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Open Password – Freitag, den 10. Juni 2022

# 1084

Hommage an das Buch – Open Password – Simon Verlag für Bibliothekswissen – Julia Kohlbach – Ein ganzes halbes Jahr – Jojo Moyes – Sein eigenes Leben führen – Auf der Suche – An den Rollstuhl gefesselt – Sich nicht das Leben nehmen – Sie selbst zu sein – Sterbehilfe – Diskriminierung, Inakzeptanz und Ablehnung – Selbst bestimmt zu gehen – Seine Persönlichkeit verlieren

Ilona Liasnikova – Save Me / Save You / Save Us – Mona Kasten – Liebesromane – Glitzer – Wie das Leben zuschlägt – Sich treu bleiben – Schreibwerkstatt Marzahn

Hommage an das Buch (XVII)

Eine Initiative von Open Password
und dem Simon Verlag für Bibliothekswissen

Mit Herzblut, Leidenschaft und tiefen Kenntnissen über Bücher geschrieben, „die uns bewegten“

 

Nun, da das Buch durch geringe Aufmerksamkeitsspannen, mangelnde Leselust und elektronische Formate bedroht ist, wird es Zeit für eine Hommage an das Buch. Open Password und der Simon Verlag für Bibliothekswissen haben sich zu dem Projekt, „Bücher, die uns bewegten“ zusammengetan und 41 Autoren gewonnen, die mit Herzblut, Leidenschaft und tiefen Kenntnissen berichten, wie sie von einem bestimmten Buch geprägt wurden.

In der 17. Folge unserer Hommage an das Buch fragt Julia Kohlbach: Selbstbewusst durchs Leben gehen, heißt das gegebenenfalls auch, selbstbewusst zu sterben? Ilona Liasnikova lernt, sich selbst treu zu bleiben, ganz egal, mit welcher Wucht das Leben zuschlägt.

Julia Kohlbach liest das Buch ihres Lebens.

„Ein ganzes halbes Jahr“ von Jojo Moyes

 

Als Kinder werden wir von unseren Eltern an die Hand genommen. Sie lehren uns Laufen, Schwimmen, Radfahren, den Umgang mit anderen Leuten und alles, was zum Leben notwendig ist. Sie beschützen uns vor dem Bösen, passen auf uns auf und führen uns an ihrer Seite durchs Leben. Doch vor dem wirklichen Leben können sie uns nicht bewahren, sie können uns nicht dauerhaft auf dem richtigen Weg führen, sondern jeder Mensch muss lernen, sein eigenes Leben zu führen, seinen persönlichen Lebensweg zu gehen und loszulassen… denn es wird der Tag kommen, an dem keiner mehr von ihnen da ist.

Doch wann beginnt dieser Moment, wann beginnt unser eigenes Leben?

Viele ergreifen mit der Volljährigkeit die „Flucht“, lösen sich ab von dem Bisherigen und gehen ihren Weg. Ich selbst habe anders entschieden, habe eine starke emotionale Bindung an das Altbewährte und bin immer noch auf der Suche nach meinem persönlichen Weg. Doch da gibt es dieses Buch, welches mir gezeigt hat, dass jeder seinen Weg hat und ihn früher oder später findet: „Ein ganzes halbes Jahr“ von Jojo Moyes.

Ich habe es 2017 gelesen, damals war es einfach nur ein Buch. Doch vor einem Jahr spielte es plötzlich eine Rolle in meinem Leben. Einschlägige Veränderungen in meinem privaten Umfeld haben mir gezeigt, dass auch ich meinen Weg gehen muss. Jeder von uns hat oder wird in seinem Leben etwas erleben, dass ihn so verändert, dass er nie wieder die Person werden wird, die er mal war. Wenn ein Schicksalsschlag den anderen jagt, sich das Leben von einer Sekunde auf die andere ändert. Und anschließend alle Leute zu einem sagen, pass auf dich auf, geh deinen Weg, und sei du selbst.

Für Will Trayner veränderte sich durch einen Unfall das ganze Leben, plötzlich war er an den Rollstuhl gefesselt. Er wollte erfolgreich sein, Sport treiben, mit seiner Freundin ein glückliches Leben führen, doch das war nicht mehr möglich. Von allen Seiten kam nur noch Mitleid, Hilfe und Bedauerung. Doch dieses Leben konnte und wollte sich Will nicht vorstellen. Dann trat Louisa (Lou) Clark in sein Leben, die schrill gekleidete, lebenslustige, freundliche junge Frau, die ab jetzt seine Pflegerin sein sollte. Das Zusammentreffen der beiden verlief nicht gerade rosig. Lou verzweifelte. Sie kam einfach nicht an Will heran, der depressive, launische und egoistische junge Mann machte es ihr nicht leicht. Doch sie gab nicht auf und nach und nach näherten sich die beiden an, lernten sich richtig kennen und sogar lieben. Aber dann erfuhr Lou, dass ihr nur noch sechs Monate blieben, um Will von seinem Leben zu überzeugen, davon, sich nicht das Leben zunehmen, denn das hatte er felsenfest vor. Raus aus diesem beschissenen Rollstuhl, fertig sein mit dem ganzen Mitleid. Sie versuchte alles, was in ihrer Macht stand, doch ohne Erfolg. Der Entschluss von Will stand fest und die nur kurze Liebesgeschichte der beiden wurde am Sterbebett von Will beendet.

Doch Will verschwand nicht, ohne Spuren zu hinterlassen. Auch er hat die Zeit mit Lou genutzt, ihr gezeigt, wie einfach es ist, das eigene Leben in die Hand zu nehmen, zu sich selbst zu finden, seine Träume zu verwirklichen und einen eigenen Weg zu gehen … und sei das eben in einer schwarz-gelb geringelten Strumpfhose.

Lou begriff, dass sich ihre positive Sichtweise auf das Leben und der ständige Versuch, andere von einem glücklichen Leben zu überzeugen, auch auf sich selbst anwenden lässt. So zu leben, wie sie es für richtig hält, sie selbst zu sein, sich nicht zu verstecken und selbstbewusst durchs Leben zu gehen.

Lou erinnert mich an mich selbst. Immer für andere da sein, sich die Beine ausreißen, um anderen zu helfen, nach außen zu zeigen, was Glück bedeutet, doch innen drinnen zu zerbrechen und der ständige Versuch, Probleme mit sich selbst zu lösen. Ich muss beginnen, meinen eigenen Weg zu gehen, so wie ich es für richtig halte, denn irgendwann wird der Moment kommen, wo es zu spät ist. Das wurde mir bewusst durch eine Krebs-Diagnose. Diese Nachricht verändert das Leben der gesamten Familie und hält einem vor Augen, wie schön das Leben eigentlich war, wie gut man es hatte, aber leider auch, wie begrenzt es sein kann. Es hält einem vor Augen, wie schwer es ist, Veränderungen zuzulassen, jeden Tag aufs Neue zu beschreiten, dankbar zu sein für das, was man hat, und sich mit den kleinen Dingen zufrieden zu geben.

Doch was ist, wenn die Situation doch mehr aus einem macht? Wenn sie einen überfordert, wenn man dieses neue Leben nicht führen möchte. Wie weit muss man es sich gefallen lassen, wann ist man berechtigt, sein Leben zu beenden?

Jojo Moyes veränderte nicht nur meine Sichtweise auf meinen eigenen Lebensweg, sondern auch auf die Thematik Sterbehilfe. Laut dem deutschen Grundgesetz ist die Würde des Menschen unantastbar, sie wird geschützt, jeder soll die gleichen Chancen, Freiheiten und Möglichkeiten erhalten. Doch ist das in der heutigen Gesellschaft wirklich umsetzbar? Beim Blick aus dem Fenster sieht man Diskriminierung, Inakzeptanz und Ablehnung aufgrund einer anderen Religion, der Hautfarbe, des Heimatlandes oder des Gesundheitszustandes. Menschen mit Behinderungen haben nach wie vor Probleme im Alltag, sie stehen vor Barrieren und kommen alleine nicht weiter. Wenn das gewünschte normale Leben nie wieder möglich sein wird, kommen die Gedanken, einen Schlussstrich zu ziehen und es selbstbestimmt zu beenden. Bis heute ist Sterbehilfe in Deutschland sehr umstritten, die „geschäftsmäßige“ Sterbehilfe verboten. Jedes Jahr reisen Sterbenskranke in die Schweiz, um die Augen für immer zu schließen. Angehörige und Freunde der Betroffenen haben dafür nur selten Verständnis. Was geht in den Menschen vor, die ihr Leben auf eine solche Art und Weise beenden?

Doch was wissen die schon von einem selbst? Was fühlt jemand, was macht er durch und wie viele Schmerzen hat er? Morgens aufstehen, zu wissen, dass wieder ein neuer Tag mit Schmerzen vor einem liegt, wo man dahinvegetiert, wo einem alles genommen ist, die Lebensfreude, die Hoffnung und die Zuversicht. Doch man darf trotzdem nicht vergessen, dass man nicht allein auf der Welt ist. Da sind Familie, Freunde, Verwandte und Bekannte, die ein Teil vom Leben sind. Sie sollten bei einem solchen großen Schritt berücksichtigt werden, der viel Mut und Überlegung braucht. Doch alles in allem ist es das persönliche Leben, mit dem man zu Recht kommen muss und nicht das der Anderen. Selbst bestimmt zu gehen ist ein hohes Gut, was nicht jeder hat. Gerade durch die immer weiter verbreiteten Volkskrankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Versagen oder Demenz. Aus dem familiären Umfeld weiß ich, wie schlimm es ist, seine Persönlichkeit zu verlieren, anstatt älter im Geist immer jünger zu werden. Alles zu vergessen und am Ende nur noch ein Körper zu sein. Ich ziehe meinen Hut vor solchen Entscheidungen, mir würde der Mut fehlen. Doch wenn ich mir eine Sache geschworen habe, ich gehe meinen Lebensweg so lang er ist und genauso wie ich es für richtig halte. Die Gesundheit genießen, auch wenn es vielleicht nur ein Schein ist. Denn wissen wir, ob wir wirklich gesund sind und nicht unheilbar krank? Mein derzeitiger Beschluss ist, dass selbst eine solche Diagnose nichts am Bisherigen ändern soll. Das „alte“ Leben soll weitergehen wie bisher, ich möchte meinem Umfeld nicht zur Last fallen und meine Schritte gehen, soweit sie reichen, denn es ist mein Leben.

Auch wenn dieser Weg nicht der Richtige sein sollte, man innerlich daran zerbricht, alles mit sich selbst ausmacht, der positive Schein der Außenwelt trügt … doch vielleicht wird es da schon bald ein weiteres Buch geben, welches mein Leben dahingehend verändert. Ich würde es auf jeden Fall begrüßen, denn es gibt so viele Bücher, die einen Blickwinkel des Lebens verändern.

Ilona Liasnikova** liest das Buch ihres Lebens.

„Save Me / Save You / Save Us (Trilogie)“
von Mona Kasten

Ich habe immer schon gerne Liebesromane gelesen. Als ich das Buch zum ersten Mal sah, war es nagelneu und ich habe mich sofort verliebt. Es besaß eine goldene Farbe und hat geglitzert. Und ich liebe Glitzer. Da dachte ich mir: warum nicht? Ein bisschen Glitzer schadet nie. Ich habe sofort das Buch ausgeliehen und angefangen zu lesen.

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„Das Wichtigste ist, dass man sich treu bleibt.“

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Die Story weckte mein Mitgefühl, ich konnte das Buch nicht aus den Händen legen. Das Buch hat mir gezeigt, dass es egal ist, ob man arm oder reich ist, ob man beliebt oder unbeliebt ist. Das Wichtigste ist, dass man sich treu bleibt und weiter seine Ziele verfolgt, egal was die anderen denken oder sagen. Man soll nicht aufgeben und unbedingt weiterkämpfen. Es ist unwichtig, mit welcher Wucht das Leben zuschlägt. Es ist wichtiger, wie viele Schläge du aushältst und dass du weiter stark bleibst, egal, wie hart die Schläge sind und egal von wem.

**Der Text entstand in der Schreibwerkstatt Marzahn, ein Treffpunkt für junge Autorinnen und Autoren in der Bezirkszentralbibliothek „Mark Twain“. – Kursleiterin war Renate Zimmermann.

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