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Nachrichten – Mittwoch, den 17. Februar 2016

Open Password – Nachrichten, Berichte, Kommentare – Dienstag, den 16. Februar 2016

Informationswissenschaft Düsseldorf – Informationswissenschaft Potsdam – Mobilisierung – Eugene Garfield – ASIS –  Elisabeth Simon – InfoSzene Newsroom – Willi Bredemeier

Zum Düsseldorfer Abwicklungsbeschluss

Eine bislang nicht erreichte Mobilisierung
pro deutschsprachige Informationswissenschaft:

 Wie sollte es weitergehen?

Argumente sind der Rektorin willkommen,
aber ganz ohne politischen Druck geht es nicht

In der FH Potsdam war Mobilisierung
schon einmal erfolgreich

Von Willi Bredemeier

Nie zuvor hat es zugunsten der deutschsprachigen Informationswissenschaft eine derartige Mobilisierung wie im Falle des anstehenden Abwicklungsbeschlusses der Düsseldorfer Informationswissenschaft durch die Philosophische Fakultät gegeben: Die Petition gegen die Schließung der Informationswissenschaft wurde von mehr als 1.600 Personen unterschrieben. Beim Rektor der Universität Düsseldorf und beim Dekan der Philosophischen Fakultät gingen mehr als 80 Protestbriefe ein, in denen zum guten Teil auf die besonderen Verdienste der Düsseldorfer Forschung und Lehre Bezug genommen wurde. Die Liste derer, die zur Unterstützung der Düsseldorfer Informationswissenschaft eilten, liest sich fast wie ein vollständiges Who´s Who der deutschsprachigen Informationswissenschaft.

Zwar wird eine nicht ausreichende und womöglich gar rückläufige internationale Vernetzung der deutschsprachigen Informationswissenschaft beklagt, bei der Düsseldorfer Informationswissenschaft trifft diese Kritik jedoch nicht zu. So eilten denn auch die angelsächsischen Informationswissenschaftler zur Unterstützung von Düsseldorf vorbei, allen voran der Nestor der Disziplin, Eugene Garfield, der mit seinem Impact Factor die Bewertung wissenschaftlicher Arbeiten und den Prozess wissenschaftlichen Arbeitens weltweit veränderte und der dem Düsseldorfer Professor Wolfgang G. Stock vielleicht auch wegen des Interviews zwischen Garfield und Stock vor einigen Jahren in Password zugetan war. Garfield schrieb:

„I think it would be a disservice to the international community of information scientists to close down the department of information science. Professor Wolfgang Stock is highly esteemed throughout the world.“
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Angelsächsische Informationswissenschaftler, Information Professionals, Fachpresse, Tageszeitungen und alle ständigen Autoren von Password stimmten in den Protest ein.
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Die Association for Information Science & Technology, „the leading organization dedicated to advancing information professionals and the field of information science“ musste anders als eine deutschsprachige Vereinigung nicht erst von uns angeschubst werden, um sich pro Düsseldorf zu engagieren:

„(ASIS&T) is concerned about the sudden closing of the Department of Information Science of the Philosophical Faculty of the University of Düsseldorf.

For over 75 years, ASIS&T members—thousands of researchers, developers, practitioners, students, and professors in the field of information science and technology from 50 countries around the world—have been leading the search for new and better theories, techniques, and technologies to improve access to information. Our members share a common interest in improving the ways society stores, retrieves, analyzes, manages, archives and disseminates information.

As such, we deem it essential that Information Science programs and departments be adequately supported to continue to educate information professionals, to encourage research, development and applications that advance the field of information science; as well as to increase public awareness of the field’s benefits to society. Information is indeed a vital resource for a functioning democracy. The closure of any Information Science department would mean the discontinuation of the provision of highly-qualified professionals trained to tackle emerging issues in our networked societies and economies. The Department of Information Science of the Philosophical Faculty of the University of Düsseldorf, with its four degree programs, is a vital player in the European Information Science scene, altogether training close to 1,000 students, and producing vibrant and quality research.

We urge the leadership at the Philosophical Faculty and at the University of Düsseldorf to find an alternative solution to the imminent closure of the Department of Information Science.“

Auch Vertreter der Praxis, darunter führende Information Professionals, engagierten sich für die Düsseldorfer Informationswissenschaft. Aus der Fachpresse ergriffen besonders Password und Libreas das Wort, von den Tageszeitungen berichteten Frankfurter Rundschau und Rheinische Post. http://www.fr-online.de/aktivposten/aktivposten-studiengang-wird-weggespart,33064154,33676730.html?utm_source=change_org&utm_medium=petition. Politik und Wissenschaftsbürokratie fehlten allerdings, obgleich sie für Argumente, die die Notwendigkeit der Informationswissenschaften belegen, offen sein müssten. Das gilt gerade für Nordrhein-Westfalen, das seit Jahrzehnten gegenüber Bayern und Baden-Württemberg wirtschaftlich an Boden verliert.

Password, das sowohl der Wissenschaft als auch der Praxis zugetan ist, aber im Zweifelsfall immer für „mehr Praxisrelevanz“ plädiert, informierte mehr als tausend Abonnenten seines Pushdienstes kontinuierlich über die Mobilisierung und den bevorstehenden Abwicklungsbeschluss. Password-Berichte im Web über die Düsseldorfer Informationswissenschaft wurden mehr als 3.000-mal abgerufen. Alle Autoren, die regelmäßig in Password veröffentlichen, sprachen sich für eine Fortführung der Düsseldorfer Informationswissenschaft aus. So schrieb die Berliner Verlegerin Elisabeth Simon:

“ Ich bin immer wieder entsetzt, dass Deutschland machmal scheel und manchmal bitter auf die neuen Entwicklungen im Bereich Digitalisierung in den USA starrt und nicht sieht, dass eine Weiterentwicklung auf diesem Gebiet nur durch eine breitere Ausbildung und die Einbeziehung der jungen Generation in diese Entwicklung gelingen kann, Deutschland hatte große Defizite sowohl bei der Entwicklung seines Bibliothekswesens; diese haben sich bei der Entwicklung und Ausbildung der Information Professionals weiter fortgesetzt. …

Als alte Verlegerin eines jungen Verlages für Bibliothekswissen www.simon-bibliothekswissen.de mit vielen jungen Autoren weiß ich, dass wir durch die mangelnde Unterstützung dieser Ausbildung nicht nur die Zukunftsaussichten dieser jungen Leute beschneiden, sondern auch die von ganz Deutschland. Im Einsatz und Ausbau der Informationswissenschaft, in der Ausbildung von Information Professionals liegt die Zukunft, das müsste man doch endlich begreifen.“

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Ein Blick nach vorn: Die Düsseldorfer Informationswissenschaft ist nicht ohne Chancen.
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Persönlich glaube ich, dass die gelungene Mobilisierung pro Düsseldorf einen Selbstwert hat. Selbst wenn man in einer Sache verliert und vielleicht von vornherein auf verlorenem Posten gestanden hat, es ist wichtig, gesagt zu haben, was ist. Sonst würde man dem Gegner nicht nur die Herrschaft über die Entscheidungen, sondern auch über die Worte überlassen. Das gilt umsomehr, als Argumente für den Düsseldorfer Abwicklungsbeschluss keine Rolle gespielt haben.

Andererseits ist Düsseldorf nicht verloren, da die Entscheidung – Abwicklung der Düsseldorfer Informationswissenschaft oder nicht – letztendlich von der Rektorin der Universität Düsseldorf getroffen wird. Diese hat den betroffenen Studenten gesagt, sie wolle zwar das Gespräch mit ihnen führen, aber möglichst erst zu einem späteren Zeitpunkt, da sie sich noch mit den Argumenten in den eingegangenen Protestbriefen auseinandersetzen möchte. Ein Zeichen dafür, dass die Rektorin, die über Kenntnisse im gewerblichen Rechtsschutz verfügt, nicht nur politischen Druck, sondern auch Argumente zur Kenntnis nimmt und in ihre Entscheidung einfließen lassen will?

Auch ist es nicht so, dass eine Mobilisierung zugunsten der Informationswissenschaft grundsätzlich nichts brächte. 2011/2012 berichtete Password mehrfach über die geplante Schließung des Studienganges Dokumentation an der Fachhochschule Potsdam (siehe unter anderem die Interviews mit Prof. Dr. Poetzsch und Prof. Dr. Hobohm in der Juni-Ausgabe 2011 und die Berichterstattung der Absolventen des Studienganges in der Mai- und Juni-Ausgabe 2012). Die damalige Situation ähnelte der heutigen Lage in Düsseldorf insofern, als die Wissenschafter, die den Abwicklungsbeschluss fassten, auf eine Begründung ihrer Entscheidung verzichteten.

Andererseits ging die öffentliche Mobilisierung kaum über Password hinaus und hüllten sich die führenden deutschsprachigen Informationswissenschaftler in Schweigen. Das mochte auch damit zu tun haben, dass die Mobilisierung pro Studiengang Dokumentation nicht von einer hochschulinternen Aktionsgruppe ausging, sich die Sozialen Medien noch nicht als eine parallele Öffentlichkeit konstituiert hatten und der Abwicklungsbeschluss von Vertretern der eigenen Disziplin gefasst wurde. Diese hatten sich mit Informationswissenschaftlern an anderen Hochschulen vernetzt, von denen sich mehrere an der Übertönung des Fehlens von Argumenten durch Leerformeln beteiligten.

Und dennoch blieb der Studiengang Dokumentation an der FH Potsdam anders, als dies von Open Password in seiner Berichterstattung vom 1. und 2. Februar fälschlicherweise gesagt wurde, am Ende bestehen. Dieser Erfolg dürfte vor allem auf die folgenden Größen zurückzuführen sein: Umfangreiche Bemühungen gingen insbesondere von Eleonore Poetzsch aus, die vor ihrer Emeritierung stand (dies eine weitere Parallele zu Düsseldorf), eine Mitstreiterin von Password über mehrere Jahrzehnte in Dingen, die ihr ebenso wie der Zeitschrift wichtig waren. Die Appelle der Absolventen und Studierenden des Studienganges Dokumentation taten ein Übriges. Password ist sehr zufrieden, dass es einen Beitrag zum Überleben des Studienganges geleistet hat. Und am Ende dürften auch mehrere Verantwortlichen Einsicht in die Notwendigkeit des Studienganges Dokumentation entwickelt haben.

Wie sollte es weitergehen? Unsere Ansicht hat InfoSzene Newsroom am 4. Februar in einem Tweet zusammengefasst:

Informationswissenschaft: Überlebenschance bei Fortsetzung des Protestes + Einbindung von Politik + Medien #saveIWS http://ht.ly/XVFvD.

Merke: In der Hochschul- und Wissenschaftspolitik mögen Argumente, wenn man Glück hat, auch eine Rolle spielen. Aber ohne einen Aufbau und eine Aufrechterhaltung politischen Drucks geht es nicht.

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