Open Password – Mittwoch, den 8. März 2017
#170
KIBA – Klaus Gantert – Günther Neher – Frauke Schade – Zukunft der Informationswissenschaften – Hella Klausener – b2i – Fachzentrum Informationswissenschaft
KIBA
Diskurs, Vernetzung, Förderung
Die Konferenz der bibliotheks-
und informationswissenschaftlichen Hochschulen und Ausbildungs-
einrichtungen in Deutschland 2016
Von Klaus Gantert, Günther Neher und Frauke Schade, Konferenz der informations- und
bibliothekswissenschaftlichen Ausbildungs- und Studiengänge (KIBA) – Der Vorstand
Die Konferenz der bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Hochschulen und Ausbildungseinrichtungen (KIBA) ist die Interessensvertretung der bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Hochschulen und Ausbildungseinrichtungen; sie betreibt Lobbyarbeit gegenüber Berufsverbänden und Politik, Berufspraxis und weiteren Einrichtungen außerhalb des Hochschulbereichs. Für ihre Mitglieder und Gäste bietet sie ein Forum des fachlichen und hochschulpolitischen Austauschs. Erarbeitet werden Anforderungen und Positionen der Hochschulen und Ausbildungseinrichtungen zu aktuellen Themen der Informationswissenschaft und -praxis. Die KIBA zirkuliert aktuelle Entwicklungen über ihre Mailing-Liste und schafft mit ihrer virtuellen Plattform ein Drehkreuz des Diskurses über fachliche und hochschulpolitische Themen. Ein wichtiges Anliegen der KIBA ist die Nachwuchsförderung im LIS-Bereich sowie die Steigerung von Sichtbarkeit der Bibliotheks- und der Informationswissenschaft in der (Berufs-)Öffentlichkeit. Die KIBA arbeitet eng mit den Vorständen der DGI, der BID und dem Beirat des Deutschen Bibliotheksverbandes zusammen. Sie ist Ausbildungskommission der Deutschen Gesellschaft für Information und Wissen e. V. und Sektion 7 des Deutschen Bibliotheksverbandes e. V.
Einmal jährlich treffen sich die Vertreter der Hochschulen und Ausbildungseinrichtungen der KIBA zu ihrer Herbsttagung, die 2016 an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg stattfand. Hot Topic der Tagung war die Zukunft der Informationswissenschaften unter verschiedenen Aspekten:
- Rückbau des wissenschaftlichen und berufspraktischen Fundaments,
- das Promotionsrecht an Fachhochschulen,
- steigender Wettbewerb mit Hochschulen anderer Fachdisziplinen auf dem Feld der Digitalisierung sowie
- die Diskussion um die Zukunft der Informationswissenschaft in der Fachöffentlichkeit.
Darüber hinaus ging es um die stärkere Verankerung von internationalen Themen, Initiativen und Perspektiven in der Lehre und die Förderung des studentischen Engagements im Ausland. Zu Gast war in diesem Jahr Hella Klauser, Referentin für Internationale Kooperationen im Kompetenznetzwerk Bibliotheken, angesiedelt beim Deutschen Bibliotheksverband e. V. Diskutiert wurde mit Hella Klauser, wie an Hochschulen und Ausbildungseinrichtungen ein internationales Programm etabliert werden kann, das die Perspektiven internationaler Zusammenarbeit und Engagements im Ausland aufzeigt, Studierende stärker motiviert, ins Ausland zu gehen und darstellt, welche Möglichkeiten der Unterstützung Verbände und weitere bibliotheks-/informationswissenschaftliche Institutionen dabei geben.
Traditionell berichteten die Hochschulen und Ausbildungseinrichtungen über aktuelle Entwicklungen in ihren Häusern. Dabei ist insgesamt festzuhalten, dass die Auslastung der bibliotheks- und/oder informationswissenschaftlichen Studiengänge überwiegend bei hundert Prozent liegt.
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Zukunft der Informationswissenschaften
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Die Informationswissenschaften beschäftigen sich originär mit Fragestellungen der Digitalisierung und der Entwicklung von leistungsfähigen Informationsinfrastrukturen, die für die Produktivität und Innovationskraft der Volkswirtschaft und von digital vernetzten Gesellschaften relevant sind. Programme wie die „Digitale Agenda 2014 – 2017“ der Bundesregierung oder Förderinitiativen zum Ausbau von Informationsinfrastrukturen der Deutschen Forschungsgemeinschaft machen deutlich, wie drängend technologische, wirtschaftliche, gesellschaftliche und rechtliche Fragestellungen rund um die Digitalisierung sind. Dabei stehen politische Forderungen jedoch häufig im Gegensatz zu politischem Handeln.
- Die Schließung der Abteilung Informationswissenschaft an der Universität Düsseldorf,
- die Diskussion um die ZBMed und
- das zähe Ringen um den Fachinformationsdienst Buch-, Bibliotheks- und Informationswissenschaft
zeigen, dass es weder Bibliotheken noch der Informationswissenschaft und -praxis und ihren Ausbildungsinstituten bisher durchgängig und breit gelungen ist, ihre Rolle und Relevanz bei der Gestaltung der digitalen Gesellschaft und Digitalwirtschaft nachhaltig und selbstverständlich in den Köpfen von Entscheidungsträgern zu verankern und ihre Legitimität sicher zu stellen. Dabei sägt die Branche in der Diskussion um ihre Zukunftsfähigkeit häufig genug am eigenen Ast.
Die Vertreter der in der KIBA organisierten Institutionen diskutierten diese Themen auf der Herbsttagung und sind sich darüber einig, dass
- die Studiengänge beständig profiliert und an neue Anforderungen angepasst werden müssen,
- die Sichtbarkeit der bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Lehre und Forschung in Kooperation mit den Verbänden und der Praxis verbessert werden muss und
- die Debatte zur Zukunft der Informationswissenschaft vor allem sachlich und konstruktiv geführt werden sollte.
Auf der Herbsttagung wurde eine Reihe von Maßnahmen beschlossen. Dazu gehört
- eine strukturierte Dokumentation und Auswertung von Kennzahlen zur Auslastung von Studiengängen sowie
- die Archivierung der Verbleibstudien im virtuellen Arbeitsraum der KIBA als Grundlage einer Profilierung und Abstimmung über die Hochschulen hinweg.
Darüber hinaus wird die KIBA auf dem Bibliothekartag 2017 in Frankfurt/Main eine Podiumsdiskussion zur Zukunft der bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Ausbildung, Lehre und Forschung ausrichten und mit Vertretern aus Politik, Hochschulpolitik, Berufspraxis, Lehre und Forschung diskutieren.
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„Was lange währt, wird endlich gut!“ – Das Ringen um den Fachinformationsdienst „Buch-, Bibliotheks- und Informationswissenschaft“
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Vor dem Hintergrund, dass sich die Bibliotheks- und die Informationswissenschaften aus verschiedenen Perspektiven entwickelt haben, die methodisch und theoretisch lange Zeit kaum Bezüge und Interaktionen aufwiesen und im deutschsprachigen Raum erst seit etwa 2006 zusammengeführt werden, hat sich ein systematischer Forschungskanon in Forschungsansätzen und Methoden bisher kaum entwickelt (vgl. Hobohm 2013: 139)[1]. Dies stellt sich für die Fachinformationsversorgung in der Förderpolitik der Deutschen Forschungsgemeinschaft und nicht erst seit dem Paradigmenwechsel von „just in case“ zu „just in time“ als zentrale Herausforderung dar.
Besonders deutlich wurde dies 2013 durch die Ankündigung der Einstellung des Portals b2i durch die Bayerische Staatsbibliothek. Im Ringen um einen Fachinformationsdienst Buch-, Bibliotheks- und Informationswissenschaft zeigt sich, wie schwierig es ist, eine gemeinsame Klammer für drei vergleichsweise kleine Fachdisziplinen zu definieren und erfolgsversprechend in einem DFG-Antrag umsetzen. Als unmittelbarer Bedarfsträger setzte sich die KIBA in enger Zusammenarbeit mit der BID, der DGI und dem dbv von Beginn an für die Sondierung der Perspektiven zur Fachinformationsversorgung im Bereich der Bibliotheks- und Informationswissenschaften ein, organisierte zusammen mit der BID Roundtables und unterstützte die Universitätsbibliothek Leipzig und die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel fachlich und politisch die Antragstellung bei der DFG. Der Antrag zur Einrichtung eines Fachinformationsdienstes Buch-, Bibliotheks- und Informationswissenschaften war in der zweiten Runde erfolgreich und wird in einer ersten Förderperiode von 2017 bis 2019 von der DFG unterstützt.
Aus Sicht der KIBA ein wichtiges Signal zum Ausbau von Informationsinfrastrukturen im Bereich der Bibliotheks- und Informationswissenschaft und -praxis.
[1] Hobohm, Hans-Christoph: Erhebungsmethoden in der Informationsverhaltensforschung . In: Kuhlen, Rainer ; Semar, Wolfgang ; Strauch, Dietmar (Hrsg.): Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation . Berlin, München: De Gruyter Saur, 2013 . – S. 139 – 142.
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Fachlicher Diskurs, Vernetzung und Transfer – Der Aufbau des Fachzentrums Informationswissenschaft
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Die KIBA unterstützt den Ausbau des Fachzentrums Informationswissenschaft, das 2015 von Informationswissenschaftlern aus mehreren Hochschulen gegründet wurde. Ziel des Fachzentrums Informationswissenschaft ist es,
- die lehr- und forschungsbezogene Expertise der informationswissenschaftlichen Fachcommunity zu bündeln,
- Lehre und Forschung besser zu vernetzen und
- einen Raum für die Weiterentwicklung von Konzepten in Lehre, Forschung und Transfer zu bieten.
Unter dem Slogan „Voneinander und miteinander lernen“ setzen die Initiatoren auf die Beteiligung der Kolleginnen und Kollegen in Lehre, Forschung und Berufspraxis und motivieren die Einrichtung von Fachgruppen zu zentralen Themen der Informationswissenschaft. 2016 wurden die Fachgruppe Informationskompetenz und Informationsmarketing gegründet. Für 2017 ist die Einrichtung der Fachgruppe Bestandsmanagement geplant.
Gerade die Gründung der Fachgruppe Informationskompetenz mit Vertretern aus den Hochschulen der KIBA sowie der gemeinsamen Kommission Informationskompetenz von vdb und dbv zeigt, wie wichtig Vernetzung, Austausch und Kooperation für die Profilierung von Fachgebieten und bei der Entwicklung von Standards ist. Die Fachgruppe Informationskompetenz hat dazu beispielsweise beschlossen,
- das „Qualitätsprofil des Teaching Librarian“ gemeinsam weiterzuentwickeln,
- die Plattform „Informationskompetenz“ für die Veröffentlichung von Studien und Projektergebnissen zu nutzen, um den Theorie-Praxis-Transfer zu stärken und
- den Diskurs über aktuelle Themen der Vermittlung von Informationskompetenz in der Fachgruppe zu verstetigen.
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Nachwuchsförderung – Team Award Information Professionals
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Die Förderung des bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Nachwuchses ist für die KIBA ein zentrales Anliegen. 2016 wurde erstmals der TIP – Team Award Information Professionals verliehen. Der Preis zeichnet studentische Teamleistungen aus, die einen innovativen Beitrag zur konkreten Lösung von Fragestellungen der digitalen Transformation und Gestaltung der digitalen Gesellschaft in der Berufspraxis liefern. Ziel ist es, die Sichtbarkeit bibliotheks- und informationswissenschaftlicher Ausbildung in der Fachöffentlichkeit zu steigern, den Transfer von Ausbildungsinhalten in die Berufspraxis rund um Fragen der Digitalisierung zu unterstützen und studentisches Engagement zu würdigen. Der Preis ist mit jeweils 800 Euro und einen Reisekostenzuschuss von jeweils 450 Euro pro Team dotiert und wird von b.i.t-online innovativ, Schweitzer Fachinformation, ekz.bibliotheksservice GmbH sowie der KIBA verliehen. Die Preisverleihung fand auf dem BID-Kongress am 15. März 2016 statt. Zudem veröffentlichten die Preisträger ihre Projekte in der Zeitschrift b.i.t.online. 2017 zeigt sich mit doppelt so vielen Einreichungen wie im Vorjahr, dass der Preis bei den Hochschulen gut angekommen ist. Die Preisverleihung findet in diesem Jahr auf dem Bibliothekartag Ende Mai/Anfang Juni in Frankfurt/Main statt.
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