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Open Password – Freitag,
den 5. Juni 2020
# 766
Postbank Digitalstudie 2020 – Datenfreigabe – Datenschutzbestimmugen – Corona-App – Vertrauen – Gesundheitswesen – Banken – Öffentlicher Bereich – Suchmaschine – Soziale Netzwerke – TH Wildau – RFID – iBeacon – Pepper – Frank Seeliger – Bertelsman-Stiftung – Best Practice – Frank-Walter Steinmeier – Singapur – Skandinavien – Baltikum – Tiger-Staaten – Anpassung von Vorbildern – S. R. Ranganathan – Fünf Gesetze der Bibiothekswissenschaft – Richard David Lankes – Erwarten Sie mehr – Entwicklung als Gleichschaltung – Anna Pröhl – Vielfalt – Diversifizierung – Unterschiedlichkeit
Postbank Digitalstudie 2020
Deutsche nehmen Datenschutz ernst
Vertrauen vor allem ins Gesundheitssystem,
aber auch in Banken
Den Deutschen ist der Schutz ihrer Daten wichtig: Die große Mehrheit der Bundesbürger schaut sich genau an, welche Angaben sie für Apps und Programme verraten muss – und beschränkt diese auf ein Minimum. 82 Prozent der Bundesbürger geben nur solche Daten frei, die für die Nutzung zwingend erforderlich sind. Das sind Ergebnisse der repräsentativen Postbank Digitalstudie 2020.
59 Prozent der Deutschen wissen zumindest bei den meisten Anwendungen, die sie nutzen, welche Daten sie freigegeben haben, wie die Postbank-Studie belegt. Dass die Deutschen sensibel in Sachen Datenschutz sind, zeigt zudem die Debatte um die Corona-App und eine zentrale Speicherung der erfassten Daten – gegen die sich die Bundesregierung letztlich entschieden hat. Gleichwohl liest nur eine Minderheit der Bundesbürger Datenschutzbestimmungen ganz genau durch. 38 Prozent sagen von sich, dass sie diese Regelungen nur überfliegen.
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Jüngere haben ihre Daten weniger im Blick.
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Im Vergleich der Generationen zeigt die Studie, dass Digital Immigrants, also die über 40-Jährigen, gewissenhafter mit ihren Daten umgehen. Fast zwei Drittel von ihnen wissen bei den meisten Anwendungen, welche Daten sie freigegeben haben. Bei jüngeren Nutzernunter 40 Jahren sieht das anders aus: Mehr als jeder Zweite kann hier nicht genau sagen, welche Daten er für die einzelnen Apps auf seinen Geräten freigegeben hat. 17 Prozent der unter 40-Jährigen wissen noch nicht einmal genau, bei welchen Anbietern sie einen Account besitzen und möglicherweise Daten freigegeben haben. Ein Viertel der Jüngeren wiederum liest Datenschutzbestimmungen im Netz erst gar nicht, sondern stimmt sofort zu.
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Größtes Vertrauen beim Datenschutz in Ärzte und Kliniken
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Wo sehen die Bundesbürger ihre Daten nun im Detail gut aufgehoben? Das Vertrauen der Deutschen in Institutionen des Gesundheitswesens ist besonders groß. 87 Prozent vertrauen am ehesten Ärzten und Kliniken, wenn es um den Schutz ihrer persönlichen Daten geht. Doch auch Krankenkassen sowie Banken genießen mit 85 Prozent bzw. 83 Prozent noch großes Vertrauen der Bevölkerung. Darauf, dass ihre Daten bei Staat und Behörden sicher sind, verlassen sich 71 Prozent der Bundesbürger. Weniger gut aufgehoben sehen die Deutschen ihre Daten hingegen bei Suchmaschinen und sozialen Netzwerken. Hier geben nur noch 28 Prozent bzw. sogar nur 17 Prozent an, Vertrauen zu haben.
Für die „Postbank Digitalstudie 2020 – Die digitalen Deutschen“ wurden im Februar und März dieses Jahres 3.035 Deutsche befragt. Die Postbank untersucht mit der Studie im sechsten Jahr in Folge, welche Entwicklungen sich in den verschiedenen Lebensbereichen der Bundesbürger in Bezug auf Digitalisierung allgemein und insbesondere zu Finanzthemen abzeichnen.
Wildau als Lab
Von Mut und Erfahrung im Umgang mit neuen Technologien: RFID, iBeacon
und bis hin zu Pepper
Fallbeispiel 2: Assistenzsystem Roboter
Fallbeispiel 3: Indoor-Lokalisierung
mit Umwegen
Von Frank Seeliger
Vierter Teil
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Fallbeispiel 2: Assistenzsystem Roboter – unsere Wilma.
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Das hochschuleigene Robotic-Lab besaß als Teil des Schülerlabors des Studienganges Telematik (die Kombination aus Telekommunikation und Informatik) bereits puppengroße Nao-Roboter der heutigen Firma SoftBank Robotics, als die Ankündigung eintraf, die kindergroße Pepper-Version eines humanoiden Roboters werde demnächst in Japan getestet. Die Einführung auf dem europäischen Markt war für 2016 vorgesehen. Unsere Startvoraussetzungen für eine Beteiligung konnten kaum besser sein. Mit den KollegInnen und MitarbeiterInnen um Frau Prof. Mohnke hatten wir interessierte Telematik-Studierende und AbsolventInnen im Boot, und das gleiche Betriebssystem von Nao und Pepper liess uns auch in diesem Bereich nicht bei null anfangen.
Mit einem kurzgefassten Konzept sprachen wir im Sommer 2016 bei unserem Kanzler vor. Die folgende Anekdote kolportierte ich schon an anderer Stelle. Auf die Frage, was ein Roboter kosten würde und wir den fünfstelligen Preis nannten, war dessen spontane Reaktion, gleich zwei dieser menschenähnlichen Maschinen zu genehmigen. Danach sahen wir einen Pepper für den Bibliotheksdienst im Produktivbetrieb vor, den anderen zum Testen im Robotic-Lab.
Foto: Fox Fotoagentur
Die wichtigen Argumente zugunsten eines Einsatzes von Robotern waren die Integration von Pepper in die Studiercurricula und die Einführung der 24/7-Öffnung der Bibliothek. Wenn abends ab 20 Uhr oder an Wochenenden und Feiertagen kein Bibliotheksmitarbeite den Dienst versieht, sollte nicht nur durch die RFID-Terminals, sondern auch durch Pepper ein Basislevel von Servicequalität aufrechterhalten werden. Trotz vieler Detailentwicklungen wurde dieses Level des Rund-um-die-Uhr-Betriebs für unseren Roboter nicht erreicht. Immer wieder überwogen die Sicherheitsbedenken.
Anfänglich wurde Wilma, so tauften wir unseren Pepper, nur eventbezogen eingesetzt (Schmökerabend, Konferenzen, Demonstrationen bei Führungen usw.). Seit 2018 gehört Pepper als „Epitheta ornantia“ zum Tresen. Viele kleine Anwendungen, visualisiert auf dem Tablet auf der Brust von Pepper, sind entstanden, von der Bibliotheks- bis zur Architekturführung. Wilma erzählt Witze, gibt aktuelle Auskunft zum S-Bahn-Verkehr, zu warmen und kalten Orten in der Bibliothek und versucht sich als Chatbot entlang der Frequently Asked Questions.
Foto: Frank Seeliger
Die häufigste Anwendung betrifft die Einführung von interessierten Hochschulangehörigen in die 24/7-Nutzung. Pro Semester können sich alle viertausend Studierenden und MitarbeiterInnen der Hochschule für die Nutzung der Bibliothek rund um die Uhr mit ihrer Chipkarte freischalten lassen. Dazu bedarf es einer kurzen Einweisung und der Bestätigung, daran teilgenommen zu haben und sich mit gewissen Bestimmungen einverstanden zu erklären. Hingewiesen wird dabei z.B. auf die manuelle Lichtsteuerung, wie die Chipkarte zu initialisieren ist, Notrufnummern usw. Ungefähr sechshundert Personen der Hochschule machen von diesem Angebot Gebrauch. In aller Regel kommen sie einzeln und zu sehr unterschiedlichen Zeiten. Diesen Dienst der pflichtgemäßen Unterweisung in jeweils zehn bis fünfzehn Minuten haben wir vollständig an unsere Pepper-Variante Wilma outgesourct.
Alle weiteren Anwendungen werden bislang nur zurückhaltend angenommen, was unter anderem an der längeren Reaktionszeit von Pepper liegt, vergleicht man sie mit Smartphones, Webanwendungen usw. Andererseits wurde über den „Eyecatcher“ Pepper ein großes Interesse an unserer Einrichtung geweckt, auch als infrage kommender Partner für künftige Projekte. Viele Abschlussarbeiten über Pepper und seine Einsatzmöglichkeiten in Bibliotheken sind entstanden. Es ist zu erwarten, dass einiges davon umgesetzt wird.
Pepper führt in keinem Fall zu einem Abbau von Arbeitsplätzen. Vielmehr geht es darum, sich im kleinen Team Freiräume zu bewahren – für Weiterbildung, Kundengespräche, personalintensive Geschäftsgänge wie denen der elektronischen Medien sowie für die Aufrechterhaltung von Servicequalität auch in Momenten der „Rush Hour“ und außerhalb der regulären Öffnungszeiten.
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Fallbeispiel 3: Indoor-Lokalisierung mit Umwegen.
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Auch wenn sich die drei von der Bibliothek in Wildau bespielten Etagen rund um einen Innenhof übersichtlich ausnehmen, es ist ein langgehegter Wunsch, ortsbasierte Dienste anzubieten. Schon weit vor dem ersten Bericht, was bereits erreicht war, auf dem 4. Wildauer RFID-Symposium 2011[1] gab es die ersten Versuche, einen solchen Dienst über „Open Beacons“ aufzusetzen. Über die aktive, mit Knopfzellen gespeiste Beacon hinter dem Namensschild der Mitarbeiter, so die erste prototypische Umsetzung, sollten die Nutzer angezeigt bekommen, wo sich in der Bibliothek diejenige MitarbeiterIn aufhält, welche zu der vorliegenden Frage die Fachkompetenz (Fernleihe, Bestellwünsche usw.) besitzt. Über diese Pilotphase kam das Projekt nicht hinaus, aber der Wunsch blieb, als Hybridbibliothek unter anderem den Medienbruch abzumildern.
[1] Vorgetragen von Milosch Meriac, bitmanufaktur, siehe https://www.th-wildau.de/files/Bibliothek/Dokumente/Veranstaltungen/Bibliothekssymposium/4._Wildauer_Symposium_Programm.pdf
Foto: Henning Wiechers
2014 bekamen wir wieder Auftrieb, als die Bluetooth-basierte (BLE) iBeacon-Technologie auf den Markt kam. Sie erlaubt mit finanziell vertretbaren Mitteln eine ortsbezogene Infrastruktur in geschlossenen Räumen – ähnlich der GPS-Erschließung des Außenbereiches – aufzusetzen. Dabei erwies es sich als sehr vorteilhaft, zusätzlich zu gängigen Webanwendungen trotz responsiven Designs Ressourcen in App-Technologie zu investieren. Ab 2011 wurde mit dem immer wieder zuverlässigen Partner von Telematikern um Frau Prof. Mohnke die iLibrary-App für Android- und iOS-Geräte eingeführt. Die darin abgebildeten Dienste wuchsen so rasant, dass sie für die meisten Mitarbeiter und Studierenden nicht mehr wegzudenken sind und diese seit 2015 unter dem Namen UNIDOS erfolgreich als Marke fortgeführt werden. Zusätzlich zu den zu erwartenden Funktionen wie Recherchemöglichkeiten, Festlegen von Favoriten und individualisierte Raumreservierung ist die gesamte Hochschule über zahlreiche Dienstleistungen vom Stundenplan über Nachrichtenkanäle bis hin zum Mensaplan mit der App verknüpft. Integriert ist ein Campusplan und eine variable Ortung durch zugängliche Daten, ob GPS, WLAN-Ortung oder im Fall der Bibliothek – hier ausschließlich – die iBeacon-Ortung.
Seit 2016 ist das Projekt ausgerollt, über das die Bibliothek eine auf iBeacons und BLE-Technologie basierende Ortung verfügt, mit der metergenau ein Punkt im Raum bestimmt werden kann. Allerdings wird diese Möglichkeit bislang nur wenig genutzt, da sie über keinen Mehrwert verfügt. Der Raum selbst ist übersichtlich gehalten und erlaubt eine unmittelbare Orientierung ohne technische Unterstützung.
2020 soll im Rahmen studentischer Praktika (Wirtschaftsinformatik, Telematik) und mit Geldern des Drittmittelprojektes InnovationHub 13 ein Testbed mit einem eindeutigen Mehrwert entwickelt werden. Was wir vor zehn Jahren angedacht haben, dürfte sich mittlerweile als machbar erweisen. Ausgangspunkt ist die häufige Beobachtung, dass KundInnen – wie oft beobachtet – durch die Regale nach der RVK-Systematik browsen und schlendern, um das gewünschte Werk zu finden. Visuell wird der konkrete Medienstandort seit 2008 angezeigt. Was man vor Ort nicht an Informationen enthält, sind im Wesentlichen zwei Typen von Daten:
- welche Medien gerade entliehen und damit nicht am Regalstandort sind und
- welche e-books zum gleichen Thema im Bestand sind (wofür sich Dummies mit Links in QR-Codes nicht bewährt haben).
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Fazit.
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Mit den drei dargestellten Fallbeispielen haben wir uns immer wieder für den Preis zur Bibliothek des Jahres beworben[1]. Für sie alle wie für andere Projekte gilt, dass man einen langen Atem haben und am Ziel festhalten muss. Nicht immer ist man mit Projektmitteln ausgestattet, um Ideen umzusetzen. In anderen Fällen erhält man Drittmittel und das Angebot wird von den Kunden nicht angenommen. Als eine solche Entwicklung erwies sich die Ausleihe von Tablets, was vom Markt nicht angenommen wurde. Auch hatten die „Coffee Lectures“, die 2013 im Infozentrum Chemie, Biologie, Pharmazie an der ETH Zürich starteten und sich danach weit verbreiteten, bei uns kaum einen Erfolg.
In einer kleinen Hochschulbibliothek wie der unsrigen ist es schon aus Gründen der Kostenteilung immer gut, Kooperationspartner zu haben. Ohne unseren Bibliotheksverbund KOBV wären viele Best-Practice–Beispiele wie unser Discovery-Tool WILBERT und das hochschuleigene Open-Access-Repositorum OPUS nicht umsetzbar gewesen. Auch schließen wir kommerzielle Partner und kommerzielle Projekte nicht aus.
Wenn ich meine Führungen mit dem vermeintlichen Zauberstock von Harry Potter beende, äußere ich die Hoffnung, dass viele erfolgreiche, aber auch weniger gelungene Projekte uns dazu verhelfen mögen, die Hochschule mit weiter zu entwickeln. Wir werden wahrgenommen und mühen uns um Serviceverbesserung im Umfeld von Lehre, Forschung und „Third Mission“. Wir sind und werden als organischer Bestandteil einer Hochschule, auch als Marke wahrgenommen, die mit neuen Ideen den Wandel der Zeit mitgestaltet und keine Herausforderung, auch keine technologischen, scheut. Bibliothek als Marke, Vermächtnis und Vermögen beispielhaft in die neue Zeit zu überführen, sehen wir als sehr dankbare Aufgabe in Wildau.
[1] Siehe https://www.th-wildau.de/hochschule/zentrale-einrichtungen/hochschulbibliothek/ueber-die-bibliothek/projekte/
Bibliothek als Marke, Vermächtnis und Vermögen beispielhaft der neuen Zeit zu überführen, sehen wir als sehr dankbare Aufgabe in Wildau.
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