Open Password: Der Wochenrückblick – Samstag, den 2. April 2016
Aus in Düsseldorf – Microsoft – Apple – FBI – ZB MED – Ulrich Kämper – Informationskompetenz – Anna Knoll – Rainer Kuhlen – Walther Umstätter – vfm
Good Bye Düsseldorf ;-(
Die Informationswissenschaften an der Heinrich Heine Universität stehen vor dem aus. Spätestens 2022 ist dieser Studiengang Geschichte. Die Details aus einem Interview mit der Fachschaft erfahren Sie im Pushdienst am Montag.
Und das war sie, die Woche!
Blick über den Tellerrand:
Microsoft zieht Roboter Tay
wegen schlechter Manieren zurück
Mit Apple vom
„Goldenen Zeitalter der Überwachung“
zum „Goldenen Zeitalter des Datenschutzes“?
Ist das die Geschichte der Woche, dass Microsoft seinen Roboter Tay aussandte, auf dass dieser die gepflegte Konversation von den Menschen erlerne, ihn aber bald zurückziehen musste, weil dieser zum Anti-Feministen, Neonazi und Liebhaber von Obszönitäten umgedreht worden war? Lehrt uns das etwas über die Künstliche Intelligenz und ihre Potenziale? Nein, aber über die Menschen.
Oder ist das die Geschichte der Woche, dass das FBI von Apple verlangte, die Verschlüsselung des Handys eines erschossenen Terroristen aufzuheben, auf dass weitere terroristische Akte seiner Kumpane vereitelt wurden? Aber es ging nicht allein um den Terroristen, vielmehr würde beim Gang durch die Gerichte, da waren sich beide Seiten einig, ein Präzedenzfall geschaffen. Leben würde nicht nur im Falle einer Verweigerung der Entschlüsselung aufs Spiel gesetzt, wandte Apple ein, sondern auch bei einem Angriff von Hackern auf entschlüsselte kritische Infrastrukturen (so geschehen im Dezember, als in der Ukraine Teile der Elektrizitätsversorgung lahm gelegt wurden). Während sich Silicon Valley und ein ehemaliger NSA-Direktor auf die Seite von Apple schlugen, nahm Donald Trump die FBI-Position ein.
Am Ende gewann das FBI den Fall, indem das Handy von Dritten entschlüsselt wurde, angeblich von einem israelischen Unternehmen, und verzichtete es auf den Gang durch Gerichte. Apple, soeben 40 Jahre alt geworden, soll nun angeblich erwägen, Entschlüsselung ganz und gar unmöglich zu machen, indem es die Verschlüsselung in die Hardware einbaut um so das „Goldene Zeitalter der Überwachung“ durch ein „Goldenes Zeitalter des Datenschutzes“ zu ersetzen. Das könnte funktionieren, bis das nächste israelische Unternehmen kommt.
Im Trade-off zwischen Privatheit und Sicherheit sehen wir weiteren Debatten und Komplizierungen entgegen.
Aber auch in der Informationsbranche gab es einiges zu melden. In der Mobilisierung KeepZBMED meldete sich mit Ulrich Kämper einer der ersten Online-Pioniere zu Wort. Open Password expandierte und gewann eine neue Partnerin. Und die Informationswissenschaftler, welch seltener und willkommener Anblick, begannen sich zu streiten. Heute legt noch einmal Reiner Kuhlen nach. Ja, und eine der wichtigsten Branchentagungen, die der vfm, steht bevor.
Zum Abwicklungsbeschluss
gegen die ZB MED
Ulrich Kämper
Die Integration der Fachinformationseinrichtungen
in die Leibniz Gemeinschaft
war ein Fehler
Alle Institutionen sollen aus dem Verband entfernt werden,
die „nur“ der wissenschaftlichen Infrastruktur dienen.
Lieber Herr Bredemeier,
bei der ZB-Med wiederholt sich das Drama, das wir schon bei der Liquidierung des FIZ-Chemie erlebt haben. Auch damals entschied sich der Leibniz-Senat gegen das Votum der Gutachterkommission, der ich damals angehörte, zur Auflösungsempfehlung. Allen Beteiligten war schnell klar, das Ergebnis stand schon vorher fest. Offensichtlich will die Leibniz-Gesellschaft alle Institutionen aus ihrem Verband entfernen, die „nur“ der wissenschaftlichen Infrastruktur dienen. Dabei haben doch die Skandale um Doktorarbeiten, die abgeschrieben wurden statt ordentlich zu recherchieren, gezeigt, wie dringend nötig eine bibliothekarische Infrastruktur in Deutschland ist. Dem Leibniz-Senat scheinen aber derartige Zusammenhänge und strukturelle Notwendigkeiten für die Wissenslandschaft völlig fremd zu sein.
Dies ist eine volkswirtschaftlich fatale Entwicklung, die den Wissenschafts- und Industriestandort Deutschland nachhaltig gefährdet, zumal der ZB-Med nach Schließung der Literaturdatenbanken bei DIMDI am Ende dieses Jahres eine besondere Substitutionsaufgabe zukommt. Vielleicht sollte einmal die Kompetenz der Senatsmitglieder bezüglich der Lieferkette bei Forschung und Entwicklung auf den Prüfstand gestellt werden. In Frankreich oder USA wäre eine derartige Maßnahme undenkbar, oder kann man sich die Schließung der NLM vorstellen, weil sie zu wenig Grundlagenforschung betreibt?
Offensichtlich war die Integration der Fachinformationszentren in die Leibniz-Gesellschaft ein Fehlallokation, denn Dienstleistungen sind nicht die Aufgabe von Forschungsorganisationen. Ein noch größerer Fehler wäre aber die Liquidierung statt der Suche nach einer geeigneteren Anbindung.
Mir drängt sich jetzt auch die Frage auf, wer als nächster dran ist? Etwa das FIZ-Karlsruhe?
Mit freundlichen Grüßen Ulrich Kämper
Wissenschaftlicher Informationsdienst Köln
Kompetenzen Informationsfachleute:
Trends, Studien, Tweets und Links
Ausgewählt von Anna Knoll
Ohne den Data Scientist sind
Daten wie Müll
What makes a great strategic analyst?
* @KPMG_DE: Ohne den Data Scientist sind #Daten wie Müll #AllesMistohnedenDataScientist #data #bigdata https://blog.kpmg.de/personal/macht-eigentlich-ein-data-scientist/
* @BabetteBen: What makes a great strategic analyst http://www.ericgarland.co/2016/03/10/great-strategic-analyst/
Anna Knoll
Beobachtung des Bereiches
„Kompetenzprofile und Qualifizierung“
für Open Password
Anna Knoll (früher Anna Lamparter) hat mit ihrer empirischen Masterarbeit zu den Kompetenzprofilen der Information Professionals die Informationsfachwelt beeindruckt. Nach einer ausführlichen Wiedergabe ihrer Ergebnisse in Password trug Frau Knoll ihre Resultate auf der Steilvorlagen-Veranstaltung 2015 auf der Buchmesse vor („Mastering the Winds of Change“). Dieser Vortrag gefiel die Verlegerin Elisabeth Simon, so dass Frau Knolls Arbeit in Kürze im Simon Verlag für Bibliothekswissen (Berlin) erscheinen wird.
Open Password hat Anna Knoll gewonnen, den Bereich „Kompetenzprofile und Qualifizierung“ für Information Professionals zu beobachten und uns mit Hinweisen auf interessante Trends, Studien, Tweets und Links, die Sie nicht verpassen sollten, und bei Gelegenheit mit eigenen Beurteilungen zu versorgen.
Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit. Willkommen im Team.
Rainer Kuhlen
Eine Zukunft im „Scherbenhaufen“
der Informationswissenschaft?
Rainer Kuhlen hat einen zweiten Offenen Brief an Walther Umstätter geschrieben, um zu klären, was Informationswissenschaft sein soll, und erwähnt dabei auch die ZB MED:
Die Diskussion, z.B. in Password Online oder im LIS-Blog von Potsdam wurde dadurchangestoßen, dass von Ihnen, Herrn Umstätter, die Situation der Informationswissenschaft (in Deutschland) bzw. das Ensemble der aktiven InformationswissenschaftlerInnen als Scherbenhaufen bezeichnet wurde. Alle derzeit forschenden InformationswissenschaftlerInnen (bis auf den Informationstheoretiker Umstätter!) müssten, so Ihre Forderung, auf die Informationstheorie umgepolt werden, wenn diese ihren Anspruch auf Wissenschaftlichkeit weiter erheben wollten.
Das ist zunächst nicht nur ein versuchter umfassender Eingriff in Wissenschaftsfreiheit, sondern auch eine Beleidigung der in der Informationswissenschaft Forschenden und Lehrenden, die geforscht, publiziert und Lehrmaterialien erstellt und diese in der Lehre eingesetzt haben.
Dieses absurde Ansinnen können wir aber hier vernachlässigen – zumal man den Vorwurf des Scherbenhaufens auch gleich an die dafür zuständigen Wissenschaftspolitiker weiterleiten sollte, die, nach anfänglicher Euphorie Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre, so gut wie alle Förderinitiativen auf die informationstheoretisch fundierte Informatik konzentriert hatten. Die Zuständigkeit für Information wurde der Informatik gegeben. Lediglich die Fachinformationssysteme, nebst den ihnen zugeordneten Zentralbibliotheken, schienen im öffentlichen Interesse weiter förderungswürdig zu sein. Aber auch das ist in den letzten Jahren, so wie es derzeit der ZB Med bevorsteht, drastisch reduziert worden. Wenn man aber Umstätters Insistieren auf die Informationstheorie (IT) ernst nehmen wollte, wäre die Informationswissenschaft von Beginn an ein großes Missverständnis gewesen.
Lesen Sie weiter unter: http://www.kuhlen.name/MATERIALIEN/Publikationen2016/Offener-Brief-2-300032016.pdfOffener Brief
vfm
Schnittstellen und Change Management
in der Medieninformationvfm
Schnittstellen und Change Management
in der Medieninformation
Sehr geehrter Herr Bredemeier, …
Der Verein für Medieninformation und Mediendokumentation veranstaltet seine Frühjahrstagung in diesem Jahr vom 25. bis 27. April in Saarbrücken. Hierzu laden wir Sie sehr herzlich ein. Das Thema der diesjährigen Tagung heißt:
Inter Faces – Schnittstellen und Change Management in der Medieninformation
Themen wie Technische Schnittstellen in der Medieninformation | Organisatorische Schnittstellen in der Medieninformation | Change | Berufsbild mit Zukunft | Medienrecht in der Praxis aus Wissenschaft oder Praxis der Medieninformation und -dokumentation werden behandelt. Nähere Angaben zum umfangreichen und spannenden Tagungsprogramm entnehmen Sie bitte unserer Webseite www.vfm-online.de/tagungen/2016/
WICHTIG: Die Tagungsanmeldung muss online erfolgen. Bei Fragen zur Anmeldung wenden Sie sich bitte an Christine Palm (christine.palm@wdr.de, Tel.: +49 (0)221 220 3277). Die Anmeldung inklusive Bestätigung zum Ausdrucken finden Sie ab sofort unter www.vfm-online.de/tagungen/2016/anmeldung.shtml
Der Vorstand des vfm und ich würden sich über Ihren Besuch freuen.
Herzliche Grüße Mario Müller, Vorsitzender des vfm, www.vfm-online.de, saarbruecken2016@vfm-online.de
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