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Open Password – Montag, den 30. März 2020

# 729

 

Digitale Lebenswelten – Quellenbewertung – Facebook – Instagram – Universität Hildesheim – Gesundheitsinformation – Yvonne Kammerer – Leibniz-Institut für Wissensmedien – Andreas Blessing – Kritisches Denken – Öffentlich-rechtliche Medien – Birgit Stark – Universität Mainz – Joachim Griesbaum – Immanuel Kant – Jannika Sieveritz – Geribert Jakob – Hochschule Darmstadt – Virtuelle Lehre

 

Digitale Lebenswelten

Bewertung von Quellen und kritisches Denken
Mit Facebook, Instagram & Co. gut informiert?

 

Bericht zur Reihe Digitale Lebenswelten an der Universität Hildesheim
im Wintersemester 2019/2020

Die Bewertung von Quellen bei der Suche nach Gesundheitsinformation im Web. Dr. Yvonne Kammerer, Leibniz-Institut für Wissensmedien, Tübingen

Wie sollten Quellen bei der Suche nach Gesundheitsinformationen im Web bewertet werden? Die Referentin zeigte anhand eines Beispiels auf, dass etwa kommerzielle Interessen der Betreiber bei der Bewertung der gegebenen Informationen berücksichtigt werden sollten. Die Quellenbewertung lässt sich in die Phasen „kritische Auswahl der Suchergebnisse“, „Untersuchung von Informationen auf den Seiten selbst“ und „Vergleiche zwischen Webseiten“ unterteilen. Für Laien ist vor allem die Bewertung von Aktualität, Autorität und Objektivität wichtig, da Korrektheit und Vollständigkeit oft nicht ohne Vorwissen erkannt werden können. Wichtig sind Trainings, in denen gelehrt wird, die Quellenart näher zu untersuchen und Vergleiche anzustellen.

Aus diversen Studien: Solche Trainings führen dazu, dass institutionelle Webseiten stärker berücksichtigt werden und Foren und kommerzielle Seiten weniger Beachtung finden. Bei Widersprüchen auf Webseiten findet das Logo eine stärkere Beachtung und wird die Seite länger gelesen. Dann werden auch Zusammenfassungen der Recherche stärker mit Belegen untermauert. Eine positive Einstellung zu einem Thema führt zu positiveren Einschätzungen des Gelesenen und der Webseite. Bei von einem Hersteller präsentierten Informationen wurde das betreffende Nahrungsergänzungsmittel von positiv eingestellten Probanden empfohlen. Wenn die präsentierte Webseite eine seriöse, institutionelle Quelle ist, wird die Wirksamkeit darin vorgestellter Nahrungsergänzungsmittel und die Webseite selbst besser und höher eingeschätzt.

Die Bewertung von Quellen wird also durch interne Faktoren wie Vorwissen und Lesekompetenz und externe Faktoren wie Trainingsmaßnahmen, Aufforderungen zur Quellenbewertung und die Konfrontation mit Widersprüchen beeinflusst. In künftigen Studien sollten langfristige Effekte etwa von Trainings untersucht werden.


Kritisches Denken: Konzepte und Anwendung. Dr. Andreas Blessing

Welchen Regeln folgen wir, wenn wir Informationen wahrnehmen und akzeptieren? Informationen werden möglichst einfach ermittelt und innerhalb des eigenen Bezugsrahmens gesucht. Dabei werden nicht immer wirklich vorhandene Zusammenhänge identifiziert und werden manchmal eigene Erfahrungen wissenschaftlichen Erkenntnissen vorgezogen sowie vor allem Bestätigungen für die eigene Betrachtungsweise gesucht. So entstehen Denkfehler, die sich kaum vollständig vermeiden ließen, sich durch kritisches Denken aber einschränken lassen. Dazu sollten Interessenkonflikte transparent gemacht und verschiedene Standpunkte und Perspektiven eingenommen werden. Man sollte vor allem sich selbst und nicht andere Beteiligte hinterfragen.

Eine neue Herausforderung stellen die neuen Medien dar, die eine größere Menge an Informationen verfügbar machen, aber auch Manipulationen erleichtern. Hier sollte als erster Schritt hinterfragt werden, warum gelieferte Informationen geglaubt werden sollten. Es ist also kaum vermeidbar, Täuschungen und Verzerrungen zu unterliegen, diese sollten jedoch eingestanden werden.

In der Diskussion wurde der Wunsch geäußert, dass die öffentlich-rechtlichen Medien eine größere Transparenz bei der Unterscheidung zwischen Nachrichten und Kommentaren herstellen, um so die eigene Meinungsbildung zu erleichtern.

Mit Facebook, Instagram & Co. gut informiert? Zum Nachrichtenverhalten der Onliner. Prof. Dr. Birgit Stark, Universität Mainz

Trotz einer Vielzahl neuer Kanäle informieren sich die Bürger hauptsächlich über das Fernsehen. Auch im Internet werden traditionelle Medien stärker als die sozialen Medien genutzt. Zwar werden bei Facebook schnell vielfältige Informationen gesammelt. Diese sind aber häufig oberflächlich gehalten seien und haben eine nur geringe Glaubwürdigkeit. Studien lassen keinen Mehrwert einer Nutzung von Facebook erkennen, die Nutzer schätzen ihre eigene Nutzung aber besser ein. Im Gedächtnis werden nur wenige Themen als aktives Wissen gespeichert, dabei handelt es sich vor allem um Meldungen, die einen persönlich betreffen, oder um „Soft News“ (beispielsweise um Nachrichten über Semi-Prominente). Filterblasen, die die Auswahl von Informationen auf Webseiten einschränken, können durch Zensurfilter, das Sortieren der Suchergebnisse und die Personalisierung der Meldungen entstehen. Die Wirkungen von Personalisierungen sind aber weniger stark als zunächst angenommen worden ist.

Podiumsdiskussion – Informationskompetenz, Digitale Kompetenz: Bedarfe, Vermittlung und die Folgen. Christina Lentz, Jürgen Menthe, Elke Montanari, Jannika Sieveritz, Jennifer Solakis. Moderation Joachim Griesbaum.

Welche Akteure sind besonders geeignet, Informationskompetenz zu fördern? Neben der Familie und auch den Schulen wurden vor allem Onlineangebote genannt, unter ihnen soziale Netzwerke und Suchmaschinen. Bei letzteren ist es vor allem wichtig, über das Vorhandensein verschiedener Suchmaschinen mit unterschiedlichen Interessen aufzuklären, sowie Suchstrategien und kritisches Hinterfragen zu vermitteln, so die übereinstimmende Meinung der Beteiligten. Zusätzlich zu dem Wissen über bestimmte Themen wird zunehmend Metawissen wichtig. Auch die Funktionsweise der zugrundeliegenden Algorithmen und sowie Strategien zur Informations- und Quellenbewertung sollten vermittelt werden. An der Universität sollten die angehenden Lehrenden mit den aktuellen (technischen) Möglichkeiten vertraut gemacht werden, damit diese gegenüber den später zu Unterrichtenden keine Nachteile haben.

Wie können Menschen zu kritischem Fragen motiviert werden? Die Diskutierenden bezogen sich auf die Aufforderung Immanuel Kants, dass die Menschen ihren eigenen Verstand nutzen sollten, um Informationen kritisch aufzunehmen und verschiedene Argumentationsweisen zu untersuchen. Darüber hinaus ist es wichtig, nicht in Routinen zu verfallen, sondern neue Konzepte zu entwickeln, die unter anderem über die Schulen an die Bevölkerung weitergegeben werden sollten. Frau Sieveritz schloss die Runde mit dem Hinweis, dass die Suchenden nur kritisch hinterfragen würden, wenn sie dabei auch Spaß hätten. Um diesen zu haben, sei die Vermittlung von Suchstrategien und Bewertungskriterien unerlässlich.

Briefe

Virtuelle Lehre an Hochschule Darmstadt
mit dem wissDok-Programm gestartet

Lieber Herr Bredemeier,

wie sie aus unseren Gesprächen wissen, habe ich mich in den letzten Jahren aus der Zukunftsdiskussion über die Information Science zurückgehalten und lieber dafür gesorgt, dass es für die Kernbereiche in Wissenschaft und Medien genügend hochqualifizierten Nachwuchs gibt (das inzwischen die Institutionen beginnen, die Absolventen wechselseitig abzuwerben, ist denke ich ein gutes Indiz für eine steigende Absolventennachfrage). Stand heute haben wir eine neue Ebene betreten, über die ich ihnen gern berichten möchte und die Sie vielleicht für so interessant halten, dass Sie sie ihrerseits weiter verbreiten.

Virtuelle Lehre an der Hochschule Darmstadt (h_da) – kein Problem, läuft prima und wurde mit dem wissDok-Programm gestartet

Letzten Freitag (27. März) wurde die erste komplette und virtuell durchgeführte Veranstaltungswoche im kooperativen postgradualen Volontariat zur wissenschaftlichen Dokumentation erfolgreich abgeschlossen. Eine Woche lang ein anspruchsvolles Studienprogramm auf Basis projektbasierten Lernens mit bis zu zehn Stunden am Tag und 18 eingebundenen Standorten durchzuführen, ist nicht trivial. Die erste einwöchige Kursklasse des 2020 zum fünften Mal durchgeführten akademischen Teil im Ausbildungszyklus wurde dabei ohne große technische Probleme mit einem videokonferenzbasierten System, kollaborativem Whiteboard usw. und bundesweit durchgeführt.

Die Umstellung von der ursprünglich geplanten Präsenzveranstaltung auf dem Media-Campus in Dieburg in die virtuelle Welt des Internet brauchte dabei nur einen Tag, einschließlich Test der nötigen Systeme. Alle Qualifikationsziele sind erreicht und alle Teilnehmer waren mit Engagement, Spaß und hoher Zufriedenheit dabei – wie die abschließende Befragung ergab.

Das Volontariat zur wissenschaftlichen Dokumentation ist eine zweijährige postgraduale Ausbildung, die seit 2015 kooperativ von der h_da mit Partnern, die die Volontäre für den akademischen Teil entsenden und zu denen der Großteil der ARD, das ZDF, RTL, die FAZ, Deutsche Welle, Deutschlandradio, das DRA, Leibnitz-Forschungsinstitute wie das FIZ in Karlsruhe oder das DIPF in Frankfurt und weitere Medien und Verbände gehören. Aktuell liegt der Schwerpunkt in der Ausbildung von Elitenachwuchs für die Mediendokumentation und im Forschungsdatenmanagement. Das kontinuierlich weiterentwickelte Programm, ein sogenanntes „lebendes Curriculum“, wird vom Programmdirektor Prof. Geribert E. Jakob geleitet und auch planerisch wie technisch zusammen mit etwa 15 Dozenten im Wesentlichen aus den Studiengängen der Information Science an der h_da, durchgeführt.

Die zweite von insgesamt sieben Veranstaltungswochen bis zum Abschluss des Programms 2019/20 im kommenden November steht Ende April an und wird wie die weiteren vermutlich auch virtuell stattfinden.

Prof. Jakob und die Programmpartner sehen in der Virtualisierung nicht nur sehr viel Arbeit, sondern bei erfolgreicher virtueller Durchführung auch der weiteren Wochen ein konzeptionelles Potential, um Programme dieser Art auf einem bislang unerreichten Flexibilitätsniveau durchzuführen, ohne die Qualifizierungsansprüche senken zu müssen.

Besten Gruß Geribert Jakob, Media Information – Media Asset Management –
Media Informatics and Technology, h_da Darmstadt University, Dieburg Media Campus


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