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Open Password – Freitag, den 5. April 2019

# 541

 

Bibliothekartag – Buchmesse – Digitalisierung – Elisabeth Simon – Monika Grütters – Herausforderungen bewältigen – lesen leider ungenügend – Dietrich Nelle – ZB MED – BMBF – Performative Cluster – Stephan Büttner – Stefan Hauff-Hartig – IGLU – Fake News – Leseförderung – Erlebnisort Bibliothek – Bologna-Prozess – Kommunikative Kompetenz – Hamburger Bücherhallen – Famagusta – Gastarbeiter – Kinder – Kurt Reinhardt – Richard D. Lankes – Die andere Bibliothek – EBSCO – StackMap – Risikokapital – Informa Ventures – Startups – Drohnendaten – DJI – Fake News – Pressland – Flexport – Ocean match – McClatchy – Google – Lokalberichterstattung – Apple – Apple News+ – Springer Nature – Figshare – Data Sharing – Willi Kaczarowski, Gerald Swarat – Smart City – Digitale Region

 

Bibliothekartag und Buchmesse
2019 in Leipzig:

Eine Hamburger Perspektive

Bibliotheken als Sensorium
für notwendig gewordene gesellschaftliche Veränderungen 

Von Elisabeth Simon

„Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.“ Es ist ziemlich sicher, dass keiner der Besucher des Bibliothekartages 2019 in Leipzig und auf der anschließenden Buchmesse in Leipzig große Freude an diesem Spruch gehabt hätte, der das Hamburger Rathaus schmückt. Kongress und Messe widmeten sich vielmehr einer Zukunft, die zu vielen Brüchen mit dem Vergangenen und Bestehenden führen wird und zwar im Zuge der schillernden wissend und unwissend zitierten Digitalisierung. Teilweise behalf man sich mit neuen begrifflichen Schöpfungen und vielfach endete man in seinem Vortrag mit dem Eingeständnis, man wisse auch nicht, was das alles bringen werde.  

Obwohl Buchmarkt und Bibliothek in ihren Zielsetzungen sehr verschieden sind – viele Repräsentanten aus beiden Bereichen waren der Kulturstaatsministerin Grütters dankbar, dass sie in ihrer Rede zur Eröffnung der Buchmesse zwischen dem Buch als Kulturträger und dem Buch als ökonomischem Gut unterschied. Haben doch kleine Verlage häufig die Erfahrung gemacht, dass eine solche Unterscheidung beim lokalen Finanzamt zu einem Kopfschütteln führt. Das waren aber nicht die einzigen Gemeinsamkeiten. Vielmehr ähnelten sich die Diagnosen und Therapievorschläge auf beiden Veranstaltungen in frappierender Weise.

Sowohl beim Thema „Herausforderungen bewältigen“ wie auch bei der Initiative „lesen leider ungenügend“ stand nicht das Buch, sondern das Lesen im Vordergrund. Mehr denn je wurde die Bibliothek als sozialer Raum wahrgenommen, der eine Plattform verfügbar macht, auf der die Zusammenarbeit mit befreundeten Einrichtungen innerhalb der Gemeinde gedeihen soll. Dr. Dietrich Nelle, der frühere Interimsdirektor von ZB MED (jetzt BMBF), verlangte, die Bibliotheken zu einem Sensorium für notwendig gewordene gesellschaftliche Anpassungen und weitere Veränderungen auszubauen. Dazu komme man auf der Umsetzungsebene über kollaboratives Arbeiten, geistige Flexibilität, die zum Paradigmenwechsel befähigen, performative Cluster und weitere Aktivitäten, die alle kaum noch mit der traditionellen Bibliotheksarbeit zu tun haben.

Mit der Initiative „lesen leider ungenügend“ sollen neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Schule und Bibliothek gefördert werden. Nach der Debatte zwischen Prof. Stephan Büttner (FH Potsdam) und dem Autoren Stefan Hauff-Hartig über Fehl-, Falsch- und Desinformation belagerten Lehrer den Stand von „Simon BW“, weil sie von der Bibliothek Hilfe in ihren Bemühungen erwarten, den Wert der Wahrheit weiter hochzuhalten. Nach der IGLU-Studie 2018 können allerdings 20 % aller 15-jährigen nicht lesen. Diese grundlegende Kulturtechnik wird also von knapp einem Fünftel der Bundesbürger nicht erworben.  Dieses Defizit schränkt nicht nur den Gebrauch des Internets ein, es verhindert auch, Fake News als solche zu erkennen und Zusammenhänge, die man vorgesetzt bekommt, richtig einzuschätzen.

Mangelnde Lesekompetenz schränkt die kommunikative Kompetenz ein und verhindert die Entfaltung von Talenten. Letzten Endes wird die Demokratie gefährdet – denn wie soll diese funktionieren, wenn sie auf uninformierten Bürgern ruht? Die Bibliotheken bieten zum Zweck der Abhilfe Fortbildung zur Leseförderung an und wünschen sich, dass diese im „Erlebnisort Bibliothek“ stattfinden möge. Um soweit zu kommen, muss die performative Arbeit in den Bibliotheken entwickelt werden.

Die Direktorin der Hamburger Öffentliche Bücherhallen betonte die Notwendigkeit, einen neuen Typ des Bibliothekars auszubilden und warf einen kritischen Blick auf den Bologna-Prozess, in dem die Ausbildung zur kommunikativen Kompetenz vernachlässigt werde. Als sie die Serviceorientierung des Hotelpersonals als Vorbild für Bibliothekare darstellte, wurde dies vor allem von jungen Kollegen negativ bewertet. In diesem Zusammenhang erinnerte ich mich an das zypriotische Famagusta Ende des 90er Jahre, als die Direktorin der Zentralbibliothek der dortigen internationalen Universität das Personal ihrer Bibliothek aus den umliegenden Hotels rekrutierte und damit einen Eingangs- und Servicebereich in freundlich-fröhlicher Atmosphäre schuf, der allen Teilnehmern unserer Veranstaltung in Erinnerung geblieben sein dürfte.

Die Notwendigkeit einer radikalen Transformation der Bibliothek wird heute von keinem Bibliothekar mehr bestritten. Das dürfte auch für jene gelten, die noch mit den Untiefen der Preußischen Instruktionen fertig werden mussten und beruflich mit einem geregelten Bibliotheksablauf aufgewachsen sind. Die Direktorin der Bücherhallen hatte auch dazu ein frühes Beispiel parat, das heute noch als Modell dienen könnte. Als die Kinder der ersten Gastarbeitergeneration Ende der 60er Jahre die Hamburger öffentliche Bücherhallen bevölkerten, standen die Bibliothekare diesem Ansturm zunächst hilflos entgegen. Mit Zeitschriften wie „Die Sesamstraße“ und einem privat finanzierten Import türkischer Bücher  durch den Musikethnologen Kurt Reinhardt und seiner  Frau wandelte sich die Bibliothek zu einem Lieblingsort der Kinder der Gastarbeiter. Es war aber unmöglich, den Vater oder die Mutter zur Registrierung in die Bibliothek zu locken. Also nahmen die Bibliothekare Kontakt mit der nahegelegenen Schule auf und stellten allen Kindern einen Ausweis aus, der der Lehrerin zur Bewahrung ausgehändigt wurde. Dies führte zu einer Anfrage an den Direktor während der damals in Hamburg kontinuierlich stattfindenden Mitarbeiterversammlungen. Schweigen des Direktors, dann die Antwort: „Sie wissen, dass Sie damit die Regeln der HÖB verletzt haben“, Schweigen und dann: „Machen Sie weiter so!“

Der Wandel der Bibliotheken zu etablierten Zentren von Communities in einem teils schwierigen gleichwohl weltweiten Prozess wird beispielhaft auch von Richard D. Lankes in „Erwarten Sie mehr“ vorgestellt (siehe dazu auch: „Die andere Bibliothek. Brief an eine Altbekannte“, www.kulurstiftung-bund.de/stadtbibliotheken).

Open Password kommt auf den Bibliothekartag und die Leipziger Buchmesse zurück.

Provider´s Corner


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Lokalisierung der Bibliotheksbestände. EBSCO Information Services (EBSCO) ist eine Partnerschaft mit StackMap eingegangen, einer digitalen Plattform, die den Nutzern detaillierte Beschreibungen zum Standort physischer Objekte in einer Bibliothek liefert. Kunden können die Dienste von StackMap in den EBSCO Discovery Service (EDS) integrieren, um Nutzern die Lokalisierung physischer Materialien in der Bibliothek zu erleichtern und so die Nutzererfahrung zu optimieren.

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Drohnen-Daten für 3-D-Modelle. DJI, the provider of civilian drones and aerial imaging technology, introduced DJI Terra, a new software tool that transforms drone data into digital 3D models and maps for easy analysis and decision making. DJI Terra enables businesses and organizations using DJI drone technology to capture, visualize and analyze aerial images for a wide variety of applications across the public safety, construction, infrastructure, agriculture and film industries.

Management Plattform zur Bekämpfung von Fake News. Pressland has unveiled plans to build a new data management platform to fight fake news. The company is taking advantage of both artificial intelligence and natural language processing to analyze the 24-hour cycle of global news. Its proprietary technology, which is currently in an alpha phase, will yield a vast collection of data that can be used to identify misinformation in the news before it spreads online.

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Quelle: Outsell, EBSCO

Springer Nature

Five Essential Factors for Data Sharing

Five Essential Factors for Data Sharing, published by Springer Nature, translates findings about researcher attitudes and behaviours into concrete measures that will accelerate data sharing.  – Download: figshare.

Data sharing and good data management has been found to make research studies more productive, more likely to be cited and unlock innovation for the good of society. Data archiving, for example, can double the publication output of research projects, and has been associated with an increase in the citation impact of research papers by as much as 50 per cent. According to a new report for the European Commission, the minimum cost to the EU of poor data practice is €10.2 billion per year. The Essential Factors:

  • Clear policy: from funders, institutions, journals, publishers, and research communities. Setting unambiguous and specific requirements for data management and sharing to lead to a shift in researcher behaviour.
  • Better credit: to make data sharing worth a researcher’s time. With more formal recognition through data citations, authorship, inclusion in research assessments, and career advancement, data sharing will increase.
  • Explicit funding: for data management and data sharing, as well as data publishing. Policy without access to dedicated funding to enable compliance is unlikely to result in increased data sharing.
  • Practical help: for organizing data, finding appropriate repositories and provision of faster, easier routes to share data. The majority of researchers don’t know how or where to make their research data available.
  • Training and education: to answer common questions from researchers on data sharing and help build skills and knowledge. Communicating the benefits of best data practice and addressing common areas of concern.

Neu erschienen

Von der Smart City zur Digitalen Region

Willi Kaczarowski, Gerald Swarat: Smartes Land – von der Smart City zur Digitalen Region – Impulse für die Digitalisierung ländlicher Regionen, Verlag Werner Hülsbusch 2018

Die Digitalisierung ist die Revolution unserer Zeit. Aber was bedeutet sie für Städte und Gemeinden und wie geht ein Bürgermeister oder ein Landrat damit um? Das Buch will Wegweiser, Inspiration und zugleich Mutmacher für all jene sein, die die Nachteile der ländlichen Regionen durch den strategischen Einsatz von Zukunftstechnologien und die Entwicklung von digitalen Lösungen für die Alltagsprobleme kompensieren wollen. Es führt über die konzeptionellen Grundlagen einer Digitalen Agenda zu den Trends, Leitfragen und Lösungen in den verschiedenen Handlungsfeldern. Aufgezeigt wird, wie die Stadtgesellschaft gemeinsam den Prozess zu einer selbstbestimmten Digitalstrategie gehen kann.

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