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Open Password – Mittwoch, 12. Januar 2022

# 1015

2022/2021 – Trend des Jahres – Einrichtungen des Jahres – Personen des Jahres – Bücher des Jahres – Corona als großer Beschleuniger – Widerstandsfront mit alternativen Fakten – Integration von Forschung und InfoPro-Funktionen – BioNTech – Uğur Şahin – Willi Bredemeier – Entfaltung und Degeneration Sozialer Medien – Fake News – Edward Snowden – Whistleblower – Mark Zuckerberg – Facebook – Infodemie trifft Pandemie – Impfpflicht – Lockdown – ZB MED und Corona – Frances Haugen – Maelle Gavet – Big Tech – Joe Miller – Özlem Türeci – Gefährdung der Demokratien – Home Office – Sascha Lobo – OCLC – Bibliotheksleitungstag – Vereinbarkeit Beruf und Familie – Internet-Affinität – Technische Infrastruktur – Hybrides Lernen – Hybrides Arbeiten – Virtualisierung – Neue Digitale Dienste – Künstliche Intelligenz – Project Lightspeed – Forschung und Entwicklung – Virologen – Bild-Zeitung – Impfstoffe – Pfizer – Comirnaty – Omikron – Sabotage-Bots – Telegram – Silicon Valley – FAZ-Archiv – Klaus Makoschey

Berliner Arbeitskreis Information – Erschließung – Künstliche Intelligenz – Sven Giesselbach – Lennard Bodden – Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme – Tania Estler-Ziegler – Hassbotschaften – Tötungsaufrufe – Telegram – NDR – tagesschau.de – Chatgruppen – Michael Kretschmer – Marco Buschmann – Andres O. – Annegret Kramp-Karrenbauer – ZDF – Lügenpresse – ZDF – Tagesspiegel -Süddeutsche Zeitung – Josef Holnburger – Center für Monitoring, Analyse und Strategie

  1. Titel
    Trends des Jahres: Corona als der große Beschleuniger, wie hielten wir dagegen, was gestalten wir neu? – Eine irrationale Widerstandsfront mit „alternativen Fakten“ – Integration von Forschung und InfoPro-Funktionen: Die wunderbare Geschichte
    von BioNTech und
    Uğur Şahin
  1. Berliner Arbeitskreis Information
    Umfassende Erschließung mit Künstlicher Intelligenz

III. Hassbotschaften
Hunderte Tötungsaufrufe in Telegram-Chats allein in zwei Monaten

  1. FAZ-Archiv: Stellenanzeige

2022/2021

Die Wahlen
zum Trend des Jahres,
zu den Einrichtungen des Jahres,
zu den Personen des Jahres und
zu den Büchern des Jahres

Corona als der große Beschleuniger:
Wie hielten wir dagegen, was gestalten wir neu?

Eine irrationale Widerstandsfront mit „alternativen Fakten“

Integration von Forschung und InfoPro-Funktionen: Die wunderbare Geschichte
von BioNTech und
Uğur Şahin

 

Von Willi Bredemeier

Trends der Jahre 2021/2020: Corona

Trend der Jahre 2020 – 2011: Die Entfaltung und Degeneration der Sozialen Medien

Trend des Jahres 2016: Fake News oder: Was brauchen wir für einen Wahrheitsbegriff?

Mann des Jahres 2013: Edward Snowden, Whistleblower

Mann des Jahres 2010: Mark Zuckerberg, Facebook

„Industrielle Verbreitung von Fake News, die global Demokratien bedroht – „Infodemie“ trifft Pandemie“, Open Password, 10. Januar

„Zur Corona-Pandemie – Vor der allgemeinen Impfpflicht und dem dritten Lockdown“, Open Password, 30. November

„Arbeiten unter Corona-Bedingungen: Die Entdeckung des Möglichen – ZB MED in Zeiten der COVID-19-Pandemie – Wie der COVID-19 Hub entstand“, Open Password, 5. November

Seit 1986 wählen Open Password, früher: Password, einen Trend des Jahres, das nicht mit dem Kalenderjahr identisch sein muss. Im Laufe der Jahre kamen Wahlen zur Einrichtung des Jahres, zur Person des Jahres und zum Buch des Jahres hinzu. Für den Zeitraum 2021/2022 hat Open Password abermals seine Wahlen getroffen. Hier sind die Ergebnisse:

Trend des Jahres: Corona als der große Beschleuniger, Digitalisierer und Virtualisierer

Einrichtungen des Jahres: BioNTech
Facebook

Personen des Jahres:
Frances Haugen, Whistleblower
Uğur Şahin, BioNTech

Bücher des Jahres:

Maelle Gavet, Niedergetrampelt von Einhörnern – Die verheerenden Nebenwirkungen von Big Tech – Ein Aufruf zum Handeln
Joe Miller, Uğur Şahin und Özlem Türeci, Projekt Lightspeed: Der Weg zum BioNTech-Impfstoff – und zu einer Medizin von morgen

Diese Wahlen werden im Folgenden begründet. Auf die damit angesprochenen Themen wird in den kommenden Ausgaben von Open Password eingegangen. Unter anderem werden die Bücher des Jahres rezensiert. Die angesprochenen Themen gehören weiter zur Kernberichterstattung von Open Password.

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Trend des Jahres:

Corona als der große Beschleuniger, Digitalisierer und Virtualisierer.
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„Corona“ war bereits 2021/2020 Thema des Jahres. 2022/2021 gab es zu „Corona“ abermals keine Alternative. Zu sehr hat Corona unser aller Leben weiter verändert und unser Bewusstsein und unsere Entscheidungen bestimmt, als dass wir anderer Meinung sein könnten. Eine vergleichbare Einmütigkeit gab es allenfalls 2013, als – damals als Ergebnis einer kleinen Umfrage – der Whistleblower Edward Snowden „Mann des Jahres“ wurde.

Allerdings ist unser Blick auf Corona heute ein anderer als ein Jahr zuvor. 2021/2020 war eine Zeit des Schocks, der Verluste, der Improvisationen und der Hoffnungen auf einen wirksamen Impfstoff. 2022/2021 trägt Corona ein Janusgesicht.

Einerseits ist es bislang ein Jahr großer Enttäuschungen. So hat die Politik nicht oder nur ungenügend geliefert. Siehe mein seinerzeitiger Kommentar „Zur Corona Epidemie – Vor der allgemeinen Impflicht und dem dritten Lockdown“ vom 30. November. „Fake News“ und damit verbunden die radikale Infragestellung einer gemeinsamen Plattform auf der Basis menschlicher Vernunft und empirisch abgesicherter Daten war bereits 2016 Trend des Jahres. Sie sind, befeuert von populistischen Bewegungen und autoritären Regimen, zu einer weltweiten Gefährdung der Demokratien herangewachsen. Siehe der Beitrag in Open Password, „Industrielle Verbreitung von Fake News, die global Demokratien bedroht – „Infodemie“ trifft Pandemie“ vom 10. Januar. Der Verzicht der Politik, in der Corona-Politik frühzeitig und rechtzeitig klare Kante zu zeigen, dürfte die Formierung einer irrationalen Widerstandsfront aus Querdenkern, Populisten, Verschwörungstheoretikern, Rechtsradikalen und verführten Bürgern gegen alle Corona-Maßnahmen beschleunigt haben. Einmal geschaffen, wird sich diese Widerstandsfront, sollte der Kampf gegen Corona einmal gewonnen sein, einem anderen Thema zuwenden, das die Leute aufregt oder aufregen kann.

Andererseits ist 2022/2021 das Jahr, in dem die Früchte der Improvisation, der Innovation und der Experimente gereift sind und eingefahren werden. Corona hat sich als der große Beschleuniger für Maßnahmen erwiesen, die man vielleicht im Kopf gehabt oder schon zu Papier gebracht hatte, für deren Umsetzung man sonst jedoch Jahre gebraucht hätte. Im Bereich „Home Office“ wurde sogar, so Sascha Lobo auf dem OCLC-Bibliotheksleitungstag, ein Jahrzehnt übersprungen. Diese wie andere durch Corona bewirkte Entwicklungen werden sich zum großen Teil als irreversibel erweisen und bei Berufstätigen zu mehr Zeitsouveränität und zu einer besseren Vereinbarkeit von Beruf, Familie und weiterem Leben führen. Bürger, Mitarbeiter und Kunden, die sich bislang vom Strom der Digitalisierung möglichst ferngehalten hatten, begannen wie selbstverständlich weitere digitale Tools wie Live-Interaktionen über den Bildschirm zu nutzen oder sogar Ansprüche an die Perfektion digitaler Dienste zu entwickeln. Allgemein stieg die Internet-Affinität und verbesserte sich die technische Infrastruktur zu Hause, in den Büros und in den Bildungseinrichtungen (mit dem ambivalenten Ergebnis, dass die Tech-Branche, die nun wirklich einer weitergehenden Regulierung bedarf, weiter gestärkt wurde).

Die Potenziale, die die elektronischen Medien für standortabhängige, standortunabhängige, institutionenübergreifende, nationale und internationale Kommunikation, Kooperation, Kollaboration, Workflows und der Vernetzung mit vielen verfügbar gemacht hatten, wurden weitaus stärker als vor der Pandemie-Zeit genutzt. Bei vielen nahmen das Selbstbewusstsein und der Glaube zu, Herausforderungen bestehen zu können, ebenso die Bereitschaft, Unwägbarkeiten zu ertragen und Experimente einzugehen. Modelle des „hybriden Lernens“ und „hybriden Arbeitens“ wurden entwickelt und weiterentwickelt. Viele von ihnen werden in der post-pandemischen Zeit Bestand haben und ihre Einrichtungen zukunftsfester machen. Menschen, die sich durch Home Office, Lockdowns und Kontaktbeschränkungen abgehängt sahen, wurde vielleicht unzureichend geholfen, aber geholfen wurde doch. Digitalisierung und Virtualisierung erhielten einen großen Schub. Es kam zu einer Beschleunigung der Einführung neuer digitaler Dienste und anspruchsvollerer digitaler Services unter anderem auf der Basis Künstlicher Intelligenz.

Das Bewusstsein, in einer neuen Welt angekommen zu sein, und der Wille, diese willkommen zu heißen, verbreitete sich. In naher Zukunft werden elektronische Medien trotz allem sichtbar gewordenen Missbrauch wesentliche Beiträge zur Informations- und Medienkompetenz, zur Wahrnehmung von Partizipationschancen, zum Rückgriff auf Netzwerke und Schwarmintelligenz, zum Ausbau der Zivilgesellschaft und zur Funktionsfähigkeit demokratischer Systeme leisten.

Dies sind mindestens plausible Thesen, gestützt von persönlichen Gesprächen, anekdotischen Erfahrungen, Plausibilitätserwägungen und ersten Fallstudien. Sie untermauern die Sicht auf Corona als großen Beschleuniger des Zeitraums 2022/2021. Eine Fallstudie dazu wurde bereits im Fall der ZB MED publiziert („Arbeiten unter Corona-Bedingungen: Die Entdeckung des Möglichen – ZB MED in Zeiten der COVID-19-Pandemie – Wie der COVID-19 Hub entstand“, Open Password, 5. November). In weiteren Fallstudien soll gefragt werden: Wie hielten wir dagegen, als Corona über uns hereinbrach? Was gestalteten und was gestalten wir neu?

Ugur Sahin und Uzlem Töreci

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Mann des Jahres und Buch des Jahres:

Uğur Şahin und „Project Lightspeed“: Triumph der Forschung, Entwicklung und der Wahrnehmung von InfoPro-Funktionen.
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Die weiteren Wahlen von Open Password sind im engen Zusammenhang mit „Corona als großen Beschleuniger“ zu sehen. Wissenschaft, Forschung und Entwicklung einschließlich der Anwender an der Gesundheitsfront haben in Pandemie-Zeiten gut, in mehrfacher Hinsicht sehr gut gearbeitet. Die Virologen und Vertreter weiterer Disziplinen berieten die Politik mit ihren Vorschlägen zur Bekämpfung der Pandemie angemessen und kamen ihrer Informationspflicht gegenüber einer breiten Öffentlichkeit nach. Von dem skandalösen Skandalblatt Bild-Zeitung, Teilen der sozialen Medien und peripheren Medien abgesehen berichteten die Medien im Großen und Ganzen seriös, verantwortungsvoll und differenziert über den aktuellen Stand der Pandemie. Dabei gingen sie eine Vielzahl von Kooperationen mit der Wissenschaft und weiteren Experten ein. Die Bemühungen pharmazeutischer Unternehmen, einen wirksamen Impfstoff zu entwickeln, zu produzieren und zu verbreiten, lässt sich zum guten Teil als eine einzige Erfolgsgeschichte lesen.

Das gilt in besonderem Maße für BioNTech, das seine Entwicklungsarbeit bereits aufnahm, als das Virus noch weitgehend auf den Raum Wuhan in China beschränkt war und weltweit fast nirgendwo die Alarmanlagen angingen. Alle Versprechen, die der Mitgründer von BioNTech, Uğur Şahin, einer zunächst ungläubigen und an falsche Versprechen gewohnten Öffentlichkeit in den folgenden Monaten machte, sollte er halten. Als BioNTech in Kooperation mit Pfizer im Dezember 2021 als erste einen Impfstoff, Comirnaty, auf den Markt brachte, versprach dies der Wendepunkt in der Entwicklung der Pandemie zu werden. In der Tat haben BioNTech und andere Anbieter von Impfstoffen viele Infizierungen verhindert und mit Zweit- und Drittimpfungen dazu beigetragen, dass viele Corona-Erkrankungen glimpflich verliefen. Heute wären die Produzenten von Impfstoffen in der Lage, ihre Produktionskapazitäten hochzufahren und die gesamte Menschheit durchzuimpfen. Solches ist in unserem ureigensten Interesse, da sonst die Gefahr besteht, dass vor allem in Ländern mir niedrigen Impfquoten neue Corona-Varianten entstehen, die womöglich noch gefährlicher als die vorangegangenen sind. Für den März hat Şahin eine Anpassung von Comirnaty an die hochinfektiöse Corona-Variante „Omikron“ versprochen.

Şahin und seine Mitforscherin und Ehefrau Özlem Türeci sind Mitautoren des Buches „Projekt Lightspeed: Der Weg zum BioNTech-Impfstoff – und zu einer Medizin von morgen“, das ebenso spannend wie seriös einen Triumph der Forschung, Entwicklung und, nein, nicht der Information Professionals, aber doch der Wahrnehmung von InfoPro-Funktionen und dies immer wieder gegen alle Widerstände und Wahrscheinlichkeiten schildert. Während die Information Professionals in benachbarte Bereiche wie Beratung und Marktforschung expandieren, wurden InfoPro-Funktionen immer schon von Forschern und weiteren Inhabern speziellen Domänenwissens wahrgenommen und können sich die Grenzziehungen zwischen Information Professionals, Forschern, Beratern und weiteren Spezialisten von Projekt zu Projekt und auch innerhalb von Projektphasen verschieben. Es wäre an der Zeit, diesen Zusammenhängen in unseren Diskussionen größeren Raum zu geben. Zu den besonderen Leistungen von Sahin gehlören, das er Frau Türeci und die Mitarbeiter von BioNTech machen ließ, wenn diese über überlegene Kompetenzen verfügten und sich dann auf Koordinationsleistungen beschränkte.

Aus diesen Gründen ist Uğur Şahin der „Mann des Jahres“ und „Projekt Lightspeed“ von Joe Miller, Uğur Şahin und Özlem Türeci eines von zwei Büchern des Zeitraums 2022/2021.

Frances Haugen

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Frau des Jahres und Buch des Jahres:

Frances Haugen versus Facebook und Maelle Gavet zu den Tech-Konzernen.

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Als Open Password im Jahre 2010 Mark Zuckerberg von Facebook zum „Mann des Jahres“ wählte, war die öffentliche Meinung von ihm wie von den gesamten Sozialen Medien fasziniert und ihnen gegenüber positiv gestimmt. Der Sunny Boy, der bedeutende Teile der Menschheit auf seine Plattform brachte und jedem die Möglichkeit gab, mit einer Chance auf ein weltweites Echo zu kommunizieren und zu publizieren und ein physische Grenzen überschreitendes Miteinander zu praktizieren, wurde angestaunt und begrüßt. Als sich Demonstranten gegen autoritäre Regime über Soziale Medien koordinierten, schienen Facebook und Co. nicht nur die Funktionsfähigkeit von Demokratien zu verbessern, sondern auch die Verbreitung demokratischer Staatsformen zu fördern.

2020 zog Open Password eine Bilanz des Jahrzehnts 2020-2011 und fasste diese unter dem Titel „Die Entfaltung und Degeneration des Social Web“ zusammen. Facebook und andere Soziale Medien nahmen ihre positiven Funktionen nach wie vor wahr. Dies aber wurde überschattet durch den Tatbestand, dass Teile der Sozialen Medien von Querdenkern, Populisten, Verschwörungstheoretikern, Rechtsradikalen und weiteren Irrationalisten gekapert waren und von Sabotage-Bots autoritärer System zur Beeinflussung von Wahlen und zur Zersetzung des demokratischen Diskurses in westlichen Ländern missbraucht wurden. Zudem unternahmen die Sozialen Medien wenn überhaupt nur sehr wenig gegen diese Missbräuche.

2022/2021 könnten einen Wendepunkt markieren, nach dem die Tech-Branche von der Öffentlichkeit auf Dauer und aus guten Gründen fast ausschließlich kritisch gesehen wird. Frances Haugen, eine ehemalige Mitarbeiterin von Facebook, ging mit Tausenden interner Dokumente an die Öffentlichkeit, mit denen sie belegte, dass Facebook seine Algorithmen bewusst so einrichtete, dass Fake News, polarisierende Meinungen und Hass-Botschaften und so die psychische Labilität zumindest von Jugendlichen gefördert wurde. Das geschah, um Facebook-Nutzer möglichst lange auf ihrer Website zu halten und damit mehr Werbeeinnahmen zu generieren.

Mit Frances Haugen wurde zum zweiten Mal nach Edward Snowden ein Whistleblower zur „Person des Jahres“ gewählt. Mit ihrem klaren moralischen Kompass und einer klugen Kampagne, um die Wahrheit ans Licht zu bringen und sie in politisch relevanter Weise zu verbreiten, ist sie uns ein Vorbild. Wie bei Snowden müssen wir uns aber auch fragen, wie viele bei Facebook und der NSA von den dort herrschenden Unsäglichkeiten wussten, aber es nur jeweils einen Whistleblower gab.

Spätestens mit den Enthüllungen über Facebook ist die gesamte Tech-Branche und Silicon Valley in Verruf geraten. Das geschieht zu Recht, wenn sich der folgende Tatbestand verallgemeinern ließe: Auf Telegram geht derzeit täglich mindestens ein Aufruf zur Tötung vorzugsweise von Menschen ein, die eine besondere Verantwortung für den Kampf gegen Corona tragen. Das bedeutet andererseits nicht, dass die Manager, Unternehmer und Finanziers von Silicon Valley unmoralischer als die Führungskräfte anderer Branchen sind. Sie richten mit ihrem Gewinnmaximierungskalkül ohne Rücksicht auf Nebenwirkungen „lediglich“ größere gesellschaftliche Schäden an.

Maelle Gavets Buch „Niedergetrampelt von Einhörnern – Die verheerenden Nebenwirkungen von Big Tech“ ist das zweite „Buch des Jahres“ 2022/2021, weil es mit der Tech-Branche ein Thema behandelt, das wirtschaftlich und gesellschaftlich so relevant wie kaum ein anderes geworden ist, weil Gavet, obgleich eine entschiedene Kritikerin der Internet-Konzerne, nicht vergisst, dass diese nach Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, Verringerung der Armut, Lebenserwartung und Alphabetisierung eine bessere Welt schaffen könnten, weil es der Autorin als Insiderin gelingt, die weitgehende Intransparenz über die Branche in kritischen Bereichen aufzuhellen und zu einem schlüssigen Gesamtbild zu fügen und vor allem, weil sie differenzierte und praxisnahe Vorschläge zu Regulierung und zur Setzung von Anreizen in Richtung eines verantwortungsvollen Handelns macht.

Diese könnten zu einer wünschenswerten gesellschaftlichen Zähmung der Internet-Konzerne führen, ohne ihre Innovationskraft zu beeinträchtigen. Mehr dazu in Kürze in Open Password.

Lesen Sie in der kommenden Ausgabe von Open Password: Rückblick und Ausblick 2021- 2022 des internationalen Partners von Open Password, Outsell (London).

Berliner Arbeitskreis Information

Umfassende Erschließung
mit Künstlicher Intelligenz

 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

der Vorstand des BAK Information wünscht Ihnen ein schönes und gesundes Neues Jahr und lädt Sie herzlich zu unserer ersten Online-Veranstaltung 2022 ein, die sich mit folgendem Thema beschäftigt:

Umfassende Erschließung unterschiedlicher Medien mit Künstlicher Intelligenz
Ein Vortrag von Sven Giesselbach, Teamleiter Natural Language Understanding (NLU) und Lennard Bodden, Research Engineer (NLU), Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS

Durch das Web steht uns eine unermesslich große Menge an Medien in Form von Texten, Bildern, Audio und Videos zur Verfügung. Auch in Unternehmen existieren große, zum Teil analoge, Datenbestände, die heute nur in geringem Maße erschlossen werden. Künstliche Intelligenz ermöglicht die automatisierte Analyse und Informationsgewinnung aus Daten jeglicher Form. Dadurch bietet sich die Möglichkeit aus großen Datenbeständen Handlungsempfehlungen abzuleiten und datengetriebene Prozesse zu automatisieren.

In diesem Vortrag, der an den im Februar 2021 im BAK gehaltenen Vortrag „Dokumente schneller analysieren mit Künstlicher Intelligenz“ anknüpft, stellen Sven Giesselbach und Lennard Bodden Beispiele aus ausgewählten Domänen vor, in denen Künstliche Intelligenz zur Analyse von Texten, Sprache, Bildern und Videos genutzt wird. Sie geben kurze Einführungen in die Text- und Bildverarbeitung, zeigen anhand von Projektbeispielen die Umsetzung in der Praxis und wagen einen Blick in die Zukunft über aktuelle Forschungsthemen wie z.B. die automatisierte Generierung von Bildern. Beispiel: KI-Modelle des IAIS erlauben z. B. Journalisten bei der ARD, große Mengen an Videomaterial zu analysieren.

Der Vortrag findet am Donnerstag, den 20. Januar 2022 um 18:00 Uhr per Zoom statt. Die Veranstaltung ist kostenlos. Bitte melden Sie sich bis zum 19. Januar 2022 unter bak@ub.tu-berlin.de an. Die Zugangsdaten zur Zoom-Veranstaltung senden wir Ihnen einen Tag vor der Veranstaltung per Mail zu.

Wir freuen uns, Sie auf unserer Veranstaltung zu begrüßen.

Mit freundlichen Grüßen Tania Estler-Ziegler (Vorstandsvorsitzende), Berliner Arbeitskreis Information (BAK), c/o Universitätsbibliothek der TU Berlin, Fasanenstr. 88, 10623 Berlin,
http://bak-information.de/

Hassbotschaften

Hunderte Tötungsaufrufe in Telegram-Chats
allein in zwei Monaten

(NDR) In Deutschland wird seit Tagen über vermeintliche Einzelfälle von Tötungsaufrufen aus der Querdenker-Szene diskutiert. Eine Recherche von tagesschau.de in geheimen und offenen Telegram-Chatgruppen zeigt nun, dass es seit Mitte November täglich Tötungsaufrufe gibt – gegen Personen aus Politik, Wissenschaft, Medizin, Behörden und Medien.

In einer Auswertung vom 1. November bis 31. Dezember 2021 gab es in den untersuchten Chaträumen mehr als 250 Tötungsaufrufe. Dies ist jedoch nur die Spitze des Eisberges, da sich Telegram – anders als Twitter – nicht komplett durchsuchen lässt, sondern nur die Kanäle und Chats, in denen man selbst Mitglied ist. Die meisten Chatgruppen sind geheim und können nur mit einem Einladungslink betreten werden. Lediglich an drei Tagen Anfang November konnte in den untersuchten Chaträumen kein Tötungsaufruf gefunden werden, an dem nicht ein Galgen, eine Guillotine oder ein Strick für Politiker, Wissenschaftler, Ärzte, Polizisten oder Journalisten gewünscht wurde.

Verbreitet wurden die Tötungsaufrufe sowohl in geheimen als auch in offenen Chatgruppen, oftmals sogar unter dem mutmaßlich richtigen Namen. Widerspruch gab es selbst in großen Chats mit mehr als 50.000 Mitgliedern fast nie. Über Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer heißt es am 31. Dezember beispielsweise: „Kretschmer und seine Söldner [Anm. der Redaktion: Polizisten] gehören Hingerichtet [sic!] wegen Hochverrat an das Volk!!“ In einem anderen Chat fragt ein User am 21. Dezember, ob er Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) „abknallen“ dürfe. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), CDU-Chef Friedrich Merz, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der amtierende Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) werden teilweise mehrfach genannt.

Ein Telegram-Chat, in dem sich vorgebliche Soldaten und Reservisten austauschen, fällt durch häufige Tötungsaufrufe auf. Die fast zwanzig Aufrufe zur Tötung anderer Personen zeigen, dass der Ende Dezember bekannt gewordene Aufruf des Gebirgsjägers Andreas O. kein Einzelfall ist. In einem Video hatte der Soldat aus Bad Reichenhall gedroht: „Eure Leichen wird man auf Feldern verteilen.“ In der „Soldaten & Reservisten“-Gruppe auf Telegram heißt es beispielsweise am 15. November über die damalige Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU): „Die Alte gehört abgeknallt.“

Doch nicht nur Politiker werden bedroht. Auch über eine im vergangenen Jahr mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Wissenschaftsjournalistin heißt es in einer Telegram-Chatgruppe: „Wir werden auch sie eines Tages hängen […].“ In einem Beitrag, der an die Drohung angehängt wurde, hatte sich die Journalistin und Moderatorin für eine Impfpflicht ausgesprochen.

Erst am Montagabend versammelten sich in Berlin Hunderte Menschen vor dem ZDF-Hauptstadtstudio und riefen „Lügenpresse“-Parolen. Das Gebäude musste laut Darstellung eines Reporters der Zeitung „Der Tagesspiegel“ von einer Polizeikette geschützt werden. Der Hass gegenüber Medien findet sich auch auf Telegram wieder. So schreibt ein User am 5. November: „Vielleicht sollten wir wirklich die ARD und das ZDF abfackeln, um ihre Medienpropaganda Maschine kaputt zu machen.“ Ein anderer Nutzer fragt am 11. Dezember: „Warum brennen die Medien noch nicht, ich meine die Gebäuden […], wo der Dreck ausgestrahlt wird?“ Ein Artikel der Süddeutschen Zeitung wird kommentiert mit: „Macht den Propaganda Laden dem Erdboden gleich. Volksverräter an den Galgen“.

Der Politikwissenschaftler Josef Holnburger vom Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMas) hält die Mordaufrufe für gefährlich. Im Gespräch mit tagesschau.de sagt er: „Menschen mit einem verschwörungsideologischen Weltbild sind eher gewillt, Gewalt einzusetzen – das wissen wir aus der bisherigen Forschung dazu, und zwar schon seit einigen Jahren“. Widerspruch fände sich in der Szene selten, „auch weil man das Bild einer einheitlichen Bewegung vermitteln will“.

FAZ-Archiv

Bitte um Weiterleitung oder Aushang

 

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

unsere aktuelle Stellenanzeige sende ich Ihnen mit der Bitte um Weiterleitung oder Aushang (Pdf-Datei im Anhang).

Hier ist der direkte Link zu dieser Stellenanzeige:

Volontäre (m/w/d) gesucht: FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG GmbH in Frankfurt am Main (faz.net)

Und hier ist der Link zur Überblicksseite „Jobs bei der F.A.Z.“:

https://verlag.faz.net/unternehmen/jobs-bei-der-f-a-z/

Beste Grüße Klaus Makoschey, FAZ-Archiv

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