Open Password: Mittwoch, den 16. November 2016
Pushdienst 2016#127
Buchmesse – Crossref – Clarivate Analytics – Web of Science -Emerging Sources Citation Index – Data Citation Index – Open Access – Jasmin Schmitz
Frankfurter Buchmesse
Hot Spot Professional & Scientific Information
Crossref mit Event Data
Clarivate Analytics
mit weiteren Indices für WoS
The Open Access Value Chain
Von Jasmin Schmitz, schmitz-jasmin@web.de
„Hot Spot Stage Professional & Scientific Information“ in Halle 4.2 auf der Frankfurter Buchmesse mit einer Reihe interessanter Veranstaltungen.
Crossref Event Data vor dem Start. CrossRef stellt Infrastruktur für die Verbesserung der wissenschaftlichen Kommunikation zur Verfügung. Es handelt sich um einen Zusammenschluss von wissenschaftlichen Verlagen. Unter anderem werden über Crossref Digital Object Identifier (DOI) als persistente Identifikatoren vergeben. Mittels „Event Data“ (eventdata.crossref.org/)werden Ereignisse im Web, die sich auf einen DOI beziehen, getrackt und zur Verfügung gestellt. Dies können Tweets oder Facebook-Posts sein, die einen DOI enthalten. Die Betreiber des Dienstes betonen ausdrücklich, dass es sich nicht um einen weiteren Altmetrics-Dienst handelt, weil keine Bewertung vorgenommen wird. Die „Events“ werden lediglich gesammelt, mit einem Zeitstempel (für die bessere Nachprüfbarkeit) versehen und über eine API als Open Data zur Nachnutzung zur Verfügung gestellt.
Der Dienst startet voraussichtlich Anfang kommenden Jahres. Die Nutzungsszenarien sind vielfältig: Drittmittelgeber können beispielsweise den Impact der Publikationen aus den von ihnen geförderten Projekten ermitteln oder Verlage können die Daten nutzen, um ihre Services zu erweitern.
Web of Science mit Emerging Sources. Die IP & Science-Sparte von Thomson Reuters, zu der auch Produkte wie das Web of Science, Journals Citations Reports, InCites, Endnote und Derwent gehören, wurde mittlerweile verkauft und firmiert unter dem Namen Clarivate Analytics (ipscience.thomsonreuters.com/). Open Password berichtete darüber.
Der Vortrag beschäftigte sich in erster Linie mit der Erweiterung des Web of Science (WoS). Mittlerweile nutzen mehr als 7.000 Einrichtungen weltweit das Produkt. Das WoS besteht aus mehreren Indices, die mittels einheitlicher Indexierung der Publikationen über einer Suchoberfläche recherchierbar sind. Seit einiger Zeit wird die Strategie verfolgt, bei den Inhalten in die Breite zu gehen und WoS um weitere Indices zu erweitern. Hierzu gehört der Emerging Sources Citation Index (ESCI), der 2015 eingeführt wurde und eher regional bedeutsame Zeitschriften sowie Publikationen auswertet, die sich den derzeit noch entwickelnden wissenschaftlichen Gebieten zugewandt haben. Die aktuell mehr als 4.000 indexierten Zeitschriften im ESCI stehen „unter Beobachtung“ und können sich für die Aufnahme in eine der drei regulären Zitationsindices Science Citation Index Expanded, Social Science Citation Index und Arts & Humanities Index qualifizieren. Im Erfolgsfall erhalten sie die Chance, einen begehrten wie umstrittenen Journal Impact Factor zu erhalten. Der ESCI ist Teil der „Core Collection“ und muss daher nicht gesondert lizenziert werden.
Für die Recherche nach Forschungsdaten wurde der Data Citation Index entwickelt, der etwa 6,5 Millionen Datensätze aus 350 Repositorien durchsuchbar macht. Er gehört neben dem Biosis Citation Index, dem Derwent Innovation Index sowie den Kollektionen mit chinesischer, russischer und koreanischer Zeitschriftenliteratur sowie weiteren zu den „Complementary Databases“, die separat lizenziert werden müssen.
Podiumsdiskussion „The Open Access Value Chain“. Das international besetzte Panel mit Vertretern aus der Bibliothekswelt, Verlagen und der Wissenschaft diskutierte über die Herausforderungen und Zukunftsperspektiven von Open Access. Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:
– Verlage sind gezwungen, sich mit Open Access auseinanderzusetzen. Open Access hat sich zu einem Markt entwickelt, wenngleich der Hauptvorteil „Freier Zugang zu wissenschaftlicher Literatur“ bestehen bleibt. Allerdings droht der Open-Access-Markt ähnlich wie der Subskriptionsmarkt intransparent zu werden.
– Der Open-Access-Markt entwickelt sich dynamisch und bietet Raum für neue Player und Kooperationen. Im Gegensatz zu den großen Verlagen müssen kleinere Player mehr Überzeugungsarbeit leisten und ihre Dienstleistungen besser erklären.
– Neben den Inhalten spielen die Services eine große Rolle. Die Offenheit von Inhalten und Metadaten eröffnet eine Vielzahl von Innnovationsmöglichkeiten.
– Metadaten sind ein zentrales Thema und Wissenschaftler und weitere Beteiligte müssen sich damit auseinandersetzen, damit die Potenziale wie die Kontextualisierung und das Erkennen von Zusammenhängen zwischen den Dokumenten genutzt werden können. Ähnliches gilt für die Maschinenlesbarkeit und für die Vergabe von Identifikatoren. Gerade bei wissenschaftlichen Publikationen wird das Thema „Metadaten“ noch zu sehr vom Print-Format hergedacht. Beispiel: Viele eBooks haben zwar eine ISSN, aber keinen persistenten Identifikator wir DOI. Das ist aber nicht nur ein Thema für Anbieter von Open-Access-Publikationen, sondern betrifft die gesamte (wissenschaftliche) Publikationslandschaft.
– Moralische Erörterungen, die zunächst nötig waren, um Open Access einen Start zu ermöglichen, treten in den Hintergrund. Die Services alleine müssen überzeugen und sollten im Idealfall das Publizieren erleichtern.
– Die Erweiterung der Möglichkeiten bei der Nutzungsmessung über „Cost-per-Download“ hinaus setzen voraus, dass Bibliotheken ein Stück weit die Kontrolle abgeben. Auch für die Autoren bring dies einen Kontrollverlust. Gleichzeitig besteht jedoch die Chance, mehr Feedback zu erhalten bzw. besser zu erfahren, in welchen Zusammenhängen ihre Publikationen diskutiert werden.
– Auch die Organisation von Artikeln in Zeitschriften wird weniger wichtig. Der Fokus liegt stärker auf der Einzelpublikation. Gleichzeitig spielt aber die Auswahl der Plattform und somit das Publikationsumfeld eine Rolle. Mit der Wahl eines geeigneten Umfeldes soll sichergestellt werden, dass Autoren von den „richtigen“ Wissenschaftlern gelesen und zitiert werden.
– Open Access hat die Möglichkeit eröffnet, das wissenschaftliche Kommunikations- und Reputationssystem in Frage zu stellen. Allerdings gibt es noch Forschungsbedarf, was die tatsächlichen Wirkungen dieses Systems sind.
– Die Verlage selbst sollten disruptiv sein, damit sie Innovationen entwickeln können. Ein gänzliches Verschwinden der Verlage wird nicht erwartet, da ihre Kompetenzen nach wie vor benötigt werden.
Anzeige
FAQ + Hilfe