Open Password – Dienstag,
- Juli 2018
# 407
Data Transfer Project – Google – Facebook – Microsoft – Kompatibilität – Wissensgesellschaft – Smarte Länder – Katar – Julia Gremm – Julia Barth – Kaja J. Fietkiewicz – Wolfgang G. Stock – Uni Düsseldorf – Öl- und gasbasierte Gesellschaften – Qatar Foundation for Education, Science and Community Development – Education City – Qatar National Development Strategy – Wissensökonomie – Diversifizierung – Qatar Petroleum – Gasindustrie – ictQatar – Solarindustrie – MICE – Qatar National Convention Centre – Doha Exhibition and Convention Centre – Tourismus – Banana Island – Qatar Airways – Fußballweltmeisterschaft – Auslandsinvestitionen – Qatar Investment Authority – Wissensmanagement
Data Transfer Project
Google, Facebook, Microsoft & Twitter
wollen Kompatibilität zwischen Netzwerken sicherstellen
Weitere Plattformen und Unternehmen
zur Teilnahme eingeladen
Aus:https://www.googlewatchblog.de/2018/07/data-transfer-project-google/:
Viele Nutzer legen ihre digitalen Daten heute nicht nur, oder teilweise gar nicht mehr, lokal auf der Festplatte, Speicherkarten oder USB-Sticks ab, sondern speichern, sammeln, verwalten und generieren sie vor allem in der Cloud. Doch so viele Möglichkeiten die digitalen Ökosysteme auch bieten, so sehr sind sie untereinander inkompatibel. Das soll sich nun mit dem Data Transfer Project von Google, Facebook, Microsoft und Twitter ändern.
Google und auch viele andere große Ökosysteme bieten schon seit langer Zeit die Möglichkeit an, alle oder nur bestimmte Daten herunterzuladen und somit auch auf eigene Verantwortung sichern oder nutzen zu können. Doch während der Download mittlerweile sehr leicht ist, sieht das beim Upload bzw. beim Transfer von Daten noch ganz anders aus. Aber das könnte sich schon bald ändern und den Nutzern mehr Freiheit bescheren.
Vor wenigen Stunden haben Facebook, Google, Microsoft und Twitter das Data Transfer Project angekündigt, das eine gewisse Kompatibilität zwischen den einzelnen Netzwerken herstellen soll. Da eine solche Lösung nur gemeinsam auf den Weg gebracht werden kann, ist es gut, dass sich schon zum jetzigen Zeitpunkt vier der größten Ökosystem-Betreiber überhaupt sich daran beteiligen. Gegründet wurde die Initiative bereits im Jahr 2017.
Ziel des Projekts ist es, dass die Daten aus einem Angebot heruntergeladen und zum anderen hochgeladen werden können, ohne dass der Nutzer damit zuviel Aufwand hat. Das Projekt bzw. die daraus resultierenden Produkte sollen die Aufgabe des Transfers übernehmen und eine Brücke zwischen den bisher schon öffentlich zugänglichen APIs der einzelnen Hersteller bauen. Im Optimalfall soll das alles per Knopfdruck und in kürzester Zeit funktionieren, ohne dass der Nutzer Gigabytes an Daten runter und wieder raufladen muss.
Smarte Länder
Wissensgesellschaft im Entstehen
Katar als Fallbeispiel
Von Julia Gremm, Julia Barth, Kaja J. Fietkiewicz und Wolfgang G. Stock, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Abteilung für Informationswissenschaft
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Wissensmanagement auf Länderebene
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In den letzten Jahrzehnten reich geworden durch große Erdöl- und -gasvorkommen, stehen derzeit die Länder am Arabischen Golf vor den Herausforderungen endender Energieressourcen, fallender Nachfrage in den öl- und gasverbrennenden Ländern infolge von Elektromobilität und gesteigertem ökologischen Bewusstsein sowie neuen Ölproduktionsmethoden wie dem hydraulischen Fracking, die den Wettbewerb in den internationalen Ölmärkten beeinflussen und die Ölpreise fallen lassen. Als Lösung schwebt den Regierungen der Übergang von einer öl- und gas-basierten Gesellschaft zu einer Wissensgesellschaft vor. Die größten Anstrengungen im arabischen Raum, systematisch eine Wissensgesellschaft zu schaffen, dürften im kleinen Staat Katar vorgenommen worden sein. Vor ca. zwanzig bis dreißig Jahren gab es dort eine einzige (wenig bedeutende) Universität, ein schlecht organisiertes Schulsystem, kaum wissensbasierte Unternehmen und keine wissensbasierte Entwicklung. Um den Reichtum der eigenen Bevölkerung zu wahren, hat sich Katars Regierung in den 1990er Jahren entschlossen, quasi aus dem Nichts eine Wissensgesellschaft zu planen und aufzubauen, die langfristig die Abhängigkeit von Öl und Gas ablöst.
Zwei große Schritte wurden unternommen:
(1.) Im Jahr 1995 wurde die „Qatar Foundation for Education, Science and Community Development“ (QF) unter der Leitung von Sheikha Moza, der Frau des derzeitigen Emirs, gegründet. Parallel zum Ausbau der Qatar University hat QF systematisch internationale Universitäten angesprochen und sie gebeten, ihre Programme vor Ort in Katar anzubieten. Für diese Universitätszweigstellen baute QF mit der Education City eine gesamte neue Stadt an den Stadtrand von Doha, der Hauptstadt Katars.
(2.) Im Jahr 2008 proklamierte der ehemalige Emir, Sheikh Hamad bin Khalifa Al Thani, die „Qatar National Vision 2030“. Die zugehörige „Qatar National Development Strategy“ von 2011 stellt die Ressource Wissen in den Vordergrund. Hierin lesen wir: „Insofern Katars Wirtschaft diversifiziert und die Abhängigkeit von Öl und Gas reduziert wird, wird der Erfolg in steigendem Maße abhängig von der Fähigkeit sein, in einer globalen Wissensökonomie wettbewerbsfähig zu sein. Die Erziehung und die Ausbildung der Katari zu ihrem vollen Potential ist das kritische Element im fortlaufenden Entwicklungsprozess.“
Georgetown University in Dohas Education City. Im Hintergrund Sidra Medicine, Klinik und Forschungszentrum für Mutter und Kind.
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Diversifizierung von Katars Wirtschaft
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Derzeit werden über 50 Prozent des gesamten Bruttosozialproduktes Katars durch Öl und – besonders – Gas erwirtschaftet. Das gemeinsam mit dem Iran ausgebeutete Gasfeld bei Ras Laffan im Arabischen Golf ist eines der größten Erdgasvorkommen der Welt. Qatar Petroleum betreibt in Ras Laffan mehrere Anlagen zur Verflüssigung des Gases sowie Hafenanlagen, die das Gas in eigene oder langfristig gemietete Häfen in aller Welt verschiffen und an den Zielorten wieder in den gasförmigen Zustand zurückversetzen. Die Gasindustrie sorgt für den Wohlstand weiter Teile des gesamten Staates; gemessen am Einkommen pro Kopf ist Katar derzeit das reichste Land der Welt. Es liegt deshalb nahe, die Wissensökonomie zunächst in der Gasindustrie selbst voranzutreiben. Die Spitzenposition in Gasverflüssigung will gehalten und ausgebaut werden.
Ein für eine Wissensgesellschaft nicht unerwarteter Plan ist der Aufbau der Informations- und Kommunikationstechnik. ictQatar bemüht sich seit Jahren, die IuK-Branche in Katar voranzutreiben – allerdings ohne bisher große Erfolge vorweisen zu können. Da es kaum einschlägige Hochschulabsolventen im Lande gibt, wäre man auf ausländische Unternehmen angewiesen. Außer wenigen Großunternehmen (wie Vodafone) sind jedoch kaum kleine und mittlere EDV-Firmen aus dem Ausland vor Ort, da in Katar eine Unternehmensgründung für Ausländer nicht möglich ist und jedes ausländische Engagement eines inländischen Sponsors bedarf, der die Mehrheit am Unternehmen zu halten hat.
Eher zurückhaltend wird in den Ausbau erneuerbarer Energien investiert. Bei einem Überangebot von Öl und Gas im eigenen Land besteht derzeit wenig Motivation, auf das Verbrennen von Rohstoffen zur Energiegewinnung zu verzichten. Es bestehen allerdings Pläne, im Jahr 2030 rund 20 Prozent des Energiebedarfs Katars aus Solaranlagen bereitzustellen. Die Sonneneinstrahlung im Lande ist eigentlich optimal, zu bedenken sind allerdings häufige Sandstürme und durch den Sand bedingte zementartige Schichten auf den Sonnenpanels, die die Produktion von Solarenergie in Wüstengegenden massiv erschweren.
Erfolgreich gestaltete sich der Aufbau einer MICE-Branche. Hierunter fallen Tagungen und Kongresse (MICE steht für Meetings, Incentives, Conferences and Exhibitions). Katar verfügt mit dem Qatar National Convention Centre (in Education City) und dem in der Innenstadt gelegenen Doha Exhibition and Convention Center über zwei herausragende Infrastruktureinrichtungen für MICE aller Art. Tagungen wie die UNO-Klimakonferenz in Doha im Jahr 2012 bringen mehr als zehntausend Fachbesucher ins Land.
Ähnlich erfolgreich ist der Aufbau einer Tourismusbranche. Katar zielt derzeit ausschließlich auf wohlhabende Touristen. Ressorts auf einer künstlichen Insel namens „Banana Island“ imitieren die Malediven und ermöglichen insbesondere arabischen Familien einen gut abgeschirmten Luxusurlaub. Gemeinsam mit der (ebenfalls erfolgreichen) Luftfahrtgesellschaft Qatar Airways arbeitet man an dem Konzept, Umsteigetouristen von einem Kurzaufenthalt in Doha zu überzeugen. Das in touristischer Hinsicht eindeutige Großereignis ist die geplante Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2022. Hierfür wird massiv in die Sportinfrastruktur und in den öffentlichen Nahverkehr investiert. Die Bürger Katars gelten nicht als besonders fußballbegeistert; die FIFA 2022 dient vor allem dazu, Katar international bekannt zu machen und die Marke „Katar“ positiv zu konnotieren.
MICE und Tourismus werden nicht in der Lage sein, etwaige Verluste der Öl- und Gasindustrie völlig auszugleichen. Die Strategie, den Bürgern Katars den Wohlstand zu erhalten, liegt in Investitionen im Ausland. Die staatliche Qatar Investment Authority (QIA) kauft sich in ausländische Unternehmen ein und erhofft, durch deren Gewinne in der Tat die Abhängigkeit von Öl und Gas zu verringern. Und dies scheint äußerst erfolgversprechend zu verlaufen. Das Portfolio dient nicht dazu, kurzfristig Geld zu verdienen, sondern langfristig konstante Gewinne zu garantieren. QIA hält unter anderem über das Tochterunternehmen Qatar Holding derzeit rund 25 Prozent an Sainsbury’s, 17 Prozent der Stammaktien von VW, 15 Prozent an Hapag-Lloyd, 13 Prozent von Tiffany und ebenfalls 13 Prozent Lagardère, 10 Prozent der Londoner Börse usw. Harrods in London ist zu 100% in katarischem Besitz; QIA scheint der größte Grundstückseigentümer in ganz London zu sein.
Die Öl- und Gasindustrie, wie sie in Katar betrieben wird, ist High-Tech. IKT und erneuerbare Energien benötigen hochspezialisierte wissenschaftliche Expertise. MICE und Tourismus leben von innovativen Ideen. QIA erfordert Detailkenntnisse internationaler Unternehmensstrukturen und ihrer Entwicklungsperspektiven. Wo kommt das in diesen Branchen benötige Wissen – egal, in welcher Form – her? Da die Diversifikation von Katars Wirtschaft langfristig geplant war und ist, wurde ebenfalls das Wissensmanagement langfristig geplant und an den Bedürfnissen der Diversifikation ausgerichtet.
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