Open Password: Freitag, den 26. August 2016
Pushdienst 2016#96
Hochschulen & Bibliotheken – Entprofessionalisirung der Bibliotheken – Nordrhein-Westfalen – Ost- und Mitteleuropa – Elisabeth Simon – Informationspolitik – Digitalisierung Schweiz – Stephan Holländer – TIB – Autorenidentifizierung
Briefe
Entprofessionalisierung der Bibliotheken
auch in Ost- und Mitteleuropa
Verwaltungsanordnung in Nordrhein-Westfalen
nur ein erster Schritt
Zu: Hochschulen & Bibliotheken: Eine bürokratische Anordnung, die es in sich haben könnte – Nach 35 Jahren Politikverzicht in Nordrhein-Westfalen vor einer Entprofessionalisierung der wissenschaftlichen Infrastruktur? – in: Open Password, 19. August 2016
Lieber Willi,
was für eine schreckliche Verwaltungsanordnung und was für ein exzellenter Artikel von Dir.
Es ist erschütternd, wenn man sich dem Prozess der Entprofessionalisierung vergeblich entgegenzustellen versucht. Die Direktorin der Universitätsbibliothek der Ruhr-Universität Bochum, Erda Lapp, und ich haben ihn seinerzeit in unseren Seminaren in Ost- und Mitteleuropa vehement zu bekämpfen versucht. Allein die Tatsache, dass ein Anbieter Bücher nach ihrem Gewicht von einer Bibliothek kaufte, zeigt, wie die besonderen Dienstleistungen der Bibliothek dort geachtet werden.
Auch bei uns ist zu befürchten, dass eine Verwaltungsanordnung wie die kritisierte nur ein erster Schritt für eine weitere von oben verordnete Entprofessionalisierung der Bibliotheken ist. In Berlin ist die Verwaltung schon dermaßen verhasst, dass ich mich wundere, was die Politiker hier noch zu sagen wagen.
Elisabeth Simon, Verlag für Bibliothekswissen, Berlin
Chancen der Digitalisierung ergreifen
Strategie des Bundesrates
für eine digitale Schweiz
Über eine ambitionierte Wachstumspolitik hinaus Chancengleichheit und Partizipation aller
Zivilgesellschaft, Kreativitätswirtschaft und Verbände zur Mitwirkung aufgerufen
Von Stephan Holländer
Die Schweiz soll die Chancen der Digitalisierung auf allen Gebieten konsequent nutzen. Zu diesem Zweck hat der Schweizer Bundesrat die Strategie „Digitale Schweiz“ verabschiedet.
Der Schweizer Bundesrat hat erkannt: Die Schweiz muss sich wirtschaftlich sputen. In punkto Niveau und Wachstum der wirtschaftlichen Wertschöpfung ist das Land im internationalen Vergleich deutlich zurückgefallen. Allein mit längeren Arbeitszeiten wird die Steigerung des Bruttoinlandsproduktes nicht zu schaffen sein.
Die Regierung schlägt daher eine ambitionierte Wachstumspolitik vor. Diese soll auch mit Hilfe einer nationalen Digitalisierungsstrategie erreicht werden.
Strategie „Digitale Schweiz“
Die Digitalisierungsstrategie des Bundes sieht die folgenden Punkte vor:
- Innovation, Wachstum und Wohlstand in der digitalen Welt: Die Schweiz baut ihre Stärken als innovative Volkswirtschaft aus. Sie nutzt konsequent die Chancen der Digitalisierung und gibt sich hierfür die nötigen Grundlagen. Informations- und Kommunikationstechnologien bringen einen Innovationsschub, führen zu Wertschöpfung, wirtschaftlichem Wachstum und tragen zur Wohlstandssicherung bei.
- Chancengleichheit und Partizipation aller: Alle Einwohner der Schweiz erhalten einen chancengleichen, kostengünstigen, barriere- und diskriminierungsfreien Zugang zu einer qualitativ hochstehenden Netzwerkinfrastruktur und zu innovativen Inhalten, Diensten und Anwendungen. Sie werden in die Lage versetzt, die IKT kompetent, sicherheitsbewusst und eigenverantwortlich einzusetzen. Die IKT ermöglichen neue Kommunikationsformen und unterstützen die politische Meinungsbildung und Beteiligung aller an einer informierten und demokratischen Gesellschaft.
- Transparenz und Sicherheit: Die Schweiz ist als sicherer internationaler Standort für Datenspeicher und als IKT-Hub etabliert. Sie verfügt über eine Datenpolitik, die die Interessen und Werte der Schweiz auch im digitalen Bereich berücksichtigt und diese im regionalen und internationalen Kontext verankert und vertritt. Die Einwohner der Schweiz bewegen sich in der virtuellen Welt genauso sicher wie in der realen und sind in der Lage, ihre informationelle Selbstbestimmung auszuüben.
- Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung: Die Schweiz nutzt die Chancen, die die IKT zur nachhaltigen Bewältigung der Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte bieten. Digitalisierung und Vernetzung unterstützen die Erreichung der klima- und energiepolitischen Ziele der Schweiz (Quelle: Strategie “Digitale Schweiz”, April 2016 –https://www.bakom.admin.ch/infosociety).
Das weitere Vorgehen (einschließlich eines Ablaufplans) wurde durch die Regierung gleich mit festgelegt:
Aktionsplan
Der Aktionsplan ist integraler Bestandteil der Strategie „Digitale Schweiz“. Er umfasst die Maßnahmen, mit denen die Bundesverwaltung einen konkreten Beitrag zur Erreichung der Ziele der Strategie leistet.
Zur Koordination der Umsetzungsarbeiten und Vernetzung der politischen Akteure wird eine interdepartementale Koordinationsgruppe eingesetzt.
Für eine Weiterentwicklung der Strategie „Digitale Schweiz“ wird eine Bündelung der kreativen und innovativen Kräfte in der Schweiz angestrebt.
Die Organisationen der Zivilgesellschaft und der Kreativitätswirtschaft sind nun aufgerufen, dem Bund ihre Vorschläge bis zum Ende des Jahres zu unterbreiten.
Im Aktionsplan sind auch Teilgebiete für künftige Aktivitäten ausgewiesen, die unsere Branche beschäftigen werden. Hier ein Auszug:
Kohärente und zukunftsorientierte Datenpolitik
Erarbeiten einer Auslegeordnung zum Thema Datenpolitik im Bund zuhanden der Generalsekretärenkonferenz.
Allfällige gesetzgeberische Umsetzung entsprechender Empfehlungen der Expertenkommission „Zukunft der Datenbearbeitung und Datensicherheit“ (13.3841 parlamentarische Motion. Rechsteiner).
Nationale Dateninfrastruktur
Ausbau der OGD-Strategie („Open Government Data“) für die Bundesverwaltung zu einer Datenstrategie für Regierung und Verwaltung. Dabei ist eine Anpassung rechtlicher Grundlagen in Einzelfällen zu prüfen und sind Gouvernanz-Leitlinien zu erarbeiten. Die OGD verbindet das Konzept „Open Government“ als Leitbild staatlichen Handelns mit den Konzepten „Open Data“ und „Government Data“ – siehe dazu das Strategiepapier des Bundesrates https://www.admin.ch/opc/de/federal-gazette/2014/3493.pdf
Aufbau eines Online-Zugangs zum Archivgut des Bundes sowie einer Digitalisierungsinfrastruktur.
Zugang zu digitalen Inhalten
Die Schweiz verfolgt die Rechtsetzungsvorschläge in der EU zur Harmonisierung der nationalen Urheberrechtssysteme und setzt sich für eine grenzüberschreitende Portabilität rechtmässig erworbener Inhalte für die Nutzer im Verhältnis der Schweiz zu der Europäischen Union ein.
Kontrolle über die eigenen Daten
Diese wird im Rahmen der laufenden Revisionsarbeiten zum Datenschutzgesetz (DSG) sichergestellt: Abklären der Möglichkeiten zur Umsetzung des Grundrechts auf informationelle Selbstbestimmung der IKT-Nutzer zum Zwecke der Erhöhung der Transparenz und der Kontrolle über die eigenen Daten durch die IKT-Nutzer sowie zur Stärkung der Kontrollinstanzen (Quelle: Aktionsplan „Digitale Schweiz“ April 2016 – https://www.bakom.admin.ch/infosociety).
Weichen jetzt stellen
Nichtregierungsorganisationen, Wirtschaftsverbände und Hochschulen wurden aufgerufen ihre Vorstellungen und Vorschläge auszuarbeiten und einzureichen. Landauf landab sind sie nun damit befasst. Das Programm der nationalen Forschungsförderung des Nationalfonds (vergleichbar mit der DFG) sieht „Big Data“ als Förderschwerpunkt im nächsten Programm vor. Über die Vorschläge und die Eingaben wird zu berichten sein.
Open Password kommt auf die Digitalisierungsstrategie der Schweiz zurück.
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