Open Password – Montag,
den 16. April 2018
#350
Branchenveranstaltungen – Steilvorlagen für den Unternehmenserfolg – re:publica – Michael Klems – Willi Bredemeier – Innovationsbarrieren – Digitalisierung – Fintechs – Banken – Deutsche Bank – Legaltechs – Kanzleien – Veranstaltungsplanung -Vermarktung – Videoformate – Marketing – SZ – Wolfgang Luef – Deutsche Post – DHL – Streetscooter – ECC Köln – dotSource – Online Shops – Google – Chrome – Brasilien – Kyptowährungen – Qualifizierung – Mark Zuckerberg – US-Senat – YouTube – Mary Ellen Bates
Branchenveranstaltungen
Warum die Amerikaner nach wie vor
besser drauf sind
Aber mit „Steilvorlagen“ und „re:publica“
sollte es besser werden
Ein Brief an die Branche von Michael Klems
Zu: Willi Bredemeier, AIIP 2018: Wir können nach wie vor viel von den Amerikanern lernen: Wie man zielgruppengerechte Veranstaltungen für InfoPros gestaltet, in: Open Password, 13. April, #314
Vom 19. bis 22. April findet in Minneapolis Minnesota die alljährliche Konferenz der Association of Independent Information Professionals (AIIP) statt. Bereits am Freitag hat Open Password über die Inhalte der Konferenz berichtet. Willi Bredemeier äußerte sich in vielen Punkten begeistert, wie es die Kollegen(innen) in Nordamerika schaffen, innovativ komplexe Themen in sehr pragmatische Topics zu gießen. Er findet keinen Programmpunkt, bei dem nicht ein Mehrwert für die Teilnehmer herauskäme. Und er fragt zu recht: Warum geht das nicht bei uns?
In Deutschland und Europa werden genauso viele innovative Ideen wie in den Vereinigten Staaten generiert. Nur können sie sich bei uns weniger leicht durchsetzen. Kaum sind sie entstanden, regen sich Widerspruch und Zweifel. Dies sowohl extern als auch in den eigenen Reihen. Häufig gibt es Regelwerke und Standards, die vieles verbieten und über ihren unmittelbaren nützlichen Zweck, beispielsweise dem Schutz der Verbraucher, hinaus als Firewall gegen Innovationen missbraucht werden. Zu den Gegnern gesellen sich die Ambivalenten und Desinteressierten und jene, deren vorgefasste Meinungen mit “Das haben wir noch nie so gemacht.” oder “Das geht so nicht” zusammenzufassen sind. Viele mögliche Innovatoren werden so in die Resignation getrieben. Es sei denn, es entsteht ein Druck wie bei der Digitalisierung, dem sich am Ende niemand entziehen kann.
Andere Innovatoren lernen, mit dem Widerstand umzugehen und werden sogar durch ihn stärker. Die Finanzdienstleister erleben seit geraumer Zeit, dass Fintechs bestehende Regeln nicht umgehen, sondern mittlerweile Genehmigungsprozeduren erfüllen und als Marktteilnehmer auf Augenhöhe mit den Banken agieren, aber nach wie vor erheblich flexibler sind. Vor allem begreifen sie die Digitalisierung als Chance. So ist der Druck auf die etablierten Finanzinstitute enorm gewachsen, zumal diese nach wie vor nicht angemessen mit dem über sie hereinbrechenden technischen Wandel umgehen. Die aktuellen Ereignisse um die Deutsche Bank zeigen, wie fundamental sie durch die Digitalisierung (neben anderen Gründen) umgekrempelt werden und sich dabei sogar die Existenzfrage stellt. Too big to fail? Seien Sie sich dessen nicht zu sicher.
Im juristischen Markt rollen Legaltechs die Algorithmen aus, die automatisch Ehe- und Kaufverträge per Knopfdruck generieren. Auch die Kanzleien werden sich fundamental ändern müssen. Oder sie werden nicht sein. Und die Liste gefährdeter Branchen ließe sich beinahe nach Belieben fortsetzen. Wer überleben will, darf den Gegnern neuer Ideen und den Desinteressierten und Ambivalenten keine Siegeschance geben.
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Reisetechnisch verordnete Achtsamkeit und Fokussierung
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Zurück zu den Konferenzformaten. Die AIIP schafft es, knappe vier Tage mit Inhalten und Referenten zu befüllen und die Teilnehmer dabei bei der Stange zu halten. Hier ist einzuräumen, dass die Voraussetzungen für Veranstaltungen in den USA andere als in deutschen Metropolen sind. Die Anreise aus L.A. nach Minneapolis dauert einige Flugstunden. Sie können dies mit einer Konferenz in Kapstadt oder in Moskau vergleichen. Bei einem höheren Reiseaufwand sollte in der Regel die Aufenthaltsdauer länger sein. So haben die Amerikaner fast zwangsläufig ein Achtsamkeits- und Intensivformat für Veranstaltungen generiert, wie es ein guter Teil der Management-Literatur aktuell empfiehlt. Für vier Tage sich vom Tempo der tagespolitischen Ereignisse abkoppeln und entschleunigen! Sich bewusst Zeit nehmen! Sich Zeit für ein wichtiges Thema nehmen und nicht dabei unterbrechen lassen! Und mit der Haltung „Warum eigentlich nicht?“ und „Natürlich geht das“ an ein neues Konferenzformat herantreten.
Solches ist kaum möglich, wenn man um 3 Uhr morgens die Anreise für die Steilvorlagen- Veranstaltung nach Frankfurt antreten muss, weil der Arbeitgeber die Kosten für eine Übernachtung nicht übernehmen will.
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“Das geht so nicht“-Format und wie es doch anders geht
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Viele Veranstaltungen sollten diesen Aspekt der Achtsamkeit und das gezielte “Natürlich geht das!” in ihre Veranstaltungsplanungen aufnehmen. Ein Fortführen von Veranstaltungen nach dem alljährlichen Ritual und den üblichen Inhalten wird dauerhaft nicht funktionieren (und, seien wir ehrlich, hat bereits bei einigen gutgemeinten Veranstaltungen, für die die Besucher wegblieben, nicht funktioniert). Die AIIP hat hier in den letzten Jahren eine Wandlung vollzogen. Vermarktungsthemen haben die klassischen Informationsthemen verdrängt. Die Veranstalter folgen damit den Bedürfnissen, Bedarfen und geäußerten Wünschen ihrer Mitglieder. Sie haben auf ihre Mitglieder gehört.
Nicht, dass die U.S. Kollegen(innen) ganz ohne Defizite wären. Sie werden im Gegensatz zur Steilvorlagen-Veranstaltung unserer Branche oder der re:publica in Berlin keine Mitschnitte der AIIP-Sessions online finden. Diese Stärke ließe sich für Deutschland ausbauen. Die Sessions international durch Sprache und Übersetzungen bekannt machen und weltweit Reputation zu erlangen! Das alles durch professionell gemachte mehrsprachige Videoformate. Den Rest erledigen die sozialen Netzwerke und YouTube. Die Macher der re:publica werden im Mai wieder zeigen, dass dies problemlos möglich ist.
“Herr Klems, das geht so nicht”, wird auch hier wieder der Widerspruch lauten. Mit der Veröffentlichung von Videos der Vorträge hätten wir keine Teilnehmer! Das wird mir wahrscheinlich abermals bei der Vorbereitung unserer „Steilvorlagen“-Veranstaltung gesagt werden. Dabei zeigen Formate wie “Gedanken Tanken”, die Komplett-Mitschnitte von Gunter Dueck und alle Sitzungen der re:publica das absolute Gegenteil. Fast jeder, der sich die Videos angesehen hat, will den Event nächstens live erleben und möchte mit interessanten Personen, wie er sie bislang nur aus der Ferne erlebt hat, ins Gespräch kommen. Je mehr er gesehen hat, desto bereiter wäre er, ein Button „Natürlich bin ich das nächste Mal dabei“ ans Revers zu heften. Die Videos sind zugleich eine nachhaltige Verbreitung der Inhalte auf der letzten Veranstaltung und ein Marketing für das nächste Event.
Innovationen und der Blick nach USA – das Thema in der Video-Kolumne „Klems & Kollege“ auf YouTube: https://youtu.be/pqlYBGmG2NU
Was derzeit in Deutschland im Veranstaltungsbereich bereits unter Information Professionals möglich ist, erfahren Sie am besten, wenn Sie am 11. Oktober an der nächsten „Steilvorlagen“-Veranstaltung auf der Buchmesse teilnehmen. Ich bin mit Sicherheit dabei. Sie doch auch oder?
Herzliche Grüße Ihr Michael Klems
News der Woche
SZ-Magazin nach Relaunch. Die Süddeutsche Zeitung hat das Online-Format des SZ-Magazin überarbeitet und will zukünftig einen Journalismus bieten, der laut Wolfgang Luef, Leiter der Digitalredaktion des SZ-Magazins, „fordert, unterhält und berührt“ – dies alles in einer zeitgemäßen, frischen Gestaltung. Die erste Ausgabe mit den Kolumnistinnen Tennisprofi Andrea Petkovic und Bestseller-Autorin Charlotte Roche.
https://www.wuv.de/medien/was_das_sz_magazin_im_netz_jetzt_anders_macht
Deutsche Post mit Streetscooter. Die Deutsche Post und ihre Tochter DHL wollten die Auslieferung der Pakete auf Elektro-Fahrzeuge umstellen, fand aber keinen Hersteller. Jetzt hat sie ein eigenes Fahrzeug entwickelt. Der Streetscooter hat das Potenzial für eine Erfolgsgeschichte.
Deutschlands beste Online Shops. Das ECC Köln hat gemeinsam mit dotSource die größten und wichtigsten Online Shops in Deutschland bewertet. Die Ergebnisse finden sich in „Customers‘ Choice – Beste Online Shops 2018“. Zooplus, QVC, Musikhaus Thomann, aber auch Flacconi und Amazon sind die Gewinner. Unter den Losern befinden sich die Webauftritte von Medikamente-Per-Klick, Medpex, Gärtner Pötschke, Klingel und Heine.
https://www.internetworld.de/e-commerce/online-handel/deutschlands-beste-online-shops-1530779.html
Mehr Google Power durch Chrome Browser. Google testet im Chrome Browser ein neues Feature, nach dem Empfehlungen für Suchthemen direkt auf dem Startbildschirm von Chrome vorgeschlagen werden. Die Vorschläge basieren auf der Suchhistorie vorangegangener Recherchen.
Brasilien mit Master-Studiengang für Kryptowährungen. Die brasilianische Universität Fundução Getúlio Vargas (FGV) in São Paulo bereitet Studenten auf Kryptowährungen vor. Bereits vor einem Jahr hatte eine Universität in São Paolo die Kryptowährungswissenschaften in die Abteilung für Derivate an ihrer Fakultät für Wirtschaft und Verwaltung aufgenommen.
Post der Woche
Mark Zuckerbergs Hearing in 10 Minuten.
Alte Herren befragen einen Digital Native. Dies ist das Fazit, dass viele Medien aus der Befragung des Facebook-CEO ziehen. Zu sehen gibt es eine zehnminütige Zusammenfassung auf YouTube auf dem CNET Channel.
https://www.youtube.com/watch?v=EgI_KAkSyCw
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Mary Ellen Bates
Vom 19. bis 22. April findet die AIIP-Conference in Minneapolis statt. Die Leitfrau der U.S.-Branche und Open-Password-Autorin ist Mary Ellen Bates. Das regelmäßige Lesen ihrer Webseite sollte für InfoPros eine Pflichtlektüre sein, und ihre Tweets dürften in den kommenden Tagen mindestens ebenso wichtig sein wie die Tweets der AIIP.
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