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Open Password – Freitag,

den 25. Mai 2018


# 371

 

Steilvorlagen Update – Fußballweltmeisterschaft – Urs Siegenthaler – Willi Bredemeier – Michael Klems – Information Professionals – Informationszentren – Jurgi Löw – Kommerzialisierung – Erfolgsorientierung – Nachwuchsförderung – Künstliche Intelligenz – Donald Trump – Wladimir Putin – Recep Tayyip Erdogan – EU-Erosion – Cyberkrieg – Untergangsstimmung – Doping im Fußball – Aggressivität – Französische Revolution – Kulturverfall


Steilvorlagen Update

Oder: Deutschland vor der Verteidigung
der Fußballweltmeisterschaft
in Russland

DFB-Chef-Scout Urs Siegenthaler
warnt vor wachsenden Aggressivitäten
in Business und Sport

 

Transfermöglichkeiten für Informationszentren

Von Willi Bredemeier

Open Password, mit der Buchmesseveranstaltung „Steilvorlagen für den Unternehmenserfolg“ historisch und nach wie vor über Personalunion (Michael Klems!) verbunden, fragt in einer kleinen Serie „Steilvorlagen Update“ bei den früheren Referenten und Diskutanten nach: Haben sich die Wege zum Erfolg für Information Professionals in den letzten Jahren verändert? Welche neuen Schwerpunkte in der Arbeit mussten gesetzt werden, und welche neuen Herausforderungen zeichnen sich ab? Sicherlich sollte man nach wie vor über den Tellerrand schauen, aber auch hier hat der Blick womöglich seit kurzem andere Größen im Visier.

Wir beginnen unsere Serie mit einer Korrespondenz mit Urs Siegenthaler, dem Chef-Scout der deutschen Fußballnationalmannschaft. Ihn hatten wir im September 2015 in Frankfurt getroffen, als die Qualifikationsspiele für die Europameisterschaft liefen und wenige Wochen, bevor er uns mit Liebenswürdigkeit, Charisma und seiner klaren anekdotenreichen Sprache verzauberte, während er über Gemeinsamkeiten zwischen Fußball und der Geschäftswelt sprach. ________________________________________________________________________

Transfermöglichkeiten 2015: auf die langfristige Nachwuchsförderung vertrauen – dem kreativen Element in der eigenen Arbeit mehr Raum geben – nicht alle Hoffnungen auf den gegenwärtigen Hype um Künstliche Intelligenz setzen. ________________________________________________________________________

Waren Jurgi Löw und sein Team früher unter Druck gesetzt worden, weil sie noch keinen großen Titel gewonnen hatten, so stiegen die Erwartungen an die deutsche Fußballnationalmannschaft mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft ins Unermessliche. Andererseits hatten Löw und Siegenthaler bewiesen, dass man mit schönem Fußball erfolgreich sein und es sich lohnen kann, „auf Spiele statt auf Systeme zu setzen, ihnen Mitmenschlichkeit und Empathie zu zeigen, die Spieler in einem Werdegang vom Lehrling zum Meister werden und sie befreit spielen zu lassen.“ Siegenthaler bemängelte, dass die Zeiten vorbei seien, da auf dem Fußballfeld „Noblesse und Edelmut“ erwachsen konnten und im Fußball die grenzenlose Kommerzialisierung die absolute kurzfristige Erfolgsorientierung und der fälschliche Glaube an Systeme (statt auf Menschen zu setzen) immer stärker regiere: „Wo gibt es das noch? Wo ist die Zeit geblieben, dass sich ein Spieler entwickeln darf?“

Auf der Steilvorlagen-Konferenz sagte Siegenthaler dann unter anderem: „Mittlerweile geht es um derart viel Geld, dass kein Fehler verziehen wird. Beim Transfer von Spielern fragt kaum einer mehr, ob dieser dem Spieler für seine künftige Entwicklung nützt, sondern nur noch, wieviel Geld für alle drin ist und wie sich dieses auf Berater, Vereine und so weiter verteilt. … Statistiken, Entscheidungsprogramme, Systeme künstlicher Intelligenz – Sie würden sich wundern, was es mittlerweile alles im Fußball gibt. Wenn so etwas hereinkommt, sage ich gleich: Leg es auf die Seite. Die Wissenschaft darf uns begleiten, aber nicht befehlen, ersetzen…. Die Gewohnheit, nicht nur im Sport und im Fußballspiel, hindert uns an der Entwicklung des Einzelnen, des Ganzen, des Großen. Im Fußballspiel drückt sich dies aus, immer auf dieselbe Art zu spielen. In der Wirtschaft und Industrie findet fast immer das gleiche Handeln statt. Mehr oder weniger ist alles automatisiert, sich wiederkehrend, sich gleich bemühend. Das tun mittlerweile unsere Computer und dies trotz Nicht-Erfolg!“

Bereits 2015 lagen Transfermöglichkeiten vom Fußball auf die Lage der Informationszentren und damit verbundene Empfehlungen auf der Hand: weit stärker als bisher auf die langfristige Nachwuchsförderung vertrauen (womöglich im Schulterschluss mit den Universitäten) – dem kreativen Element in der eigenen Arbeit mehr Raum zu geben – nicht alle Hoffnungen auf den gegenwärtigen Hype um Künstliche Intelligenz zu setzen.

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Update 2018: Zivilisationsverlusten durch Aggressivität und Machoismen im eigenen Umfeld entgegentreten – selbst über den Tellerrand schauen und die eigene Stimme erheben – den langfristigen Erfolg der eigenen Einrichtung und die Ressource „Vertrauen“ höher gewichten.
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Und 2018? Mittlerweile liegt eine Menge hinter uns: die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten und die damit steigenden Gefahren von Regellosigkeiten und Handelskriegen weltweit, der Aufstieg der „starken Männer“ von Putin über Orban bis Erdogan, die alle von dem „Rechtsstaat“ nicht allzu viel halten, die Entscheidung pro Brexit und weitere Erosionserscheinungen innerhalb der Europäischen Gemeinschaft, beispielsweise die Regierungsbildung durch eine Koalition aus den Äquivalenten von AfD und Linke in Italien, die Destabilisierung demokratischer Institutionen durch Maßnahmen des Cyberkrieges, die teilweise Verwandlung des Internets aus einem Netz der Freiheit und des Diskurses in ein Netz der Häme und Lüge und das Aufkommen einer allgemeinen Untergangsstimmung.

Hat sich solches auch auf den Fußball und die Lage der Informationszentren ausgewirkt? Zumindest die Ausweitung der Doping-Skandale sogar auf den Mannschaftssport Fußball passt zu diesen Entwicklungen.

Urs Siegenthaler schrieb mir:

„Geschätzter Herr Bredemeier,

es ist Samstag, aber mir bleibt nichts anderes übrig als auch an einem Ruhetag zu arbeiten. Der Grund ist Ihnen bestens bekannt. Die Tage, wo ich zu Hause sein kann, sind gezählt. Das Team trifft sich kommende Woche und die Aufgabe – die WM-Titel-Verteidigung – nimmt ihren Beginn. 

Ich bedanke mich bei Ihnen für das Vertrauen in meine Person. Ein, zwei Gedanken zu Ihrem “Open Password” sprich “Steilvorlagen Update“. Zwei Headlines begleiten mich in diesen vergangenen 12 Monaten.

Selbsterkennung (sich selbst Wahrnehmen), damit eingebunden die Selbsteinschätzung und die Aggression.

(Nicht der Krieg der Wirtschaft, der Waffen), nein die Aggression (Aggression kommt vor dem Krieg!) ist die Gefahr.

Diese Gefahren werden größer, eben auch im Sport!

Diese Gemeinsamkeiten finden sich in Sport und Business wieder. Jedoch ist dies auch ein Thema vergleichbar mit

der Frage, warum und weshalb gab es *Die Französische Revolution* von 1789 bis 1799 mit dem verkürzten Motto „Liberté, égalité, fraternité“, das die Entwicklungen bis heute nicht zureichend erklären kann. … 

Mit der Hoffnung verbunden, dass ich Sie nicht enttäuscht habe, sondern angeregt freundliche Grüße Urs Siegenthaler, Basel“

Diesmal ergeben sich Transfermöglichkeiten von der Weltlage und dem kommerzialisierten Spitzensport auf die Lage der Informationszentren nicht ganz so direkt. Gleichwohl sind sie und die sie begleitenden Empfehlungen vorhanden: Zivililisationsverlusten durch Aggressivität und Machoismen im eigenen Umfeld entgegentreten – selbst über den Tellerrand schauen und die eigene Stimme erheben – den langfristigen Erfolg der eigenen Einrichtung stärker im Blick haben und die Ressource „Vertrauen“ höher gewichten.

Bildnachweis Urs Siegenthaler:Julia Bengeser Fotografie

Open Access

Schweden trotzen Elsevier

In order to take steps towards the goal of immediate open access by 2026 set by the Swedish Government, the Bibsam Consortium has after 20 years decided not to renew the agreement with the scientific publisher Elsevier.

To be able to make the necessary transition from a subscription-based to an open access publishing system the Bibsam Consortium requires: Immediate open access to all articles published in Elsevier journals by researchers affiliated to participating organisations.

Quelle: Outsell

Eine Veranstaltung des Berliner Arbeitskreis Information (BAK):

Fake News – vom Perspektivenwechsel
der Gatekeeper lernen 

Termin: 07. Juni 2018, 18:00 Uhr

Veranstaltungsort: Universitätsbibliothek der TU, Fasanenstr. 88, 10623 Berlin, Hörsaal 14

Vortragender: Stefan Zillich

Anmeldung unter: bak@ub.tu-berlin.de

Information Overload, Algorithmen in der Black Box, gezielte Desinformation … oft merken wir es gar nicht: der Umgang mit Information wird zunehmend riskant und unsicher. Geschickt platziert beeinflussen Lügen und Halbwahrheiten unsere Wahrnehmung und Entscheidungen, sowohl bei geschäftlichen als auch bei gesellschaftlichen Anlässen.

Stefan Zillich ist Information Specialist und fasst in seinem Referat für den BAK Information Beobachtungen und Ideen beim Umgang mit Information und Content zusammen. Mit Blick auf aktuelle Entwicklungen empfiehlt er: „Damit wir beim Umgang mit Information weiterhin selbstbestimmt, verantwortlich und zielgerichtet entscheiden und handeln, ist ein Perspektivenwechsel notwendig. Die Rolle des Gatekeepers und dessen Know-how und Methoden bieten praxisnahe Ansätze.“ Das Ziel: Transparenz und Verantwortung beim Umgang mit Information. Dazu entwickelt Stefan Zillich vor dem Hintergrund seiner beruflichen Praxis Handlungsempfehlungen für den beruflichen und privaten Alltag. Sie haben Gelegenheit, sich in fachlicher Runde über Ihre Fragen und eigene Beobachtungen auszutauschen.

Zum Referenten: Stefan Zillich ist Information Specialist in Berlin. Unter dem Label re:Quest berät und trainiert er seine Kunden in Wirtschaft und Kultur bei der Optimierung ihres Umgangs mit Information und Wissen. Dabei unterstützt er mit dem 3-Schritte-Programm ‚Content/ Redaktion/ Konzept’ und durch passgenauen Research & Analysis. Mit Fokus auf das Thema Informationskompetenz bietet er Spezial-Trainings für Einsteiger und Fortgeschrittene. Seine Erfahrung gewann er als Information Research Analyst und Bereichsleiter in internationalen Beratungsunternehmen. Er ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Information und Wissen (DGI). Für die Gesellschaft für Wissensmanagement gibt er als Herausgeber und Redakteur seit 10 Jahren den gfwm newsletter und das fachliche Magazin gfwm THEMEN heraus.
http://www.stz-info.de/

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