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Open Password – Mittwoch, den 25. Januar 2017

#151

Richard David Lankes – Walther Umstätter – Hans-Christoph Hobohm – Bibliotheken – Communities – Wissensgenerierung – Neue Aufklärung – New York Public Library – Simon Verlag für Bibliothekswissen – GBI-Genios – de Gruyter – Presse Monitor


Debatte „Erwarten Sie mehr“

von Richard David Lankes

Ein viel versprechender Approach
für eine neue Debatte
über die „Zukunft der Bibliotheken“

Richard David Lankes, Erwarten Sie mehr – Verlangen Sie bessere Bibliotheken für eine komplexer gewordene Welt – Mit einem Vorwort von Hans-Christoph Hobohm – Aus dem Amerikanischen von Erda Lapp und Willi Bredemeier (Originaltitel: Expect More) – Simon Verlag für Bibliothekswissen 2017

Open-Password-Autor Walther Umstätter hat die am Montag in Open Password eröffnete Debatte um das soeben in deutscher Sprache erschienene Buch von Richard David Lankes „Erwarten Sie mehr“ fortgesetzt. Open Password schrieb: Wir halten das Buch „für einen viel versprechenden Ansatz für eine neue Debatte über die „Zukunft der Bibliotheken“.“ Wir zitieren im Folgenden aus dem am Dienstag in InetBib erschienenen Brief Umstätters.


Die Mission der Bibliothek

ist die Verbesserung der Gesellschaft
durch die Förderung neuen Wissens

Bibliotheken als Speerspitzen
einer neuen Aufklärung

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

bezüglich der viel diskutierten Bibliothekszukunft ist es sicher eines der wichtigsten Desiderate unserer Zeit, dass deutsche Bibliothekarinnen und Bibliothekare in Richard David Lankes, „Erwarten Sie mehr“ (Simon Verlag für Bibliothekswissen 2017 – Open Password 22. Januar 2017) eine Erklärung finden, warum sich das klassische Bibliothekswesen in die von R. D. Lankes explizierte Richtung weiter entwickeln sollte. Dabei geht es nicht darum, aus den klassischen Bibliotheken etwas völlig Neues zu machen. Ebenso wenig um den Erhalt nostalgischer Büchersammlungen im 21. Jahrhundert. Es geht um ihre traditionell missionarische Tätigkeit zur Volksbildung demokratischer Kommunen und zur modernen Wissenschaftsgesellschaft.

Ziel ist: “creating a nation of informed and active citizens”, auch wenn die Unterstützung der wachsenden Citizen Science in diesem Buch noch nicht explizit erwähnt wird. Nach der Wahl von Donald Trump in den USA wurde deutlich, wie dringend ein solches Desiderat und bibliothekarisches Leitbild für die Globalisierung unserer Gesellschaft geworden ist. Darum ist auch Andrew Carnegies Statement: “There is not such a cradle of democracy upon the earth as the Free Public Library, this republic of letters, where neither rank, office, nor wealth receives the slightest consideration.” aktueller denn je. Das gilt zumal dann, wenn man berücksichtigt, dass die Bibliotheken von einst längst in eine weltweite Digitale Bibliothek übergegangen sind.

Hobohms “Mehr von Bibliotheken erwarten?” bezieht Lankes zu Recht darauf, dass Leseförderung durch Bibliotheken nicht reicht. Es geht um lebenslanges Lernen, darum neues Wissen gemeinsam zu kreieren, um Talentförderung, Informationskompetenz, um kollaboratives Document Editing, und die Moderation von Diskussionsforen. Zur klassischen Frage am Help Desk kam im Laufe der Zeit das Pre Search Interview und die „Kunst der Frage“(Deba) hinzu, die noch immer das alte Prinzip der Maieutik in sich birgt.

Die “Skills in a Knowledge Economy” erinnern an A. von Harnack, der schon 1921 die Bibliothekswissenschaft als “Nationalökonomie des Geistes” verstand. Dem hat insbesondere die Lehre und Forschung der Bibliotheks- und Informationswissenschaft Rechnung zu tragen. Im Sinne Ranganathans “Growing Organism” muss die menschliche Gesellschaft in ihrer Gesamtheit die Erzeugung neuen Wissens erleichtern und verbessern. Wobei neues Wissen nur erzeugt werden kann, wenn man über das bereits bekannte Wissen in der Digitalen Bibliothek verfügt.

Wie H.-C. Hobohm bereits richtig erkennt, lautet der zentrale Satz Lankes: „Die Mission einer Bibliothek ist die Verbesserung der Gesellschaft durch die Förderung von Wissensgenerierung in der Community.“

Wir sollten bei der Definition der Bibliothek verdeutlichend hinzufügen: Die Bibliothek ist eine Einrichtung, die unter archivarischen, ökonomischen und synoptischen Gesichtspunkten

publizierte Information für die Benutzer sammelt, ordnet und verfügbar macht, um die Schöpfung neuen Wissens zu erleichtern („Facilitating Knowledge Creation“).

Es geht dabei nicht nur um die Leseförderung, sondern um “Enlightenment”, also das was man in Deutschland seit Kant, Goethe und Schiller Aufklärung nennt – Sapere Aude. Auf der Basis dieses Leitbildes („Mission Statement“) sollte es einen Konsens unter den Bibliotheken dieser Welt im Sinne der New York Public Library geben: “The mission of The New York Public Library is to inspire lifelong learning, advance knowledge, and strengthen our communities.”

Hier wird also nicht das Rad neu erfunden, aber für deutsche Leser neu beflügelt. Das deutsche Bibliothekswesen kennt insbesondere im Bereich der Fachreferenten Spezialisten, die besonders geeignet sein sollten, bei der Erzeugung neuen Wissens behilflich zu sein. Nachdem immer mehr „Information Professionals ihr Können missbrauchen“ (Open Password 2. Dzeember.2016), ist insbesondere ihr Know how gefragt, gut begründetes

Wissen an die Stelle irreführender Informationen zu setzen.

MfG Walther Umstätter

GBI-Genios

Hundert neue E-Books,
56 Titel der internationalen Presse und
über hundert Fachzeitschriften
vor allem aus dem Ausland

GBI-Genios (München) hat zum Jahresbeginn hundert neue E-Books, 56 Titel der internationalen Tages- und Wochenpresse sowie mehr als hundert neue wiederum vor allem ausländische Fachzeitschriften aufgelegt – viel zu viele, um alle diese Titel veröffentlichen zu können.

Wird GBI-Genios damit zu einem internationalen Informationsanbieter? Nicht in dem Sinne, dass die weltweit führenden Titel verfügbar gemacht würden. Wohl aber in dem Sinne, dass man von der China Daily über die Beluchistan Times bis zu der Namibia Press Agency spezialisierte Informationen aus aller Herren Länder bekommt.

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