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Open Password – Mittwoch, den 2. Februar 2022

# 1024

 

 

 

Hommage an das Buch – Open Password – Simon Verlag für Bibliothekswissen – Bedrohung des Buches – Bücher, die uns bewegten – Elisabeth Simon – Gerda Bredemeier – Enthusiasmus – Erda Lapp – Universitätsbibliothek der Ruhr-Universität Bochum – Jochen Lennhof – Walter Benjamin – Roland Jerzewski – Feuilleton – Bekenntnisse – Reflexionen – Diversität – Gender Gap – Schreibland NRW – Andrea Gerecke – Schreibwerkstatt Marzahn – Renate Zimmermann – Pippi Langstrumpf – Harry Potter – Barbara Schulz-Bredemeier – Ritter Eric – Hartmann von Aue – Faust – Johann Wolfgang von Goethe – Thomas S. Kuhn – Willi Bredemeier – Will und Ariel Durant – The Story of Civilisation – SPIEGEL – Ruhr-Universität Bochum – 68er Studentenbewegung – Bücher als freies Gut – Multimedia – Creative Writing – Martine Demay – Emanzipation der Frau – Irmtraud Morgner – Beatriz de Dia – Art Oliver Simon – Alfred Döblin – Pardon wird nicht gegeben – Vivian Stroetmann – 1984 – George Orwell – Überwachungsstaat – Nichtexistenz eindeutiger Antworten – Encodierung von Machtstrukturen – Helga Schwarz – Deutsches Bibliotheksinstitut – Peter J. Hempenstall – Paula Tanaka Machida

 

Eine Hommage an das Buch (I)

Eine Initiative von Open Password
und dem Simon Verlag für Bibliothekswissen

Mit Herzblut, Leidenschaft und tiefen Kenntnissen
über Bücher geschrieben, „die uns bewegten“

Nun, da das Buch durch geringe Aufmerksamkeitsspannen, mangelnde Leselust und elektronische Formate bedroht ist, wird es Zeit für eine Hommage an das Buch. Open Password und der Simon Verlag für Bibliothekswissen haben sich zu dem Projekt, „Bücher, die uns bewegten“ zusammengetan und 41 Autoren gewonnen, die mit Herzblut, Leidenschaft und tiefen Kenntnissen berichten, wie sie von einem bestimmten Buch geprägt wurden. Dazu Willi Bredemeier von Open Password: „Immer hat mir das Sammeln von Beiträgen Freude gemacht, aber diesmal war die Freude am größten.“ Wie bei vorangegangenen Projekten setzen Open Password und der Simon-Verlag auch diesmal auf eine Mehrzahl von Veröffentlichungswegen, auf Print und das elektronische Format.

 

 

 

In dem folgenden Beitrag schildern die Verlegerin Elisabeth Simon und Gerda Bredemeier, Ehefrau von Willi Bredemeier und Mitautorin von „Der andere Heimatroman“, wie es zu dieser Sammlung gekommen ist und geben Einblick in die Bücherwelt mehrerer Autoren.

 

Eine Hommage an das Buch (II)

Enthusiasmus für das Buch und die Literatur

Ist es nicht das, was die Literatur für uns bewirkt?
Sie schenkt uns ein doppeltes und dreifaches Leben.

Von Elisabeth Simon und Gerda Bredemeier

 

Verlegerin und Büchersammlerin Elisabeth Simon

 

 

 

Wenn ein Wissenschaftler, nein, nicht zu arbeiten aufhört, aber im Begriff ist, seine institutionelle Anbindung zu lockern, kommen seine Schüler, Kollegen und Freunde auf die Idee, ihm eine Festschrift zu widmen. Nun hat Willi Bredemeier zwar auch wissenschaftlich gearbeitet, er hat aber vieles andere gemacht und wir wollen gar nicht in Versuchung kommen, alles zusammenzufassen. Aber diese Sammlung von Beiträgen ähnelt insoweit einer Festschrift, als es von Willi Bredemeiers Freunden und deren Freunden geschrieben worden ist, und diese gehören zwar nicht einer Disziplin und schon gar nicht einer Unterdisziplin an. Gleichwohl sind sie einander in einer Gemeinsamkeit verbunden. Das ist ihr Enthusiasmus für das Buch und die Literatur. In der Literatur seien hier Sachbücher und Bücher für Kinder inbegriffen.

 

 

 

Der Vorläufer dieses Buches entstand, als Erda Lapp, die Leiterin der Universitätsbibliothek der Ruhr-Universität Bochum, und Willi Bredemeier von Open Password in anderen Zusammenhängen zusammenkamen und auf diskursive Abwege gerieten. Am Ende des Gespräches stand der Beschluss, eine Veranstaltung unter dem Titel „Das Buch, das mein Leben veränderte“ durchzuführen, auf der Buchenthusiasten über ihre Leseerlebnisse berichteten.

 

 

 

Diese Veranstaltung soll immer noch stattfinden, aber sie musste wegen Corona verschoben werden, erst auf das Jahr 2021 und jetzt auf 2022 oder noch später. Aber wir haben zuvor wundervolle Erfahrungen gesammelt. Obgleich ein neuer Termin für die Veranstaltung nicht in Sicht war, arbeiteten die meisten der für Referate vorgesehenen Autoren ihre Texte aus und schickten sie uns in schriftlicher Form. Diese fanden wir so schön und mit Blick auf mögliche neue Beiträge derart vielversprechend, dass wir weitere Texte teilweise anlässlich eines Treffens bei Bredemeiers „in Eurem schattig blumigen Paradies“ (Autor Jochen Lennhof) sammelten, zumal fast alle, die wir ansprachen, und gewiss alle, die dann lieferten, unseren Enthusiasmus für das Buch teilten. Am Ende stand eine Sammlung von Beiträgen nunmehr unter dem Titel „Bücher, die uns bewegten“.

 

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Enthusiasmus für das Buch und die Literatur.
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In dieser Sammlung schildern 41 Bücherfreunde, die zugleich Autoren, sozusagen „Leserautoren“, sind, wie sie mit einem oder mit mehreren Büchern interagierten, wie ein Buch besonders wichtig für sie wurde, wie sie in eine andere Welt aufbrachen, eintauchten, versanken, sich gefangen nehmen ließen und verändert in diese Welt zurückkehrten. Und dies vielleicht immer wieder und vielleicht unentwegt auf der Lauer nach einem Lektüre-Moment, der „wie ein Pfeil im Herzen des Tages zittert“ (Walter Benjamin zitiert vom Autor Roland Jerzewski), verbunden mit immer weiteren Entdeckungen, so dass es in dieser anderen Welt immer noch Neues und Wertvolles, ja Transzendentes zu entdecken gab. Hier liegt also keine Sammlung für das Feuilleton vor, in dem die Qualität eines Beitrages womöglich für andere abschließend beurteilt werden soll. Wir bezweifeln, dass das möglich sein könnte. Vielmehr gehen wir davon aus, dass der Wert eines Beitrages unabhängig vom Erlebnis seiner Leser zu bestimmen ist und daher ganz unterschiedlich ausfallen kann.

 

 

 

Diese Sammlung besteht aus Bekenntnissen, wie sich Menschen in Auseinandersetzungen mit einem Werk eine andere Welt aneigneten und dabei wuchsen und sich weiterentwickelten. Dass sie ihre Reflexionen über ihr wichtigstes Buch und den Einfluss, den dieses Buch auf ihr Leben darstellten, so ausgezeichnet und damit der Redaktion außerordentlich wenig Arbeit machten, kam daher, weil sie nur zu gut wussten, wovon sie redeten, und weil sie ihr Herz sprechen ließen.

 

 

 

Welche Fragen aber unsere Autoren an „Das Buch ihres Lebens“ stellten und welche Antworten sie aus ihm heraushörten und welche Wirkungen das Buch auf sie nahm, das musste von Autor zu Autor ganz individuell ausfallen, und hier ist der Begriff der „Diversität“ wirklich angebracht.

 

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Maximale Spannweite der ausgewählten Werke. Nur Harry Potter kam auf zwei Nennungen.
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Die Enthusiasten für das Buch, die sich in dieser Sammlung zusammengefunden haben, ließen sich nach vielen Gruppen zusammenfassen, ebenso die Bücher, die ihr Leben mitbestimmten. Wenn ein „Gender Gap“ zu konstatieren wäre, so fiele diese Lücke ausnahmsweise zu Lasten der Männer aus (30 weibliche, elf männliche Autoren). Die Altersgruppe der Jungen und häufig noch besonders Suchenden durfte nicht fehlen. Daher arbeiteten wir bei der Findung von „Leserautoren“ mit „Schreibland NRW“ in Minden unter Leitung von Andrea Gerecke und der „Schreibwerkstatt Marzahn“ unter Leitung von Renate Zimmermann (beide mehrfache Buchautorinnen) zusammen – mit großem Erfolg. Wie wir erwartet hatten, nahmen die Autoren vor allem auf Romane Bezug, aber eine ganze Reihe von ihnen ließen sich auch durch Sachbücher stark beeinflussen.

 

 

 

Kinderbücher von „Pippi Langstrumpf“ bis „Harry Potter“ wurden teilweise erst als Erwachsene für sich entdeckt, aber natürlich auch von Kindern verschlungen. Autorin Martina Hellmich vernahm als Botschaft von Pippi Langstrumpf: „Das habe ich noch nie gemacht, also kann ich es“, und folgerte: „Diese optimistische, neugierige Einstellung voller Tatendrang und Mut hat mich schon damals begeistert – und meine Mutter und Großmutter manchmal in den Wahnsinn getrieben. Im Berufsleben war es nicht anders, nur dass es dann Vorgesetzte waren, die sich die Haare rauften“.

 

In einem Fall verband die Lektüre von Harry Potter und das anschließende Sehen der Verfilmungen („Harry Potter“) drei Generationen einer Familie (Barbara Schulz-Bredemeier). Rawlings Harry-Potter-Bücher waren im Übrigen die einzigen Werke, die von zwei unserer Autoren als Buch ihres Lebens gewählt wurden.

 

 

 

Die ausgewählten Romane und weiteren Bücher decken eine weite Spanne ab und reichen von früheren Pflichtlektüren wie „(Ritter) Eric“ von Hartmann von Aue und „Faust“ von Johann Wolfgang von Goethe bis zur aktuellen Fantasy- und Horror-Literatur. Kriminalromane, die große Teile unserer Bahnhofsbuchhandlungen füllen, wurden nicht als „Buch des Lebens“ gewählt. Das gleiche gilt für rein wissenschaftliche Werke, obgleich diese nach Thomas S. Kuhn in der Rezeption unserer Redaktion eine Unterabteilung der Belletristik bilden.

 

 

 

Nun genug der Klassifikationen. Oder um mit unserem Herausgeber zu reden, als er über seine Lektüre über den Philosophen „Spinoza“ in Will und Ariel Durant in „The Story of Civilisation“ (Band VII: „The Age of Louis XIV“) schrieb: „Ich las das Kapitel Spinoza mehrere Male und war jedes Mal von Spinozas Überlegungen fasziniert. Aber wenn der nächste Morgen herangerückt war, hatte ich alle Klassifikationen vergessen.“

 

Autoren und Büchersammler Gerda und Willi Bredemeier

 

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Ist es nicht das, was die Literatur für uns bewirkt? Sie schenkt uns ein doppeltes und dreifaches Leben.

 

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Wir gehen nun näher auf unseren Redakteur und zugleich einen unserer Autoren ein, zu seinen Ehren und entgegen seinen ausdrücklichen Wünschen. Das machen wir auch, weil er in vielen Dingen, soweit dies möglich ist, ein typisches Beispiel für uns Buchenthusiasten ist. Allerdings kommt Willi Bredemeier aus einer Zeit, da Bücher knapp waren und Lesen nicht in allen Schichten geschätzt wurde, so dass er um jeden Lesestoff kämpfen musste und für diesen sogar „gemordet“ hätte, was vermutlich eine literarische Übertreibung ist.

 

 

 

Jedenfalls nahm sein bäuerliches und proletarisches Umfeld nicht unfreundlich, aber doch staunend und mehr als eine Spur befremdet wahr, wie unser späterer Redakteur als Kind Hexengeschichten aus einem naheliegenden Waldstück erzählte. Das Waldstück hatte er gelegentlich mit seinem Hund aufgesucht. Einmal riefen die Tante und Onkel, bei denen das Kind aufwuchs, sogar einen Onkel aus Hamburg zu Hilfe. Der nahm den Jungen auf den Schoß und sagte: „Ich habe gehört, dass du gerne liest.“ „Ja“, sagte das Kind. „Ja, weißt du nicht, dass man vom vielen Lesen verrückt wird?“ fragte der Onkel. Der Junge rutschte vom Schoß herunter, rief „Dat glöwe ick nich“ und rannte davon. Später wurde er gesehen, wie er mittlerweile des Hochdeutschen mächtig und den SPIEGEL vor Augen an der größten Zeche Europas („Gneisenau“) in Dortmund-Derne vorbeischritt.

 

 

 

So musste sich denn sein Ruf verbreiten. Als eine Tante aus Sachsen ins Ruhrgebiet zu Besuch kam und im Omnibus saß, sagte sie zu ihrer Tochter: „Guck mal, das muss der Willi sein.“ „Wieso?“ fragte die Tochter. „Ja, siehst du nicht, dass er liest?“ fragte die Mutter.

 

 

 

„Denn ist es nicht das, was die Literatur für uns bewirkt?“ schreibt Willi Bredemeier. „Sie schenkt uns ein doppeltes und vielleicht sogar ein dreifaches Leben.“

 

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Wir haben ein Paradies, in das man nur hineingehen müsste. Aber wir gehen nicht hinein, weil es uns nichts kostet?
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Diese Sichtweise sollte er spätestens wörtlich nehmen, als er nach etlichen Umwegen an die frischgegründete Ruhr-Universität Bochum kam, wo er als Lesender ein dreifaches Leben führte. Als Studierender, der sich brav durch den verlangten Lehrstoff fraß, als Mitläufer der 68er Studentenbewegung, die einen ganz anderen verbindlichen Kodex für wissenschaftliche Beiträge aufstellte, und als Mensch, der in jedem Semester darum kämpfen musste, freien Zugang zu den Fachbibliotheken zu erhalten, und dort im Erfolgsfall alles las, was ihm irgendwie interessant vorkam.

 

 

 

Daher hätte ihm, als er Hochschulassistent geworden und der freie Zugang zur Bibliothek somit gesichert war, das Leben als Paradies vorkommen müssen, wenn nur die Realität, nennen wir sie „vierte Welt“, nicht gewesen wäre. Hier entdeckte er, dass die Freude an Sinnfragen, überhaupt an Fragen außerhalb der prüfungs- und karriererelevanten Geleise sowie an neuen Perspektiven und Zusammenhängen, wie er sie in den Büchern gefunden hatte, nicht von allen Menschen in welchen Institutionen auch immer geteilt wurde. Später erlebte er, wie sich die Entwicklung des Buches zum „freien Gut“ teilweise negativ auf die Begeisterung an Büchern auswirkte. Wir haben ein Paradies, in das man nur hineingehen müsste, aber wir gehen nicht hinein, weil es uns nichts kostet? Das gilt glücklicherweise nicht für die Abertausenden, ja Abermillionen, die Buchenthusiasten geworden und geblieben sind und denen wir wünschen, dass auch die multimedialen Formate von Inhalten alle Vorteile des Buches aufgreifen und umzusetzen suchen.

 

 

 

Willi Bredemeier ist aus seiner Jugend haften geblieben, dass er den Wert von Büchern zunächst nach ihrem Volumen beurteilte. So konnte „das Buch seines Lebens“ nichts anderes als eine Enzyklopädie sein, die viele Bände und einige Tausend Seiten umfasste. Auch brachte er aus seiner Arbeit an Texten in Zeitungen und Zeitschriften, mit Sachbüchern, wissenschaftlichen Werken und Romanen die Erfahrung mit: „Schreiben kann noch schöner als Lesen sein.“

 

 

 

Damit verbunden empfiehlt er, die Grenzen zwischen Lesen und Schreiben fließend zu gestalten und Mut zum eigenen Wort zu fassen: „(Als) großer Freund der „Creative Writing“- Kurse (habe ich) teilweise großen Respekt vor deren Produkten. Desto mehr betrübt mich, dass so wenige Menschen sich zutrauen, Texte zu schreiben. Meine Empfehlungen lauten: Schwören Sie der Pseudo-Religion von der Literatur auf fernen olympischen Höhen ab, vor der Sie niederknien müssten. Tanken Sie Selbstbewusstsein und sagen Sie sich: Das kann ich auch. Tauchen Sie ein in eine intensive Form der Selbstverwirklichung und in eine neue zusätzliche Form der Kommunikation. So gewinnen Sie ein weiteres zusätzliches Leben für sich, indem Sie diesmal sogar der Souverän sind, es sei denn, dass die von Ihnen erfundenen Personen sich selbstständig von Ihnen machen.“

 

 

 

Autorin Vivian Nestler, die in ihrer Kindheit unglaublich viel las, sieht das wohl ebenso: „Und bald schrieb ich selbst Kindergeschichten, das wurden düstere, wendungsreiche Geschichten mit vielen Dialogen.“

 

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Martine Demay: Ein weiblicher Troubador in der DDR gefangen.
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Wem von unseren weiteren Autoren sollen wir von hier an einige Zeilen widmen? Wir müssten sie alle an dieser Stelle nennen! Aber wir haben nur einen begrenzten Raum. Daher fahren wir mit den Ungerechtigkeiten fort und heben einzelne unserer Autoren hervor:

 

 

 

Martine Demay verschlug es der Liebe wegen aus Bordeaux in das damals noch übel beleumdete Deutschland. Dort entwickelte sie sich zu einer großen Kennerin und Freundin der deutschen Kultur. Damals hatte sich die deutsche Gesellschaft zwischen der Studentenrebellion und deren Umfeld und einer konventionell gebliebenen Mehrheit polarisiert. Es entwickelte sich eine lebhafte Debatte zur Emanzipation der Frau, während in Frankreich die faktische Vormundschaft des Mannes über seine Frau erst vor kurzem aufgehoben worden war. Die von der DDR-Autorin Irmtraud Morgner beschriebene Beatriz de Dia, vielleicht „die einzige provenzalische Minnesängerin aus dem 12. Jahrhundert, von der lediglich fünf Lieder überliefert sind, wird von ihrem Geliebten, dem Troubador Raimbaut d´Aurenga, als Künstlerin missachtet, obgleich sie doch für ihn ihren Ehegatten Guilhem de Poitiers verlassen hat. Aber wie konnte es selbst eine Adlige im Hochmittelalter wagen, ihren Geliebten aufs Sinnlichste zu besingen!“

 

 

 

Trobadora Diaz macht eine Zeitreise ins Paradies der Werktätigen, also der DDR, wo sie allerdings feststellen muss, dass „die gesetzliche und ökonomische Gleichstellung der Frau keine grundlegende Veränderung weiblicher Lebensbedingungen gebracht hat“, worauf sie unsere Gegenwart wieder verlässt. In diesem Buch wurde die „Emanzipationsdebatte ohne Schaum vor dem Mund“ geführt, erinnert sich Demay. Übrigens hat „die damalige Romanze bis heute gehalten.“

 

 

 

Mut und neue Hoffnung durch Literatur und Musik. Der Komponist Art Oliver Simon ist nach einer Gehirnblutung teilweise gelähmt und hat in der Literatur wie in der Musik zu einer couragierten Haltung gefunden. An Alfred Döblins „Pardon wird nicht gegeben“ wie in der Musik gefallen ihm, „was ich auch in der Musik verfolge: eine einfache und klare Sprache und eine eindeutige Aussage, keine Flucht vor den Inhalten, wie es immer wieder unter Hinweis auf die neuen Medien und bei den sogenannten Klangkünsten versucht wird. … So habe ich bei meinen Versuchen, wieder zu komponieren, eine gute Begleitung in der Einsamkeit und mit einem Schicksal, das täglich meinen Mut und neue Hoffnung braucht.“

 

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Vivian Stroetmann: 1984 anders gelesen – Lakonische Akzeptanz von Verrat und Instrumentalisierung der Sprache für Machtstrukturen.

 

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Vivian Stroetmann von der Universitätsbibliothek der Ruhr-Universität Bochum fragt, was das „Buch meines Lebens“ für sie und vielleicht auch für andere bedeutet: „Diese Geschichten folgen dir zunächst auf unangenehme und hartnäckige Art. Mit der Zeit aber werden sie zu Wegbegleitern und alten Vertrauten. Man mag sie nicht zwangsläufig uneingeschränkt, dennoch wird man immer wieder von ihnen angezogen und fasziniert und sie werden zu einer Konstante im eigenen Leben, für die man Zuneigung empfindet.“

 

 

 

Frau Stroetmann hätte auch ein zweites Buch wählen können, aber sie entschied sich für 1984 von Eric Arthur Blair (bekannter unter dem Namen „George Orwell“), das vor allem unter dem Blickpunkt „Überwachungsstaat“ diskutiert wird.

 

 

 

„Mich traf eher die Tatsache, dass ich in einen inneren Konflikt über die Sinnhaftigkeit von Winstons Widerstand geriet“ … „Ich war erstmals mit der lakonischen Akzeptanz von Verrat konfrontiert… (und fragte mich), ob es nicht besser für Winston gewesen wäre, sich den Widerstand und das Leid zu ersparen, wenn er ohnehin ohne jede Spur verpuffen würde … (So erfuhr ich, dass es) mitunter keine eindeutigen Antworten geben kann – nicht nur zwischen unterschiedlichen Menschen, sondern sogar auch innerhalb des eigenen Innern. Da ich die Fragen nicht eindeutig für mich lösen konnte, blieben sie bei mir – und mit ihnen das Buch. Und über die Zeit habe ich festgestellt, dass ich zu unterschiedlichen Zeiten meines Lebens unterschiedlich auf die Fragen geantwortet habe … (Auch war ich) fasziniert von der Macht des gezielten Gebrauchs der Sprache und spezialisierte mich deshalb in meinem Anglistikstudium auf das Feld der Pragmatik mit Schwerpunkt auf die Encodierung von Machtstrukturen in Diskursen.“

 

 

 

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Eine neue Herausforderung in Polynesien.

 

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Helga Schwarz promovierte mit über 80 Jahren und stellte dabei den Untergang des Deutschen Bibliotheksinstituts als Lehrstück für alle Bibliotheken minutiös dar. Schon vorher war sie tief in die Kultur Samoas eingetaucht und war in ihrem Engagement durch das Buch „The Lost Man: Wilhelm Solf in German History“ von Peter J. Hempenstall und Paula Tanaka Mochida“ bestärkt worden. Als wir sie nach ihrer Promotion in Berlin trafen, lernte sie die Sprache Samoas, um sich mit ihren Freunden auf Samoa besser verständigen zu können. Mittlerweile hat sie entdeckt, dass die Konsonanten in den südpazifischen Sprachen rückläufig sind. Das ist zwar empirisch gut belegt, aber die Frage nach dem „Warum?“ wurde außen vorgelassen. Helga Schwarz: „Eine neue Herausforderung! Das muss doch untersucht werden. … So wird mich Samoa, Polynesien, seine wunderbare Kultur und seine Sprachen wohl für den Rest meines Lebens begleiten.“

 

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