Open Password – Montag, den
- August 2018
# 418
GBI-Genios – Peter Müller-Bader – Frankfurter Allgemeine – Dun & Bradstreet – Willi Bredemeier – CC Capital – Cannae Holdings – Thomas H. Lee Partners – Outsell – Thomas J. Manning – William P. Foley – Kreditinformationen – Wirtschaftsinformationen – Künstliche Intelligenz – Creditreform – Inkassodienste
GBI-GENIOS
Pioniergeist, unbändige Energie
und Leidenschaft
„In stiller Trauer nehmen wir Abschied von dem Mitbegründer unseres Unternehmens
Dr. Peter Müller-Bader
1946 – 2018
Herr Dr. Peter Müller-Bader war an der Gründung der GBI-Genios Deutsche Wirtschaftsdatenbanken GmbH im Jahr 1978 wesentlich beteiligt und lange Jahre als geschäftsführender Gesellschafter tätig. Mit seinem Pioniergeist und seiner unbändigen Energie und Leidenschaft legte er den Grundstein für unser Unternehmen und prägte dessen Weiterentwicklung.
Wir behalten ihn in dankbarer Erinnerung.
Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Angehörigen.
Gesellschafter, Geschäftsführer und Team
GBI-Genios Deutsche Wirtschaftsdatenbank GmbH“
Anzeige in der Frankfurter Allgemeinen, 11. August 2018
Dun & Bradstreet
D&B zieht sich nach Umsatzverlusten
von der Börse zurück
„Die öffentliche Demütigung ersparen,
Wall Street nicht gefallen zu können“
Von Willi Bredemeier
Dun & Bradstreet, „the global leader in commercial data, analytics and insights for businesses“ und Nummer 2 auf dem deutschen Markt für Kreditinformationen, wird sich von der Börse zurückziehen. Das Unternehmen wird wahrscheinlich von einer Investorengruppe, die von CC Capital, Cannae Holdings und Thomas H. Lee Partners angeführt wird, übernommen. Der endgültigen Übernahme ist allerdings eine „Go-shop“-Periode vorgeschaltet, in der D&B auf bessere Angebote als das vorliegende eingehen kann. Nach dem jetzigen Angebot wird die Übernahme von den Aktionären 6,9 Milliarden Dollar kosten. Für jede Aktie sollen 145 Dollar gezahlt werden. Dieser Preis liegt 30 % über den Börsenkurs vom 12. Februar.
Der Entscheidung von Dun & Bradstreet, sich aus der weitgehenden Transparenz börsennotierter Unternehmen zurückzuziehen und sich von dem Druck, regelmäßig Dividenden zu zahlen, zu befreien, waren eine Reihe von Krisenanzeichen vorausgegangen:
- Seit 2015 wechseln in den Vierteljahresbilanzen von D&B schwaches Umsatzwachstum und zum Teil beachtliche Rückgänge der Umsätze einander ab. Insgesamt lässt sich am ehesten von einer Stagnation der Umsätze sprechen.
- Im Februar trennte sich D&B von seinem CEO. Outsell (London) sah dies als Zeichen der Ungeduld des Aufsichtsrates mit dem D&B-Management und kommentierte: „D&B´s latest change in leadership demonstrates how high investor expectations remain and how unrelenting digital transformation is.“
- Am 12. Februar kündigte D&B einen „strategic review“ an and damit eine Bereitschaft „to consider all options for value creation“.
- Eine Pressekonferenz, auf der die Ergebnisse des zweiten Quartals 2018 hatten vorgestellt werden sollen, wurde abgesagt.
- Wie sich dann zeigte, waren die Umsätze im zweiten Quartal um 4% und nach Bereinigung von Wechselkurseffekten um 3% zurückgegangen. Die entsprechenden absoluten Zahlen betragen 439,6 Millionen Dollar und 394,4 Millionen Dollar.
Ein Experte, mit dem Open Password sprach, kommentierte die Entscheidung von D&B, das Unternehmen wolle sich künftig die „öffentliche Demütigung für seine Unfähigkeit ersparen, Wall Street nicht gefallen zu können.“
Die Kommentare der für die anstehende Transaktion Verantwortlichen sind wie in solchen Fällen üblich ziemlich inhaltsleer. Sie sagen aber doch ein wenig aus: Thomas J. Manning, derzeit C&O of Dun&Bradstreet, sagte: „Today´s announcement ist he culmination of a thoughtful and comprehensive review oft he value creation opportunities available to the Company as part of a full portfolio and business assessment and exploration of strategic alternatives with multiple financial sponsors. As a result of this process, the Dun& Bradstreet Board of Directors unanimously determined that this all-cash transcation with the Investor Group is in the best interest of our shareholders and our company.“
William P. Foley, Chairman der Cannae Holdings, sagte: „In an increasigly data-driven world, Dun & Bradstreet´s insight-driven business model and interconnectivity across industries has positioned the Company for continued success. We are excited to grow the Company, increase operating efficiencies and improve the Dun & Bradstreet customer eperience by providing enhanced business solutions.“
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Nach vielen Jahrzehnten als Pionier in die Niederungen eines etablierten Marktes angekommen.
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Das vor 177 Jahren gegründete Unternehmen war viele Jahrzehnte der Pionier der Kreditinformations- und in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Online-Branche. Was immer die Fehler des D&B-Managements in den letzten Jahren gewesen sein mögen, es versuchte durchaus, dem Mantra der Informationsbranche zu folgen. Dieses wird von Outsell wie folgt beschrieben: „Data, information, technology, and things are coalescing to improve applications and end-user workflow at the point of decision making.“ Noch konnte das Management etwas für die hohen Erwartungen seiner Aktionäre, die sich eher an die Internet-Konzerne und Start-up-Szene als an den Aussichten der Kreditinformationsbranche orientierten.
Nicht zuletzt ist der Rückzug von D&B ein Zeichen für die Lage der Branche der Kreditinformationen oder allgemeiner der Geschäftsinformationen, die seit längerem aus einem Pionier- in einen etablierten Markt übergewechselt ist. Daran hat der Einstieg in den Analyse- und Lösungsmarkt nichts grundsätzlich zu ändern vermocht und wird auch der anstehende Einbau künstlicher Intelligenz in den Anwendungen kaum eine Wende bringen. Das bedeutet, dass der Umsatz kaum mehr als das Bruttoinlandsprodukt wachsen kann und wirtschaftliche Einbrüche und politische Ereignisse wie der begonnene Handelskrieg zwischen den USA und China oder das baldige Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Gemeinschaft Einfluss auf die Entwicklung der Kreditinformationsanbieter nimmt.
Solches dürfte nicht nur weltweit, sondern auch für den deutschen Kreditinformationsmarkt gelten. So weist Marktführer Creditreform in seinem Jahresbericht zwar ein Wachstum von 3% auf, dieser Zuwachs dürfte sich aber vor allem aus dem Wachstum in Geschäftsbereichen außerhalb der eigentlichen Kreditinformationen, beispielsweise der Inkassodienste, ergeben haben.
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