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Open Password – Montag, den 15. April 2019

# 546

 

Julian Assange – Password – Wikileaks – Ecuador – Großbritannien – USA – Lenin Moreno – Mark Zuckerberg – Weltöffentlichkeit – Propaganda – Arabischer Frühling – Irak-Krieg – Edward Snowden – Wladimir Putin – Autoritäre Regime – Populismus – Fake News – Qualitätsmedien – Europäisches Urheberrecht – Hillary Clinton – Skandalisierung – Informelle Peer-Review-Kultur – Donald Trump – Medienkonsumenten – Nationalstaaten – Deutsche Börse – Refinitiv – Reuters . FXall – Elsevier – Transition to Practice – Krankenschwestern – Adis Insight – Alexa – Hintergrundberichterstattung – Repuatation institute – RepTrack – Predictive Analytics – Reputationsrisiken – Royal Philips – Medizintechnik – IT-Investitionen – Team Drive – NFIS

 

Julian Assange,
Passwords „Mann des Jahres 2010“

Der gefallene Held

Von Willi Bredemeier

Julian Assange, Gründer und langjähriger CEO der Enthüllungsplattform Wikileaks, ist nach sieben Jahren Asyl in der ecuadorianischen Botschaft in London von der britischen Polizei verhaftet worden, weil er gegen Kautionsauflagen verstoßen habe. Zuvor hatte Ecuador das seinerzeit gewährte Asyl aufgehoben, nachdem Großbritannien und die USA einen unablässigen Druck auf Ecuador ausgeübt hatten und sein neuer Präsident Lenin Moreno um eine Annäherung an die Vereinigten Staaten bemüht war. Assange wird womöglich bald an die USA ausgeliefert, wo er zumindest in konservativen und Regierungskreisen als Staatsfeind angesehen wird.

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Drei Gründe, warum Password 2010 Julian Assange zum Mann des Jahres wählte…

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Password hatte Assange seinerzeit zum „Mann des Jahres 2010“ gewählt (neben Mark Zuckerberg, der mittlerweile in der Öffentlichkeit gleichfalls zu einem „gefallenen Helden“ geworden ist), weil mit „Wikileaks“ erstmalig die Möglichkeit einer „Weltöffentlichkeit“ am Horizont erschien, die ihre Geschichten auf der Basis eines „Weltgewissens“ wählen würde. Eine solche „Weltöffentlichkeit“ wäre in der Tat erwünscht, weil wir politisch, wirtschaftlich und in Ansätzen kulturell seit längerem zu einem Planeten geworden sind, auf dem unsere Entscheidungsträger weltweite Interdependenzen zu beachten haben und sich diese Interdependenzen auf jeden von uns auswirken. Das gilt aber in einem viel geringeren Maße für unsere Nachrichtenindustrie, in der nationale Interessen und Orientierungen eine weit größere Bedeutung haben als dies wünschenswert wäre. Die Defizite dieser Industrie werden besonders nach Ausbruch kriegerischer Konflikte deutlich, wenn auch die Medien in demokratisch verfassten Ländern unversehens zu Propagandainstrumenten ihrer nationalen Regierungen mutieren (so zum Beispiel im Ersten Weltkrieg oder in den USA, als die Regierung ohne Grund einen Krieg mit dem Irak vom Zaun gebrochen hatte).

Password wählte Assange auch deshalb zum „Mann des Jahres“, weil er seinerzeit die Moral eindeutig auf seiner Seite zu haben schien – mit Veröffentlichungen über Kriegsverbrechen der US-Armee im Irak und über die Machenschaften korrupter Regierungen im Nahen und Mittleren Osten, die im „arabischen Frühling“ hätten gestürzt werden sollen. Schließlich wurde Assange der „Mann des Jahres“, weil er mit Wikileaks den investigativen Journalismus auf Weltebene zu institutionalisieren und auf Dauer zu stellen versprach, nachdem die Weltöffentlichkeit zuvor auf die Handlungen von Einzelkämpfern wie Edward Snowden (Passwords Mann des Jahres 2013) angewiesen war.

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… und drei Gründe, warum er mittlerweile ein gefallener Held ist.
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Mittlerweile hat sich allerdings das Bild von Assange als das eines „strahlenden Helden“ eingedunkelt und sollte eher von einem „gefallenen Helden“ die Rede sein, erstens, weil er den machtpolitischen Kampf gegen die Regierungen der Nationalstaaten (vor allem die der USA) verloren hat, zweitens, weil er selbst in ein moralisches Zwielicht geraten ist, und drittens, weil die Ziele, die Assange vertritt, kaum noch auf der Agenda stehen:

  • Nur für eine kurze Zeitspanne eine Vision vom Aufstieg einer „Weltöffentlichkeit“. In der kurzen Zeitspanne der Erfolge von Snowden und Assange schien es, als könne eine „Weltöffentlichkeit“ die Herrschaft nationalstaatlicher Regierungen über die Nachrichten relativieren, aber nach einer Phase der Reorientierung vor neuen Phänomenen wie „Wikileaks“ gewannen die nationalstaatlichen Regierungen ihre Herrschaft zurück. Ein Indiz dafür ist die aktuelle Verhaftung Assanges im Zusammenspiel dreier Regierungen. Snowden wird nur deshalb in seinem Moskauer Asyl belassen, weil dies ins geopolitische Kalkül des russischen Staatspräsidenten passt. Mit dem Aufstieg autoritärer Regime und populistischer Bewegungen und der Verbreitung von Fake News sogar in unseren Qualitätsmedien (sichtbar geworden zum Beispiel in der Debatte um die Europäische Urheberrechtsgesetzgebung, aber auch in der Berichterstattung über Assange, in dem immer wieder betont wurde, dass gegen ihn in Schweden wegen Vergewaltigung ermittelt wurde, ohne zu erwähnen, dass der Sex zunächst einvernehmlich war und „nur“ über seine Fortsetzung gestritten wurde) befindet sich der unabhängige Journalismus weltweit in der Defensive. Die Entstehung einer Weltöffentlichkeit erscheint fast ferner denn je.
  • Wie Assange in ein moralisches Zwielicht geriet. Assanges moralische Positionierung ist ins Zwielicht geraten, seit er die von russischen Hackern veröffentlichten E-Mails der Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton veröffentlichte und sich von der russischen Regierung, die Donald Trump im Präsidentschaftswahlkamp gegen Clinton unterstützte, instrumentalisieren ließ. Hillary Clinton hatte in ihrer E-Mail-Korrespondenz zwar Sicherheitsvorschriften verletzt, aber das, was sie geschrieben hatte, war so harmlos, dass sich niemand dafür in einem anderen Kontext interessiert hätte. Indem Wikileaks diese Korrespondenz veröffentlichte, offensichtlich ohne sie unter Gesichtspunkten der Moral und Relevanz geprüft zu haben, wirkte sie an einer „Skandalisierung“ mit und blieb weit hinter den ethischen Standards unserer Qualitätsmedien zurück – mit der Folge, dass jemand zum US-Präsidenten gewählt wurde, der es aus der Sicht einer „Weltöffentlichkeit“ nie hätte werden dürfen.
  • Die „informelle Peer-Review-Kultur“ der Qualitätsmedien funktioniert nur zum Teil. Mittlerweile stehen unsere Medien vor ganz anderen und drängenderen Problemen, als dass man von einer „Weltöffentlichkeit“ träumen kann. Es ist allen voran Donald Trump, der uns auch im Zusammenhang mit Hillary Clinton und Julian Assange darauf aufmerksam gemacht hat, dass Qualitätsmedien anders funktionieren, als dies bislang angenommen wurde. So lehrt uns Trump, dass man mit jeder falschen Aussage durchkommen und jeden Shitstorm überleben kann, wenn man eine Aussage dauernd wiederholt oder das Thema über neue Provokationen wechselt oder sich auf das Kurzzeitgedächtnis der Rezipienten verlässt (zu Assange zunächst: „Todesstrafe!“ – dann „Wikileaks eine wunderbare Einrichtung“ – jetzt: „Interessiert mich alles nicht“). Zuvor hatte im Qualitätsjournalismus eine mit gutem Gewissen betriebene „informelle Peer-Review-Kultur“ geherrscht: Ein Beitrag war dann in Ordnung, wenn er von den Kollegen voraussichtlich akzeptiert würde und vielleicht von einem von ihnen vor der Publizierung gegengelesen worden war. Wie sich aber nicht nur bei Trump gezeigt hat, zieht ein beträchtlicher Teil der Medienkonsumenten ganz andere Schlussfolgerungen aus einer Berichterstattung als von den Autoren beabsichtigt und basieren die Beziehungen zwischen Journalisten und vielen Lesern auf einem „fortlaufenden Missverständnis“. Hier Konsequenzen zu ziehen, wäre geboten, auch wenn eine Debatte darüber noch nicht begonnen hat.

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Die Pressefreiheit als Kollateralschaden der Verfolgung Assanges durch die Regierungen dreier Nationalstaaten?
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Edward Snowden kommentierte die Verhaftung Assanges über Twitter so: „Bilder des ecuadorianischen Botschafters, der die britische Geheimpolizei in die Botschaft einlädt, um einen Herausgeber vom preisgekrönten Journalismus aus dem Gebäude zu schleppen, werden in die Geschichtsbücher eingehen. Assanges Kritiker mögen jubeln, aber dies ist ein dunkler Augenblick für die Pressefreiheit.”

In der Tat droht die Pressefreiheit durch die Verfolgung Assanges durch die Regierungen dreier Nationalstaaten zu einem Kollateralschaden zu werden, auch wenn die US-Regierung diesen Anschein zu vermeiden sucht, indem sie Assange nicht wegen seiner Veröffentlichungen, sondern wegen einer technischen Hilfe für einen Informanten beim Hacking zu belangen sucht. Sie dürfte davon ausgehen, dass sich die meisten Medienkonsumenten für diese rechtlichen Feinheiten gar nicht interessieren..

Provider´s Corner

 

Deutsche Börse in Verhandlungen mit Refinitiv um Milliardengeschäft

German stock exchange operator Deutsche Boerse AG said that it is in “concrete negotiations” with data provider Refinitiv about the potential acquisition of certain foreign exchange business units. The statement came after Reuters reported that Deutsche Boerse was in talks to buy FXall, a foreign exchange electronic trading platform owned by Refinitiv, for about $3.5 billion, citing people familiar with the matter.

Übergang der Krankenschwestern von der Ausbildung in die Praxis. Elsevier announced the addition of the Transition to Practice platform to its complete nursing education offerings, spanning the nursing career continuum – from the critical transition of a newly graduated nurse from academia to practice through orientation and career advancement. Transition to Practice is built to complement a healthcare organization’s residency or orientation program or to be a standalone transitional program.

Welche Medikamente wurden patentiert, und wo läuft der Patentschutz aus? Newly available patent information supports researchers in their strategic decision-making in drug discovery. A new module focusing on patents has been added to the drug pipeline tool AdisInsight. The module allows users to find out which drugs have been patented and when regulatory protection may expire.

Alexa kennt sich jetzt auch in Hintergrundberichten aus. One of the top use cases for Amazon Alexa is its ability to quickly summarize the day’s headlines via its customizable “Flash Briefing” skill. Now, Amazon is rolling out a new feature that will allow Alexa device owners to get more in-depth news from their preferred news provider, with this week’s launch of “long-form news.” Currently, the new feature works with news from Bloomberg, CNBC, CNN, Fox News, Newsy and NPR, Amazon says.

Reputation Institute mit Predictive Analysis für Reputationsrisiken und Chancen. Reputation Institute introduced Media RepTrak, the only reputation analytics platform to use predictive analysis to identify and measure reputation risks and opportunities from digital conversations. Reputation Institute’s Media RepTrak, powered by machine learning and AI, recognizes the most significant digital conversations from media outlets, blogs, and social media about a company and uses predictive analytics to assess the impact of these conversations on corporate reputation.

Royal Philips schließt Umstellung auf Medizintechnik ab.  Royal Philips announced that following the completion of its portfolio transformation to health technology, the company has re-aligned its Lives Improved target with the time horizon of the United Nations 2030 Sustainable Development Agenda. As of this year, Philips will no longer include the contribution of Signify (formerly Philips Lighting) in its Lives Improved methodology.

Hohes Investitionspotenzial für IT-Sicherheit. 54% der deutschen Unternehmen wollen ihre Ausgaben für IT-Sicherheit bis 2030 verdoppeln. Weitere 14 Prozent erwarten einen Anstieg um ein Drittel, zusätzliche 12 Prozent um die Hälfte. Mehr als drei Viertel der Firmen gehen von einem hohen Investitionspotenzial für IT-Sicherheit aus. Das geht aus der „IT-Sicherheitsstudie 2019“ von TeamDrive und der Nationalen Initiative für Informations- und Internetsicherheit (NIFIS) hervor.

Quellen: Outsell, Team Drive

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