Wenzler ist z.B. Kommunikationsfähigkeit wichtiger geworden. Diese brauchen Juristen, um im Team gut zusammen arbeiten zu können. Teamarbeit ist aber traditionell eher unwichtig im Beruf eines Anwalts. Friedmann führt aus: „Während heute in den meisten Kanzleien alle Tätigkeiten, angefangen von der Mandatsakquise über den Mandantenkontakt bis hin zu der Mandatsbearbeitung und der forensischen Tätigkeit von ein und demselben Anwalt ausgeübt wird, rechne ich damit, dass die Zukunft der arbeitsteiligen Kanzlei gilt. […] Jeder Mitarbeiter einer Kanzlei wird ein Spezialist werden für einen kleinen Teil in der Kette der Leistungserbringung für die Dienstleistung Recht“ (in Breidenbach u.a., S. 273).

Information Professionals sollten darauf drängen, Teil eines solchen Teams oder der „Kette der Leistungserbringung“ zu sein. Sie verfügen über die genannten Kompetenzen und können sich somit unentbehrlich für eine Kanzlei oder ein Unternehmen machen.

Auch für Bues ist das Anforderungsprofil des Juristen und die Zusammensetzung von Teams im Wandel. Zusätzliche Expertise wird nötig sein, z.B. in Form von „KI-Spezialisten“, „Datenbank-Spezialisten“ und „KI-Trainer“ (Bues in Hartung u.a., S. 285). Weitere von Hartung (in Hartung u.a., S. 238-242) genannte Berufe sind: Legal Project Manager (definiert Ablauf von Beratungsprojekten, überwacht den Fortschritt und stellt Beratungsteams zusammen – in Wirtschaftsprüfungen ist dies bereits gang und gäbe), Legal Process Manager (wendet Managementmethoden wie Six Sigma oder Lean in juristischen Prozessen an, verschlankt wiederkehrende Aufgaben), Legal Technologist (prüft Legal Tech für die Kanzlei, testet und führt sie ein. Ebenfalls in diese Gruppe gehören „Chief Innovation“ und „Information Officer“), Legal Analyst (arbeitet im Bereich Business Intelligence, wertet große Datenmengen aus und bildet Modelle, leitet Vorhersagen ab), Legal Designer (ist vor allem in der Softwareentwicklung und im Prozessdesign tätig) und Legal Engineer (ermöglicht den Übergang der traditionellen Kanzlei zur Digitalisierung, berät Juristen und Fachexperten im Projekt-, Prozess- und Technologiemanagement).

Juristen werden keine Informatik lernen müssen (hiermit beschäftigen sich genug Vollzeitkräfte, die besser darin sind), aber eine technologische Zusatzausbildung benötigen, um grundlegende Dinge zu verstehen. Quade (in Hartung u.a., S. 180) beschreibt „Legal Data Scientists“ als notwendig, um die Fülle an Daten, die die Rechtsabteilung eines Unternehmens besitzt und sehr wertvoll sind oder werden können, vorzuhalten, verfügbar zu machen und zu analysieren. Viele „versteckte“ Zusammenhänge können ans Licht gelangen und Prozesse künftig verbessern und Risiken minimieren. Ob das aber unbedingt ausgebildete Juristen sein müssen, wie der Autor des Artikels fordert, darf bezweifelt werden.

Wie die Informationsstudiengänge hat auch Jura den Ruf, ein geeigneter Beruf für „Mathehasser“ zu sein. Dadurch ist von vornherein während des Studiums wenig Interesse an Technologie zu erwarten. Ein möglicher Schritt wäre, Informatik, Data Science und Programmieren als Pflichtmodule ins Studium einzubeziehen. Dies könnte auch spielerischüber Coding Workshops oder Showcase Lectures geschehen. Solche Module können die Relevanz für Legal Tech aufzeigen und reale Beispiele für den Nutzen geben. In der Bucerius Law School gibt es seit 2015 eine Testphase, in der die Einführung in Informatik, Datenwissenschaft und Programmierung verpflichtend ist (Hartung in Hartung u.a., S. 243)
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Legal Tech Markt in Deutschland

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In Deutschland ist Legal Tech noch nicht breitflächig angekommen, aber das Bewusstsein dafür wächst. Momentan gibt es zwei Trends: zum einen standardisierte Angebote wie flightright.de, 123recht.de und Co. (siehe oben), zum anderen das Besetzen noch unentdeckten Spezialistentums (z.B. im Diesel-Skandal). Blockchain steckt in den Kinderschuhen, aber Künstliche Intelligenz gewinnt an Bedeutung und wird beispielsweise in der Document Review eingesetzt (Barth in Hartung u.a., S. 48). Laut Zukunftsstudie 2030 der Prognos AG verschieben sich die Schnittstellen zu Mandanten, Behörden und Gerichten (E-Justice) in den digitalen Bereich (Breidenbach/Glatz in Breidenbach u.a., S. 9). Eine zeitgemäße Kanzlei müsste sich demnach in drei Bereichen digital neu aufstellen: im Kanzleimanagement („papierloses Büro“, keine Medienbrüche mehr), im Online-Marketing (SEO-Marketing und Google/Facebook Ads wären alltäglich) und in der Automatisierung/Standardisierung. Dies ist der aufwendigste Bereich, da man eine umfangreiche Software einführen muss, die vom selbsterklärenden Webinterface über ein CRM-System bis hin zu einem Tool zur Erstellung von Vorträgen alles beinhaltet (Caba/Gansel in Breidenbach u.a., S.10-11).

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Künstliche Intelligenz

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Die Kanzlei wird zum „data driven business“ (Wenzler in Hartung u.a., S. 80), die Daten werden zum Mittelpunkt. Anhand großer Datenmengen können Vorhersagen getroffen und Wahrscheinlichkeiten berechnet werden, die die Einschätzung, das Bauchgefühl und die Intuition eines Anwalts stützen, ergänzen und teilweise ersetzen. Laut Klock (in Hartung u.a., S. 150) ist Legal Tech die „größte Chance der letzten 50 Jahre“: „Investieren Sie Zeit oder auch Geld in das Erlernen der Fähigkeiten, die für den Markt von Morgen wichtig sind.“

Bues konstatiert, dass der Beruf des Anwalts von KI nicht verdrängt wird. Eine Studie fand heraus, dass nur 13% seiner Tätigkeiten automatisierbar sind – allerdings „unter sehr konservativen Annahmen“ (Bues in Hartung u.a., S. 276). Friedmann (in Breidenbach u.a., S. 272) spricht von 80%, die automatisiert werden können: vor allem in Bereichen, die keiner besonderen Sachverhaltswertung oder -interpretation bedarf. Bues unterscheidet „schwache KI“ von „starker KI“: Das Erstgenannte sind konkrete Anwendungsprobleme, die gelöst werden, das Letztgenannte die allgemein geschaffene Intelligenz, die einem Menschen gleicht oder ihn übertrifft. KI beinhaltet Machine Learning, Natural Language Processing (NLP), Robotik und vieles mehr.

In der Rechtsbranche bedeutet KI vor allem die Analyse von Datenbanken (Machine Learning und NLP – Beispiele sind Westlaw, LexisNexis, FastCase), für die eine google-like Suchmaske, Visualisierungen und Feedbacksysteme bereits Standard sind. Den Anfang machte ROSS, eine Suchmaschine aus Kanada, die basierend auf IBM Watson über Analysen des Nutzerverhalten stets dazulernt und ihre Suchergebnisse immer besser anpasst. So ein Programm nimmt die juristische Arbeit zwar nicht ab, aber sie reduziert den Aufwand für die Recherche signifikant – und laut ABA Legal Technology Survey Report besteht die Arbeitszeit eines Juristen zu 15% bis 25% aus Recherchen.

Ein weiterer Bereich der KI ist Predictive Analysis, die Vorhersage der wahrscheinlichen Zukunft. Im juristischen Bereich helfen solche Daten, zusätzlich zum Bauchgefühl statistische Werte an der Hand zu haben, um Risiken besser abzuschätzen. Programme, die dies können, sind beispielsweise Lex Machina von LexisNexis, PatentVector und Loom Analytics.

Zu den aktuellen Herausforderungen für KI: Eine erfolgreiche Einführung ist sehr langwierig und trainingsintensiv. Die Akzeptanz ist (noch) gering. Es gibt zu wenig qualitativ gute Ergebnisse und zu wenige Daten für das Training. Auch historische Verträge sind für Machine Learning wertvoll, aber nicht in digitalisierter Form vorhanden!

Als Ausblicke nimmt Bues die folgenden: KI wird einfache, häufig wiederholende Tätigkeiten automatisieren und eine schnellere juristische Tätigkeit ermöglichen (Verdrängungseffekt). Aber sie wird bloß Unterstützung sein – sie hat eher Auswirkungen darauf, wie man künftig arbeitet. Eine große Chance der Zukunft wartet laut Bues im Wissensmanagement: Juristische Erfahrungsschätze, die oft von bestimmten Personen(gruppen) monopolisiert sind, sollten gehoben und digitalisiert werden, um einen Wettbewerbsvorteil für die Kanzlei zu schaffen. Außerdem wird sich künftig das Angebots- und Nachfrageverhalten ändern. Große Player wie Google oder IBM haben die Mittel, umfassende juristische Software zu bauen, die für die Kanzleien zu einem riesigen Kosten- und Liberalisierungsdruck führen dürften. Der Anwalt von morgen wird zwar nicht überflüssig, aber er muss seine Arbeitsweise ändern: „In Kanzleien und Rechtsabteilungen wird es dezidierte Zuständigkeiten und neue Berufsbilder geben, die sich primär auf die Implementierung und Pflege von KI- und Legal-Tech-Anwendungen konzentrieren“ (Bues in Hartung u.a., S. 285). Diese Aussagen von Bues könnte man genauso auf Information Professionals übertragenl
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Zukunft von Legal Tech

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Im Epilog von „Legal Tech: die Digitalisierung des Rechtsmarkts“ stellt Herausgeber Hartung vier Thesen auf, die erstaunlicherweise eins zu eins auf Information Professionals übertragen werden können:

  • Was automatisiert werden kann, wird automatisiert (selbst wenn das Ergebnis „schlechter“ sein sollte).
  • Legal Tech ersetzt nur, wofür man sowieso keinen Anwalt braucht(e).
  • Anwälte haben durch Legal Tech keine Konkurrenz, die Herausforderungen sind immer noch die besseren Anwälte.
  • Niemand weiß, was die ultimative Bedrohung für die Anwaltschaft ist (Disruption kommt unerwartet). Susskind sagte einst: „The competitor that kills you doesn’t look like you.“

Von Bünau (in Breidenbach u.a.) sieht KI-Innovationen wie Pilze aus dem Boden schießen und meint, dass „innerhalb der nächsten fünf Jahre deutliche Fortschritte zu erwarten“ seien (S. 57). Aber wer wird den Durchbruch schaffen? IT-Firmen fehlt die juristische Fachexpertise und juristische Fachverlage haben zwar exzellente Datenbanken, aber keine Expertise für Digitalisierung (vgl. S. 57). Die Lösung wird wahrscheinlich in der Zusammenarbeit liegen. Information Professionals, die in Anwaltskanzleien, Wirtschaftsprüfungen und Rechtsabteilungen großer Unternehmen arbeiten, können sich in diesem Bereich sehr gut einbringen. Sie besitzen Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit, Informationsdesign, technisches Verständnis und Kenntnisse im Projekt- und Prozessmanagement, die für die Einführung bzw. Optimierung von Legal Tech ausgezeichnet passen.

Hartung schließt sein unheimlich wertvolles Buch mit folgendem Satz ab: „Wir sollten also keine Zeit mit Zukunfts-Menetekeln verschwenden, sondern uns darum kümmern, dass wir heute und morgen mit Hilfe von Legal Tech bessere Anwälte, Richter oder Rechtsdienstleister werden, oder: wie wir die juristische Profession durch Technologie heute und morgen verbessern“ (Hartung in Hartung u.a., S. 300). Und genau das wäre auch für die Informationsbranche wünschenswert. Die Publikationen von Breidenbach und Gatz und Hartung u.a. sind äußerst empfehlenswert, wenn man sich tiefer in die Thematik „Legal Tech“ einarbeiten möchte. Natürlich sind sie vorrangig für Anwälte geschrieben worden, trotzdem sind sie verständlich und flüssig zu lesen. Jeder Information Professional, der beruflich eng mit Juristen zusammenarbeitet – sei es in einer Kanzlei, Wirtschaftsprüfung oder mit der Rechtsabteilung in der Firma -, sollte mit dem Begriff „Legal Tech“ etwas anfangen können und sich gegebenenfalls in diesem Bereich engagieren. Meiner Meinung nach liegt hier sogar ein großes Potential für InfoPros, das sie sich nicht entgehen lassen sollten.

C.H.Beck

Was Legal Tech bewirkt
Schiedsroboter statt Schiedsrichter?

  1. und 23. Februar, 17. Petersberger Schiedstage 2019 – Modernes Case Management und die Auswirkungen der Digitalisierung (Legal Tech), in Bergisch Gladbach (Schloss Althoff Grandhotel Schloss Bernsberg) –            1. Tag 19 – 22.30 Uhr – 2. Tag 9 – 16 Uhr – 1.050 Euro plus Mehrwertsteuer – Schwerpunktthemen:
  • Grenzen der Justiziabilität und deren Überwindung durch innovative Verfahrensgestaltung
  • Streitbearbeitung – Visualisieren und digitalisieren?
  • Der effizientere Ansatz – Prague Rules oder IBA Rules? – Ein Streitgespräch
  • Effizienzsteigerung: Braucht es neue Technologien oder nur einen Spiegel?
  • Schiedsroboter statt Schiedsrichter – Alles nur Science Fiction?
  • Nutzung von Informationstechnologien in DIS-Schiedsverfahren nach Annex 5 G.

Anmeldungen unter beck.-seminare.de/0096

Personalia 

Matthias Hoffmann übernimmt
Radiozentrale-PR 

Dr. Matthias Hoffmann ist Leiter des Bereiches „Kommunikation & Öffentlichkeitsbeit“ der RADIO ZENTRALE GmbH (Berlin) geworden.  

Erinnern Sie sich? Über viele Jahre nahm Hoffmann das Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit für Factiva (Frankfurt) wahr. Aus dieser Zeit verbinden Hoffmann und Password eine wunderbare Zusammenarbeit. Die RADIOZENTRALE wurde 2005 gemeinsam von führenden Privatradio-Anbietern und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk gegründet, Sie will dem Werbeträger Radio zusätzlichen Schub im Media-Mix verschaffen.

 Provider´s Corner


Schufa

Going Fintech – Before a leading position
in Credibility, Identity and Frau Prevention?

Schufa Holding AG, the leading German Credit Bureau, has announced the acquisition of a majority interest in finAPI GmbH. This investment in finAPI is a clear signal of the strategic direction of Schufa to become a leading solutions provider in the field of credibility, identity and fraud prevention for corporations and private clients.

finAPI GmbH develops and implements sophisticated solutions for data integration and analysis, based on artificial intelligence technologies, which are provided to customers via online access (cloud service) or run in-house. The finAPI API platform provides secure access to currently 58 million retail accounts and is used by major international institutions and companies. The collaboration with a certified high-performance data center and reliable support services ensure a safe and high performance operation. From today’s point of view, the requirements for the secured XS2A (Access to Account) can be fulfilled according to PSD2.

Authentication and identification has become of paramount importance in fraud prevention. A primary reason as to why Schufa and finAPI have been co-operating for some time in the development of XS2A-based solutions to provide secure and easy identification of consumers in online transactions. This process enables consumers to be verified in transactions with online businesses or banks through secure and successful Login into respective bank accounts. This Module provides simple insertion of a transaction into the onboarding and ordering process, providing companies and consumers the ability to prevent fraud caused by falsified or misused identities.

Markets, regulatory and technology can change opening new opportunities. In order to pursue such opportunities, Schufa has been steadfast in investing internally in research and development managed by its innovation lab, entering into strategic co-operations, and selective suitable investments in Fintechs and StartUps. Since 2017 Schufa is an investor in the German High-Tech Gründerfonds III, which provides startups with a helping hand in their quest of developing new businesses in software, Internet, automation and life sciences.

Source: Schufa, BIIA.

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