Open Password – Dienstag,
den 17. Dezember 2019
# 681
Steilvorlagen für den Unternehmenserfolg – Arbeitskreis Informationsvermittlung – Yannick Loonus – Semalytix – Michael Klems – infobroker.de – Mary Ellen Bates – Barbara Endler-Jobst – Posts – Patienten – Soziale Medien – Roche – Medikamente – Angehörige – Betreuer – Federal Drug Administration – YouTube – Facebook – Foren – Blogs – Twitter – Datenschutz – Parkinson – Medikamentenentwicklung – Patientenbedürfnisse – Embase – Medline – PsycInfo – Konzeptionelles Krankheitsbild – Text Mining – Künstliche Intelligenz – Ontologie für Umgangssprachen – HTW Chur – Universität Zürich – MedMon – China – Science Journals – Twitter – Standard for Social Media – Cap Bridge – Dun & Bradstreet – Policygenius – Coverage Calculator – Bloomberg – City Lab – Mobility Data Collaborative – Cerner Corp. – EHR – Outsell
Steilvorlagen für den Unternehmenserfolg
Arbeitskreis Informationsvermittlung
mit Yannick Loonus
Michael Klems: Wesentlich zum Erfolg
der „Steilvorlagen“ beigetragen
Yannick Loonus von Semalytix (Bielefeld), Open Passwords Information Professional des Jahres 2018, ist dem „Arbeitskreis Informationsvermittlung“ beigetreten, der die Buchmesse-Veranstaltung „Steilvorlagen für Unternehmenserfolg“ inhaltlich gestaltet.
Loonus war der erste in der deutschsprachigen Öffentlichkeit, der über Auftritte auf den „Steilvorlagen“ und Veröffentlichungen in Open Password die Potenziale der Künstlichen Intelligenz und der „Data Science“ auf die Chancen und Herausforderungen für Information Professionals bezog. Ohne ihn hätte sich das Thema wahrscheinlich nicht so rasch in unserer Branchenöffentlichkeit durchgesetzt. Da dieser Bereich in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird, stellt Loonus eine Verstärkung des Arbeitskreises dar.
Michael Klems (infobroker.de) ist aus dem „Arbeitskreis Informationsvermittlung“ ausgeschieden und wird sich künftig noch stärker der Entwicklung von Open Password widmen. Klems hat wesentlich zum Erfolg früherer „Steilvorlagen“-Veranstaltungen beigetragen. Das gilt sowohl für die inhaltliche Gestaltung – so organisierte er in diesem Jahr die informelle Königin der Information Professionals, Mary Ellen Bates, als Referentin – als auch für eine hohe technische Professionalität, beispielsweise mit Bildern, Podcasts und Videos.
Steilvorlagen für den Unternehmenserfolg (2019):
Barbara Endler-Jobst
Jenseits klinischer Studien:
Weitere Aufschlüsse über Krankheitsbilder
durch Posts von Patienten
in Sozialen Medien
Der „Steilvorlagen“-Vortrag von Barbara Endler-Jobst ist auf https://youtu.be/1U8YrB9h21I- zugänglich, ihre Folien auf: https://fbm.cloud.booklan.de/index.php/s/mP3be8adyaemgjN#pdfviewer.
Barbara Endler-Jobst (zweite von links auf dem Plakat –
links von ihr: Gerlinde Mohr – rechts: Stephan Raif – Tim Brouwer).
Barbara Endler-Jobst, Head of Data Science vom Roche Innovation Center Basel, sprach auf den „Steilvorlagen 2019“ über “Social Media Analyse zum besseren Verständnis der Patientenbedürfnisse“. Aber was hat die Roche-Forschung, deren Arbeit letztlich auf die Forschung und Entwicklung neuer Medikamente ausgerichtet sein muss und die sich zunächst einmal auf klinische Studien fokussiert, mit Sozialen Medien zu tun? Das können wir besser beantworten, so Frau Endler-Jobst, wenn wir uns vergegenwärtigen, warum wir Medikamente nehmen, nämlich um unsere Überlebenschancen zu verbessern, um die Symptome einer Krankheit zu lindern, um unseren Lebenswandel und unsere Lebensqualität stabil zu halten und um unsere Risiken, die mit einer Krankheit einhergehen, zu minimieren.
Hier wird deutlich, dass vor allem Patienten, aber auch ihre Angehörigen beispielsweise in ihrer Rolle als Eltern sowie Ärzte und Betreuer wie Krankenschwestern und Pfleger, sogar Repräsentanten der Krankenkassen viel Relevantes zu sagen haben. Aber sagen sie auch etwas, was über eine Bestätigung der auf klinischen Studien basierenden wissenschaftlichen Literatur hinausgeht und wie ließe sich das gegebenenfalls messen, damit es in klinischen Studien berücksichtig werden kann? Das müsste man untersuchen, fand man nicht nur bei Roche, sondern beispielsweise auch bei der US-amerikanischen Federal Drug Administration, die die Sozialen Medien als Datenquelle mit Blick auf eine „Patient-Focused Drug Development“ und dies in allen Phasen der Medikamentenentwicklung stärker berücksichtigt wissen will. Ähnliches gilt für andere Gesundheitsbehörden.
An diesem Punkt lag es für Roche nahe, auf Soziale Medien zu setzen, zumal mittlerweile beinahe Jedermann in den Sozialen Medien unterwegs ist. So nutzen nach einer für die USA repräsentativen telefonischen Umfrage aus diesem Jahr mittlerweile allein 73% der Bürger YouTube und 68% Facebook. Bei den über 50-Jährigen betragen die entsprechenden Werte 56% und 55%, so dass von einer Abstinenz höherer Altersgruppen bei Sozialen Medien nicht mehr gesprochen werden kann. Alle Welt wundert sich, „was die Leute alles posten“, wenn sie nicht gerade selbst am Posten ist. Natürlich wird auch viel über Krankheiten gepostet, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit ist, da uns das eigene gesundheitliche Befinden besonders bewegt. Zudem gibt es für Patienten, Ärzte und Betreuer alle möglichen zum Teil sogar moderierte Foren, die sich nach den Recherchen von Roche als wesentlich informativer erwiesen als beispielsweise die aktuelleren, aber doch oberflächlicheren Dienste ohne eine eindeutige Themenfokussierung wie Twitter und Facebook.
Angesichts des in Europa herrschenden Datenschutz-Furors mussten vor der Entwicklung eines Studiendesigns in intensiven Diskussionen unter Einbeziehung der Rechtsabteilung erst einmal womöglich auftretende Bedenken aus dem Weg geräumt werden. So wurde auf Interviews und Kontakte etwa zu Patienten verzichtet und fand eine Beschränkung auf eine rein retrospektive Datenanalyse statt. Es wurden nur Datenquellen verwendet, die öffentlich zugänglich sind. Die herangezogenen Daten wurden alsbald anonymisiert, so dass eine Erstellung von Nutzerprofilen unmöglich geworden war. Die Ergebnisse waren passwortgeschützt, und nur einer sehr kleinen Gruppe bei Roche wurde der Zugang gewährt.
Es wurde eine Pilotstudie anvisiert, die zu einer Krankheit, nämlich „Parkinson“, die folgenden Fragen beantworten sollte: „Können die Ergebnisse der Social Media Analyse Entscheidungen in der Medikamentenentwicklung unterstützen? Liefert die Social Media Analyse neue Einsichten in Patientenbedürfnisse?“ Parallel zu diesem „Piloten“ lief eine klinische Studie mit Patienten, bei denen gerade „Parkinson“ diagnostiziert worden war. Die beiden Forschungsteams arbeiten zwar zusammen, die Kooperation ging aber nicht so weit, dass die „Social-Media-Forscher“ über die Ergebnisse der klinischen Studie informiert worden wären. Dabei war von vornherein klar, dass die Ergebnisse aus den Sozialen Medien die klinischen Studien im besten Fall ergänzen, aber nicht ersetzen konnten. In einer ersten Phase der Pilotstudie wurde eine Review der Literatur und der geltenden Richtlinien auf der Basis von Datenbanken wie Embase, Medline und PsycInfo unternommen und daraus eine Liste der Krankheitssymptome und der daraus resultierenden Impacts erstellt. Das sich so ergebende und mit Experten abgestimmte Gesamtbild wurde als „konzeptionelles Krankheitsmodell“ bezeichnet. Die Frage war nun, ob das „konzeptionelle Krankheitsmodell“ zu ergänzen war, wenn dies durch die Ergebnisse der Analyse Sozialer Medien nahegelegt werden sollte.
Insgesamt wurden 15 Soziale Medien einschließlich Blogs und Foren für die weiteren Untersuchungen ausgewählt. Dabei fand eine Einschränkung auf englischsprachige Posts statt, da sich die Nutzer in vielen relevanten Foren der englischen Sprache bedienten. Insgesamt wurden knapp 24.000 Dokumente für die Analyse heruntergeladen, indexiert und für das Text Mining, von der Referentin als „sehr offenes“ und „bias-freies“ Verfahren präferiert, zugänglich gemacht. Bei der Erstellung von Text-Mining-Abfragen zur Identifizierung von Symptomen und deren Impacts musste zwar viel manuell gearbeitet werden. Andererseits wäre eine Erfüllung der gestellten Aufgaben ohne Künstliche Intelligenz, hier „Text Mining“ oder „Natural Language Processing“, nicht möglich gewesen. Dabei bestand ein besonderes Problem darin, dass es keine Ontologie für Umgangssprachen gibt und Patientenbeschreibungen nicht ohne Weiteres eindeutig einem medizinischen Vokabular zuzuordnen sind. Andererseits waren Interpretationen mit zwangsläufig subjektivem Gehalt tunlichst zu vermeiden. So wurde beispielsweise die Gleichsetzung der Aussage „I became very dizzy“ mit „Vertigo = Schwindel“ erst nach einer Reihe von Kontrollschritten möglich.
Insgesamt wurden 267 Symptome und 166 Impacts ermittelt. Frau Endler-Jobst differenzierte diese Ergebnisse anhand von Balkendiagrammen, die leider in der im Internet zugänglichen Foliensammlung nicht mehr enthalten sind. Ich kann mich aber an einzelne Ergebnisse erinnern. Jene Symptome und Impacts, die die Literaturanalyse bestätigten, wurden in der Farbe „Blau“ angezeigt. „Pink“ waren jene Balken, die zwar in der Literatur genannt wurden, aber dort nicht für wichtig genug gehalten wurden, um in das „konzeptionelle Krankheitsbild“ einzugehen. Die nunmehr vorliegenden Ergebnisse „in Pink“ ermunterten dazu, Experten zu fragen, ob sie diese Symptome und Impacts in ihrer Bedeutung höher einstufen sollten. „Gelb“ waren schließlich jene Balken wie „Fear“ und „Distress“ gefärbt, die auf neu gefundene Symptome und Impacts hinwiesen, auch sie ein Anlass für weitere Gespräche mit Experten.
Nach meiner Erinnerung ergaben sich diese Resultate:
(1) Die Diagramme stellten nach Zahl und Ranking der einzelnen Balken vor allem eine Bestätigung der wissenschaftlichen Literatur und des „konzeptionellen Krankheitsbildes“ dar.
(2) Die Forscher ermittelten häufiger Symptome und Impacts, die in der Literatur zwar genannt, aber dort als weniger relevant eingestuft werden, als „ganz neue“ Symptome und Impacts, die also die wissenschaftliche Literatur bis dato nicht kannte.
(3) Insgesamt wurden aber genügend viele Symptome und Impacts gefunden, um von einer beachtlichen potenziellen Anreicherung des konzeptionellen Krankheitsbildes zu sprechen.
Ja, bestätigte Frau Endler-Jobst an diesem Punkt, „es gibt neue Einsichten“. Das Forscherteam nahm daraufhin Kontakte mit Experten beispielsweise in Kliniken auf, was letztlich in einem langen Prozess dazu führte, dass fast alle Vorschläge des Forschungsteams ergänzend in das „konzeptionelle Krankheitsbild“ aufgenommen wurden. Es muss sich jetzt erweisen, ob sich Soziale Medien als neue Informationsquelle auch für andere Krankheiten, für die teilweise ganz andere Fragen gestellt werden, bewähren kann.
In einem zweieinhalbjährigen Projekt wird derzeit gemeinsam mit Forschern an den Universitäten Chur und Zürich ein Tool, genannt „MedMon“ für „Media Monitoring“, entwickelt, mit dem die am Beispiel „Parkinson“ entwickelten Verfahren zum Download und Klassifizieren aus großen unstrukturierten Datensammlungen auf Infektions-, neurologische und seltene Krankheiten übertragen werden können. Dabei wird viel mit Visualisierungen gearbeitet. Das Forschungsteam bei Roche ist bereit, sich für weitere Kooperationen auch mit Firmen zu öffnen. Es beabsichtigt, seine Textanalysen auf nicht-englische Sprachen auszudehnen. Beispielsweise gibt es ein großes Interesse an chinesischen Posts. Einer unmittelbaren Analyse stehen aber schwierige rechtliche Probleme entgegen. Ferner arbeitet das Team daran, die Umgangssprache auf medizinische Konzepte abzubilden, also weitere Schritte in Richtung einer „Ontologie der Umgangssprache“ zu gehen. Zudem streben die Forscher an, die Zusammenhänge zwischen Symptomen, Krankheit und Impact besser und systematischer zu verstehen. Angesichts der verstärkten Publikationstätigkeit in ihrem Themenfeld verspüren sie Rückenwind für ihre Forschungen.
Chinas Offensive für
wissenschaftliche Qualität
China is taking dramatic steps to improve the quality and international reputation of its home-grown science journals. Publishers of hundreds of Chinese titles will receive generous government funding as part of a major five-year plan to elevate the country’s publications to among the world’s best. The government revealed it will spend more than 200 million yuan (US$29 million) per year for 5 years to help improve the standards of some 280 journals — most of which publish in English — and to increase submissions from international researchers.
Twitter: Dezentralisierter Standard für Soziale Medien.Twitter is funding a team to develop an open and decentralized standard for social media. CEO Jack Dorsey announced the effort, called Bluesky. In a series of tweets, Dorsey said Twitter will fund a „small independent team“ of up to five open source architects, engineers and designers, and that the platform will provide just one direction: find an existing decentralized standard to advance or create one from scratch.
Bessere Grundlagen für Investitionsentscheidungen. Global private markets platform CapBridge has teamed up with Dun & Bradstreet to offer investors decision-ready intelligence as the private market continues to attract unprecedented interest from growth companies as well as private investors. Together with Singapore Commercial Credit Bureau, Dun & Bradstreet will offer investors on CapBridge a suite of solutions designed to support investment decision making.
Versicherungsberatung ohne Vertreter. Policygenius, the online insurance marketplace, released two tools to make it easier for consumers to get life insurance right. The new Coverage Calculator helps people pinpoint how much life insurance they need — and walks users through why it’s making that recommendation. The embeddable Pricing Widget generates real-time estimates on the cost of a policy, based on age, gender, zip code and overall health.
Bloombergs Lösungen für Stadtentwicklung. Bloomberg Media announced that it has reached an agreement to acquire CityLab, The Atlantic’s news site for solutions-based journalism on urban innovation and the future of cities. The transaction is expected to close by the end of the year. Bloomberg will also acquire the CityLab event series, the global summit that gathers mayors and urban leaders to discuss and share creative, scalable solutions to the major challenges faced by cities around the world.
Mobility Data Collaborative für Infrastrukturplanung. The Mobility Data Collaborative, a multi-sector forum with the goal of creating a framework to improve mobility through data, launches, as convened by SAE Industry Technologies Consortia (SAE ITC), an affiliate of SAE International. New mobility services are emerging and integrating into the urban transportation landscape across the globe. Data generated by these new mobility services offers an exciting opportunity to inform local policies and infrastructure planning.
Nur 30% der Patienten folgen Rezepturen. Cerner Corporation has implemented price transparency capabilities into its EHR, in an effort to help providers choose the most cost-effective medication for its patients. Approximately 30 percent of prescriptions are not fulfilled by patients after leaving the provider’s office because of the lack of price transparency or cost of medication. Using technology from RxRevu, Cerner hopes to address that issue and drive better medication adherence.
Quelle: Outsell
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