Open Password – Dienstag, den 12. März 2019
# 527
Berliner Arbeitskreis Information – Elisabeth Simon – Sloppy Research – Raubverlage – Wissenschaftliche Kommunikation – Impact Factor – Mohammad Hossein Biglu – Walther Umstätter – Humboldt Universität – Wissenschaftliche Diskriminierung – Leibniz Gemeinschaft – Search Studies – HAW Hamburg – Suchmaschinenforschung – Transfer – Promotionsstipendien – IWP – DeGruyter – Zukunft der Informationswissenschaft – Dirk Lewandowski – Ulrike Spree – Frauke Schade – Werbung – Information Seeking – Rankingverfahren – LibRank – Relevanzbewertungen – Relevance Assessment Tool – Lebensmittelmarkt – Nicole Wagner – Universität Siegen – Bibliotheken – Amy S. Bruckman – ConTech 2019 – ConTech Forum – ConTech Legal – ConTech Pharma – dpa – Michael Klems – Nachrichtensprache
Berliner Arbeitskreis Information
Diskriminierung der Wissenschaftler,
Sloppy Research und
die Versuchung der Raubverlage
Von Elisabeth Simon
Der Berliner Arbeitskreis Information hatte zu einem Thema eingeladen, das die Akademische Welt im Innersten trifft – die wissenschaftliche Kommunikation und die Veröffentlichungen, die über Leben und Arbeiten, Zukunft und Karriere der Wissenschaftler bestimmen. Der Impact Factor, jahrelang die Grundlage von Entscheidungen über die Zukunft wissenschaftlichen Nachwuchses, wurde schon vor Jahren kritisch hinterfragt. So untersuchte der Informationswissenschaftler Mohammad Hossein Biglu, heute Tabriz University, in seiner Dissertation bei Prof. Umstätter (Humboldt Universität Berlin) den Einfluss der Sprache auf den Impact Faktor und wies den vorherrschenden Gebrauch des Englischen/Amerikanischen für eine positive Bewertung beim Impact Faktor nach.
Auf eine weitere Möglichkeit wissenschaftlicher Diskriminierung wies während der Diskussion der Vertreter der Leibniz Gemeinschaft hin, dass ihm nämlich für die Wertung und Einordnung ausländischer Wissenschaftler die Kenntnis über die Quellen /Zeitschriften der angeführten Publikationen fehle und er daher nicht wissen könne, ob es sich um eine ernsthafte Publikation oder eine Veröffentlichung eines Raubverlages handele. Hätten demnach Wissenschaftler aus Schwellen- und Entwicklungsländern, die im eigenen Land publizieren, überhaupt keine Chance, weltweit zur Kenntnis genommen zu werden? Als weitere diskriminierende Faktoren wurden die Länge der Publikationslisten und die Closed-Shop-Politik führender wissenschaftlicher Zeitschriften genannt.
Nicole Wagner von der Universität Siegen legte dar, wie Wissenschaftler von Raubverlagen getäuscht werden, beispielsweise mit dem Angebot einer schnellen Veröffentlichung, dem Versprechen eines hohen Rankings und dem Angebot einer Pseudokonferenz. Dass der Raubverlag die Peer Review einspare, werde hingegen verschwiegen.
Veröffentlichungen in Raubverlagen kommen in Deutschland auf 5.000, weltweit auf 400.000 Publikationen. Das sind auf Deutschland bezogen 1,3 % der gesamten wissenschaftlichen Produktion. Auch wenn diese Zahlen nicht alarmierend sind, sie zeigen Handlungsbedarf an. Bibliotheken können nicht seriöse Verlage identifizieren und mit dazu beitragen, dass junge Wissenschaftler, die auf eine Veröffentlichung ihrer Beiträge angewiesen sind, nicht auf Raubverlage hereinfallen. Dazu würden beispielsweise auch die von den Bibliotheken geforderten Veröffentlichungen von Forschungsdaten und die von ihnen zu organisierenden Awareness-Kampagnen zählen.
Wer veröffentlicht in Raubverlagen? Das sind einerseits jene, die aus Unwissenheit dort publizieren und es dann nie wieder tun. Aber es gibt auch jene, die dort immer wieder und dann wider besseres Wissen veröffentlichen und somit selbst unter die Scharlatane fallen. Auf die Gefahren eines „Sloppy Research“ hatte bereits Amy S. Bruckman im Dezember 2005 in Student Research and the Internet (Communication of the ACM, Vol.l 8, Nr.12: 35 ff) hingewiesen: „To help students understand the art of research and the reliability of sources in the age of online information, we should teach them about the nature of truth.“ Die Gefahren, die von Raubverlagen kommen, halten sich auch deswegen in Grenzen, weil den meisten Forschern die seriösen Zeitschriften, die für ihre Veröffentlichungen infragekommen, bekannt sind. Andererseits genieren sich die Wissenschaftler, die auf einen Raubverlag hereingefallen sind, so dass es schwierig ist, an Informationen über deren „Beutezüge“ zu kommen.
Forschungsgruppe Search Studies
an der HAW Hamburg
Suchmaschinenforschung, Transfer in die Praxis, Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses durch Promotionsstipendien
Die Forschungsgruppe Search Studies an der HAW Hamburg ist mit einem Themenheft zu ihren Arbeiten in der IWP herausgekommen. https://www.degruyter.com/view/j/iwp.2019.70.issue-1/issue-files/iwp.2019.70.issue-1.xml
„Search Studies“ befassen sich mit der Informationssuche vor allem in kommerziellen Suchmaschinen und schließen gesellschaftliche Fragestellungen sowie das Nutzerverhalten ein. Die Forschungsgruppe bündelt die Bereiche (Interactive) Information Retrieval, Information Behaviour, Usability sowie Wissensorganisation und -repräsentation. Eine Besonderheit besteht im Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis und in die Lehre in Form von Forschungs- und Entwicklungsprojekten. Die unter anderem dabei mobilisierten Fördermittel befähigen die HAW, im Rahmen eines internen kompetitiven Auswahlverfahrens halbe Stellen für Promovierende über jeweils drei Jahre einzurichten.
Im Einzelnen werden die folgenden Beiträge veröffentlicht:
- Dirk Lewandowski und Ulrike Spree stellen „Die Forschungsgruppe Search Studies an der HAW Hamburg“ vor. Dirk Lewandowski und Ulrike Spree publizieren auch in dem Reader „Zukunft der Informationswissenschaft“, einem Projekt von Open Password, das in Kürze erscheinen wird, Lewandowski über die Frage „Warum sich die Informationswissenschaft mit kommerziellen Suchmaschinen befassen sollte“, Spree über „User Experience: Informationswissenschaft in Deutschland: Anwendungsfall, Teilgebiet, Nachbardisziplin?“ Eine dritte Autorin aus der HAW ist Frauke Schade, die gemeinsam mit Günther Neher und Klaus Gantert über „Lehre und Forschung in der Informationswissenschaft”, einer Bestandsaufnahme auf der Basis einer empirischen Erhebung, veröffentlicht.
- Dirk Lewandowski, Sebastian Sünkler und Friederike Hanisch weisen in “Anzeigenkennzeichnung auf Suchergebnisseiten: Empirische Ergebnisse und Implikationen für die Forschung” nach, dass die Nutzer zwischen Werbung und neutralen Informationen nicht angemessen unterscheiden. Was folgt daraus für die Förderung der Informationskompetenz und für die Modelle des “Information Seeking”, die davon ausgehen, dass Suchmaschinen den Nutzern neutral gegenüberstehen?
- Christiane Behnert, Kim Plassmeier, Timo Borst und Dirk Lewandowski stellen in “Evaluierung von Rankingverfahren für bibliothekarische Informationssysteme” das DFG-Projekt LibRank vor.
- Christiane Behnert hat “Relevance Clues – Kriterien und Einflussfaktoren bei der Relevanzbewertung von Surrogaten in akademischen Informationsprozessen” untersucht und trägt damit zur terminologischen Präzisierung in der informationswissenschaftlichen Forschung bei.
- Sebastian Sünkler, Alexandra Krewinkel, Mareike Gleissner, Dorle Osterode, Boris Tolg, Martin Holle und Dirk Lewandowski stellen die “Entwicklung und Anwendung einer Software zur automatisierten Kontrolle des Lebensmittelmarktes im Internet mit Verwendung informationswissenschaftlicher Methoden” vor.
- “Das Relevance Assessment Tool – Eine modulare Software zur Unterstützung bei der Durchführung vielfältiger Studien mit Suchmaschinen” wurde von Search Studies entwickelt und unterstützt die Durchführung einer Vielzahl unterschiedlich konzipierter Suchmaschinenstudien. Ein Beitrag von Sebastian Sünkler und Dirk Lewandowski.
Provider´s Corner
Nfo International
ConTech 2019: Intersection between Content and Data Science
Dazu begleitende Veranstaltungen:
ConTech Forum, ConTech Legal
und ConTech Pharma
nfo International is proud to be launching a series of events under the ConTech Live umbrella this year. The inaugural event last November, the conversations since, and the need in this space has created some exciting new events for 2019.
ConTech 2019 will be held on the 5th and 6th December in central London. This flagship event for ConTech Live is already starting to shape up to be another phenomenal must attend event. ConTech 2019 will focus on the intersection between content and data science which is one of the most exciting, disruptive and unpredictable areas of publishing and content management right now.
ConTech Forum is a one-day event to be held on the 21st June in central London which will have two main objectives. Firstly, to revisit the sessions from 2018 with some of the speakers and delegates and to discuss the progress and development of the issues raised last November. Secondly to take the opportunity to further develop the draft ConTech 2019 programme. This event will welcome new attendees and all ConTech 2018 delegates will be offered a complimentary invitation.
ConTech Legal 2019 will be held on the 27th June in central London. It has been specially created to examine the issues law firms, legal publishers, statutory bodies and information providers face from the transformation of content through data science, AI and other emerging technologies. It will be a forum to discuss both the threats and opportunities new technologies bring.
ConTech Pharma 2019 will be launched in the next few weeks. A one-day event in early September offering in depth sessions on the implications for pharma and digital healthcare of the disruptive forces on content of data science, AI, machine learning etc. Register on the website for regular updates.
ConTech Live has established a platform to showcase the very latest thinking and to help understand how data science AI and other technologies can unlock a host of new opportunities for organisations of all types and sizes.
To learn more about the events, call to speakers, programmes and more visit the website and register your interest.
dpa – von Michael Klems empfohlen
Wie sich Nachrichtensprache
entkrampfen lässt
„Ohnehin vermitteln feste Regeln oft nur trügerische Sicherheit – vor allem aber können sie weder Sprachgefühl noch gesunden Menschenverstand ersetzen. Wenn man sich trotzdem einmal heillos in Zusatzinformationen, Detailwissen und Gedankenblitzen verheddert, kann womöglich „Karl liest ein Buch“ helfen. „Subjekt – Prädikat – Objekt“ ist sicher nicht der attraktivste Ausweg aus sprachlichen Sackgassen. Aber im Zweifel sollten Nachrichtensätze lieber einfach und klar sein als kunstvoll und verwirrend.“
Froben Homburger, Nachrichtenchef der dpa,
https://uebermedien.de/36078/wie-sich-nachrichtensprache-entkrampfen-laesst/
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