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Open Password: Freitag, den 15. April 2016

Berichte, Analysen, Nachrichten          Und das war sie, die Woche:                

              Infowissenschaftler im streitigen Diskurs,             
              institutioneller Niedergang setzt sich fort,             
              warum die Panama-Papiere für uns wichtig sind               

              Open Password: The Return
               of Patrick Müller 

Rückblick auf die vergangene Woche (und ein paar Tage mehr):  ·  

Die Informationswissenschaftler setzten ihren streitigen Diskurs fort. Rainer Kuhlen und Walther Umstätter fragten nach den Grundlagen der Informationswissenschaft, waren sich aber einig darin, dass die Disziplin eine grundlegende Erneuerung benötigt. Bernd Jörs zeigt in einem Brief ein weiteres Mal die Möglichkeiten zu einer praxisrelevanten Informationswissenschaft auf – ein Kriterium, das in der Forschung bislang zu selten herangezogen wurde. ·       

Währenddessen setzte sich der institutionelle Niedergang zentraler Brancheneinrichtungen fort: Für die Informationswissenschaft Düsseldorf dürfte der lange aber unumstößliche Abschied (mit den entsprechenden Verabschiedungen) begonnen haben. Derweil gibt es für die ZB MED und die Aufgaben, die sie wahrnimmt, noch einige Hoffnung – dies auch wegen der fast 6.000 Unterschriften unter #keepzbmed. Umsonst war die Mobilisierung aber auch im Falle Düsseldorfs nicht: Wenn wir schon an Entscheidungen, die wir als falsch ansehen, nichts ausrichten können, können wir wenigstens sagen, was ist, und unsere Sache nicht dem Schweigen, dem Vergessen und der PR-Maschinerie der Mächtigeren überlassen. ·

Und natürlich blicken wir wieder über den Tellerrand. Diesmal fragen wir: Was gehen die Panama-Papers die Information Professionals an? Unsere Antwort lautet: Eine ganze Menge. Dazu kehrt Patrick Müller, der schon zu Zeiten von Bildschirmtext und Datex-P Beiträge für Password schrieb und später einer der nachweisbar erfolgreichsten Information Professionals wurde, mit Nachrichten vom Europarat in den Kreis unserer Autoren zurück.

  1. Informationswissenschaftler im streitigen Dialog
                 
                  Wie wenig die akademische Informationswissenschaft
                   für die Kolleginnen und Kollegen getan hat                              Mit informationswissenschaftlich fundiertem              
                  Online Marketing Engineering
                  Konsequenzen gezogen 

Lieber Herr Bredemeier,

ganz lieben Dank für Ihre Mail. … Wie Sie bestimmt gemerkt haben, steht die Rolle der Informationswissenschaft zur Chancenschaffung für junge Leute ganz im Vordergrund meines Bestrebens und Interesses. Sie haben ja selbst mit Ihren fundierten Analysen und kritischen Bestandsaufnahmen auf die Notwendigkeit hingewiesen und vor allem die Akzeptanz der informationswissenschaftlichen Qualifikation in Bezug auf die Praxisrelevanz nachhaltig betont. Die wissenschaftliche Akzeptanz läuft genauso, wie Sie es beschreiben. Erst über die Lösung von aktuellen und zukünftigen Praxisproblemen und wissenschaftlich relevanten Problemen sowie auf der Basis eines methodischen Rüstzeugs und interdisziplinären Verständnisses kann eine öffentlich wahrgenommene informationswissenschaftliche Expertise in Wissenschaft und Praxis Alleinstellungsmerkmale offensichtlich machen und Reputationsgewinne einfahren.

Mit der von mir vertretenen Schwerpunktrichtung eines informationswissenschaftlich fundierten Online Marketing Engineering, ist uns dies m.E. sehr gut gelungen. Wir sind mit hoher Praxisakzeptanz versehen, tragen mit wissenschaftlichen Publikationen in diesem Bereich zur Anerkennung der informationswissenschaftlichen Ausbildung und Alleinstellung bei, sind auf allen einschlägigen Kongressen als Gastreferenten und Teilnehmer bekannt, kooperieren engstens mit der Praxis und sind in zahlreichen wissenschaftlichen Beiräten von Verbänden tätig. Gerade durch meine langjährige Beiratstätigkeit im Informations- und Kommunikationsring der Finanzdienstleister e.V. habe ich hautnah das Schicksal vieler Information Professional in den letzten zehn Jahren mitbekommen und damit frühzeitig erfahren, wie wenig die akademische Informationswissenschaft für diese Kolleginnen und Kollegen durch adäquate (Weiter-)Bildung getan hat und wie wenig man die drastischen (beruflichen und inhaltlichen) Veränderungen wahrgenommen hat. Dass war u.a. Anstoß für mich, die informationswissenschaftliche Hochschulausbildung auf einen neuen, ergänzenden Weg zu bringen.

Wenn wir der Informationswissenschaft den Weg in die akademische und praxisbezogene Bedeutungslosigkeit noch ersparen wollen, wäre es sinnvoll, genau an diesem Punkt anzusetzen und auf die Erfolge der informationswissenschaftliche Ausbildung und wissenschaftlichen Beschäftigung in diesem Bereich aufmerksam zu machen. Die hohe Nachfrage und die beruflichen Erfolge und erfolgreichen Start-up-Gründungen der AbsolventInnen des Studienschwerpunktes „Online Marketing Engineering im Bachelor- und Masterstudiengang Informationswissenschaft sind doch wunderbare Belege für diese Informationswissenschaft, dass sie lebt, dass sie dringend in der vielzitierten Welt der Digitalen Transformation benötigt wird. Gerne durch entsprechende öffentliche Veranstaltungen und vor allem durch Einbindung von Externen. …

Mein Beitrag in Password-online musste etwas härter ausfallen, da die Entwicklungen mir zeigen, dass Praxisrelevanz – gerade an einer Hochschule für angewandte Wissenschaft – keine nennenswerte Rolle spielt und die Einbindung in die fachübergreifende Wissenschaftscommunity nicht ernsthaft gesucht wird.

Informationswissenschaft wird hier zu einer abhängigen Variable der Deutungshoheit der Mehrheit von Dozentinnen gemacht und da stört die erfolgreiche Qualifikation in einem Schwerpunktfach, dass den Großteil der informationswissenschaftlichen Studierenden interessiert, ihnen berufliche Chancen und Perspektiven eröffnet und ihnen eine hohe externe Anerkennung ihrer informationswissenschaftlichen Grundlagenqualifikation zuteil wird. Und das will nun nicht?

Unter dem Vorwand, mehr „Breite“ in die Darmstädter Hochschulqualifikation zu bringen, die Schwerpunktrichtung „Online Marketing Engineering“ Schritt für Schritt zu eliminieren, den jungen, interessierten Studierenden damit berufliche Perspektiven zu nehmen, versteckt sich primär nur eine Tatsache: Wir wollen die Studierenden zwingen, endlich die eigenen Lehrangebote wieder besser und intensiver zu nutzen. Zu viel Probleme bei der fehlenden Deputatsauslastung oder fehlenden Nachfrage nach Lehrveranstaltungen und Abschlussarbeiten haben ihre Spuren hinterlassen. Da ist es bequemer, die lästige Konkurrenz aus dem Boot zu stoßen, statt sich selbst zu hinterfragen.

Wenn diese naiven Egoismen der Informationswissenschaft helfen sollen, aus ihrem akademischen Tal der Tränen herauszukommen, stehe ich bestimmt nicht im Weg. Ernsthafte Zweifel daran dürften aber erlaubt sein.

Lassen Sie uns trotzdem positiv an der Zukunft der jungen informationswissenschaftlich gebildeten Talente arbeiten.

Kind regards Prof. Dr. Bernd Jörs

  1.          Die Branche im institutionellen Niedergang 

             Der Fachschaftsrat Düsseldorf             
             verabschiedet sich

Liebe Studierende, Freunde und Unterstützer der Informationswissenschaft in Düsseldorf,

wir möchten uns ganz herzlich bei Ihnen für die beeindruckende Unterstützung aus der Wissenschaft, von anderen Instituten und der Politik bedanken. Es kamen über 2.000 Stimmen bei unserer Online-Petition sowie über 70 Unterstützerschreiben zusammen. Jegliche Bemühungen führten jedoch nicht zum gewünschten Ziel.

Die finale Entscheidung ist am 31. März 2016 bei der Rektoratssitzung von der Rektorin getroffen worden. Die Studiengänge Informationswissenschaft und Sprachtechnologie (B.A., M.A.) sowie das Ergänzungsfach Informationswissenschaft werden nicht mehr weiter an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf angeboten. Die aktuellen Studierenden der Düsseldorfer Informationswissenschaft können ihr Studium weiterhin abschließen: Die letzte Neueinschreibung für den Bachelor war somit im vergangenen Wintersemester (2015/2016). Die letzte Neueinschreibung in den Master wird 2018 sein. Bis zum 30. September 2020 können Bachelorstudierende ihr Studium beenden, Masterstudierende bis zum 30. September 2022.

Ihr Fachschaftsrat Informationswissenschaft der HHU

III.         Blick über den Tellerrand:                
           
            Was gehen uns die Panama-Papiere an?               

            Wir müssen unseren Banken und Großunternehmen
            Anstand abverlangen 

Was gehen uns die Panama Paper an? Eine Menge. Denn:  ·

Der bislang größte kollaborative Erfolg weltweit. Immerhin handelt es sich bei den Recherchen auf der Basis der Panama Papers um den bislang größten kollaborativen und erfolgreichen Effort weltweit (dies mit möglicher Ausnahme der Wissenschaften). Dieser Erfolg wäre ohne das Netz nicht ansatzweise möglich gewesen. Crowd Intelligence ist machbar, Herr Nachbar (und kann mit bestehenden Strukturen verknüpft werden). Um diesen Erfolg auf einer bescheideneren Ebene nachzuahmen, brauchen wir keine neuen Tools, vielmehr Ideen, Initiativen und natürlich Kollegen, die so denken wie wir  – dies mit Blick auf die eigene Branche. Die auf Gemeinsamkeiten beruhenden Initiativen zur Rettung der Informationswissenschaft Düsseldorf und der ZB MED sind ein Hoffnungsschimmer.·

Ohne Transparenz und Öffentlichkeit läuft auch in unserer Branche nichts. Die Information Professionals für das Gemeinwohl, also die Journalisten, können weitaus besser als ihr Ruf sein und dazu, wenn sie Transparenz herstellen, geradezu gigantisch erfolgreich. So ist kaum anzunehmen, dass der Rücktritt des isländischen Ministerpräsidenten die einzige Wirkung ist, die die Panama-Papiere zeitigen. Auch in Großbritannien, Argentinien, Russland und der Ukraine, wo die Ministerpräsidenten und Präsidenten über Briefkastenfirmen ins Zwielicht geraten sind, wird sich auf längere Sicht einiges ändern (unliebsame Ereignisse wie womöglich der Brexit eingeschlossen). Die Politiker, die von den Medien zum Jagen getragen worden sind, werden nicht um Transparenzoffensiven herumkommen, und mit einigen von ihnen wird man halbwegs erfolgreich sein. Was lernen wir daraus für unsere Branche? Ohne Transparenz und Öffentlichkeit geht auch in unserer Branche nichts. Wer nicht schreibt und auf aktuelle Entwicklungen nicht oder nur verschwiemelt eingehen will, hat moralisch und faktisch verloren. ·

– Was macht unser Management mit unseren Informationsrecherchen und Analysen? Wir dürfen nicht mit gestrecktem Finger auf Panama zeigen, wenn wir damit meinen, dass wir nicht betroffen sind. In einer internationalen Studie wird der Standort Deutschland an achter Stelle der von Briefkastenfirmen Begünstigten genannt. Damit sind natürlich unsere Banken und weiteren Finanzdienstleister und einige unserer führenden Kanzleien gemeint. Was stellt das Management dieser Unternehmen nur mit unseren Recherchen und Informationsanalysen an? Das wäre mal ein Thema für den IK. Zwar wollen wir nicht zuviel von unseren Information Professionals verlangen, aber so domestiziert sind wir von den Mächtigen hoffentlich nicht, dass wir nicht in diese Richtung denken können.·

Wa- Legalität reicht nicht, Legitimität muss hinzukommen. Und natürlich sind wir alle auch Bürger und bilden uns eine politische Meinung. Hier ist meine: Ich habe in den Quellen derer gelesen, die die Bedeutung der Panama-Papiere diskontieren wollen, und kein Beispiel für Konteninhaber in funktionierenden Rechtssystemen gefunden, in dem Briefkastenfirmen gesamtwirtschaftlichen Nutzen stiften. Bei den bevorzugten Zwecken der Briefkastenunternehmen, nämlich Steuervermeidung, Steuerhinterziehung und Geldwäsche, ist die Bewertung ohnehin klar. Wir müssen unseren Großunternehmen legitimes Handeln oder Anstand abverlangen. Legalität (womöglich verbunden mit dem Streben, diese schöpferisch gegen den Geist aller Regulierungen zu interpretieren) reicht nicht. Wer von Legalität spricht und sich nicht weiter äußern will, auf den dürfen wir mit dem Finger zeigen.

Willi Bredemeier

  1.          Patrick Müller kehrt
    in den Kreis der Autoren zurück

             Europarat nimmt Leitlinien
             zum Schutz der Medienfreiheit
             und von Journalisten an 

Die gestern vom Europarat angenommen Leitlinien sollen den Schutz des Journalismus und die Sicherheit von Journalisten in den 47 Mitgliedstaaten der internationalen Organisation gewährleisten.

In einer Empfehlung fordert das Ministerkomitee – das Beschlussorgan des Europarats – eine Revision der einzelstaatlichen Gesetzgebungen und -praktiken betreffend die Medienfreiheit, damit diese schlussendlich im Einklang mit der Europäischen Menschenrechtskonvention stehen.

Generalsekretär Thorbjørn Jagland äußerte sich wie folgt: „Journalistische und Medienfreiheit spielen eine tragende Rolle in einer funktionierenden Demokratie. Es muss erlaubt sein, die Machthabenden zu kontrollieren und Korruption aufzudecken. Wir sind verpflichtet, Meinungsfreiheit zu verteidigen und Journalisten zu schützen.“

In den Leitlinien sind spezifische Maßnahmen genannt, die die Staaten ergreifen sollten, um einer Verletzung der Medienfreiheit vorzubeugen – worunter auch körperliche Übergriffe gegen Journalisten fallen – und Gewalttaten gegen Journalisten strafrechtlich zu verfolgen. Staaten werden darüber hinaus angeleitet, wie sie ihren Verpflichtungen nachkommen sollten und rechtliche, verwaltungstechnische und praktische Maßnahmen vereinen können.

Council of Europe adopts guidelines to protect media freedom and journalists

https://wcd.coe.int/ViewDoc.jsp?Ref=DC-PR065(2016)&Language=lanEnglish&Ver=original&BackColorInternet=F5CA75&BackColorIntranet=F5CA75&BackColorLogged=A9BACE

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