Open Password – Mittwoch, den 3. April 2019
# 540
Open Science Conference – Open-Science-Praxis – Jasmin Schmitz – Eva M. Méndez Rodríguez – European Open Science Cloud – Umsetzungsprobleme – Coalition S – Bibliotheken – Peter Kraker – Google – Google Scholar – Scopus – Web of Science – Research Gate – Forschungsdaten – Open Knowledge Maps – Pub Med – BASE – FAIR – Forschungsdaten – Kathleen Gregory – Open Science Monitor – Elsevier – Unpaywall – Theseus – Finnland – Finnische Nationalbibliothek – Future of Scholarly Publishing and Scholarly Communication – KIT – Superintelligenz – BMBF – Digitale Versicherungen – Adcubum – Telefonica – Smartphone
International Open Science Conference
Ganz im Zeichen der Praxis
Von Jasmin Schmitz, schmitz-jasmin@web.de
International Open Science Conference in Berlin mit mehr als 230 Teilnehmenden. Die Veranstaltung hat sich mittlerweile zu einer einschlägigen Konferenz zu diesem Themenfeld entwickelt, die ein internationales Teilnehmerfeld aus Wissenschaft, Forschungsförderung und ähnlichen Einrichtungen anzieht. Die 6. Open Science Conference stand ganz im Zeichen der Open-Science-Praxis.
„Shift from declaration mode to implementation mode“. Der Beitrag von Eva M. Méndez Rodríguez mit dem humoristischen Titel „Open Science? – Darling we need to talk!“ [1] machte deutlich, dass es nun nach einer Phase, in der Expertengruppen die Europäische Kommission mittels Empfehlungspapiere beim Aufbau der European Open Science Cloud beraten haben, in die Umsetzung gehen müsse. Hierfür werde ein Bewusstseinswandel benötigt. Insbesondere müsse das Belohnungs- und Anreizsystem in der Wissenschaft überdacht und für Open Science relevante Fertigkeiten vermittelt werden. Wissenschaftler müssten aber auch zu Open Science „verführt“ werden. Am besten ginge das mit einfach zu bedienenden Tools bzw. einer Infrastruktur, wie das „What’s App“ für den Bereich der Privatkommunikation vorgemacht habe. Umsetzungspläne müssten darüber hinaus realistisch, leistbar und finanzierbar sein. Akteure im Wissenschaftssystem sollten sich klar zu Open Science bekennen und überlegen, mit welchen Maßnahmen sie Openness unterstützen wollen.
In diesem Zusammenhang wurde auch die Initiative der CoalitionS als ein wichtiges Commitment herausgestellt. CoalitionS ist ein Zusammenschluss von Forschungsförderern, der darauf abzielt, dass ab 2020 alle Publikationen aus geförderten Projekten im Open Access zugänglich gemacht werden [2]. Es brauche darüber hinaus aber auch praktisches Commitment wie das der Bibliotheken, die mit Repositorien und der Bereitstellung von Infrastruktur für Open-Access-Zeitschriften Open Science ermöglichen. Rodriguez betonte, dass das Open Science der Oberbegriff für mehrere Ansätze zur Öffnung des Forschungsprozesses sei und sich Maßnahmen, die an einer Stelle erfolgreich sind, sich nicht auf alle Vorhaben übertragen lassen.
„Don’t leave it to Google“. Peter Kraker berichtete über das Projekt “Open Knowledge Maps” und die Initiative „Don’t Leave ist to Google“ [3]. Seine hauptsächliche Kritik entzündete sich daran, dass die Suche nach wissenschaftlicher Literatur zu einem Großteil gezwungenermaßen über proprietäre Systeme wie Google Scholar, Scopus, Web of Science, ResearchGate usw. erfolge [4]. Bei der Entwicklung von Recherchemöglichkeiten für Forschungsdaten zeichnen sich ähnliche Entwicklungen ab. Das wird problematisch gesehen, weil die Auswahl von Quellen sowie die Indexier-, Such- und Rankingalgorithmen eine „Black Box“ sind. Als Alternative wurde das Projekt „Open Knowledge Maps“ initiiert, das sich als „Open Discovery System“ versteht, welches Literatur aus frei verfügbaren Quellen recherchiert und die Ergebnisse als Karte visualisiert [5]. Derzeit sind PubMed und BASE eingebunden. Nutzende können die Karten annotieren, Literatur hinzufügen und bei Bedarf mit anderen teilen. Es ist geplant, das Projekt über ein Mitgliedschafts-Modell finanziell abzusichern. Diese Mitgliedschaft beinhaltet auch die Möglichkeit der Mitarbeit bei der Weiterentwicklung. Ziel ist es, die Kontrolle über Such-Algorithmen und Governance auch bei Recherchesystemen zu behalten.
FAIR und „Faktor Mensch“. Bei Erörterungen über die FAIR-Kriterien für Forschungsdaten wird meist die Maschinenlesbarkeit von Daten thematisiert. Der Beitrag von Kathleen Gregory betonte hingegen in ihrem Beitrag „Findable and Reusable? A sociotechnical perspective on data search and reuse” [6], dass Daten-Policies und der tatsächliche Umgang mit und Austausch von Forschungsdaten zwei Dinge sind. Policies berücksichtigten zu wenig, dass der Austausch von Forschungsdaten nicht allein eine Frage der technischen Möglichkeiten sei, vielmehr ein komplexer sozialer Prozess. Laut einer Befragung sehe ein Großteil der Wissenschaftler keinen Unterschied zwischen der Recherche nach Literatur und der Recherche nach Daten und finde Forschungsdaten eher zufällig. Zudem spiele der persönliche Austausch von Wissenschaftlern bei der Erlangung von Daten nach wie vor eine große Rolle, selbst wenn diese frei im Netz verfügbar seien. Die Frage sei häufig nicht, ob man die Daten an sich finde, sondern Personen, die mit den Daten arbeiten könnten.
Poster zu Praxis-Projekten. Zusätzlich zu den Vorträgen, zu denen eingeladen worden war, konnten Praxis-Beiträge eingereicht werden. Sieben wurden ausgewählt und im Rahmen von Kurzvorträgen vorgestellt, weitere 17 zusätzlich im Rahmen einer Postersession am ersten Konferenztag. Ein Beitrag berichtete über den „Open Science Monitor“, welcher zum Ziel hat, die Open-Science-Bemühungen der Europäischen Kommission mit Zahlenmaterial zu begleiten. Das Projekt wird seit einiger Zeit kritisch diskutiert, da Elsevier als Unterauftragnehmer für die Bereitstellung von Publikations- und Zitationsdaten in das Projekt eingebunden ist [7]. Die Projektverantwortlichen betonten, dass derzeit keine andere frei verfügbare Datenquelle mit ausreichender Metadatenqualität zur Verfügung stünde, die die erforderlichen Analysen beispielsweise auf Länderebene ermöglichen würde. Auch seien im Projekt weitere Datenquellen (z.B. von Unpaywall) eingebunden und es würden qualitative Interviews geführt. Erste Analysen des Open Science Monitor liegen vor. Sie zeigen unter anderem, dass der Open-Access-Anteil nur langsam zunimmt und in 2016 2016 lediglich bei 26% lag und dies, obgleich mehr als 60% der Forschungsförderer über eine Open-Access-Policy verfügen [8]. Weitere Analysen sind online abrufbar [9].
Ausführlich wurde das Projekt „Theseus“ aus Finnland vorgestellt, für das sich 25 Fachhochschulen zusammengeschlossen haben, um gemeinsam ein Open-Access-Repositorium aufzusetzen [10] [11]. Das Repositorium weist in erster Linie studentische Arbeiten wie Bachelor- und Masterarbeiten nach, wird aber auch für die Zweitveröffentlichung im Open Access genutzt. Die Finnische Nationalbibliothek hat das System aufgesetzt und stellt den technischen Support bereit. Ein Forschungsinformationssystem soll demnächst angebunden werden. Dies soll helfen, die Pläne Finnlands zu realisieren, das ab 2020 100% aller Publikationen von Hochschulen im Open Access zur Verfügung gestellt werden müssen.
Paneldiskussion. Am zweiten Konferenztag gab es eine Paneldiskussion, um den kürzlich erschienenen Empfehlungsbericht an die Europäische Kommission zum Thema „Future of Scholarly Publishing and Scholarly Communication“ zu diskutieren [12] [13]. Der Bericht wurde von den Diskutanten insgesamt gesehen sehr begrüßt, weil er die einzelnen Akteure im Wissenschaftssystem in den Fokus stellt und für jede Gruppe ausführliche Handlungsvorschläge formuliert, wie diese Open Science unterstützen können.
Präsentationen und Poster sind auf der Webseite der Konferenz abrufbar [14].
Links:
[1] https://www.open-science-conference.eu/wp-content/uploads/2019/03/Eva-Mendez.pdf[2] https://www.coalition-s.org/[3] https://www.open-science-conference.eu/wp-content/uploads/2019/03/Peter-Kraker.pdf[4] https://twitter.com/hashtag/dontleaveittogoogle[5] https://openknowledgemaps.org
[6] https://www.open-science-conference.eu/wp-content/uploads/2019/03/Kathleen-Gregory.pdf
[7] https://doi.org/10.5281/zenodo.1305846[8] https://www.open-science-conference.eu/wp-content/uploads/2019/03/01_osc2019_presentation.pdf[9] https://ec.europa.eu/info/research-and-innovation/strategy/goals-research-and-innovation-policy/open-science/open-science-monitor_en[10] https://www.open-science-conference.eu/wp-content/uploads/2019/03/05_osc2019_presentation.pdf[11] https://submissions.theseus.fi/en/index.htm[12] https://doi.org/10.2777/836532[13] https://docs.google.com/presentation/d/1-yLX2RnE-eXMnzWpxwu0yaptjZ9HxKqCtK9u6yAxOo/edit#slide=id.p[14] https://www.open-science-conference.eu/programme/
Neue Projekte und Studien
Karlsruher Institut für Technologie
Werden die Roboter sich selber bewusst?
Alexa, Sophia, Watson: Die uralte Idee einer dem Menschen ähnlichen, zugleich mit übermenschlichen Fähigkeiten ausgestatteten Maschine hat durch die Fortschritte der KI-Forschung neue Nahrung erhalten. Einige Akteure stellen die Entwicklung einer ihrer selbst bewusst werdenden „Superintelligenz“ in Aussicht. Doch wie realistisch ist das? In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt „Abklärung des Verdachts aufsteigenden Bewusstseins in der Künstlichen Intelligenz“ gehen Technikfolgenforscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) dieser bislang kaum erforschten Fragestellung auf den Grund.
In einem „Mixed-Methods“-Ansatz wird das Projektteam zunächst den Status quo in Sachen KI-Bewusstsein untersuchen – mittels einer systematischen Erfassung der Debatten in den Spezialdisziplinen und im öffentlichen Diskurs, in Experteninterviews sowie in einer bibliometrischen Medienanalyse. Wesentlich für das Projekt sind zuletzt die allgemeinverständliche Aufbereitung des analytisch und diskursiv erarbeiteten Wissensstandes und die Bereitstellung dieses Wissens für die interessierte Öffentlichkeit, aber auch für Interessenvertreter und weitere wissenschaftliche Communities. Dies geschieht in Bürgerdialog-Formaten ebenso wie mittels Podcasts, Broschüren und einer (im Aufbau befindlichen) Webpräsenz. Darüber hinaus ist ein enger Austausch mit Wissenschaftsredaktionen geplant.
Digitale Versicherung 2019
Zwei von drei Bundesbürgern
würden auch online abschließen
Mehr als zwei von drei Bundesbürgern können es sich mittlerweile vorstellen, eine Versicherung komplett online abzuschließen. Im Vorjahr war erst gut jeder zweite Kunde dazu bereit. Gut jeder Zehnte würde den Vertragsabschluss auch komplett über einen digitalen Sprachassistenten abwickeln. Das sind Ergebnisse der Studie „Digitale Versicherung 2019“, für die im Auftrag des Softwareherstellers Adcubum mehr als 1.000 Bundesbürger bevölkerungsrepräsentativ befragt wurden.
Zu den Online-Favoriten der Bundesbürger gehören die Kfz-Versicherung, die Haftpflichtversicherung und die Hausratversicherung. Ähnliches zeichnet sich bei beratungsintensiveren Produkten wie etwa Lebens- oder Rentenversicherungen noch nicht ab. Bis auf einige wenige Anbieter im Bereich der Reiseversicherung sind auch Abschlüsse über einen digitalen Sprachassistenten wie Amazons Alexa oder Apples Siri noch Zukunftsmusik.
Weitere Einzelheiten über :http://www.adcubum.com/aktuell/adcubum-studie-digitale-versicherung
Telefonica
Das Smartphone ist immer
und überall „on“
Das Smartphone ist die Schaltzentrale des digitalen Alltags und hält daher in immer mehr Lebensbereiche des Alltags Einzug. Eine aktuelle repräsentative Studie im Auftrag von Telefónica Deutschland ergab, dass das Smartphone für 74 Prozent der 18- bis 29-Jährigen und 69 Prozent der 30- bis 49-Jährigen immer stärker zu ihrer persönlichen Zentrale der Unterhaltung und Entspannung wird. 67 Prozent der 30- bis 49-Jährigen und 77 Prozent der 18- bis 29-Jährigen wollen mit dem mobilen Begleiter Wartezeiten überbrücken und sich unterhalten lassen (71 Prozent der 18- bis 29-Jährigen und 53 Prozent der 30- bis 49-Jährigen).
Das Smartphone ist immer und überall „on“. Während die durchschnittliche Nutzung des Smartphones bei 2,1 Stunden täglich liegt, ist mehr als jeder Vierte der 18- bis 29-Jährigen (27 Prozent) sogar länger als vier Stunden pro Tag online. Das Smartphone als Unterhaltungszentrale kommt besonderes in Bus und Bahn zum Einsatz: Regelmäßig nutzen Vier von Fünf (80 Prozent) der 18- bis 29-Jährigen aber auch jeder Zweite der 30- bis 49-Jährigen (50 Prozent) den mobilen Begleiter dort.
Selbst während des Fernsehens ist das Handy im Einsatz: Je jünger die Befragten, desto höher fällt die Second-Screen-Nutzung aus. Regelmäßig schauen 57 Prozent der 18- bis 29-Jährigen während des Fernsehens parallel auf das Smartphone, bei den 30- bis 49-Jährigen jeder Zweite (49 Prozent).
Die zentrale Bedeutung des Smartphones als Schaltzentrale des digitalen Alltags zeigt sich auch an der Dauer der Handy-freien Zeit, schnellen Reaktionszeiten und dem Teilen von Erlebnissen in Echtzeit. Lediglich 22 Prozent aller Befragten legen während ihrer Freizeit das Smartphone länger als 60 Minuten aus der Hand, bei den 18- bis 29-Jährigen sind dies nur 7 Prozent, denn Musikhören über das Handy ist ein zentraler Bestandteil ihrer freien Zeit. Jeder Zweite dieser Altersgruppe antwortet innerhalb von 5 Minuten auf eine Nachricht.
86 Prozent der Befragten teilen ihre digitalen Erlebnisse, Fotos oder Videos direkt von unterwegs, vor allem über Messenger Apps (73 Prozent), gefolgt von sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram (52 Prozent). E-Mail (29 Prozent) und SMS (18 Prozent) spielen nur noch eine geringere Rolle. Auch bei den über 50-Jährigen sind die Messenger Apps der bevorzugte Kanal (61 Prozent).
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