Experten und Interviewpartner mit Hilfe von Literaturdatenbanken aufspüren

Journalisten stehen immer wieder vor der Herausforderung einen Experten für ein Interview oder Statement zu einem aktuellen Sachverhalt zu ermitteln. Sei es ein Erdbeben, ein Unglück oder Wirtschaftszusammenhänge. Der passende Fachmann wertet Artikel und Beiträge auf und gehört in eine Berichterstattung. Für das Auffinden eines Ansprechpartners können dabei Literaturdatenbanken in Bibliotheken wertvolle Hilfe leisten.

Bei der Recherche nach einem Experten geht es primär darum einen wirklichen Fachmann mit einer ausgewiesenen Reputation zu ermitteln.
Dabei ist ein Top-Ranking in einer Suchmaschine noch lange kein Qualitätskriterium und wird einen Chefredakteur wohl kaum überzeugen, das genau diese bestimmte Person für ein Interview ausgewählt wurde. Die gute Rangfolge in den Suchmaschinen mag die „Quick & Dirty“ Recherche wohl erleichtern, ein Messwert für einen Expertenstatus stellt dies jedoch nicht dar.

Für die Bildung eines Fachmann/Frau oder Expertenstatus bedarf es etwas mehr. Hierzu gehört das Publizieren und Refererien in Fachgremien und jeweiligen Events (Kongresse, Weiterbildung u.a.). Die Recherche nach Fachpublikationen ist dabei mittels Literaturdatenbanken schnell und einfach online möglich.

Fachveröffentlichungen als Qualitäts- und Reputations-Kriterium
Eine Fachveröffentlichung bedeutet für den Autoren viel Arbeit und vor allem profunde Kenntnis der Materie. Wird das Werk bei einem namhaften Verlag veröffentlicht, so durchläuft der Autor im Vorfeld in gewisser Weise ein Auswahlverfahren. Das Lektorat schaut sich Autor und Thema genauer an, bevor man sich für eine Veröffentlichung entscheidet.

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Mal eben ein Buch schreiben – kaum möglich bei einem Verlag – das Lektorat und die Autorenauswahl als Qualitätskriterium

Für die Recherche nach Literatur eignen sich Bibliothekskataloge sehr gut. Die Datenbanken zur Literaturrecherche sind über die jeweilige Webpräsenz der Hochschulen (Fachhochschulen, Universitäten) kostenfrei nutzbar.

Bibliothekskataloge (OPAC) als Expertenpool
Die Recherche in verschiedenen Bibliothekskatalogen ist recht einfach. Die Suchmasken sind zumeist so gehalten, dass jeder Anwender mittels Schlagwörtern nach Literaturstellen recherchieren kann. In der Regel bietet der OPAC (Online Public Access Catalogue) dabei als Ergebnis alle Daten, die man für die weitere Ermittlung eines Experten benötigt. Die Bibliographie der Literaturstelle enthält den vollständigen Namen, Erscheinungsdaten und Angaben zum Verlag.

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Das Ergebnis einer Recherche zum Thema „Reiserecht“ im Karlsruher Virtuellen Katalog

Einfache Google-Recherche für Kontaktdaten und PreView
Mit den Ergebnisse der Literaturrecherche kann nun mittels einfacher Suchmaschinen-Recherche nach dem Experten zur Kontaktaufnahme recherchiert werden. Bei sehr allgemeinen Namen (Beispiel: Hans Meier) wird die Suche mit den Fachbegriffen oder dem Buchtitel kombiniert.

Um möglichst scharf zu recherchieren setzen Sie die Phrasen-/Zitatsuche der jeweiligen Suchmaschine (Bing, Google, Yahoo u.a.) ein. Viele Autoren, auch Akademiker an Hochschulen verfügen über in der Regel über eine eigene Internet-Präsenz. Meist ist neben den Kontaktdaten ein Bild der Person enthalten. Für Journalisten aus dem Segment Fernsehen können Bilddaten hilfeich sein, um sich im Vorfeld ein wirkliches „Bild“ der Person machen zu können.

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Die Recherche in der YouTube Suche zur Medienfähigkeit von Experten

Für Radio- oder Fernsehjournalisten empfiehlt sich ebenfalls ein Check über die YouTube-Suche. Viele Autoren, gerade sehr populärer Sachthemen sind meist mit einem Video im Netz vertreten. Hier kann man Experten in Interviews oder Vorträgen erleben. Der Kontaktaufnahme per E-Mail oder direkt per Telefon steht nun nichts mehr im Wege.

Recherche Abseits des Suchmaschinen-Mainstreams
Der Einsatz von Literaturdatenbanken fokussiert Fragestellungen sehr genau. Die Ergebnisse liefern keinen Datenmüll und exakt die Daten die gesucht wurde: Namen. Mit dieser Recherchestrategie wird bewußt ein anderer Weg beschritten, als diesen eine Vielzahl von Anwendern wählen. Zudem haben Sie die Recherche selbst in der Hand. Sie bestimmen selbst, wo und was Sie recherchieren. Dies im Gegensatz zu Expertendatenbanken, die unter Umständen bewußt Personen in den Vordergrund rücken oder diese sich bei kommerziellen Diensten gegen Entgeld platzieren können.

Kennen Sie neben dem journalistischen Ansatz weitere Praxisfälle bei denen Experten oder Fachleute benötigt werden? Mir fallen persönlich noch die Vorfälle: „Such nach Referenten für einen Vortrag“ und „Autor für einen Fachbeitrag“ ein. Ich freue mich über Ihre Kommentare und Hinweise.

 

Quellen für die Recherche nach Fachveröffentlichungen

Bibliothekskataloge in Deutschland (hbz-Werkzeugkasten)
Karlsruher Virtueller Katalog
Genios (Wirtschaftswissenschaften, Betriebswirtschaft u.a. Fachzeitschriften)
WTI Frankfurt (Technische Fachliteratur)

Praxishinweis:
In Seminaren und Workshops von jounalistischen Akademien (Kölner Journalistenschule, RTL-Journalistenschule) übe ich mit dem Teilnehmern diese Form der Recherchen zu verschiedensten Sachverhalten (Erdbeben, Krankheiten, Recht u.a. Themen).

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