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Open Password – Mittwoch, 26. Juli 2017

# 231

Digitalagentur – Walter Claassen – Amanda Schwarm – Sachverständigenrat für Verbraucherfragen – Stiftung Warentest – Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen – Google – Medlars – Lobbyisten – Verlagsgruppe Handelsblatt – Live-Journalismus 


Debatte (1)

Digitalagentur zum Schutz
der Verbraucher

 

Standardisierte Offenlegungspflichten
für Algorithmen

Von Walter Claassen, Darmstadt (cla@cid.is)

„Heiko Maas und die Digital-Agentur: Was denkt sich der Minister?“ fragt PASSWORD am 21. Juli 2017 und verweist damit auf den Beitrag von Amanda Schwarm „Kann die Digital-Agentur eine LIS-Innovation bringen?“

Madame Schwarm schlägt in ihrem Text einen kühnen Bogen vom frühen „Bildschirmtext“ (BTX) über die verschiedenen Förderprogramme der Bundesregierung bis zu dieser „angedachten“ Digitalagentur: „Natürlich hatten die USA ihre Informationsangebote so geschickt zugeschnitten, dass es sich nicht lohnte, ein deutsches MEDLARS oder Google aufzubauen. Nun, da Europa seine Abhängigkeit im Informationsmarkt immer lauter beklagt, wünscht sich Justizminister Heiko Maas eine Digital-Agentur.“

Amandas Geschichte leidet insgesamt an einem pessimistisch-besserwisserischen Grundton und findet auch hier nicht zu einem glücklichen Ende, denn die Digitalagentur – wenn sie denn jemals kommt – wird sich unter der „Schirmherrschaft“ des Verbraucherschutzministeriums vorrangig um Verbraucherprobleme kümmern. Als „Lotsen“ zum Schutz der Verbraucher gegen „interessengeleitete Informationen“ werden dabei die Stiftung Warentest oder das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) genannt.

Meine Suche nach der Aufgabenbeschreibung dieser Digitalagentur führte zu dem Gutachten „Digitale Souveränität“ des Sachverständigenrates für Verbraucherfragen (SVRV) beim BMJ. Die <a href=“http://www.bmjv.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF/SVRV_Kurzfassung_DigitaleSouveraenitaet.pdf?__blob=publicationFile&v=2″ target=“_blank“>Kurzfassung</a> enthält in den drei Abschnitten „Technologie“, „Digitale Kompetenz“ und „Regulierung“ ingesamt 13 Handlungsempfehlungen, darunter im Abschnitten „Regulierung“ die Empfehlung 2:

 

„Der SVRV bekräftigt seine Empfehlungen, dass durch rechtliche Vorgaben sichergestellt werden muss,

(a) dass Algorithmen die Vorgaben des Verbraucherrechts, des Datenschutzrechts, des Anti-Diskriminierungsrechts und der digitalen Sicherheit berücksichtigen, sowie die zugrundeliegenden Parameter bei Algorithmen mit direktem Verbraucherkontakt transparent zu machen,

(b) dass Algorithmen durch standardisierte Offenlegungspflichten einem Kreis von Experten offengelegt werden, die per Stichprobe die rechtliche Unbedenklichkeit überprüfen. Der SVRV empfiehlt, rechtliche Standards zu entwickeln und Quellcodes dauerhaft zu hinterlegen.

Die Offenlegung von Algorithmen für einen Kreis von Experten (z. B. in der vom SVRV geforderten Digitalagentur) ist maßgeblich für die Einhaltung gesetzgeberischer Vorgaben bei der automatisierten Entscheidung durch Algorithmen. Dabei geht es insbesondere um das Verbraucherrecht, Antidiskriminierung und das Lauterkeitsrecht, aber auch um die Einhaltung datenschutzrechtlich festgeschriebener Grundsätze wie Datensparsamkeit und Zweckbindung. Für die Verbraucher selbst ist es vor allem wichtig, die den Algorithmen zugrundliegenden Parameter (wie die Variablen und ihre Gewichte) zu kennen, weil sie nur so Widerspruch einlegen können. Diese Aufgaben könnten in einer Digitalagentur gebündelt werden. Diese ist unter anderem notwendig, um dort Expertise für die Überwachung der Einhaltung gesetzgeberischer Vorgaben anzusiedeln.“

Abgesehen von dem Missverständnis mit der Digitalagentur, liebe Amanda, die Aussage „Natürlich hatten die USA ihre Informationsangebote so geschickt zugeschnitten, dass es sich nicht lohnte, ein deutsches MEDLARS oder Google aufzubauen.“ stellt jedenfalls bezüglich Google die Dinge in geradezu peinlicher Weise auf den Kopf.

Debatte (2)

Die Digitalagentur vor einer
mächtigen Schar aus Lobbyisten

Und dann auch noch Google!

Sehr geehrter Herr Claassen,

es freut mich, dass wir beide (so ich Sie richtig verstanden haben) in der Digital-Agentur eine gewisse Chance für den LIS-Bereich sehen. Dass ich aus unser gemeinsamen Erfahrung heraus noch gewisse Befürchtungen hege, werden Sie hoffentlich auch verstehen. Das hat insofern nichts mit “einem pessimistisch-besserwisserischen Grundton” zu tun. Weil es selbstverständlich ist, dass man im Nachhinein vieles besser weiß. Sonst könnte man aus der Geschichte nur schwerlich etwas lernen.

Für Ihren Hinweis auf die „Digitale Souveränität“ möchte ich herzlich danken, da man auch aus IQWiG und seiner Lotsenfunktion sicher vieles lernen kann. Denn einerseits ist das IQWiG zweifellos unverzichtbar, andererseits steht es bekanntlich einer sehr mächtigen Schar von Lobbyisten gegenüber, und das wird vermutlich bei der Digital-Agentur nicht viel einfacher sein. Die Frage, die ich mir dabei gestellt habe war, wie können die Information Professionals aus ihrer Erfahrung heraus zum Erfolg einer Digital-Agentur beitragen, und da meine ich, dass wir bei Google beispielsweise deren Ranking personenbezogen analysieren sollten, um es dann zur Kontrolle mit den Ergebnissen der Digital-Agentur zu vergleichen.

Ich habe zwar nicht verstanden, warum es Ihnen peinlich war, dass ich in diesem Zusammenhang MEDLARS oder Google (von etlichen anderen) erwähnt habe, aber es ist für mich sicher, dass Google beispielsweise mit allen Tricks verhindern wird, dass die Digital-Agentur zu viel über ihre Algorithmen erfährt, zumal sie diese täglich ändern können und müssen. Andererseits werden sie voraussichtlich behaupten, selbst nicht zu wissen, wie ihre selbstlernenden Algorithmen im Moment gewichten. Algorithmen offenlegen, und sie in ihrer Komplexität auch zu durchschauen, sind recht unterschiedliche Betrachtungsgegenstände. Joseph Weizenbaum war sogar der Meinung, dass viele Programme so komplex sind, dass schon ihre eigenen Urheber oft nicht mehr durchblicken.

MfG Amanda Schwarm

Verlagsgruppe Handelsblatt  

Mit der Übernahme von Euroforum
Stärkung des „Live-Journalismus“

 

Verlagsgruppe nennt sich
in „Handelsblatt Media Group“ um

Die Verlagsgruppe Handelsblatt erwirbt eine Mehrheitsbeteiligung von 81 Prozent an Euroforum, dem Marktführer für Konferenzen, Seminare und Jahrestagungen im deutschsprachigen Raum. Weitere 19 Prozent hält die bisherige britische Muttergesellschaft Informa plc. mit Sitz in London – der weltweit größte Anbieter in diesem Bereich. Der Gesamtunternehmenswert liegt bei rund 15 Millionen Euro, was einem Kaufpreis-Multiple von 6 entspricht.

Mit der Transaktion will die Verlagsgruppe Handelsblatt ihr drittes Standbein – neben Print und Digital ist dies der Live-Journalismus – stärken und das Streaming von journalistischen Inhalten als neues Geschäftsfeld entwickeln. Aktuell werden unter dem Dach der Verlagsgruppe Handelsblatt rund 200 Veranstaltungen mit 30.000 Teilnehmern pro Jahr durchgeführt. Dazu gehören die Jahrestagung Energiewirtschaft, der Auto-Gipfel, die CFO-Tagung, Banken im Umbruch, der Zukunftskongress Pathfinder, die verschiedenen Deutschland-Dinner, der ChangeKongress, der Deutsche Innovationspreis und das WirtschaftsWoche Gipfeltreffen der Weltmarktführer. Im Rahmen der Veranstaltungen wird Qualitätsjournalismus in Gestalt von Podiumsdiskussionen, Streitgesprächen, Debatten und Interviews live auf die Bühne gebracht. Künftig soll Live-Journalismus an der hauseigenen Georg von Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalismus als neuer Ausbildungszweig unterrichtet werden.

Das Know-how von Euroforum wird helfen, den Weg der Transformation beschleunigt weiter zu gehen. Derzeit beschäftigt Euroforum 140 Mitarbeiter. Pro Jahr führt das 1990 gegründete Unternehmen 250 Veranstaltungen in Deutschland, Österreich, der Schweiz sowie den USA und China mit mehr als 12.000 Teilnehmern durch. Thematische Schwerpunkte vor allem die Branchen Automobil, Energie, Finanzen, Industrie & IT.  Euroforum ist langjähriger Veranstaltungspartner der Verlagsgruppe Handelsblatt. Rund 40 Prozent des Euroforum-Umsatzes werden heute mit Events der Verlagsgruppe bestritten.  Gabor Steingart, Vorsitzender der Geschäftsführung und Herausgeber des Handelsblatts: „Es geht beim Live-Journalismus um die Verbindung von Information und Inspiration. Vom Denken über das Fühlen zum Handeln.“

Der Akquisition folgt ein für Januar 2018 geplanter Umzug von Handelsblatt, WirtschaftsWoche, der Corporate Publishing Tochter planet c, dem Handelsblatt Research Institute, den Handelsblatt Fachmedien, den Vermarktungstöchtern iq media, iq digital und 360 Grad, sowie der Kreativagentur Deutschen Markenarbeit in das neue, rund 22.000 Quadratmeter große Hauptquartier im Innenstadtbereich von Düsseldorf. Zeitgleich wird es zu einer Umbenennung der bisherigen Verlagsgruppe in „Handelsblatt Media Group“ kommen. Steingart: „Wir sind kein traditionelles Verlagshaus mehr, sondern eine Mediengruppe neuen Typs, digital und experimentierfreudig.“

Archiv & Touchpoint

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