Open Password – Dienstag, den 7. Mai 2019
# 556
Zukunft der Informationswissenschaft – Willi Bredemeier – Open Password – Simon-Verlag für Bibliothekswissen – Walther Umstätter – Winfried Gödert – Informationswissenschaft – Datenwissenschaft – Bernd Jörs – Hermann Huemer – iicis – Steilvorlagen für den Unternehmenserfolg – Künstliche Intelligenz – Information Professionals – Tim Brouwer – Ralf Lanwehr – FH Südwestfalen – Yannick Loonus – Semalytix – Gerold Frers – Siemens – Jens Köhler – Kantar Added Value – Willi Bredemeier – Reporting – Plattformgestaltung – Michael Spreng – Simulation von Qualität – Bernd Jörs – Hochschule Darmstadt – Betriebsgeheimnisse – Softwarepatentierung – Sabine Kruse – Merck – Michael Klems – infobroker.de – Internes Marketing – Success Stories – Monika Heim – Landeskreditbank Baden-Württemberg – Universität Hohenheim – Privacy
Neu erschienener
Zukunft der Informationswissenschaft
Hat die Informationswissenschaft
eine Zukunft?
Hausgegeben von Willi Bredemeier – Simon Verlag für Bibliothekswissen, Berlin 2019 – Weitere Veröffentlichungen in Open Password (laufend) sowie Open-Access-Publikation auf der Webseite einer branchenrelevanten Einrichtung (in Vorbereitung)
I.Teil: Die Ausgangspunkte einer informationswissenschaftlichen Debatte in Open Password: Briefe von Walther Umstätter und Winfried Gödert
II. Teil: Grundsätzliche Kritiken an der Informationswissenschaft
III. Teil: Die Suche nach einem Bezugsrahmen
- Teil: Wissenschaftliche Bibliotheken
- Teil: Aus der informationswissenschaftlichen Lehre
- Teil: An den Forschungsfronten der Informationswissenschaft
Bestellungen an www.simon-bw.de/
Briefe
Datenkompetenz ist auch nicht alles
Zu: Die Informationswissenschaft ist tot, es lebe die Datenwissenschaft – Löst die traditionelle Informationswissenschaft weitgehend auf !- Offeriert attraktive Studiengänge,schickt die Bindestrich-Infowissenschaften in ihre Ursprünge zurück! – Von Bernd Jörs (und drei weitere Teile)
Sehr geehrter Herr Bredemeier,
Ihre Headline mit „In(formations)kompetenz“, also quasi Informationskompetenz und Inkompetenz als derselbe Begriff, war hoffentlich als Click Bait gedacht. Aber warum „VERSUS Datenkompetenz“? Wo sieht Herr Jörs einen Gegensatz?
Ich stimme zu, dass jemand, von dem man Informationskompetenz erwartet, der aber nur „Informations-SUCH-Kompetenz“ zu bieten hat, leicht als „in-kompetent“ wahrgenommen werden könnte. Selbiges gilt aber auch, wenn er (oder sie) bloß Datenkompetenz zu bieten hätte.
Nun scheint es jedoch, als solle „Datenkompetenz“ als die „besser“ Kompetenz positioniert werden, wo doch „die Datenwissenschaft lebt, während die Informationswissenschaft tot(gesagt) ist“ (vgl. Open Password #538) und überhaupt Daten das neue „Öl“ (analog zu Informationen als „vierte Ressource“) sein sollen.
Ich bezweifle, dass damit der Begriffsverwirrung rund um den Informationsbegriff gedient ist.
Ich bezweifle weiters, dass uns Datenkompetenz vor Fakenews, Hoaxes, Glücksverkäufern und anderen Desinformationen schützen wird. Informationskompetenz umfasst nicht nur das Handwerkszeug der Bibliotheken, Journalisten, Informatiker oder Data Analysten, sondern auch kritisches Denken, Urteilsvermögen und Kommunikationsfähigkeit, unabhängig von bestimmten technischen Hilfsmitteln, Datenträgern, Medien oder Professionen. Ich bin überzeugt, dass wir (als Gesellschaft) nur so wettbewerbsfähig bleiben.
Mit besten Grüßen aus Wien — Hermann Huemer, iiciis, Wien
Steilvorlagen für den Unternehmenserfolg
InfoPros an Daten und Einsichten reich,
aber Nachholbedarf bei KI-Verständnis, Transparenz und Finden neuer Strategien
Eine „Excel-Liste großer Taten“
immer in der Schublade
Reporting und Plattform-Gestaltung
als „Ritt auf der Rasierklinge“
Die Podiumsdiskussion auf der „Steilvorlagen“-Veranstaltung kann als Video-Mitschnitt unter https://youtu.be/PwcJxIUytVI auf www.infobroker.de gehört und gesehen werden. Bei dieser Veröffentlichung in Open Password handelt es sich zusätzlich zur Berichterstattung um eine publizistische Auseinandersetzung mit den Inhalten. Dazu gehören Gewichtungen und Interpretationen.
Die Podiumsdiskussion auf der “Steilvorlagen”-Veranstaltung stand unter dem Titel „Are we data rich but insights poor? Welches sind die kritischen Erfolgsfaktoren für das Geschäft der Informationsvermittler – heute und in Zukunft?“ Unter der Moderation von Tim Brouwer diskutierten der Keynote-Sprecher (Prof. Ralf Lanwehr, FH Südwestfalen) und die Referenten (Yannick Loonus, Semalytix – Gerold Frers, Siemens – Jens Köhler, Kantar Added Valuer) unter Einbeziehung des Plenums.
Von Willi Bredemeier
Zweiter Teil
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InfoPros reich an Einsichten, außer bei neuen Strategien und Verfahren und ohne methodologische Transparenz ________________________________________________________________________
Von der Datenbeschaffung und -analyse zum Reporting für die Kunden. Macht man drei Charts und beschränkt sich dabei auf das sehr Wesentliche? Oder fertigt man detaillierte Studien an? Die Diskutanten schienen sich einig darin, dass es auch bei den Auftraggebern verschiedene Typen gibt. Oder Position und Funktion bestimmen die Wünsche. Während es schon immer Vorstände gab, die für ihre Entscheidung möglichst alle wichtigen Informationen auf einer Seite haben wollten, um entscheiden zu können, möchten sich manche Abteilungsleiter oder Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung in Details vertiefen. Oder sollte die eigene Qualifizierung oder das eigene Arbeitsprofil prägend sein? So neigen Ingenieure „von Natur aus“ dazu, sich um Einzelheiten zu kümmern, während die Ökonomen aus ihrer Sicht über den Wolken kreisen und den Betrieb zwar in einer Übersicht, aber auch aus der Ferne schauen. Allerdings gäbe es auch Manager, die detailverliebt seien.
Allerdings sollten gerade dann, wenn man sich auf die wesentlichsten Ergebnisse beschränkte, diese belastbar sein. Wie man erfahre, in welcher Form sich die Kunden die Aufbereitung der Ergebnisse wünsche, wurde gefragt. Das sei, resümmierte Tim Brower die Antworten, eine Frage des Briefings, letztlich aber auch eine Kunst.
So oder so, für den, der die Reporte erstellt, gleicht die Reduktion von Komplexität und die suggerierte Einfachheit, ohne dabei unseriös zu werden, einem „Ritt auf der Rasierklinge“. Eine Plattform anzubieten, wo gutes Aussehen, komfortables Nutzen und Beschränkung zunächst auf das Wesentliche mit der Möglichkeit, zu den Details überzugehen, auszubalancieren, stelle auf jeden Fall eine Herausforderung dar (Loonus).
Ein weiterer Konsens unter den Diskutierenden ergab sich bei einem der Oberthemen der Debatte. „Are wie data rich but insights poor?“ Diese Frage wurde, soweit es um die Gewinnung von Einsichten durch die Information Professionals ging, verneint. Allerdings wünschte sich Lanwehr „mehr informierte Entscheidungen“ in den Unternehmen und wies Tim Brouwer in Erinnerung an die seinerzeitige Key Note von Michael Spreng auf die Gefahr hin, dass die Medien mit der Ausdünnung von Redaktionen nur noch den Anschein erwecken, als betrieben sie Qualitätsjournalismus. Dies kann bis zum Phänomen der „Zombie-Zeitung“ gehen, die erscheint, ohne dass ein einziger Journalist daran mitgewirkt hätte. Vielmehr gäbe es noch einen Layouter, der die Beiträge aus anderen Medien in einer anderen Reihenfolge zusammenpackt. Das sieht in einer ersten Inaugenscheinnahme auch so aus, als handele es sich um eine richtige Zeitung.Yanick Loonus sah eine Knappheit von Einsichten bei den Möglichkeiten, „wie man ein Problem anders anpacken kann“. Speziell für Information Professionals mahnte Gerold Frers an, die „Black Box“ bei Künstlicher Intelligenz aufzuheben und verstehen zu lernen, wie KI zu ihren Ergebnissen komme. Darüber hinaus wünschte er sich mehr Nachhaltigkeit. Wenn ein Kollege vor drei Jahren eine Recherche durchgeführt habe und sich mittlerweile in Rente befinde, wisse keiner mehr, wie er seinerzeit zu seinen Ergebnissen gekommen sei. Hier sei beispielsweise über ein standardisiertes Berichtswesen mehr Transparenz im Methodologischen herzustellen
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Wie kann Existenznöten von Informationszentren entgegengewirkt werden? _______________________________________________________________________
Prof. Bernd Jörs (Hochschule Darmstadt) fragte nach der Öffnung der Debatte für das Plenum, ob auch der Algorithmus bei KI-Anwendungen transparent gemacht werde. Frers entgegnete, dies sei schwierig und vielleicht nicht durchzuführen, zumal Algorithmen bei uns Betriebsgeheimnisse sind. Er erinnerte an die seit langem anhaltende kontroverse Diskussion über die Patentierbarkeit von Software sowie an die unterschiedliche Praxis in den USA und Europa. Zusatzfrage, sagte Jörs, und fragte, wie erkenne ein Information Professional, ob ein Zusammenhang medizinisch relevant sei. Indem man bei entsprechenden Fragen einschlägig qualifizierte Professionals recherchieren lasse, antwortete Sabine Kruse von Merck, also beispielsweise Mediziner oder Biologen. Und indem man das System mit zuverlässigen Quellen füttere und mit Hilfe eines Wissensgraphen schlau mache, antwortete Loonus.
Und was sei, wenn man überhaupt keine relevanten Ergebnisse finde? Das sei auch ein Ergebnis, antwortete Frers wie in seinem voraufgegangenen Vortrag. Das Ausmaß der Recherchen hänge allerdings auch davon ab, wieviel Aufwand der Auftraggeber zu finanzieren bereit sei. Er erinnerte sich an einen Fall, in dem er bei seinen Recherchen mit leeren Händen blieb, bis er einen Experten einbezog, der ihn auf eine kleine Firma aufmerksam machte. Ja, sagte man dort, wir haben uns einmal mit diesem Problem befasst Aber im Krieg wurden wir ausgebombt und jetzt haben wir nichts mehr. Oh, sagte Frers. Aber suchen Sie doch mal im Deutschen Museum, sagte die Firma.. Daraufhin fand Frers in einer Dachkammer des Deutschen Museums eine Chronik aus dem Jahr 1928, in der die vom Kunden benötigte Information stand. Dieses Ergebnis habe zur Sicherung eines großen Auftrages geführt (Applaus aus dem Plenum).
Mittlerweile gebe es vielversprechende Ansätze in der Künstlichen Intelligenz zur Fehlervermeidung, sagte Lanwehr, und führte das im Einzelnen aus. Derweil fand der Autor dieses Beitrages, dass uns die Befassung mit Korrelationen leichtfällt, weil wir den Umgang mit Regressionsgleichungen einmal gelernt haben. Währenddessen verstand ich Lanwehr Erläuterungen nicht. Ich schloss, dass sich KI- Ansätze nicht so nebenbei aufschnappen lassen. Vielmehr muss man sich, um Kompetenz zu erwerben, ernsthaft mit ihnen befassen. Loonus empfahl als Weg, mit Fehlern umzugehen, den Erwerb von Selbstsicherheit und Gelassenheit. Diese kommen vielleicht mit den Jahren von selbst, so dass ein InfoPro zuletzt auch ein Nullergebnis gut vortragen könne.
Nehmen wir an, Siemens wolle Ihr Informationszentrum dichtmachen, sagte Michael Klems (infobroker.de). Sind Sie dafür gerüstet? Das steht nicht an und hat noch nie angestanden, antwortete Gerold Frers. Wir bemühen uns aber auch einem solchen Fall entgegenzuwirken – durch den Ausbau und die Aufrechterhaltung von innerbetrieblichen Netzwerken, durch neue Produkte und Anwendungen aus der Künstlichen Intelligenz, aber auch durch Weiterbildung und die Dokumentation von Success Stories. So gäbe es ein Produkt, dass sich bei Siemens gut verkaufe und dass es ohne die Recherchen des Informationszentrums nicht gegeben hätte. Eine solche „Excel-Liste der großen Taten“ sollte man immer in der Schublade haben. Und wie seien die bisherigen Erfahrungen mit der Künstlichen Intelligenz, wurde gefragt. Einige Anwendungen funktionierten, andere weniger, sagte Frers. Die bisherigen Erfahrungen mit KI seien also gemischt.
Nehmen wir an, Ihr Bereich solle geschlossen werden, sagte Monika Heims von der Landeskreditbank Baden-Württemberg. Würden Sie davon erfahren, bevor alles zu spät ist? Ja, man würde uns das mitteilen und unsere Argumente anhören, sagte Frers. Alles andere entspräche nicht der Siemens-Unternehmenskultur.
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SCHADIS ist die größte Sammlung an Expertenwissen rund um Entstehung, Sanierung und Vermeidung von Schäden an Gebäuden und hält im Jubiläumsjahr über 350 Fachbücher und über 900 Zeitschriftenartikel für die Recherche bereit.
Angeregt durch das damalige Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau entwickelte das Fraunhofer IRB 1994 die Volltext-Datenbank SCHADIS. Alle Fakten, Bilder, Erkenntnisse und Skizzen zu verschiedenen Bauschäden wurden damals in einer Datenbank vereinigt. Bis heute werden auf Grundlage gültiger Regelwerke konkrete Schadensfälle ausführlich analysiert und dargestellt. Dabei deckt SCHADIS das vollständige Schadensspektrum an sämtlichen Gebäudeteilen ab.
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so far?“
- und 17. Mai 2019: Konferenz „Privacy online: What have we learned so far?“ an der Universität Hohenheim / Aula, Schloss Hohenheim, 70599 Stuttgart. Programm unter:
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